
Es gibt keine Vergangenheit, keine Zukunft, alles verläuft in einer ewigen Gegenwart.
James Joyce
Masterchen ist allersehrst mit seinem Film beschäftigt. Unwirsch winkt er ab, als wir beiden Buchfeen ihn erinnerten, dass doch übermorgen am 16.06. der Bloomsday von allen Joyce-Fans gefeiert wird.
„Darüber schreibt doch eh jeder Feuilleton-Schreiberling der großen Zeitungen …“ Masterchen murmelte es und weg war er. So nehmen wir das in die Hand – selbst ist die Fee!
Wisst ihr, dass James Joyce wie Masterchen Nordistik studiert hat, allerdings spezialisierte sich Joyce auf die dänische und norwegische Literatur (er liebte Ibsen), Masterchen hatte es mehr mit Island und Schweden.
Hand aufs Herz, habt ihr den „Ulysses“ gelesen? Diesen dicken Wälzer, der, wie wir in der Feenschule lernten, am 16.6.1904 spielt, eben besagten Bloomsday, da Leopold Blooms Leben in Dublin an diesem Tag (für unseren Geschmack zu ausführlich) geschildert wird. Mit diesen Schilderungen, meinte unsere Lehrerin, habe Joyce die Technik des inneren Monologs begründet.
„Na, das sich hat der Joyce doch vom Hamsun abgeschaut“, sagte Masterchen beim Frühstück. „Okay, okay, dieser italienisierte Ire hat die Technik, Gedanken darzustellen, weiterentwickelt und konsequenter als Hamsun eingesetzt. Klar, der Zeitgeist, er schrieb ‚Ulysses‘, als Freud emsig das Unbewusste salonfähig machte – wie Schnitzler, dessen ‚Traumnovelle‘ übrigens immer noch amüsant und aufregend zu lesen ist. “
Aber dieser „stream of consciousness“ wie der innere Monolog auch genannt wird, macht einen Roman nicht gerade lesbar. Da werden wir Leser mit all diesen Gedanken, die den Figuren durch den Kopf gehen, bombardiert. Uns ist das zu subjektiv, um uns Vergnügen zu bereiten. Joyce wollte es schaffen, dass sich seine Leser vollständig mit den Protagonisten identifizieren, wodurch die Illusion entsteht, der Autor sei verschwunden. Was uns daran nicht gefällt, sind die teilweise sehr fragmentierten Sätze oder dass sich gar innerhalb eines Satzes die Aussage ändert und mit der zeitlichen Linearität hapert es auch. Wir Buchfeen haben schon erkannt, dass ihr Menschen chaotisch denkt. Wobei wir, wir geben es zu, mit roten Bäckchen die obzönen Stellen lasen, ja, ihr wisst schon, die berühmt-berüchtigten aus Mollys (Blooms Frau) Monolog im letzten Kapitel des „Ulysses“, der seitenlang ohne Satzzeichen dahinsprudelt – eben Assoziationsketten, wie sie Freud verfolgte.
Masterchen liebt jedoch den „Ulysses“, wie Bert Brecht lachte er beim Lesen. Kürzlich meinte er zum Nachtisch: „Seinen Status als Klassiker verdirbt den Genuss dieses Romans. Aber diese Sprachgewalt!“ Masterchens Augen beginnen zu blitzen, „Dieses Spiel mit der Sprache von stümperhaft stabreimend wie der störrische Wagner“, Masterchen zitiert: „Wellenweiß umwundene Worte, schimmernd auf blasser Flut.“ Kunstpause, dann fährt er in seinem Satz fort: „bis hin zu alkoholumnebeltem Lallen kühner Assoziationen, bizarren und zugleich treffenden Metaphern und Vergleichen – wie findet ihr das: ‚Meine eigene Kindheit krümmt sich da neben mir‚? – und dieser Cocktail aus Umgangssprache und höchster Poesie…“
Ja, ja, hier mussten wir seine Schwärmereien unterbrechen. Eh er verstummte, riet er uns uns noch:“Schlagt doch mal irgendeine Seite des ‚Ulysses‘ auf und lest. Die Joyce’sche Sprache wird auch euch sofort packen. Ich wette, a penny for a dime.“
Unsere Lehrerin sagte, dass die Assoziationen des intellektuellen Vatersuchers Stephen Daedelus (der auch in „The Portrait Of The Artist As Young Man“ auftritt), eine weitere Hauptperson des „Ulysees“, viele Anspielungen auf das Leben von Joyce beinhalten, denen ein Heer von Anglisten nachging. Joyce meinte über seinen Roman: „Ich habe so viele Rätsel und Geheimnisse hineingesteckt, dass es die Professoren Jahrhunderte lang in Streit darüber halten wird, was ich wohl gemeint habe, und nur so sichert man sich seine Unsterblichkeit.“
Bis ins fast völlig Unleserliche trieb der amerikanische Autor Willam Gaddis die Joyce`sche Technik in „Die Fälschung der Welt“, ebenfalls ein dicker Wälzer, den wir Feen nur unter Gefahr des Flügelbruchs heben können und der uns beim ersten Lesen keinerlei Kontinuität von Zeit zu beinhalten schien und in dem es dazu noch keine klassischen Hauptpersonen gibt. Man muss sich mit Buchfeen-Disziplin durcharbeiten und dennoch gibt es in Anlehnung an den Bloomsday auch einen Gaddis Day, der am 16.12.1999 erstmalig von Kölner Literaten begangen wurde. Allerdings, aber nur unter uns, Masterchen hat sich in „Die Fälschung der Welt“ sehr viel angestrichen, wir waren verblüfft.
Dann feiert gebührend den Bloomsday.
Eure Buchfeen Siri und Selma 🙂 🙂
Ein Zusatz von Masterchen:
In Deutsch sollte man beim „Ulysses“ unbedingt darauf achten, die hervorragende Übersetzung zu lesen, an der Hans Wollenschläger sechs Jahre arbeitete. Und noch etwas, Brecht empfand sich selbst als „Kompromissler“ in seiner Freude am „Ulysses“, der dem Leser zum Gegenteil seines Theater-Credos „Glotzt nicht so romantisch“ zwingt.
Das war aber eine komische Lehrerin, die gesagt, hat der gute Joyce habe die Technik des inneren Monologs begründet. Vielleicht eine Engländerin, denn die können bekanntlich aus Prinzip kein Deutsch und kein Französisch. Auf Deutsch hat schon 1900 A. Schnitzler seinen „Leutnant Gustl“ geschrieben, von vorne bis hinten im inneren Monolog geschrieben. Und Proust? Na, der hat ab 1913 sein vielbändiges Hauptwerk geschrieben, weite Passage davon im inneren Monolog. —-
Beide Werke habe gegenüber Joyce einen Vorteil: Sie sind lesbar und erzählen eine interessante Geschichte. Oder gibt es irgend jemanden, der sich wirklich für das interessiert, was dem inneren Monologisierer im Ulysses da widerfährt? Gut, eigentlich darf ich nicht mitreden, denn über die Seite 100 bin ich nie hinaus gekommen…..
Lieber Mätes, egal wer nun als erster den inneren Monolog und die erlebte Rede im Roman ausprobierte, für mich ist es der Hamsun, muss ich dir widersprechen. Proust in seiner ständigen Suche nach der verlorenen Zeit und der „Leutnant Gustl“ haben eine Geschichte. Das ist fein für den Leser, den es um den Inhalt geht. Bei Joyce finde ich den Inhalt unerheblich. Du musst dich als Leser auf das WIE, auf das Spiel mit der Sprache einlassen und dann wird Joyce genial, witzig und voller verrückter Einfälle, die ich sehr genieße. Was dem nneren Monologisierer im „Ulysses“ geschieht, ist unerheblich, aber spannend ist die kreative Welt seines Vorbewussten.
Schnitzler war wie Joyce Freud-Kenner, aber wie bei Proust bleiben seine Geschichten doch eher konventionell, obwohl ich die Proust`sche laszive Dekadenz sehr genieße. Joyce geht`s nicht um die Story, sondern ganz postmodern um ein Spiel und eine Reflektion seines künstlerischen Mediums, nämlich der Sprache. Diese wird weniger gebraucht, um ein Abbild der Wirklichkeit zu illusionieren, sondern um sich selbst zu reflektieren. Deswegen empfehle ich, den „Ulysses“ irgendwo aufzuschlagen und loszulesen. Du musst ja keinen Plot verstehen, sondern dich auf die Sprachspielerein einlassen, die jedoch keineswegs so absurd sind wie jene, die wir von den Dadaisten kennen.
Da ich im Herbst mit Dina nach Dublin fahre, nahm ich den Joyce noch mal zur Hand und las stets schmunzelnd, allerdings warne ich jeden vor „Finnegan`s Wake“, das sind mir dann auch zu viel chaotische Assoziationsreihen.
Liebe Grüße nach Kerpen vom sonnigen Cley
Klausbernd – Joyce-Fan 🙂
Es ist wahrlich ein Genuss Euch 3 zu lesen, den Joyce, Maetes und Du. Ich bin am Flughafen und habe „Ulysses“ als Film mit im Gepaeck, ich bin gespannt, das Werk galt als unverfilmbar. Bis gleich! Dina
Auch ich habe diese Bemerkungen und Antworten total genossen. Wer weiss, ob ich mich da eines Tages heranwage und einfach hineinschaue in diese Sprachgewalt. Ich wünsche auch tolle Ferien. Cari saluti Martina
Der hat 6 Jahre gebraucht um das Buch zu übersetzen?!
Ibsen kenne ich, „Gespenster“, voll cool!!!!!!!!!!!
Joyce werde ich mal ausprobieren, vielleicht verstehe ich ihn ja!
Gefeiert wird hier ja wirklich all day long!
Wir tanzen und versuchen Muster zu entlarven, sehr spannend!
Danke lieber Klausbernd für die Inspiration, Information und danke, Gomez…..
Liebe Pia, dein Stil mit den drei Pünktchen am Ende eines Satzfragments … ja, der steht doch dem von Joyce im „Ulysses“ nicht so fern 😉 Auch wie du von Satz zu Satz bisweilen die Themen wechselt – das alles macht Joyce ebenso – also: Du bist die ideale Leserin, die sich im „Ulysses“ wiederfinden kann – und dann Mollys innerer Monolog, die ist freilich anders als du, wird dir aber sicher gefallen, wenn bei dieser Damen immer wieder die Hemmungslosigkeit durchbricht – jene der Gedanken, aber das hat schon genügt, dass die Zensur dem „Ulysses“ arg zusetzte. Also viel Spaß beim Lesen
Klausbernd
Lieber Klausbernd, ich bin ja nicht von Dummbach!
Das habe ich mir doch gleich gedacht, dass mein Stil in Wirklichkeit großer Literatur nah ist………………………………………………………………………………………………………………………
Danke, sorry, mein Ego ist sehr aktiv, es ist sooooooo schwer manche Leute zum Improvisieren zu bringen!
Wollen alle vor sich selbst wegtanzen, tsts!!
Ich freue mich schon sehr auf meine Leseferien!
…wenn wir uns da aber bloß mal nicht alle täuschen, denn vielleicht ist diese ganze Gedankenspringerei auch nur der Zeitmangel verknüpft mit meinem Motto: Humor ist wenn man trotzdem lacht!
Auf jedenfall amüsiere ich mich königlich und bin unendlich danbar für die wunderbaren Anregungen!
Viele liebe Grüße von Pia aus Doofbach
Doofbach hat doch Spinnbach und Kreativbach eingemeidet. Don`t worry – be happy und jetzt drei Pünktchen und ein Anton … 🙂
… na, ich sehe, da kommst Du dem Joyce schon recht nahe, sozusagen als Anton Punkt Kreativus …..
O, danke, kann ein bissel Trost gebrauchen, heute war ich aber gut!
Erfolgreich Menschen dazu gebracht, Ihre Gefühle mal rauszutanzen, Wochenende…lesen!!
Dinalein, wie ist er denn der Film?
Also,habe dann noch mal die Biographie von Herrn Joyce gelesen, macht auch nicht gerade Hoffnung auf ein „normales“ Leben, aber was soll`s, alles für die Kunst!!
Liebe Pia, wir haben gestern den Film gesehen. Bemerkenswert und sehenswert, ein schwarz-weiß Film der sich genau an den Textvorgaben in „Ulysses“ hält und die sexuelle Entwicklung des Mannes schildert.
Wir haben zum Frühstück uns mit den Buchfeen über das Epos unterhalten.
Ich habe Fragen über Fragen gehabt, hier 2 davon:
1.Warum heißt das Werk „Ulysses“?
2. Kann man „Ulysses“ lesen und verstehen ohne „Odyssee“ von Homer zu kennen? Dabei meine ich, wirklich gut kennen, in und auswendig.
Noch ein Filmtipp zu Joyce; „Nora“.
Liebe Grüße
Dina & Co
Liebe Dina, ein bissel nedisch bin ich, dass Du mit den Buchfeen frühstücken kannst und Deine Fragen zumindest zum größten Teil eine Antwort erhalten können.
Deine Fragen führen auch mich heute so durch meine inneren Welten und sehr oft zu meinem Erstaunen durch meine bisherigen Arbeiten…….puhh, da muss ich
fleißig meine Atemübungen machen….
Habe heute nur Nüsse und Rosinen gegessen für die Nerven!
Ich danke Dir!
Ja und Ihr Feen, warum heißt es Ulysses, muss man/frau sich denn hier wirklich alles selbst erarbeiten…???!!
..jaja so ist das, gell, woll, well: Holzhacken und Wasserholen vor und nach der Erleuchtung!
Habe zum Glück die Riesenpackung Studentenfutter gekauft…oder soll ich heute doch mal zu Guiness greifen, oder Wodkalemon? Nein! Habe Familie!
Der Roman heißt „Ulysses“, da er wie die „Odyssee“ aufgebaut ist: Wie Oysseus irrfährt Leopold Bloom durch Dublin und erlebt sexuelle Erregungungen wie Odysseus, der Circe, Nausikaa und andere Frauen trifft, um am Schluss zu seiner Frau Penelope = Molly zurückzukehren. Eine Ebene unter vielen ist sowohl bei der „Odyssee“ als auch beim „Ulysses“ die Entwicklung des Mannes – einmal des listenreichen Odysseus und diesen ironisierend zum anderen des Kleinbürgers Leopold Bloom. Aber zu deiner zweiten Frage: Man muss die „Oyssee“ nicht kennen, um den „Ulysses“ zu genießen oder halbwegs verstehen zu können.
Liebe Dina, du spielst ja hier auf eine Geschichte meiner Schulzeit an. Ich war ein eher aufsässiger Schüler und die Strafen unseres Deutsch- und Klassenlehrers bestanden darin, große Teile der Odyssee-Übersetzung zum anderen Tag auswendig lernen zu müssen (das wurde dann abgefragt). Mich traf`s oft, so fühle ich mich in der „Odysse“ noch heute so zu Hause, dass ich mein Boot „Circe“ nannte und da wir bei dieser faszinierenden Zauberin gerade sind, die Anspielung auf Circe, jene Frau, die die Männer in Schweine verwandelt, wird in der Puff-Szene im Buch und Film anschaulich mit den grunzenden Männern gebracht. Aber auch wem nicht geläufig ist, dass Circe immer „läufig“ ist, wird sich an der Puff-Szene des „Ulysses“ erfreuen können. Jeder Mann wird sich in den Assoziationen Blooms wiedererkennen, wie dann am Schluss sich die Frauen wohl in den lasziven sexuellen Assoziationen Molly Blooms erkennen können – übrigens, hier eine List von Joyce: aus der tugendhaften Penelope wird die untreue Molly Bloom – that`s modern times, isn`t it?!
Drehen wir doch joyceschisch die Sache herum, denn dies ist nicht dumm: kann man heute noch die „Odyssee“ genießen, ohne den „Ulysses“ zu kennen? Wer den „Ulysses“ las, wird die „Odysee“ with a big smile on his face lesen. Und eine für mich hervorstechende Parallele zwischen Joyce und Homer: beide faszinieren durch ihre Sprachgewalt, das fiel mir heute morgen im Bett ein, als die rosigen Finger Auroras mein Auge erweckend berührten.
Allet klar?
Klausbernd the sailor
Klausbernd the mailer
Klausbernd macht Fehler
🙂
.
Ja, da stimme ich zu, „Ulysses“ macht sehr neugierig auf Homer’s „Odyssee“.
Hast du nicht gesagt, erst wenn man die Klassik versteht, kann man die Modernen verstehen?
P.S. Noch ein Filmtipp von mir, ich liebe die amerikanischen Cohenbrothers, (wer mag nicht *“The King of Nothing“ mit dem brillianten J. Bridges?) – die amerikanische Variante ist eine Mississippi-Odyssee; „O Brother, where Art thou“.
Liebe Grüße
Dina
*The Big Lebowski
…“als die rosigen Finger Auroras mein Auge erweckend berührten.“
Ob der Joyce auch so schön zu lesen ist? 🙂
Guten Morgen!
Habe nun auch die Kurzbeschreibung bei Wikipedia gelesen, schocking!…
Es gibt einige Tanzstücke, die mich nachhaltig beeindruckt haben, so z.B. Neumeiers Odysseus!
Wie die Tänzer im Ballettsaal trainieren und sich plötzlich die Ballettstangen aus den Angeln heben lassen und zu großen Rudern werden.
Alle gemeinsam rudern dann zu neuen Welten, das ist so atemberaubend!
2007 habe ich das hier mal „nachgetanzt“ mit meinen Mädels, nur ließen sich die Ballettstangen noch aufwickeln zu großen blauen Fahnen mit silbernen Sternen und wurden so zu Flügen ins Elfenland…not bad…
Schönes Wochenende allen!!
Na, da bin ich mir sicher, bei Joyce hätte sich zumindest in Blooms Kopf die Ballettstange in etwas viel Feineres verwandelt …
Na, und deine Mädchen … da stell ich mir kleine Nausikaas vor, die den Helden schmerzlich begehren …
oh dear, ich hab zu viel Joyce die letzten Tage gelesen
Joyce schult den psychologischen Blick, jenen auf das ewig pulsiende Begehren, auf die Freude, die Freud erkannte, an die jener sich aber selten erfreute. Und du lasest sicher auch, dass Joyce seine ihn erotisierenden Bestrafungen verwehrt wurden, und ihm deswegen jene Fantasien nicht fremd waren.
Naja, die klassische Mississippi-Odyssee erleben schon Tom Sawyer und Huckleberry Finn in Mark Twains Roman. Tom und Huck verschreiben sich dem Piratenleben, werden Schatzsucher und sind clever freche Jungen, die jeder Konvention abhold sind. Wie bei Joyce erging`s auch Twain, obwohl sein Buch ein Welterfolg wurde, kam es zunächst auf den Index. – Übrigens Tipp eines Buchwurms: Auf dem Index fand man seit eh die spannendsten Bücher.
Beim Film finde ich den auf freie Assoziationen beruhenden anarchisch Witz der Marx-Brother dem Stil von Joyce vergleichbar.
Das finde ich alles sehr interessant, ich werde „Ulysses“ zum Feier des Tages aufschlagen und einen Ausflug mit Leopold Bloom in Dublin machen.
Eine Antwort auf Dinas Frage vermisse ich. Muss man die Klassik verstanden haben um die Modernen von heute zu verstehen? Ich denke gerade darüber nach.
Schönes Wochenende
aus Schweden
Buchdame
Der Index ist spannend, ohne Frage! Welche Bücher auf den Index finden die Buchfeen und den Master besonders empfehlenswert?
Dear Booklady,
huch, ich fühle mich erwischt, die Frage verdrängt zu haben. Gut, da es dir und Dina am Herzen liegt, hier meine Antwort:
Die Frage wirft sogleich die Frage auf, was ist denn „Verstehen“? Als kulturkonservativer Deutscher würde ich mit Hegel argumentieren, dass Verstehen eine historische Dimension besitzt oder wie Hegel es ausdrückt, es ist das Erkennen des dialektischen Wirkens des Weltgeistes in der Geschichte. Kurzum: ich empfinde Verstehen als eine historische Einordnung, d.h. ich lese z.B. den „Ulysses“ literaturhistorisch. Für diese Lesart, die zu Zeiten von Joyce und Proust die geläufige war, ist die Kenntnis der Vorgänger notwendig. Wenn Mätes in Bezug auf Joyce weiter oben über Schnitzler und Proust spricht, ich Hamsun erwähne und Joyce selbst sich als Ibsen-Fan bezeichnete, so ist das von einem Literaturverständnis geprägt, das auf Entwicklungen beruht, ja, das die Frage stellt, wie kam denn der Joyce zur Architektur seines Romans, wie kam er zu diesem „stream of consciousness“?
Okay, das ist die „gebildete“ Variante des Verstehens, aber gleichberechtigt daneben gibt es eine „naive“ Varante des Verstehens. Ist nicht die Freude an den Sprachspielereien, an den aberwitzigen Vergleichen, am Lachen über den Text und die Erregtheit bei den sexuellen Stellen auch ein Verstehen? Für diese Art des Verstehens ist die Klassik unerheblich.
Dennoch ein Nachsatz: In unserem Kulturbereich ist dem Erbe der Klassik gar nicht zu entkommen, auch wenn es einem unbewusst ist, trifft man z.B. bei Film und Werbung ständig auf die Anlehnung an die Klassik.
Konkret zum „Ulysses“: Wer Homers „Odyssee“ kennt, wird wahrscheinlich mehr Freude beim Lesen empfinden.
Liebe Grüße aus dem gerade stürmischen Cley
Klausbernd 🙂
Achtung alle anschnallen: Ich nix verstehen!
Doch! Schweine und heilige Kühe wird schwierig!
Daß Lesen sey wie ein Lamp im finstern leuchtend hell und klar!
..gleich bleibt mir ne Nuss im Hals stecken, wo sind die Goldbärchen?!
dunkle schokokolade soll gegen alzheimer schützen, habt ihr das gewusst?
Ach danke für so viel Futter!
Auch spannend: Morgen wird in Griechenland und Ägypten gewählt.
Gerade in den Nachrichten: Wenn die Akropolis morgen kippt, könnte das für Europa in der Katastrophe enden.
Na schaun wir mal.
Nächste Meldung: Cyberabwehr. Attacken aus dem Netz. Würmer, Viren und Trojaner.
Und noch eine Meldung aus Oslo: Demokratie fördert die Bewahrung der Menschenrechte.
Und weiter: Japan hat wieder Atomkraftwerke ans Netz gelassen.
Letzte Meldung: China hat aus der Wüste Gobi die erste Frau ins All geschossen.
Wie krank ist das alles, da brauchts keinen Humor, das ist alles komisch…
Na, die Akropolis wird mit Sicherheit weniger wackeln als unser Geld, falls wir nicht Britische Pfunde haben, die Japaner verhalten sich im Gegensatz zu den Deutschen vernünftig und die Chinesen lassen auch mal eine Frau von oben auf die Erde heruntergucken, ist doch fein, oder?
Well, well, die Akropolis wackelt, den Göttern schwappt der Wein aus dem Glase und der Euro ist auch nicht mehr das, was er war, da wollten mir zum Trost Siri & Selma die von Matisse illustrierte „Uysses“-Ausgabe schenken. Hurrah, sie fanden sie auch – Piages Rare Books (stets eine gute Quelle, in Oregon) bietet sie für 31.320,00 USD an – das wäre doch eine sichere Kapitalanlage 😉
Zu meiner Verwunderung las ich, dass der Band nur 26 Illustrationen von Matisse aufweist, die Calypso, Nausikaa und Circe u.a. zeigen. Matisse und Joyce waren übrigens Zeitgenossen, das Verrückte jedoch ist, Matisse hat den „Ulysses“ nie gelesen, sondern seine Illustrationen nach Homers „Odyssee“ gestaltet. Joyce war voll sauer deswegen und signierte diese Ausgaben nicht, hatte aber bereits in emsiger Blindheit 250 signiert. Diese Ausgabe oben ist eine davon. Matisse signierte fröhlich alle Ausgaben.
Schönen Abend noch, und weißt du, liebe Pia, die Welt ist so verrückt, wie wir sie uns denken, also schlaf ohne Alpträume, die Götter sind eh besoffen
Klausbernd
Dina und Siri & Selma lassen auch alle ihre Fans herzlichst knuddeligst grüßen
🙂 🙂 🙂 🙂
Es gibt davon auch einen Reprint, genauer: Einen Reprint der Erstausgabe mit den erotischen Illustrationen von Matisse. Aber auch dieser Reprint von 1996 ist teuer, wenn man für 50 EUR ein Exemplar kriegt, hat man Glück gehabt:
THE EASTON PRESS, 1996. Hardcover. Book Condition: Fine. No Jacket. THIS IS A FINE FACSIMILE OF THE SHAKESPEARE AND COMPANY,PARIS 1922 EDITION,ILLUSTRATED WITH TWENTY TWO WONDERFUL EROTIC DRAWINGS BY HENRI MATISSE ,EACH ONE BEING TISSUE PROTECTED,BOUND IN BEAUTIFUL BLUE LEATHER WITH DECORATION AND ILLUSTRATION BY MATISSE ON THE FRONT COVER IN GOLD ,AND A MATISSE ILLUSTRATION AND THE TITLES IN GOLD ON THE RIBBED SPINE ,GOLD SILK RIBBON MARKER AND ALL EDGES GOLD.A FINE COLLECTORS EDITION.
Leider kann ich hier kein Bild posten, aber wer sich ein paar angucken will, der mag das hier tun: http://www.spaightwoodgalleries.com/Pages/Matisse2.html
Danke, toll, ich hatte nämlich die Matisse-Illustrationen noch nicht gesehen.
Liebe Grüße aus Cley, wo Dina & ich im Schweiße unseres Angesichts den ganzen Tag Hecken schnitten, aber jetzt geht`s ab in die Sauna.
Eine angenehme Woche dir wünschen
Klausbernd, Dina, und die kichrigen Buchfeen Siri & Selma 🙂 🙂 🙂 🙂
…. sozusagen vom Schwitzen zum Schwitzen ….
O, danke für Info, ich habe ein sehr schönes Buch von einem lieben Innenarchitekten geschenkt bekommen:
Zu Gast bei Matisse. Gemälde, Fotos seiner Lebensorte und Kochrezepte, auch ziemlich viel vergoldet….schön…
Träume waren super, sehr klar. mein Zustand ist stabiler als der Euro! Ha!
gerade habe ich ein Kapitel aufgeschlagen, Vom wilden Tier zur Taube, oder steht da Traube, ach egal
Schönen Sonntag