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Reeds, Cley next the Sea

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W.B. Yeats (1865–1939), aus seiner Gedichtsammlung „The Wind Among the Reeds“, 1899

The Host of the Air

O`Driscoll drove with a song
The wild dug and the drake,
From the tall and the tufted reeds
Of the drear Hart Lake.
And he saw how the reeds grew dark
At the coming of night tide,
And dreamed of the long dim hair
Of Bridget his bride.

 Cley Mill 2013 Photo: Hanne Siebers
Abgeerntetes Reetbett vor der Cley Mühle

Also, liebe Besucher, wir Buchfeen haben uns ja an unseren Flügelchen gekratzt. Wir schreiben hier darüber, was die Engländer kurz und einfach „reed“ nennen.  Aber im Deutschen ist das mit dieser Bezeichnung gar nicht so einfach. Wir meinen das Schilf (Phragmites communis), das besonders im Norden Deutschlands als „Reet“ und im Süden eher als „Ried“ bezeichnet wird. Für beide Wörter gibt es jedoch keinen Plural. Aber, oh dear, das Reet tritt doch immer in Massen auf! Da muss man zu dem deutschen Ausdruck „Riet“ greifen, der erstaunlicherweise eine Pluralform besitzt – was solch eine Änderung von D zu T alles bewirken kann. Da seit ihr aber baff.

This is a paragraph about the grammar of the German word for „reed“ – there exist several words but most of them haven`t got a plural-form.

Hides, Cley Marshes, 2013 Photo: Hanne Siebers

Das ist berühmte Vogelschutzgebiet „Cley Marshes“. Auf Dinas Foto seht ihr nicht nur das Reet wachsen, sondern diese Vogelbeobachtungshütten, „hides“ gennant, sind auch mit Reet gedeckt, um sich feiner in die Landschaft einzupassen.  Die Vögel machen gerade zur Mittagspause ein Picknick am Meer.

This is Cley Marshes: birdwatcher`s area. You see that all the hides are thatched to fit better into the nature. What are not seeing here are the birds. They are having a picnic at the beach.

Cley Marshes, 2013 Photo: Hanne Siebers

Cley Marshes

Mittagspause beendet. Vögel über Riets – ein übliches Bild, wenn man auf der Küstenstraße gen Stiffkey oder Sheringham fährt. Stiffkey ist ganz besonders wegen seines berühmten Pfarrers. Aber das ist eine andere Geschichte, die ihr hier lesen könnt.

Picnic finished, birds are back. This is a typical view driving the North Norfolk coast road between Stiffkey and Sheringham.  Stiffkey is that village with the famous vicar. If you don`t know his story you can read it here.

Reeds, River Glaven, Cley next the Sea, Norfolk Photo: Hanne Siebers

River Glaven, Cley next the Sea

Masterchen liebt das Reet nicht so sehr, denn es engt die Fahrtrinne zum Meer immer mehr ein. Wenn wir mit dem Boot hinausfahren, kommen wir uns wie Livingstone auf seiner Fahrt zu den Quellen des Nils vor. Alles nur Fantasie …, aber Reet verführt zum Träumen.

Our dear Master doesn`t like reeds that much because it makes going out to sea and returning to our mooring (just a few steps from here) quite hard. Well, when we go out or come in we always get this feeling being Livingstone searching for the sorces of the Nile. We know, it`s a fantasy – but reeds seem to trigger fantasies. 

Cley Mill, 2013 Photo: Hanne Siebers

 Geschnittenes Reet vor Cley Mill

Reet zu schneiden und es für Dachbedeckungen fertig zu machen (zu entblättern), gehört zu einer alten Handwerkstradition in Nordnorfolk. Es sind meistens die Fischer, die von Anfang Februar bis Ende März, wenn das Meer zu rau zum Rausfahren ist, das Reet früher per Hand, heute mit Maschinen zum Reisernten schneiden. Dieses Handwerk wäre ausgestorben, wenn es nicht mit EU-Fonds für traditionelles Handwerk unterstützt würde.

Huge numbers of reeds are growing on our coastline. Its harvesting, preparing and marketing is mostly done by the fishermen in February and March when the sea is too rough for going out. Reedcutting and working with reeds is a significant and long established local industrie. The reed is mostly used for thatching roofs and for reed panels. This local craft is funded by the EU otherwise it would have vanished.

Klausbernd Vollmar, reeds, 2013 Photo Hanne Siebers

Gebündeltes Reet

Masterchen prüft die Reetbündel. Alles Reet wird in solchen Bündel abtransportiert und auf die Dächer gehoben. Das Reet sieht aus wie mächtige Strohlhalme für Riesen. Aber nicht, dass ihr gar glaubt, Masterchen wäre zum Reetschneider geworden, nix da, das ist viel zu schwere Arbeit für ihn 😉

Our Master inspects the bundles of reeds. In those bundles it will be transported to roof to be thatched. Doesn`t it look like straws for giants?
Don`t you think our Master has become a reedcutter! It would be too hard work for him, we suppose 😉

Klausbernd Vollmar, reedworker 2013 Photo: Hanne Siebers

Masterchen, posing for Dina as reedworker

Das Reet ist eine drei bis fünf Meter hohe Pflanze, die auf allen Kontinenten zu finden ist – außer in Antarktika. An der Donaumündung gibt es schwimmende Reetfelder. Es wächst meistens in Marschen, an Flüssen, Bächen und Seen. Die Blüte des Reets schimmert zart violett in der Sonne.

The reed is a 10 to 15 feet high perennial herb of the order Gramineae. It`s native to all continents except Antartica, growing on the margins of lakes, rivers and up wet sea-cliffs. Reeds flowers in a light purplish colour.

Bundle of reed, Cley next the Sea, 2013 Photo: Hanne Siebers

Bundle of reeds, Cley next the Sea

Church in Ingworth, Norfolk Photo: Hanne Siebers

Ingworth Church, Norfolk

Diese alte Kirche ist traditionell reetgedeckt. Obwohl Reet eine hervorragende Wärmeisolierung bietet, gibt es immer weniger Reetdächer, da die Versicherung für reetgedeckte Häuser zu teuer ist (wenn auch das Reet für Dächer chemisch gegen Brand präpariert wird).

The old church of Ingworth/North Norfolk is traditionally thatched. Although reeds are perfect for insulation thatched roofs are disappearing because of insurance costs.

Reedroof Photo: Hanne Siebers

Eber auf dem Dach

Typisch für Reetdächer sind die Verzierungen unterhalb des Dachfirstes, allerdings einen Eber auf dem Reetdach ist schon etwas Besonderes.

The artistic embroidery of the roof ridge is typical but not the wild boar on the roof ridge.

Reedroof, Cley next the Sea, Photo: Hanne Siebers

House next to the church, Cley next the Sea

Die Netze über dem Reet sind notwendig, damit die Vögel nicht den Vorbau oder Reetdächer abdecken, indem sie Halm für Halm herausziehen, um ihn für ihren Nestbau zu benutzen.

Netting or chicken wire on a thatched roof is necessary to keep birds from using the reeds for trying to build their nests with them.

Liebe Grüße an euch alle vom Reetland
Love to you all from the reed country
Siri and Selma, Bookfayries 🙂 🙂

© Photos: Hanne Siebers, „The world according to Dina“

Cley next the Sea, winter

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Siri + Selma

Siri + Selma

There are few places in England where you can get so much wildness and desolation of sea and sandhills, wood, green marsh and grey saltings as in North-Norfolk.
W.H. Hudson (author and ornithologist, friend of Joseph Conrad)

You either get Norfolk, with its wild roughness and uncultivated oddities, or you don’t. It’s not all soft and lovely. It doesn’t ask to be loved.
Stephen Fry

Hier wohnen wir – im „Mecca of Birdwatching“ wie Cley next the Sea an der Küste Nord Norfolks genannt wird.
That`s where we are living – in Cley next the Sea the „Mecca of birdwatching“ at the North Norfolk coast.


(if you click onto a picture the gallery will open)

Ihr seht auf Dinas Fotos die Salzmarsch, aber keineswegs irgendeine x-beliebige Marsch, sondern die Vogelmarsch an der East Bank. Wenn ihr Vogelgucker seid, habt ihr vielleicht von ihr gehört. Man sagt, jeder Vogelfreund müsste zumindest einmal in seinem Leben die East Bank entlang gelaufen sein. Diese Marsch ist nicht nur Erholungsgebiet seltener Vögel sondern auch Tatort von Krimis wie „The Murder in the Hide“ (Der Mord in der Vogelbeobachtungshütte) und selbst ein Gedicht („Ornithologist„) wurde über sie von Cameron Self, einem mehrfach ausgezeichneten engl. Autor, geschrieben.

Dina`s pictures show the marshes in winter, but not any marshes, these are the marshes around the East Bank. If you are a birdwatcher or a twitcher it rings a bell. Every birdwatcher has to walk the East Bank at least once in his life time. Some crime stories are written about these marshes like „Murder in the Hide“ and even a poem,  Ornithologist by Cameron Self. Where else can you watch avocet, widgeon and little egrets while sipping a hot coffee?

Als Freud seine „Traumdeutung“ veröffentlichte, wurde in Cley die „Wild Bird Protection Society“ gegründet. Es war diese Gesellschaft, die das Birdwatchen revolutionierte. Noch zum Ende des 19. Jh.  „spottete“ der Birdwatcher einen seltenen Vogel, schoss ihn erfreut ab und ließ ihn ausstopfen. Heute schießt er immer noch, aber ein Foto.
Wenn ihr in die Marschen geht, hört ihr weder das vertraute „Hi!“ noch ein eher konventionelles „good afternoon“, sondern man begrüßt sich mit „what have you spotted?“. Und da wir beim „Spotten“ sind: Wir Einheimischen unterscheiden streng zwischen „birdwatcher“ und „twitcher“. Der Birdwatcher ist am Leben der Vögel interessiert, der Twitcher hakt nur die unterschiedlichen Vögel ab, die er sah, so richtig ist er an den Vögeln gar nicht interessiert. Das ist so wie train spotting. Naja, Birdwatchen sehen wir im Geheimen als schamlosen Voyeurismusmus an – alles peeping Toms ;-).
Birdwatchen ist eine ernste Angelegenheit, davon zeugt die Vogel Bibel im „The George“, in der jeder besondere Vogel nicht nur eingetragen sondern auch für ein Freibier gezeichnet wird. Ui, wir können euch sagen, da gibt`s bisweilen große Kämpfe, ob dieser oder jener schräge Vogel den verzeichneten seltenen Vogel überhaupt gesehen haben kann.

When Freud published his Dream Analysis the „The Wild Bird Protection Society“ was founded in Cley. They finished the old style of birdwatching when the birdwatcher happily shot the rare bird to have it prepared for his library. Well, birdwatchers are still shooting – with their cameras now.
Walking in the marches you can`t expect to be greeted with „hi!“ or „good afternoon“, the „official“ greeting is „what have you spooted?“ Do you know the difference between a birdwatcher and a twitcher? The twitcher is like a trainspotter in the nature, he is keen to see many different birds but is less interested in the life and biology of the birds. Well, birdwatching and twitching is a relaxing voyeurism. But nevertheless very serously done. You can see that at the Bird Bible in „The George“, in which every special spotted bird is not only documented but quite often drawn as well. You will get a free pint for the drawing of a bird in the Bird Bible.


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Einer der Pioniere des „birding“ (übersetzt das nicht wörtlich 😉 ) war Bob (Robert) Pritchen, der zunächst die Nester der Seeschwalben in ihrem größten europäischen Brutgebiet absicherte. Wir lieben die Seeschwalben, da sie viel eleganter als die Möwen fliegen und dann ihre Geier-Sturzflug-Nummer: pfeilschnell stürzen sie sich ins Meer, um ihre Nahrung unter Wasser tödlich zu attackieren. Wir beobachten das mit Masterchen oft vom Boot aus.

Bob (Robert) Pritchen was one of the pioneers of birding. He started with protecting the nesting terns. We love terns! They fly so elegant and then they fall into the water as swift as ligthning to get their food. On warm summer days we can`t stop watching them from our litlle boat. 

Der Blakeney Point, die Nehrung, auf der man von Cley aus ins Meer hinaus wandern kann, bietet die ideale Voraussetzung für ein Vogelparadies: deutliche Landschaftmarke, offenes, fischreiches Meer, Hinterland mit Marschen und Süßwasserseen – was will ein Vogel mehr? 266 verschiede Vogelarten wurden letztes Jahr gesichtet – nicht dass wir die kennen, das lasen wir.
Speziell im Herbst und Frühjahr sieht man hier riesige Vogelschwärme, in denen die Kelten das Bild ihrer Göttin Arianrhod aus dem „Mabinogion“ sahen (neben dem „Beowulf“ das älteste schriftliche Zeugnis aus englisch-walisischer Vorzeit). Das können wir gut verstehen, wenn wir solche Schwärme betrachten, bewegen sie sich wie ein Wesen, das eben Schwarmintelligenz ausdrückt. Schon Homer sah die Vögel als etwas Besonderes an; das sie für ihn Schwerelosigkeit symbolisierten nannten er sie „Seelentiere“ – ähnlich wie die Seele „Ka“, die im alten Ägypten als Vogel gesehen wurde.

If you walk the Blakeney Point from Cley – a georgous walk – you will see big flogs of birds especially in autumn and spring. The Kelts saw their goddes Arianrhod (from „The Mabinogion“ ) in these flogs. We can understand that pretty well, watching those flogs you see them moving as one being – swarm intelligence that is. Birds, as the only successors of the dinosaurs, have been seen always as special animals: the old Egyptian cultures as well as Homer connected birds with the soul.   

Wie gesagt, hier in den Marschen spielt der von der BBC verfilmte Krimi „The Murder in the Hide“ und in Nancy`s Café. Nancy`s Café ist auch aus der Geschichte des Birding nicht fortzudenken. Eigentlich hieß ihr Haus „Umvolosi“. Das ist ein Zulu-Name. Es gibt noch einige Häuser mit diesen Zulu-Namen in Cley, mit denen Schiffe der Union Castle Line benannt waren. Kapitän Lewis, der für diese Linie zwischen England und Afrika regelmäßig fuhr, hatte in Cley Cottages gekauft und gebaut, die er nach seinen Schiffen benannte. Also „Umvolosi“ war das berühmte Birdwatcher Kaffee, wo das rote Vogeltelefon stand. Es wurde von jedem erwartet, der bei Nancy seinen Tee trank, dass er das klingelnde Telefon abnahm, um die brandheiße Mitteilung zu erhalten, wo ein seltener Vogel sich gerade niedergelassen hatte. Dann stürmte die Café-Besatzung zu ihren Autos, dieser Stelle entgegen zu rasen. Für Birdwatcher, die kein Geld hatten, gab`s ein großes Matratzenlager unterm Dach bei Nancy. Also dort und in den Marschen findet der Krimi statt, wie es sich für einen „anständigen“ Birdwatcher-Krimi gehört.

„The Murder in the Hide“ was filmed in these Marsches and at Nancy`s. Nancy`s Café was another famous place for birdwatchers (Nancy retired years ago), well her cottage was named „Umvolosi“ originally. That`s a Zulu-name. We have some houses with Zulu-names in Cley because of Cptn. Lewis. He sailed for the Union Castle Line between East Anglia and Africa and named the cottages he bought in Cley after his ships bearing those names. The red bird phone at Nancy`s was ringing all the time and the guests were supposed to answer it. So they got hot hints where a bird was just spotted. If it was a rare one they immediately rushed to their car and off they went. Birdwatcher who didn`t have much money could sleep on mattrasses in Nancy`s loft.

Ein anderes berühmtes Cottage von Kapitän Lewis ist „Umtata“, dort hat Rupert Brooke 1914 beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs sein vaterländisches Gedicht „The Soldier“ geschrieben, das Churchill zur Rekreturierung von Soldaten benutzte. Wir Buchfeen finden die knapp hundert Gedichte Rupert Brookes nicht gerade umwerfend. Sein Ruhm scheint vielmehr darauf zu beruhen, dass er als der atemberaubend schönste Mann seiner Zeit galt.

Another famous cottage of Cptn. Lewis was „Umtata“. Rupert Brooke stayed here at the outbreak of WW I and wrote his famous poem „The Soldier“ in Umtata. Churchill used it to recruit soldiers later. We are not at all impressed by Rupert Brooke`s poetry (a little under 100 poems) but we are impressed by his looks. Rupert Brooke was seen as the most beautiful man in his time by many.

Zum Abschluss zurück zu den Vögeln. Im Januar 2008 wurde ein echt, echt seltener Vogel in Cley gesichtet, ein weißgekrönter Spatz (Zonotrichia leucophrys). Ja, wir sahen den auch! Ihm gefiel es bei uns so gut, dass er über eine Woche blieb. In der Zeit sammelten wir bei den Birdwatchern über 6.000 GBP, die wir zur Renovierung eines Kirchenfensters benutzten. Und wisst ihr, was wir machten? Auf einer Scheibe bildeten wir diesen Spatzen ab. Dort ziert er nun unsere Kirche, wo übrigens Masterchen seine Bücher austauscht. Da soll einer sagen, hier werden die Vögel nicht geehrt.

Unser Ehrenvogel!

Unser Ehrenvogel!

January 2008 was a happy New Year for British birders with the discovery of a White-crowned Sparrow (Zonotrichia leucophrys) at Cley-next-the-Sea (see Brit. Birds 101: 170). Rattling the proverbial bucket raised the sum of £6,400 for the village church. We renovated the west window and one pane acknowledges the unlikely benefactor. The stained glass image of the White-crowned Sparrow is taken from a drawing by Cley resident Richard Millington.

Liebe Grüße von unserem kleinen Dorf am großen Meer
Greetings from our little village next the big sea
Siri & Selma, Bookfayries

Private Büchersammlungen: Maras Bücher

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Siri + Selma

Siri + Selma

Er erinnerte sich der Bibliotheksphantasien von Jorge Luis Borges. Jedes Buch ist geheimnisvoll. Eine Bibliothek ist das große Geheimnis, das womöglich niemals zu lüften ist.
„In Ecos ‚Der Name der Rose‘, ist Jorge eine Anspielung auf Borges“, erklärte sie.
Und warum muss der Bibliothekar blind sein?“, fragte er.
Sicher nicht nur, weil Borges erblindete, sondern auch weil die Welt der Bücher eine innere Welt darstellt.
Klausbernd Vollmar

He remembered Borges` phantasies about a library. Every book is a secret. The biggest secret is a library itself.
And she remembered how in Eco`s “The Name of the Rose” Jorge is an allusion to Borges.
“And why is the librarian blind?”, he asked.
“Not only because Borges became blind but also because the world of books is world within.“
Klausbernd Vollmar

Wir haben euch großartige öffentliche Bibliotheken vorgestellt, in denen Kulturgüter vor ihrem Verfall gerettet werden. Dass dies nicht immer gelang, zeigte die Zerstörung der Bibliothek von Alexandria (gegründet um 250 a.D.), die um die 700.000 Schriftrollen beherbergt haben soll und von der man, worüber wir Buchfeen uns sehr wundern, das genaue Untergangsdatum und auch die Untergangsursache nicht weiß (die Angaben schwanken zwischen dem 4. Jh. bei Zerstörung alles Heidnischen durch Theodosius bis zum 7. Jh. bei der Einnahme Ägyptens durch die Sassaniden).

We blogged about magnificent public libraries in our last articles, libraries which preserve our cultural heritage. Not always successfully as in the case of the destruction of the library of Alessandria. Founded around 250 B.C. it is said that this library collected about 700.000 scrolls. It`s quite a discussion why and when it has been destroyed – we only know it must have been between the 4th and the 7th century.

Neben diesen öffentlichen Bibliotheken gibt es eine riesige Anzahl privater Büchersammlungen, in denen ebenfalls Kulturgüter gesammelt werden, die gerade dort häufig das böse Schicksal von Bücherverbrennungen überlebten. Als wir kürzlich die Besitzerin einer großen Bibliothek kühn fragten, warum sie Bücher sammele, antwortete sie lächelnd über unsere naive Frage: „Weil mir Bücher viel geben. Sie vermitteln Wissen, unterhalten, dienen der Entspannung und des Genusses, als Gesprächsstoff und als Selbstdarstellung. Und außerdem hat mich Lesen mehr verändert als fünf Jahre Therapie. Meine Büchersammlung spiegelt meine Entwicklung und meine Identität wider. Das ist doch Grund genug, oder? Ach ja, und noch `was, da sind meine Kommentare, die ich in die Bücher schreibe.“

Besides those famous public libraries there exist a huge number of private book collections. And in these private libraries books survived the horrible burning of books quite often. We did asked a friend of ours why she is collecting books. “Because books transport knowledge, they entertain and relax, they are always a conversation point and they are there to be admired by others as well. Reading changed me much more than five years on the couch. My collection of books shows my development and identity. And isn`t reason enough for collecting books? And not to forget my comments I use to write in my books.”

Einige private Bibliotheken unserer Mitbloggerinnen und Mitbloggern wollen wir euch ab und an hier vorstellen. Wir Buchfeen, als Bewohner von Masterchens Bibliothek, sind ganz scharf darauf zu lesen, welche Bücher andere Bücherfreunde sammeln, wie sie mit diesen Büchern leben und speziell wie sie ihre Bücher ordnen. Denn über die Ordnung der Bücher wollen wir demnächst zusammen mit unserem lieben Master einen Blogbeitrag schreiben.

We Bookfayries now proudly present some “normal” book collections of the bloggers visiting our blog. We are keen to read which books our guests collect, how they are living with their books and what`s the order of their collection (because we want to write an article about the order of books soon).

Wir würden gerne auch eure Büchersammlung vorstellen. Habt ihr Lust darauf? Dann schickt uns Fotos und einen Text an: mail(at)kbvollmar(dot)de

We would like to present your library here, too. If you like send fotos and a text either in English or German to: mail(at)kbvollmar(dot)de

Heute stellen wir die Bibliothek von Mara vor, die den literarischen Blog Buzzaldrin betreibt. Wir bedanken uns recht herzlich bei Mara für ihren Beitrag.
Was uns Buchfeen speziell an dieser Bibliothek gefällt, dass sie voller Bücher steht, von denen wir – oh Bildungslücke – fast keines kennen.

Today we will present Mara`s books. Mara is running the blog Buzzaldrin. Thank you very much, dear Mara, for presenting your books.

***

Hier stelle ich euch meine kleine, aber feine Bibliothek vor.
Bücher sind mein Leben, so steht es auf meinem Literaturblog „Buzzaldrins Bücher“ . Die Heimat, das Zuhause meiner Bücher, ist meine kleine Bibliothek – neun Billyregale, fast alle randgefüllt. Manche Regalbretter biegen sich bedrohlich unter dem Gewicht der Werke, so dass ich mir allmählich eine Alternative überlegen muss.

„Books are my life“ – that is what I choose to write as a description on my literature blog Buzzadrins Books. My books find shelter in a small library. My library is a room containing nine shelves from IKEA. But as my shelves are overcrowded and bendig under the weight now I have to think about a new solution.

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Meine Leidenschaft für Bücher habe ich von meinem Großvater, der das Bücher-Gen an mich weitergegeben hat. Ich habe ihn als einen immer lesenden Großvater in Erinnerung. Er besaß eine große Bibliothek und hat oft und viel von seinen Büchern gesprochen. Sein Lieblingsschriftsteller war Theodor Fontane, von dem er jedes Buch besaß, manche Bücher sogar doppelt, in unterschiedlichen Ausgaben. Besonders beeindruckend bei meinem Großvater fand ich, dass er häufig Notizen in seine Bücher schrieb oder aber passende Zeitungsausschnitte in die Bücher hineinlegte. Diese Angewohnheit habe ich übernommen und schneide auch mit großer Begeisterung Interviews oder Besprechungen aus, um sie in meine Bücher zu legen.
Nach seinem Tod habe ich eine Reihe von Büchern in seinen Regalen gefunden, die noch eingeschweißt waren. Leider ist er zu früh gestorben, als dass wir uns vor seinem Tod nicht über gemeinsam gelesene Bücher wirklich austauschen konnten. Heutzutage muss ich häufig daran denken, wie ihm wohl mein Blog, meine Bibliothek und meine Leidenschaft für Bücher gefallen hätten.
Zu Hause war ich ebenfalls immer von Büchern umgeben, habe aber in meiner Jugend kaum eigene Bücher gekauft, sondern erstaunlich viele Bücher aus der Bibliothek ausgeliehen. Erst als ich zu meinem Studium in eine andere Stadt und meine erste eigene Wohnung umzog, habe ich damit begonnen, mir eigene Bücher zu kaufen. Besonders angetan hatten es mir damals die Wühltische, an denen es reduzierte Exemplare zu ergattern gab. Ich habe vor allem viele amerikanische Autoren gekauft: James Salter, Tobias Wolff, Richard Ford, Richard Yates und Philip Roth. Heutzutage kaufe ich überwiegend Neuerscheinungen, die ich auf meinem Blog vorstelle. Ich würde behaupten, dass ich verhältnismäßig viele Bücher erstehe, nicht alle davon habe ich bisher gelesen.

My passion for books is a gift inherited from my grandfather. Thinking of him I always remember him as a grandfather reading a book. He possessed a huge library and often talked about his books. His favourite author was Theodor Fontane. He possessed every book of him, some even twice – if different editions were meaningful to him. My grandfather had the habit that was especially impressing to me. When opening his books you would find notes he had made or corresponding newspaper articles. I maintain this tradition.
After his death I found several books in his shelves which were still sealed. He died too early to read all books he had intended to read, he died too early for me to talk with him about books more often. Today I often envision how he would have liked my blog, my little library, my passion for books.
At home I was always surrounded by books. When I was a young girl I got lots and lots of books from the public library. I did buy books not before I moved into another city because I started to study at the university. Nowadays I buy quite a lot of books but I haven`t read them all, not yet. I read American authors in particular: James Salter, Tobias Wolff, Richard Ford, Richard Yates, and Philip Roth.
Nowadays the majority of books I buy are new releases which I discuss on my blog.

 

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Als ich mit meiner Freundin im März in eine neue Wohnung gezogen bin, habe ich mich entschieden, meine Bücher alphabetisch zu sortieren. Diese Entscheidung habe ich bis heute nicht bereut, da meine Regale nun sehr übersichtlich sind und ich immer alles sogleich finde. Ich habe meine Bücher nicht nur alphabethisch sortiert, sondern sie dazu noch in Romane und Sachbücher unterteilt, auch wenn ich nicht so viele Sachbücher besitze wie Romane. Insgesamt umfasst meine Bibliothek etwa 1000 Bücher. Karl Ove Knausgard erzählt in seinem Roman „Lieben“ davon, dass er insgesamt an die 15.000 Bücher besitzt – er beschreibt, wie er all diese Bücher in Kisten einpacken musste, als er umgezogen ist und sich geschworen hat, nie wieder Bücher zu kaufen. Gehalten hat er sich daran natürlich nicht. Mir erging es bei meinem Umzug ähnlich – bei dieser Masse an Büchern ist mir zwischendurch ganz anders geworden. Ich musste allen Umzugshelfern hoch und heilig schwören, so bald kein weiteres Buch zu kaufen. Daran halten konnte ich mich aber – genauso wie Knausgard – nicht lange. Schon kurz darauf stand ich wieder im Buchladen und erwischte mich dabei, wie ich das nächste Buch kaufte. Sobald ich einen Buchladen betrete, sind die Chancen erschreckend gering, dass ich ihn ohne Buch wieder verlasse. Die Bücher wandern schon fast wie durch eine magische Kraft in meine Tasche – natürlich werden sie aber vorher bezahlt. 😉

I moved into a new apartment with my partner in March and decided to sort my books alphabetically. Until now I have not regretted the alphabetical order since its quite easy to find a book now. Well, I did not only sort my books alphabetically but also according to their content – whether they are fiction or non-fiction. Although I definitely possess more fiction than non-fiction – altogether I possess 1000 books approximately.
In “Loving” (second vol. of „My Struggle“) Karl Ove Knausgard reports how he moved with his 15000 books, he had to pack all of them into boxes by himself. Afterwards he had never wanted to buy a book again, a resolution he soon broke. I had similar thoughts when moving. I was forced to promise those who helped me not to buy books as frequently as I used to. I couldn’t keep my promise neither.

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Seit September letzten Jahres führe ich einen eignen Bücherblog. Einen Schwerpunkt habe ich beim Bloggen über meine Bücher eigentlich nicht, ich bin für alle Bücher offen. Im Moment blogge ich verstärkt über Neuerscheinungen. Außerdem habe ich die deutschsprachige Literatur für mich entdeckt. Lange Jahre habe ich stets nach anderen Ländern geschaut, überwiegend nach Amerika. In diesem Jahr ist es mir gelungen, einige beeindruckende Autoren und Autorinnen aus Deutschland für mich zu entdecken: Pia Ziefle, Andreas Martin Widmann, Vea Kaiser, Martin Horváth oder auch Kathrin Weßling fallen mir dabei als erste ein. Besonders spannend finde ich es zudem, Lesungen von Autoren zu besuchen, mir meine Bücher signieren zu lassen und mich dem Menschen hinter dem Autor etwas zu nähern. Dieses Jahr hatte ich das Glück, Dea Loher und Olga Grjasnowa im Rahmen einer Lesung zu treffen, genauso wie den Bremer Autoren Ralph Dohrmann.
Ich finde es sehr spannend, wie sich seit Eröffnung meines Blogs mein Schwerpunktinteresse auf von Frauen verfasste deutschsprachige Literatur verschoben hat. Ein bisschen ist das wie durch Zauberhand geschehen und eigentlich etwas, was ich vorher nie für möglich gehalten hätte, da ich immer überzeugt davon war, dass es nur wenig gute deutschsprachige Bücher gibt und ich lieber männliche Autoren lese. So kann man sich irren! 😉

Since September last year I run my own blog on which I discuss books. I do not have a special focus, I read what I consider interesting. Presently however I find myself blogging lots about new releases. For long time I read books from other countries, especially North-America. This year I came across interesting auhors from Germany. Pia Ziefle, Andreas Martin Widmann, Vea Kaiser, Martin Horváth or Kathrin Weßling are some of those which immediately come to my mind. I enjoy the opportunity to go to readings of these authors. Afterwards the simple name or information I had about a writer is filled with vivid impressions of a living person, a character. This year I was able to see Dea Loher and Olga Grjasnowa at readings as well as Ralph Dohrmann, an author from Bremen (where I am living now).
Recently I discovered that my focus has shifted unintentionally to literature composed by women. This is in particular weird since I used to have the impression to prefer books written by men. I guess it is just as it is with life in general: something just happens and it is good it does.

Am meisten Spaß macht es mir, über bisher noch unbekanntere Bücher zu bloggen, Literaturperlen, die ich anderen zum Entdecken ans Herz legen kann. Ich sehe genau darin meinen Auftrag als Literaturvermittlerin.
Wenn man mich fragen würde, welche meiner Bücher zu meinen Lieblingsbüchern gehören, müsste ich nicht lange überlegen. Es kommen immer wieder neue Bücher hinzu, die mir gut gefallen und die ich gerne lese, aber es gibt drei Bücher, die so etwas wie ein Fundament für mich darstellen. Zu denen ich mich immer wieder hinwenden kann, zu jeder Zeit, und die mir immer etwas zurückgeben. Dabei handelt es sich um David Foster Wallace „Das ist Wasser“, „vielleicht lieber morgen“ von Stephen Chbosky und den Roman „Buzz Aldrin wo warst du in all dem Durcheinander“ von Johan Harstad.

„Das ist Wasser“ von David Foster Wallace ist ein schmales Bändchen, mit wenigen Seiten, es ist eine Rede, in der David Foster Wallace über die „Standardeinstellung“ des Menschen spricht, die er als Selbstzentriertheit bezeichnet: Es dreht sich alles um mich selbst, darum, wie ich die Wirklichkeit und die Welt wahrnehme. Zentral dabei ist der Begriff der Entscheidung. Man hat die Entscheidung darüber, worauf man achten möchte, man hat die Entscheidung darüber, wie man Dinge interpretieren möchte. Mir hat sich vieles offenbart durch die Rede von David Foster Wallace, er hat mich angestiftet zum Denken und ich versuche in meinem Alltag häufiger mir seine Gedanken zu vergegenwärtigen, einen Schritt zurückzutreten und die Situation aus der Perspektive der anderen Beteiligten zu betrachten. Wenn ich acht Stunden anstrengende Kunden im Buchladen ertragen musste, klappt das aber manchmal nur noch bedingt. 😉 Wenn der Leser gewillt ist, sich die Zeit zu nehmen, um sich auf die Gedanken des Autors einzulassen, kann „Das ist Wasser“ sehr viel bereithalten.
Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen Interesse an diesen Gedanken haben – auf meinem Blog ist die Vorstellung von „Das ist Wasser“ beinahe 2000mal angeklickt wurden. Fast täglich kommen Menschen mit Suchbegriffen, die genau nach dieser Rede suchen. Ich finde es spannend, dass es scheinbar ein Bedürfnis danach gibt.

„vielleicht lieber morgen“ ist eigentlich ein Jugendbuch, das ich zum ersten Mal mit fünfzehn oder sechzehn Jahren gelesen habe. Ich habe es immer wieder gelesen, mehrmals, insgesamt bestimmt fünf oder sechs Mal. Stephen Chbosky erzählt aus dem Leben von seiner Hauptfigur Charlie, der die Musikgruppe „The Smiths“ liebt und häufig weint. Meine erste Lektüre des Buchs liegt noch vor dem Computerzeitalter und ich denke gerne daran zurück, wie ich mit dem Buch in der Tasche durch Secondhandmusikläden streifte, um mir CDs von Musikgruppen zu kaufen, die Charlie hört. Für seinen Englischlehrer schreibt Charlie Aufsätze über Bücher wie „Wer die Nachtigall stört“, „Der Fänger im Roggen“ oder „Walden“. Ich erinnere mich auch noch, dass Ayn Rand (russ.-amerikan. Bestsellerautorin) erwähnt wird und ich verzweifelt versucht habe, eines ihrer Bücher in deutscher Sprache zu finden, um es lesen zu können. Diesen Effekt der Suchbewegung, dass ich in einem Buch auf andere Titel oder Musikstücke stoße, weiß ich auch heute noch sehr zu schätzen.

Mit „Buzz Aldrin wo warst du in all dem Durcheinander“ verbinde ich eine sehr persönliche Geschichte – ein bisschen sehe ich das Buch fast schon als Fortsetzung von „vielleicht lieber morgen“, da Matthias, die Hauptfigur von Johan Harstad und Charlie sich ähneln. Beide schauen lieber zu, beobachten, ziehen sich zurück und verbringen gerne Zeit mit sich alleine. Beide verkörpern etwas, mit dem ich mich lange Zeit identifizieren konnte, da ich auch immer lieber unsichtbar sein wollte, gerne in der zweiten Reihe stehe und dabei lieber nicht gesehen und beachtet werden wollte.

Die drei genannten Bücher möchte ich jedem Leser empfehlen! Für mich sind sie etwas ganz besonderes, darüber hinaus glaube ich aber auch, dass es sich um Bücher mit Substanz handelt, d. h. dass sie ihre Bedeutung nicht so schnell verlieren werden. Solche Bücher zu finden, ist für mich besonders wichtig. Viele der Bücher, die ich heutzutage lese, wandern nach dem Lesen ins Regal meiner Bibliothek und setzen dort schnell Staub an. Charlie und Matthias ziehe ich auch heutzutage immer noch gerne zwischen den anderen Büchern hervor. Beide Bücher sind in einem anderen Zeitalter geschrieben worden, Handys, Computer oder das Internet spielen in den Geschichten keine Rolle. Manchmal bin ich fast traurig angesichts dieser immer moderneren Entwicklung. Bei Howard Jacobson las ich neulich, dass eine Figur schnell ein Foto mit dem Handy knipst – Johan Harstad spricht dagegen noch von einem „Kodak-Moment“, einem Moment für die Ewigkeit, der zumindest eine Weile überdauern soll. Ähnliches trifft auch auf die Rede von David Foster Wallace zu, die bei jedem Lesen Neues bereithält und zum Entdecken einlädt.

Most interesting for me is finding a book I call a highlight. A highlight is for me a book generally not well known but which I can definitely recommend to read. This is a special challenge I like: choosing books for presenting them on my blog.
I am often asked about my favourite books. This is a difficult question since the list in my head is dynamic not static and corresponds to the situation I am just in. However, I do have a fundament which is constructed of David Foster Wallace „This is Water“, „Perks of Being a Wallflower“ from Stephen Chbosky as well as the novel „Buzz Aldrin what happened to you in all the confusion“ von Johan Harstad.
„This is Water“ by David Foster Wallace is rather a booklet. The text reflects on the ordinary attitude of human beings which the author considers as egocentric: whatever happens is refering to myself. How I experience reality and everythings happening around me is my own interpretation. The term decision is tied to a specific meaning in the context of this work. You are able to decide what you want to perceive, what you like to draw your attention to, how you want to interpret things that happen. Since reading „This is Water“ I try to reflect my attitude. I may give an example what I am talking about: Yesterday I women just crossed my way without paying attention to the rest of the traffic. I had to stop my bike abruptly and my first thought was: “Can`t you watch out, people are so self centered!” Reflecting on my attitude as recommended by David Foster Wallace I thought: “Well, this lady may have an important reason to be in such a hurry, maybe her child had an accident, maybe she is late for work and afraid of getting fired …” I try my best to keep reflecting on my usual attitude. After having worked eight hours as a sales assistant in a large book store this is sometimes difficult. For anyone willing to reflect on ones daily attitude I can definitely recommend reading „This is Water“. After having discussed the content of „This is Water“ on my blog I got the impression that many people were interested in this topic. Almost every day people come to my blog by entering search terms related to „This is Water“. I see this as a positive sign.
 „Perks of Being a Wallflower““ is a book for adolescents. A book I read for the first time being fifteen or maybe sixteen. I read it over and over again. Stephen Chbosky tells the story of Charlie, who loves the band “The Smiths” and cries a lot. I read the book before every household had a computer and I love to remember myself walking through all kinds of musicstores with  „Perks of Being a Wallflower“ in my pocket trying to find CDs of the bands Charly listened to. –  Charly writes essays for his English teacher treating books such as  „To kill a mockingbird”, „The catcher in the rye“ or „Walden“. I remember that Ayn Rand is mentioned and I desperately tried to find one of her books in German. I still listen to CDs mentioned in books or try to find books mentioned in other books.
I have got an intimate relation to „Buzz Aldrin what happened to you in all the confusion“. This book is somewhat the sequel to „Perks of Being a Wallflower“ to me since the protagonists have much in common. Both characters are rather shy, like to stand in the second row and sometimes wish to be invisible. Feelings I can relate to.

To sum it up I can really recommend reading these three books. Of course they are very special to me. Nevertheless they have a deeper meaning, a message for our life. Where ever you go those silent companions you will never loose. They are not books you will put in your shelves to forget about them. „Buzz Aldrin what happened to you in all the confusion“ and „Pers of Being a Wallflower“ have been written at a time mobilephones or computers did not have the impact they have today. I don’t know how you feel but I like looking back at these times. Howard Jacobson describes a scene in which a women quickly takes a picture with a mobile – Johan Harstad describes this moment as a special event, the “Kodak-moment” which will preserve an important moment in one’s life. Similar appeals to the speech of David Foster Wallace in which I detect new aspects every time I read it. I just wish to pass my favourite literature on, inviting you to read and discuss these novels.

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Das wichtigste Buch in meiner kleinen Bibliothek ist ein kleines rotes Notizbuch. Dort habe ich über mehrere Jahre wichtige und für mich bedeutende Zitate aus Büchern und Bilder gesammelt. Leider sind die Eintragungen zunehmend sporadischer geworden, vor allem seitdem ich verstärkt die neuen Medien nutze. Und doch ist das Buch immer noch etwas ganz Besonderes für mich – ich blättere gerne durch die Seiten, lese dieses oder jenes Zitat und erinnere mich zurück an meine damalige Lektüre.

The most important book in my little library is a small red pocketbook. This book contains remarkable quotations, sentences I discovered in books within the last years. Unfortunately I did not keep up entering quotations. However I still enjoy looking at the pages thinking of the books these quotations come from, why I wanted to remember them.

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In Bücherforen wird gerne und häufig nach Ranglisten und Hitlisten von Büchern gefragt, ich tue mich mit so etwas schwer. Eine Top 10 meiner Lieblingsbücher kann ich nur schwer aufstellen, da sich dies ständig wandelt und verändert – so eine Liste wäre stets nur eine kurze Momentaufnahme, ein „Kodak-Moment“. Was ich aber habe, ist eine Liste von Schriftstellern und Schriftstellerinnen, bei denen ich ohne Zögern zum Buchladen rennen würde, wenn ihr neues Buch erscheint. Es gibt einige wenige, bei denen ich nicht nachdenken muss, sondern die den sofortigen Impuls auslösen, ihr neues Buch so schnell wie möglich zu kaufen. Bei den zuerst genannten Autoren laufe ich sogar Gefahr noch vor der Öffnungszeit vor dem dunklen Schaufenster zu stehen, um das Buch als erste in der Hand zu haben.

1. Jonathan Franzen
Nach „Die Korrekturen“ und „Freiheit“, kriege ich schon schwitzige Hände, wenn nur das Gerücht nach einem neuen Buch von Franzen aufkommt. Ich würde alles von ihm kaufen, selbst ein Sachbuch über das Beobachten von Vögeln, falls er irgendwann so etwas in der Art veröffentlichen wollen würde.
2. Jonathan Safran Foer
3. Richard Ford
4. Richard Powers
5. Tobias Wolff
6. David Mitchell
Jedes Buch mit dem Namen von einem dieser Autoren wandert umgehend und ohne zu zögern in mein Bücherregal.
7. Marisha Pessl
Ihr bisher einziges veröffentlichtes Buch “Die alltägliche Physik des Unglücks” ist bereits einige Jahre alt. Regelmäßig schaue ich bei Amazon, ob ein neuer Titel von ihr angekündigt wird. Jetzt endlich scheint es so weit zu sein, für den August 2013 ist ein neues Buch von ihr angekündigt, bisher aber leider nur auf Englisch, unter dem Titel „Night Film“.
8. Helene Hegemann
Auch wenn ich mit meiner Einschätzung höchstwahrscheinlich relativ alleine dastehe, hat mir ihr Roman „Axolotl Roadkill“ gefallen und ich hoffe sehr, irgendwann etwas Weiteres von ihr zu lesen.
Auf dem neunten Platz dieser kleinen Liste findet sich der norwegische Schriftsteller Karl Ove Knausgard, den ich durch seinen Roman „Alles hat seine Zeit“ entdeckt habe und für den ich alles stehen und liegen lassen würde, wenn ein neuer Titel von ihm erscheint – ein großartiger, wenngleich auch rätselhafter und kontroverser Schriftsteller.

In book portals one is often asked for hitlits of books to rank books according to which one considers best. I have difficulty in doing so. To me books are alive, they fit into periods of my life or they don’t, they are in transition, they accompany me and some leave me after a while. Did you ever re-read a book you enjoyed and somehow felt alienated the second time?  I do have a list of authors though for whose books I would immediately run into a bookstore. I already picture myself in front of bookstores prior to opening because I could not a wait the release of a book by one of the following authors:
1. Jonathan Franzen:  After reading  „The  Corrections“ and „Freedom“ I become exciting once I hear he might release a new book. I would probably read any book by Jonathan Franzen and even if it were about birdwatching.
2. Jonathan Safran Foer
3. Richard Ford
4. Richard Powers
5. Tobias Wolff
6. David Mitchell
Every book of those six authors I buy immediately for my library.
7. Marisha Pessl: The only book she published so far is “Special Topics in Calamity Physics” which is already a little older. I regularly check whether there are any information that she is about to write another book. In August 2013 „Night Film“ is supposed to be released (for me unfortunately in English only).
8. Helene Hegemann: Even if I stand alone with this oppinion I enjoyed her book „Axolotl Roadkill“. I very much hope to read more of her.
On the ninth rank I would place the Norwegian author Karl Ove Knausgard. I discovered him by reading the novel „A Time to Every Purpose Under Heaven“. A talented but also mysterious and controversial discussed writer.

***

Auf dem Dinas Blog findet ihr Maras Vorstellung von Karl Ove Knausgaard. Mara hat soeben auf ihrem Blog eine Vorstellung von Johan Harstad „Buzz Aldrin wo warst du in all dem Ducheinander“ veröffentlicht
On Dina`s blog you will find Mara`s introduction into life and work of Karl Ove Knausgard. Mara just published on her blog a review of Johan Harstad`s Buzz Aldrin Book.

Greetings to all of you
Siri and Selma, Bookfayries 🙂 🙂

See-rious

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See-rious

„Are you Siri-ous!?“ rief meine Schwester verblüfft.
„Nee, Siri, das glaube ich ja nicht!“
Selma schob energisch ihre kleine Feennähmaschine zur Seite und kam schnell zur Tür geflattert. Dicht beieinander versuchten wir gleichzeitig ein Blick  durch das viel zu kleine Schlüsselloch zu erhaschen.
Ein Vogel auf der Couch? „Hat Masterchen neuerdings einen Vogel, oder was geht hier ab?“ piepste Selma ungläubig.
Tatsächlich. Auf der Couch lag ein Vogel. Schön, groß und irgendwie traurig.

Was hat der denn? Warum hat wohl der Vogel Masterchen aufgesucht?
Als wir die klassiche Eröffnungsfrage „Was fehlt Ihnen denn?“ hörten, lehnten wir uns mucksmäuschen still zurück und lauschten. Und das hörten wir lüstern lauschend:
„Ich meine, warum sind Sie denn hier?“, hörten wir Masterchen mit seiner beruhigenden Therapeutenstimme fragen, „Flügellahm oder haben Sie einen Pieps, wenn ich mir dieses Wortspiel erlauben darf?“ Was wir jetzt hörten, verschlug uns die Sprache. Unser Vogel, ein Graureiher, bekam gar nichts mehr auf die Reihe und das kam so: Er hatte die anderen Vögel hinter vorgehaltenem Flügel piepsen gehört, dass es dort am Großmeer Reviere mit eins-A-Lage für Vögel gab. Das Wasser wurde stets von hilfreichen Menschen so reguliert, dass genug vorhanden war und erst das Futter … Georg der Reiher (der Name wurde von uns geändert) kam ins Schwärmen: Es geht die alte Vogelsage, die weit hinter Attars „Vogelgespräche“, eine der wesentlichen Weisheitsüberlieferungen der östlichen Vögel, dass dort Futter in Hülle von so einem Menschen, der wohl Warden hieß, bereitgestellt wurde, so dass einige Vögel bereits gesehen wurden, die zu schwer zum Weiterflug wurden. Zu der Zeit wusste der Reiher jedoch nicht, dass dies der Treffpunkt der Exhibitionistenkolonie war, wo Vögel aus Bequemlichkeit das Jagen verlernten. „Auch bei den Vögeln hat alles seinen Preis“, murmelte Masterchen fast unverständlich – auch wegen der geschlossenen Tür. Georg flog also in dieses Vogel-Schlaraffenland und zeigte sich nun fortwährend komischen Menschen, die so zwei Rohre mit Gläsern vor den Augen hielten,  um ihn besser zu betrachten. Georg flog hin und her und wie in den „Vogelgesprächen“ wurde seine Sehnsucht nach dem Wasser erfüllt und plötzlich zitierte er völlig korrekt, wie Siri sogleich flüsternd anmerkte, „einem Geschöpf wie mir genügt die leidenschaftliche Liebe zum Meer“ und etwas krächziger setzte er hinzu: „aber das Meer ist ein Element, das keine Treue kennt. Vertraue ihm nicht, sonst wird es dich letzten Endes überschwemmen.“ Damit hatte sich Georg verraten. Uns beiden war sofort klar, er ist schizophren geworden. Oder was meint ihr von einem Reiher, der augenscheinlich lesen kann? Woher sollte er sonst diese Überlieferung aus dem 13. Jahrhundert kennen? Masterchen dachte wohl wie wir, denn er fragte, wie er denn zu den Menschen stehe? Und da kam es heraus: Georg stellte sich oft vor, ein Mensch zu sein, ja, er stellte es sich ganz, ganz stark vor und in diesen Momenten wurde er zu einem. Und dazu noch zu einem Leser. Er hatte nämlich einem Vogelgucker „Birdy“ von William Wharton mit seinem langen Schnabel stiebitzt. „Und wenn ein Mensch zum Vogel werden kann, warum kann dann nicht auch ein Vogel zum Mensch werden?“, war seine Schlussfolgerung, als er den Roman ausgelesen hatte. So wurde er bisweilen zum Mensch wie auch einst der Kalif Storch zum Vogel wurde. Während dieser Schübe konnte er also lesen, was ihn jedoch nur umso mehr verwirrte, wie ihr gleich seht. Herr Reiher begann fürderhin die Menschen zu beobachten, wie sie ihn beobachteten. Ihm fiel auf, dass diese Menschen den Vögeln gar nicht so fern stehen: Birdwatcher treten im Schwarm auf, wechseln schnell die Orte und sitzen auch bisweilen in Bäumen. Aber fliegen können sie doch nicht“, warf Masterchen ziemlich untherapeutisch, wie wir fanden, ein. „Na doch!“, antwortete Georg, „sie haben für alles Maschinen.“ Dennoch gab Reiherchen nach einiger therapeutischer Intervention zu, dass Menschen nicht fliegen können und wer es versucht, endet wie dieser Schneider von Ulm, den schon Brecht ein Gedicht widmete. Dann kam ein Rückschlag:  „Und überhaupt“, meinte Herr Reiher triumphierend, „Harry Potters Eule Hedwig und Hans Huckebein der Unglücksrabe besitzen doch auch menschliche Züge wie schon Hugin und Munin bei den Germanen.“ Aber etwas später kam der erste Durchbruch. Reiherchen erkannte, dass unbeflügelte Wesen wie die Menschen, keinen Überblick haben. Deswegen stiften sie auch diese Verwirrung in der Natur. Dem stimmten wir geflügelten Buchfeen stumm nickend zu. Sagte nicht Masterchen einst „es irrt der Mensch, solange er denkt“? Und dieser Reiher war zum verwirrten Irrenden geworden, dem Masterchen als Mensch wenig helfen kann.  So sehen wir das. Aufschlussreich spannend fanden wir jedoch, was Reiherchen noch weiter bei den Menschen erkannte. „Menschen sind see-rious, alles müssen sie beäugen. Sie lieben den Kampf wie wir Vögel und …“ Ja, liebe Leserin und lieber Leser, das Weitere konnten wir leider nicht verstehen, da es von flattrigen Flügelgeräuschen überdeckt wurde.

Wir sprachen noch lange darüber, ob die Welt nicht von den Vögeln abstammt. Heißt es nicht in alten Schöpfungsberichten der Ägypter und Hindus „Am Anfang war das Ei“? Und Helena, die schönste Frau der Antike, soll auch aus einem Ei geboren worden sein, aber das wusste Georg Reiher nicht, sonst wäre er wohl noch größenwahnsinnig geworden und zum Glück hat Georg auch nicht das finnische Nationalepos „Kalevala“ gelesen, in dem unser ganzes Universum aus einigen Eiern (allerdings der Ente) entstanden ist.

Aber Ende gut, alles gut. 90 Minuten später sahen wir den Reiher mit hochgerecktem Kopf fröhlich davon fliegen.
„Sea you!“ verabschiedete sich Masterchen.
Jetzt musste Georg nur einige Edelfische vorbeibringen, um Masterchen zu bezahlen.

Ganz liebe Grüße aus dem Vogelparadies
Siri & Selma, Buchfeen 🙂 🙂

Masterchen lässt auch lieb grüßen und vielen Dank an die liebkluge Dina Bilderfee für die Idee xxx

Auf dem Pit

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Auf dem Pit

Old sailors never die, they just get a little dinghy.
Mast- und Schotbruch, Pit

Im Norden auf der Karte könnte ihr den Pit sehen, nein, nicht den Pit aus Süd-Texas, sondern den Blakeney Pit. Das ist das stark gezeitenabhängige Haff, das wir durchqueren müssen, um mit Circe unserem Boot in See zu stechen. Wir wohnen ja in Cley next the Sea, dem kleinen Dorf am großen Meer, seht ihr, wo wir mit Circe starten?
Es gilt als ehernes Gesetz, dass die Kinder der Küstenorte, nicht den Pit beim Segeln verlassen dürfen. Wir Bookfayries dürfen auch nur mit Masterchen am Ruder den Pit verlassen, denn die Dünung und der Wellendruck, die Strömungen und Untiefen sind jenseits des Pits gefährlich. “Immerhin”, hält uns Masterchen immer vor, “sterben vor dieser Küste alljährlich um die 25 Leute auf See.”

(Für den geographisch Interessierten: Morston liegt genau auf ein Grad östlicher Länge, die Koordinaten von unserem Haus in Cley: rund 53 Grad nördliche Breite, rund 1 Grad östliche Länge)

Bevor wir allerdings zum Pit kommen, müssen wir den Glaven befahren, der diese Haff-Nehrungsküste bildet, und da geht es durch`s Reet (dieses Schilfgras wird auch „Ried“  genannt). Im folgenden Bild könnt ihr unsere geliebte Circe sehen, das Boot, das wir schon seit über 20 Jahren fahren. Naja, so sieht es auch aus …

Also, durch`s Ried an der Mühle entlang, geht es raus auf den Pit durch die große Schleuse, die unser Dorf vor Überflutungen schützt. Die letzte große Flut war 1953, als man auf der Hauptstraße Kahn fahren konnte. Aber da waren wir noch nicht hier. Die old boys und girls haben ihre eigene Zeitrechnung in Jahren nach oder vor der großen Flut.

Die Fischer haben am Glaven ihre Reedbeds, die Flächen, wo sie im Februar das Ried schneiden, mit dem traditionell Dächer gedeckt werden.

Das Gebiet ist fest in der Hand der Birdwatcher. Treffen wir solche Vogelgucker, die meist mächtiges Gerät wie ein Teleskop, Fotoapparat auf Stativ mit baumlangem Teleobjektiv und natürlich ein Fernglas mit sich schleppen, begrüßen die uns keineswegs mit “hi!” oder “good afternoon”, nein, ein echter Birdwatcher fragt sogleich: “What have you spotted so far?” Sie erhoffen sich natürlich von uns fliegenden Wesen den heißen Tipp (meine Schwester und ich sind bekannt für unserm Scharfblick), aber unter uns, wir kennen uns mit Vögeln weniger aus, das sind völlig andere Flatterwesen als wir – wir sind nicht verwand!
Cley wird das „Mekka of Birdwatching“ genannt. Ja, es spielen sogar einige Birdwatcher-Krimis in unseren Marschen und gar auf der High Street, wie der von der BBC verfilmte Roman “The Murder in the Hide”.

Und wenn wir erst durchs Ried und danach auf dem Pit herumtuckern, befinden wir uns in einer Landschaft wie designed, klare Linien, Meer, viel Horizont, Strand, die stets die gleiche Wirkung auf uns haben: erfrischend, entspannend und entschleunigend.

Spürt ihr das jetzt auch? Tiiiiief inhalieren, das hilft! Oben seht ihr Masterchen mit Circe am Lifeboat House am Ende der Nehrung. Das blaue Lifeboat House wurde 1898 als Ersatz des älteren gebaut. Allerdings taugte es zur Seenotrettungsstation gar nicht, da sich innerhalb weniger Jahre so viel Kies, Sand und Schlick durch die Strömung ablagerte, dass man dort kein Rettungsboot mehr zu Wasser lassen konnte. Seit 1910 dient es als eine Forschungsstation, die dem University College von London gehört.
Schaut auf Selmas Lieblingskarte unten: NT (für National Trust) bezeichnet das Lifeboat House und dann seht ihr gleich steuerbord und backbord die großen Seehundkolonien. Am östlichen Ufer sahen wir gestern über tausend Common Seals und die riesigen Atlantic Seals. Wir Buchfeen lieben diese Robben, die stets unser Boot begleiten.

Da sind sie, unsere liiiiieben Freunde da draußen! Manchmal ist es ziemlich risky, sie zu besuchen. Der Wellendruck und die Höhe der Dünung zwingen Masterchen häufig zu kühnen Wendungen, und dann wird es eine nasse Angelegenheit. Ich, Selma, knipse mir mit Dina, die Finger wund und wie der kleine Hävelmann schreien wir “mehr, mehr! Noch eine Runde an den Seehunden vorbei!” Durch das schaukelnde Boot ist es nicht so leicht, unsere Freunde gut ins Bild zu bekommen. Ich, Siri, helfe dem Master die Wellen einzuschätzen, was immer wichtig bei Kursänderungen ist, sonst gibt`s eine so unfreiwillige wie heftige Dusche, brrrrrr … Das mögen die Kameras überhaupt nicht und das Geschrei ist groß. Naja und vom Kentern wollen wir gar nicht erst reden.

Die herzerweichend schauenden Seehunde sind natürlich Menschenwatcher. Alle beobachten, auch wir. Spannend ist es, den Seeschwalben beim Fischen zuzuschauen und wir lieben ihren ständigen schrillen Schrei. Über ihrer riesigen Kolonie (30.000 Vögel) gleich hinter dem Badestrand der Robben schwirrt die Luft.

Wir könnten ewig lang draußen auf dem Pit verweilen, aber leider, leider das Meer hat das Sagen und zieht das Wasser zurück. Dann müssen sogar die Piraten gehorchen, … oh ja! Es ist halt unehrenhaft für einen Piraten auf dem Trockenen zu landen und zu Fuß nach Hause zu gehen. Geht gar nicht!

Die Piraterie ist eine große Leidenschaft in dieser Gegend, aber psssst! nicht weitersagen, wir spielen nur Piraten. Wie das aussieht, seht ihr unten: Wie sich Masterchen eine Kaperfahrt erträumt. Na, wir lassen ihn ruhig träumen. Ist ja nett 😉

Foto  © Konrad Lenz

Nun könnt ihr euch das hoffentlich besser vorstellen, wenn wir sagen, wir fahren mit dem Boot raus.

Ganz liiiiiebe Buchfeengrüße von
Siri & Selma 🙂 🙂

Lady Adams

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Lady Adams

Heute berichte ich, Siri, des Masters Muse und Glücksfee, von Lady Adams. Jahrelang war sie unsere Nachbarin. Ich musste SelmaFee oft am Flügel ziehen, dass sie nicht in FeenGekicher ausbrach, wenn Lady Adams vor ihrem Cottage erschien. „Mit dem runzligen Gesicht unter ihrer graukarierten Sherlock-Holmes-Kappe sieht sie wie eine Schildkröte aus“, entschuldigte sich Selma, die bisweilen versuchte, sie unbemerkt zu knipsen, was ihr aber nie gelang. Selma meinte, die alte Lady sei eine unfotografierbare Zauberin.
Nicht nur, dass Lady Adams wie eine Schildkröte aussah (ich hielt sie mehr für eine HobbitFrau), sie sprach auch ein derart antiquiertes Englisch, dass wir öfters in der dicken FeenEnzyklopädie nachschlagen mussten, was sie denn meinte. Sie war eben über Mitte 90, wie das Dorfgerücht zu berichten wusste und bewundernd hinzusetzte, dass sie über dreißig Jahre lang ein Vogeltagebuch führt, in dem sie Anzahl und Art der Vögel notiert, die sie zwischen vier und dem Fünfuhrtee aus ihrem Salonfenster sieht. In Cley, „the Mecca of Birdwatching“, wird man so zur Heldin.

Unser Master war mit ihr befreundet. Das kam so: Eines Nachmittags wurde vornehm zaghaft die Schiffglocke an unserer Tür angeschlagen. Auf der Schwelle stand die kleine Lady, die ihm mit stummen Nicken ihre Karte überreichte: „Georgina H. Adams, Großwildjägerin, Mitglied des Word Wildlife Funds“. Ungelesen nahm Masterchen nickend die Karte in Empfang, worauf Lady Adams ihn bat, herüber zu kommen, da ihr Krokodil zerbrochen sei. Der Master wusste nicht so recht, ob er an seinem Englisch oder der Lady Verstand zweifeln sollte, immerhin ging sie ja auf die hundert zu und da spielt der Verstand oft nicht mehr so mit, wie man weiß. Die alte Lady entschuldigte sich fortwährend, ihn alleine in die Küche einer Jungfrau zu führen (womit sie sich meinte) und zeigte ihm den ausgestopften Alligator, der in der Tat in zwei Hälften zerbrochen wie erhängt über den Herd hing. Lady Adams Vorschlag, ihn mit Tesafilm „zu heilen“, wie sich ausrückte, erwies sich als unpraktikabel. Schließlich kam unser Master widerstrebend auf die Idee, es mit Paketband zu versuchen, worauf die Alte begeistert meinte, das sei der Kummerbund – „eine Mode, die wir aus Indien nach Europa brachten“ – des klugen Tiers, das einst zwei ihrer Kumpane verspeist hätte.

Nach der Krokodilheilung wurde unser Master jeden zweiten Mittwoch zum Fünfuhrteee geladen. Selma und ich durften neugierig mit herüberflatterten, um von diesem Ritual zu berichten. Masterchen klopfte an die Tür, worauf die Lady erschien, um seine Visitenkarte auf einem angelaufenen silbernen Teller zu empfangen. Als sie in den Salon gingen, steckte sie ihm augenzwinkernd seine Karte wieder zu: „Würden Sie sich bitte freundlicherweise bemühen, ihre Karte wieder das nächste Mal mitzubringen.“ In tiefen Sesseln versunken, eröffnete die Lady das Gespräch.
Sie: „Ist es nicht bedauerlich, dass wir all unsere Kolonien verloren haben.“
Master: „Wir Deutschen waren ja nicht gerade erfolgreich mit dem Kolonisieren.“
Sie: „Unverständlich für eine alte Lady, wie ihr Land so stark werden konnte. Fahren denn bei ihnen die jungen Burschen noch zur See? Ohne Seefahrt keine Macht.“
Nachdem dies geklärt war, erzählte sie mit großen Pausen, in denen sie kurz einnickte, Geschichten, wie sie auf  Tiger, Löwen und anderes gefährlich Getier tagelang die Flinte im Anschlag gewartet hat. „Große Kängurus sind am gefährlichsten“, klärte sie unseren staunenden Master auf, dessen Blick sich nicht von ihrer umfangreichen Büchersammlung losreißen konnte.
„Aber selbst ich gehe mit der Zeit“, setzte sie nach ihren Erzählungen schmunzelnd hinzu, „heute unterstütze ich den World Wildlife Fund. Diese jungen Städter wissen nichts über die zu schützenden Tiere. Sie wären leichte Beute für den edlen Tiger, den sie schützen wollen, da war doch der Hemingway ein anderer Bursche!.“

Im Alter von 101 starb Lady Adams in ihrem Schaukelstuhl, Sven Hedins „Mein Leben als Entdecker“ aufgeschlagen neben sich.

Bitte ganz vorsichtig gucken, es sei sehr wertvoll, meint meine Schwester, sie hat uns ein Knipsi zur Verfügung gestellt

Wir alle drei waren dabei, als über ihrem Grab der uralte Major, über den ich demnächst berichten werde, es sich nicht nehmen ließ, mit seinem antiken Vorderlader einen Schuss abzugeben, dessen Rückstoß auch ihn fast ins Grab befördert hätte.

Mit liiieben Grüßen vom kleinen Dorf am Meer Eure SiriFee

Pssssss…t, ich habe doch ein Foto, husch, bitte nicht verraten

Die Grosswildjägerin und der Alligator

Eure KnipsiSelma

© Klausbernd Vollmar, Cley/Norfolk, 2011

Sehen

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Sehen

Die Dinge, die wir wirklich wissen, sind nicht die Dinge, die wir gehört oder gelesen haben, vielmehr sind es die Dinge, die wir gelebt, erfahren, empfunden haben.
Calvin M. Woodwards
Hei dere – hallo Ihr!

Wir, Siri und Selma, sind in Norwegen und bekommen viele neue Ideen für unser Projekt „Schlechtwetterbericht“.  Ja, so ist es, es regnet wieder. Hier haben wir mehr Regen in drei Tagen erlebt als in Cley während drei Sommermonaten. Gut, dass Dina Regenzeugs für uns eingepackt hat, aber keine Sorge, geschrumpft sind wir niiicht!

„To see or not to see“, das ist kein Thema für meine liebe Knipsischwester SelmaFee. Sie sieht etwas und möchte es mit der Fotolinse, dem Objektiv, festhalten. Was tun, wenn kein KnipsiApparat vorhanden ist? Selma spielt KnipsiFee, so einfach ist das: Sie knipst mit ihren Augen und speichert das Bild in sich selbst ab. Das ist viiiel anstrengender, als den Knipsiauslöser der Kamera mit einem Flügelschlag zu betätigen, keine Frage, aber es geht. Die Speicherkapazität ist das Problem. Wie viele Bilder kann man behalten?

Regentropfen auf der Scheibe mag interessant sein, aber wer kennt sie nicht. Ich möchte lieber ein paar Bilder von Cley von meiner kleinen (hö!) Festplatte zeigen. Aber frag mich bitte nicht, wie der Vogel über die Marschen heißt, dafür ist der Master zuständig, ok?

Ihr meint, das sei naiv, keineswegs! Durch schnelles Blinzeln werden, wie uns Selma vorgeführt hat, Sakkaden (blitzschnelle Augenbewegungen zum Wechsel des Fixationspunktes) erzeugt. Durch diese Sakkaden fixiert Selma das Wahrnehmungsobjekt und verfrachtet es in den fovealen Bereich, das ist der gelbe Fleck, der für maximale Sehschärfe zuständig ist. Er wird auf den Punkt ausgerichtet, dem wir die meiste Aufmerksamkeit schenken. Die Verarbeitung der anderen Teile des visuellen Feldes wird gedämpft. Selma justiert und fokussiert, macht ihre KnipsiBlinzis und speichert ab. Fertig!

„Aber wie bei der Schnappschussfotografie erhascht sie damit das Bild kurz nach dem Augenblick, der zum Festhalten des Bilds reizte“, meint unser Master in einem seiner lehrerhaften Anfälle (von denen wir ihn gerade zu heilen suchen).

Ja, ihr wisst wahrscheinlich, es geht hinaus aufs Wasser, zum Blakeney Point, aber bitte nicht ungeduldig werden, die Bewohner der Sandbank da draußen zeige ich Euch noch. Schaut Euch erst mal den Vogel an, langeaufVögelwartenundbeobachten ist das Thema in Cley, das Mekka der Birdwatchers, ja, so iss es, das passt ja fein zum Thema Sehen.

Also, die Fischefänger und die Vögelbetrachter haben etwas gemeinsam, findet Ihr nicht? Verhalten sich entspannt passiv und empfinden sich sportlich aktiv? Also, bitte nicht falsch verstehen, ich habe jetzt nicht gesagt, sie sind faul und haben ein gutes Alibi für ihr Faulsein gefunden, keinesweg!

Wenn wir etwas wahrnehmen, produzieren wir gemäß unseres Erwartungshorizonts ein virtuelles dreidimensionales Bild des Wahrgenommenen, das wir auf das Wahrgenommene in der Außenwelt projizieren. Das Objekt wird durch unser wahrgenommenes Objekt substituiert. Wahrnehmung ist ein Transformationsprozess, bei dem das reale Objekt durch das wahrgenommene Objekt ersetzt wird. Wir nehmen keineswegs Linien und Formen wahr,  da das den Speicherplatz so vergrößern würde, dass die Verarbeitung der Information im Cortex verlangsamt würde. Wir nehmen stattdessen Interferenzmuster wahr.

Ihr seht niedliche Seehunde, d.h. Eure Linse nimmt ein Interferenzmustermuster wahr und verwandelt dieses (im Sehzentrum) in ein dreidimensionales Bild dieser Seehunde – das ist Holografie. Dieses Hologramm – also das virtuelle Bild der Seehunde – ersetzt die realen Seehunde. Wir projizieren so ständig holografische Bilder auf die Realität. Somit schaffen wir uns unsere eigene, persönliche Welt. Ok, ok, hier kommen sie, Selma ist ganz froh, ein paar Eindrücke loszuwerden, somit bekommt sie den Kopf frei für andere Sachen, hihi.

Puuuuh, es ist nicht einfach die Süßen bei hohen Wellengang, ich meine richtig hohe Wellen, festzuhalten.

Das ist es, was Einstein und  Heisenberg meinten, wenn sie behaupteten, „der einzig objektiv Standpunkt des Beobachters ist sein subjektiver“, und es spielt auch in Dan Browns Roman „Das verlorene Symbol“ eine Rolle. Der irische Aufklärer Bischof Berkeley bemerkte bereits in den ersten Tagen des 18. Jh., dass es keine objektive Wahrnehmung gibt.

Die Kleinen, sooo froh mich wiederzusehen, ruhen sich etwas abseits aus. Am liebsten wäre ich dort geblieben, Dina auch, aber wir mussten uns beeilen, schnell, schnell, sonst haben wir kein Wasser für die Heimfahrt! Ich gehe davon aus, Ihr seid alle mit Ebbe und Flut vertraut, oder...?

Theoretisch ist das den gebildeten Reisenden wie uns BuchFeen wohl bewusst, praktisch meinen wir jedoch, Realitäten zu erblicken. „Wird der Blick auf ein Objekt sich seiner Subjektivität bewusst, öffnet er sich dem künstlerischen Schaffen“, schreibt unser Master in seinem Tagebuch „Eine Reise in Eis“ (dessen Erscheinen für dieses Jahr vom Verlag versprochen wurde – wir sind schon soooo gespannt).

Wenn mein liiiebes Schwesterlein Selma mit ihren Augen knipst, hat das einen Vorteil der Fotografie gegenüber: Das Objektiv unserer FotoKnipsiApparate kann seinem Namen gemäß nur unzureichend das Wesentliche vom Unwesentlichen unterscheiden, das sehenden Auge kann das jedoch, da es gemäß dem Erkenntnisinteresse des Wahrnehmenden sieht. Wo wir wieder beim Thema „Sehen und nicht Sehen“ wären, „inattentional blindness“ (Unaufmerksamkeitsblindheit) ist eine Nichtwahrnehmung von Objekten, bedingt durch die eingeschränkte Verarbeitungskapazität des menschlichen Gehirns.

„Die Fotografie“, mahnt uns unser Master, „verwandelt alles in ein totes Bild, um es als digitale Trophäe stolz dem Nichtdagewesenen zu zeigen. Lehnt sich der Fotograf gegen den ständigen Wandel der Bilder auf, indem er den schönen Augenblick erstarren lässt?“, fragt er mich. Völlig falsches Timing! Wieso benimmt der Master sich wie ein Spaßverderber, Siri und ich sind doch sooo stolz auf unsere FotoKnipsiApparate.
Trotz unseres empörten Flügelschlagens fährt er impertinent fort: „Faust wird von Mephisto über den Wunsch nach dem Festhalten des schönen Augenblicks gewarnt. Der Fotograf verliert seine Seele an den Teufel, da er das zu bannen sucht, dessen Essenz in der Vergänglichkeit liegt. Dem Augenblick wird das Leben geraubt, dem eigenen Erleben ebenso. Der Fotograf wehrt die Totalität ab, die der Seele – jener undefinierbaren Einheit – zu eigen ist. Mit dem Dokumentieren beginnt die Entseelung der Welt.“

Ganz schön abgehoben – darüber muss ich erst noch zusammen mit Selma und der liebklugen Dina TofFeeFee nachdenken. Was meint Ihr denn dazu? Wir würden uns über Rückmeldungen freuen.

Ha det bra og hilsen fra Norge (juchu, ich kann schon etwas Norwegisch!)
Siri, Schreibfee

© Klausbernd Vollmar, Cley/Norfolk, 2011