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Too many books?

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Siri + Selma

Siri + Selma

Books are not made for furniture, but there is nothing else that so beautifully furnisches a house
Henry Ward Beecher
(brother of the author Harriet Beecher Stowe)

Let books be your dining table,
And you shall be full of delights
Let them be your mattress
And you shall sleep restful nights.
Author Unknown

Hallo hallo, hier schreiben wieder Siri und Selma und als liebkluge Buchfeen natürlich über Books.  Gleich mal `ne Fragen, kennt iht das, dass ihr euch die Haare rauft, die Hände ringt und nicht ohne diesen flachen resignierten Ton in der Stimme stöhnt „wohin mit all diesen Bücher?“
Masterchen hat vor ewigen Zeiten in kühner Selbstüberschätzung 2000 Exemplare seines weißen Buchs „Das Geheimnis der Farbe Weiß“ und ebenso viele von seinem schwarzen Buch „Das Geheimnis der Farbe Schwarz“ für sein Lager gekauft. Allerdings fand er schnell heraus, wie gut diese gebundenen Bücher sich als Regalstützen eignen (Tipp von Selma: gebundene Bücher eignen sich besser als Taschenbücher). Abwechselt schwarz und weiß aufeinander gestapelt, sah es richtig fesch, ja fast etwas etwas maurisch, aus – jedoch nur bis all diese Bücher verkauft waren.
Über dieses ominöse Buchlager (und andere Ecken) in unserer Bibliothek werden wir demnächst berichten.

Hi, here are Siri and Selma again 🙂 and like Bookfayries do we`ll write about books.
Don`t you ask yourself in despair sometimes: „Where should all my books go!“
Our Master, well he was young then, once stored thousands of his books about the colour black and the colour white. Soon he found out these books are ideal for shelving. So he built a bookshelve using those black and white books alternately. Looked a bit Moorish, well not really like in the Alhambra 😉
You will see some of our crazy shelves in one of our next blogs.

Neben Bücherverbrennungen gibt es eine andere ganz üble Art des Umgangs mit Büchern, den die Puritaner pflegten: Es wird berichtet, dass sie bei der Auflösung des Klosters Glastonbury die armen alten Bücher der umfangreichen Bibliothek zum Ausbessern der damals schlechten Straßen benutzten. Das scheint uns zu doch zu drastisch sein. Wir geben euch hier ein paar andere Idee, was man Besseres mit zu vielen Bücher machen kann.

Besides burning books the most evil treatment of books was done by the Puritans. At the dissolution of the Glastonbury monastery Cromwell`s men used the old books from the library for mending potholes in the roads. But we want to give you some other ideas what to do with too many books. Of course the best thing to do with a book is to read it, but once you’ve read some you might not want to read them again. Here are our suggestions for you:

Enkh 003 NL 2012 Photo: Hanne Siebers

Diese Ideen bekamen wir, als wir mit Dina und Masterchen das Museum in Enkhuizen/NL besuchten, wo wir diese Ausstellungsstücke fanden. Das ist Buchkunst mal ganz anders.

We got those ideas while visiting the Museum of Enkhuizen (The Netherlands) last year. There we found those exhibits. Well, that is book-art in an unexpected way, isn`t it?!

Enkhuizen Book Chair Klausbernd Vollmar, Photo: Hanne Siebers, 2012

Das ist Buchkunst, die sich Masterchen gerade etwas verwirrt anschaut. Er würde es „Chaos“ nennen, aber es ist ein Möbelstück, der  „Book Chair“, eine Skulptur von Richard Hutton.  Er, dieser Hutton, wurde 1967 geboren und gehört zu den bekannstesten niederländischen Avantgarde-Designern. Hutton hatte anscheinend ein großes Buchproblem.

Our Master is looking quite puzzled at this object of book-art which he would rather call „Chaos“. But it is the „Book Chair“, a sculpture by Richard Hutten (born 1967), who is one of the most well-known and most unconventional Dutch designers. He graduated in 1991 at the Design Academy in Eindhoven and fairly quickly garnered international recognition. He seems to have a big book problem.

Enkhuizen, Book Chair Photo: Hanne Siebers, 2012

Wir haben es wirklich ausprobiert, auf dem Buchstuhl sitzend liest sich gut. So einen Stuhl brauchen wir auch! So wie die non-Books zunehmend die armen Bücher aus Ladenketten verdrängen, nehmen wir an, dass dieser Buchstuhl bald bei Thalia im Angebot erscheint.

Enkh 017 NL Photo: Hanne Siebers

We really tried it, you can read sitting on this Book Chair quite well. We need such a Book Chair too! But as non-books displace the books in the big chainshops we are sure finding it at Barnes & Nobel soon.

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Dann gibt`s noch eine Art des ruppigen Umgangs mit Büchern, die uns Buchfeen tief erschaudern lässt: das Schreddern 😦
Mit Riesenlärm werden die armen Sätze und Wörter zu kleine Teilchen zerschlagen. Echt böse. Da werden Worte im wahrsten Sinne zu Schall und Rauch – und massig Staub. Viele hehre Worte enden am Schluss als Klopapier, oh dear! Stellt euch vor, der größte Buchschredderbetrieb in Deutschland schreddert etwas über zwei Mio. Ladenhüter jährlich – ja so kann`s dem armen Buch gehen. Da endet es doch lieber als Buchstuhl und der Leser findet`s cool.

Bookfurniture_Collage3

The most brutal treatment of books is shredding. And imaging all these sentences and words are torn apart – with lots of noise and dust. The Great Work is ending as toilette paper. Millions of books are shredded each year. Isn`t it better ending up as a book-chair or bath tub?
Bookfurniture_Collage2

Wir Buchfeen lieben es Bücher in Büchern zu verstecken, aber darüber demnächst.

We Bookfayries like to hide books in books, but about this will write another time

Liebe Grüße aus Buchwelt
Love
Siri und Selma, Buchfeen

Private Büchersammlungen: Maras Bücher

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Siri + Selma

Siri + Selma

Er erinnerte sich der Bibliotheksphantasien von Jorge Luis Borges. Jedes Buch ist geheimnisvoll. Eine Bibliothek ist das große Geheimnis, das womöglich niemals zu lüften ist.
„In Ecos ‚Der Name der Rose‘, ist Jorge eine Anspielung auf Borges“, erklärte sie.
Und warum muss der Bibliothekar blind sein?“, fragte er.
Sicher nicht nur, weil Borges erblindete, sondern auch weil die Welt der Bücher eine innere Welt darstellt.
Klausbernd Vollmar

He remembered Borges` phantasies about a library. Every book is a secret. The biggest secret is a library itself.
And she remembered how in Eco`s “The Name of the Rose” Jorge is an allusion to Borges.
“And why is the librarian blind?”, he asked.
“Not only because Borges became blind but also because the world of books is world within.“
Klausbernd Vollmar

Wir haben euch großartige öffentliche Bibliotheken vorgestellt, in denen Kulturgüter vor ihrem Verfall gerettet werden. Dass dies nicht immer gelang, zeigte die Zerstörung der Bibliothek von Alexandria (gegründet um 250 a.D.), die um die 700.000 Schriftrollen beherbergt haben soll und von der man, worüber wir Buchfeen uns sehr wundern, das genaue Untergangsdatum und auch die Untergangsursache nicht weiß (die Angaben schwanken zwischen dem 4. Jh. bei Zerstörung alles Heidnischen durch Theodosius bis zum 7. Jh. bei der Einnahme Ägyptens durch die Sassaniden).

We blogged about magnificent public libraries in our last articles, libraries which preserve our cultural heritage. Not always successfully as in the case of the destruction of the library of Alessandria. Founded around 250 B.C. it is said that this library collected about 700.000 scrolls. It`s quite a discussion why and when it has been destroyed – we only know it must have been between the 4th and the 7th century.

Neben diesen öffentlichen Bibliotheken gibt es eine riesige Anzahl privater Büchersammlungen, in denen ebenfalls Kulturgüter gesammelt werden, die gerade dort häufig das böse Schicksal von Bücherverbrennungen überlebten. Als wir kürzlich die Besitzerin einer großen Bibliothek kühn fragten, warum sie Bücher sammele, antwortete sie lächelnd über unsere naive Frage: „Weil mir Bücher viel geben. Sie vermitteln Wissen, unterhalten, dienen der Entspannung und des Genusses, als Gesprächsstoff und als Selbstdarstellung. Und außerdem hat mich Lesen mehr verändert als fünf Jahre Therapie. Meine Büchersammlung spiegelt meine Entwicklung und meine Identität wider. Das ist doch Grund genug, oder? Ach ja, und noch `was, da sind meine Kommentare, die ich in die Bücher schreibe.“

Besides those famous public libraries there exist a huge number of private book collections. And in these private libraries books survived the horrible burning of books quite often. We did asked a friend of ours why she is collecting books. “Because books transport knowledge, they entertain and relax, they are always a conversation point and they are there to be admired by others as well. Reading changed me much more than five years on the couch. My collection of books shows my development and identity. And isn`t reason enough for collecting books? And not to forget my comments I use to write in my books.”

Einige private Bibliotheken unserer Mitbloggerinnen und Mitbloggern wollen wir euch ab und an hier vorstellen. Wir Buchfeen, als Bewohner von Masterchens Bibliothek, sind ganz scharf darauf zu lesen, welche Bücher andere Bücherfreunde sammeln, wie sie mit diesen Büchern leben und speziell wie sie ihre Bücher ordnen. Denn über die Ordnung der Bücher wollen wir demnächst zusammen mit unserem lieben Master einen Blogbeitrag schreiben.

We Bookfayries now proudly present some “normal” book collections of the bloggers visiting our blog. We are keen to read which books our guests collect, how they are living with their books and what`s the order of their collection (because we want to write an article about the order of books soon).

Wir würden gerne auch eure Büchersammlung vorstellen. Habt ihr Lust darauf? Dann schickt uns Fotos und einen Text an: mail(at)kbvollmar(dot)de

We would like to present your library here, too. If you like send fotos and a text either in English or German to: mail(at)kbvollmar(dot)de

Heute stellen wir die Bibliothek von Mara vor, die den literarischen Blog Buzzaldrin betreibt. Wir bedanken uns recht herzlich bei Mara für ihren Beitrag.
Was uns Buchfeen speziell an dieser Bibliothek gefällt, dass sie voller Bücher steht, von denen wir – oh Bildungslücke – fast keines kennen.

Today we will present Mara`s books. Mara is running the blog Buzzaldrin. Thank you very much, dear Mara, for presenting your books.

***

Hier stelle ich euch meine kleine, aber feine Bibliothek vor.
Bücher sind mein Leben, so steht es auf meinem Literaturblog „Buzzaldrins Bücher“ . Die Heimat, das Zuhause meiner Bücher, ist meine kleine Bibliothek – neun Billyregale, fast alle randgefüllt. Manche Regalbretter biegen sich bedrohlich unter dem Gewicht der Werke, so dass ich mir allmählich eine Alternative überlegen muss.

„Books are my life“ – that is what I choose to write as a description on my literature blog Buzzadrins Books. My books find shelter in a small library. My library is a room containing nine shelves from IKEA. But as my shelves are overcrowded and bendig under the weight now I have to think about a new solution.

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Meine Leidenschaft für Bücher habe ich von meinem Großvater, der das Bücher-Gen an mich weitergegeben hat. Ich habe ihn als einen immer lesenden Großvater in Erinnerung. Er besaß eine große Bibliothek und hat oft und viel von seinen Büchern gesprochen. Sein Lieblingsschriftsteller war Theodor Fontane, von dem er jedes Buch besaß, manche Bücher sogar doppelt, in unterschiedlichen Ausgaben. Besonders beeindruckend bei meinem Großvater fand ich, dass er häufig Notizen in seine Bücher schrieb oder aber passende Zeitungsausschnitte in die Bücher hineinlegte. Diese Angewohnheit habe ich übernommen und schneide auch mit großer Begeisterung Interviews oder Besprechungen aus, um sie in meine Bücher zu legen.
Nach seinem Tod habe ich eine Reihe von Büchern in seinen Regalen gefunden, die noch eingeschweißt waren. Leider ist er zu früh gestorben, als dass wir uns vor seinem Tod nicht über gemeinsam gelesene Bücher wirklich austauschen konnten. Heutzutage muss ich häufig daran denken, wie ihm wohl mein Blog, meine Bibliothek und meine Leidenschaft für Bücher gefallen hätten.
Zu Hause war ich ebenfalls immer von Büchern umgeben, habe aber in meiner Jugend kaum eigene Bücher gekauft, sondern erstaunlich viele Bücher aus der Bibliothek ausgeliehen. Erst als ich zu meinem Studium in eine andere Stadt und meine erste eigene Wohnung umzog, habe ich damit begonnen, mir eigene Bücher zu kaufen. Besonders angetan hatten es mir damals die Wühltische, an denen es reduzierte Exemplare zu ergattern gab. Ich habe vor allem viele amerikanische Autoren gekauft: James Salter, Tobias Wolff, Richard Ford, Richard Yates und Philip Roth. Heutzutage kaufe ich überwiegend Neuerscheinungen, die ich auf meinem Blog vorstelle. Ich würde behaupten, dass ich verhältnismäßig viele Bücher erstehe, nicht alle davon habe ich bisher gelesen.

My passion for books is a gift inherited from my grandfather. Thinking of him I always remember him as a grandfather reading a book. He possessed a huge library and often talked about his books. His favourite author was Theodor Fontane. He possessed every book of him, some even twice – if different editions were meaningful to him. My grandfather had the habit that was especially impressing to me. When opening his books you would find notes he had made or corresponding newspaper articles. I maintain this tradition.
After his death I found several books in his shelves which were still sealed. He died too early to read all books he had intended to read, he died too early for me to talk with him about books more often. Today I often envision how he would have liked my blog, my little library, my passion for books.
At home I was always surrounded by books. When I was a young girl I got lots and lots of books from the public library. I did buy books not before I moved into another city because I started to study at the university. Nowadays I buy quite a lot of books but I haven`t read them all, not yet. I read American authors in particular: James Salter, Tobias Wolff, Richard Ford, Richard Yates, and Philip Roth.
Nowadays the majority of books I buy are new releases which I discuss on my blog.

 

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Als ich mit meiner Freundin im März in eine neue Wohnung gezogen bin, habe ich mich entschieden, meine Bücher alphabetisch zu sortieren. Diese Entscheidung habe ich bis heute nicht bereut, da meine Regale nun sehr übersichtlich sind und ich immer alles sogleich finde. Ich habe meine Bücher nicht nur alphabethisch sortiert, sondern sie dazu noch in Romane und Sachbücher unterteilt, auch wenn ich nicht so viele Sachbücher besitze wie Romane. Insgesamt umfasst meine Bibliothek etwa 1000 Bücher. Karl Ove Knausgard erzählt in seinem Roman „Lieben“ davon, dass er insgesamt an die 15.000 Bücher besitzt – er beschreibt, wie er all diese Bücher in Kisten einpacken musste, als er umgezogen ist und sich geschworen hat, nie wieder Bücher zu kaufen. Gehalten hat er sich daran natürlich nicht. Mir erging es bei meinem Umzug ähnlich – bei dieser Masse an Büchern ist mir zwischendurch ganz anders geworden. Ich musste allen Umzugshelfern hoch und heilig schwören, so bald kein weiteres Buch zu kaufen. Daran halten konnte ich mich aber – genauso wie Knausgard – nicht lange. Schon kurz darauf stand ich wieder im Buchladen und erwischte mich dabei, wie ich das nächste Buch kaufte. Sobald ich einen Buchladen betrete, sind die Chancen erschreckend gering, dass ich ihn ohne Buch wieder verlasse. Die Bücher wandern schon fast wie durch eine magische Kraft in meine Tasche – natürlich werden sie aber vorher bezahlt. 😉

I moved into a new apartment with my partner in March and decided to sort my books alphabetically. Until now I have not regretted the alphabetical order since its quite easy to find a book now. Well, I did not only sort my books alphabetically but also according to their content – whether they are fiction or non-fiction. Although I definitely possess more fiction than non-fiction – altogether I possess 1000 books approximately.
In “Loving” (second vol. of „My Struggle“) Karl Ove Knausgard reports how he moved with his 15000 books, he had to pack all of them into boxes by himself. Afterwards he had never wanted to buy a book again, a resolution he soon broke. I had similar thoughts when moving. I was forced to promise those who helped me not to buy books as frequently as I used to. I couldn’t keep my promise neither.

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Seit September letzten Jahres führe ich einen eignen Bücherblog. Einen Schwerpunkt habe ich beim Bloggen über meine Bücher eigentlich nicht, ich bin für alle Bücher offen. Im Moment blogge ich verstärkt über Neuerscheinungen. Außerdem habe ich die deutschsprachige Literatur für mich entdeckt. Lange Jahre habe ich stets nach anderen Ländern geschaut, überwiegend nach Amerika. In diesem Jahr ist es mir gelungen, einige beeindruckende Autoren und Autorinnen aus Deutschland für mich zu entdecken: Pia Ziefle, Andreas Martin Widmann, Vea Kaiser, Martin Horváth oder auch Kathrin Weßling fallen mir dabei als erste ein. Besonders spannend finde ich es zudem, Lesungen von Autoren zu besuchen, mir meine Bücher signieren zu lassen und mich dem Menschen hinter dem Autor etwas zu nähern. Dieses Jahr hatte ich das Glück, Dea Loher und Olga Grjasnowa im Rahmen einer Lesung zu treffen, genauso wie den Bremer Autoren Ralph Dohrmann.
Ich finde es sehr spannend, wie sich seit Eröffnung meines Blogs mein Schwerpunktinteresse auf von Frauen verfasste deutschsprachige Literatur verschoben hat. Ein bisschen ist das wie durch Zauberhand geschehen und eigentlich etwas, was ich vorher nie für möglich gehalten hätte, da ich immer überzeugt davon war, dass es nur wenig gute deutschsprachige Bücher gibt und ich lieber männliche Autoren lese. So kann man sich irren! 😉

Since September last year I run my own blog on which I discuss books. I do not have a special focus, I read what I consider interesting. Presently however I find myself blogging lots about new releases. For long time I read books from other countries, especially North-America. This year I came across interesting auhors from Germany. Pia Ziefle, Andreas Martin Widmann, Vea Kaiser, Martin Horváth or Kathrin Weßling are some of those which immediately come to my mind. I enjoy the opportunity to go to readings of these authors. Afterwards the simple name or information I had about a writer is filled with vivid impressions of a living person, a character. This year I was able to see Dea Loher and Olga Grjasnowa at readings as well as Ralph Dohrmann, an author from Bremen (where I am living now).
Recently I discovered that my focus has shifted unintentionally to literature composed by women. This is in particular weird since I used to have the impression to prefer books written by men. I guess it is just as it is with life in general: something just happens and it is good it does.

Am meisten Spaß macht es mir, über bisher noch unbekanntere Bücher zu bloggen, Literaturperlen, die ich anderen zum Entdecken ans Herz legen kann. Ich sehe genau darin meinen Auftrag als Literaturvermittlerin.
Wenn man mich fragen würde, welche meiner Bücher zu meinen Lieblingsbüchern gehören, müsste ich nicht lange überlegen. Es kommen immer wieder neue Bücher hinzu, die mir gut gefallen und die ich gerne lese, aber es gibt drei Bücher, die so etwas wie ein Fundament für mich darstellen. Zu denen ich mich immer wieder hinwenden kann, zu jeder Zeit, und die mir immer etwas zurückgeben. Dabei handelt es sich um David Foster Wallace „Das ist Wasser“, „vielleicht lieber morgen“ von Stephen Chbosky und den Roman „Buzz Aldrin wo warst du in all dem Durcheinander“ von Johan Harstad.

„Das ist Wasser“ von David Foster Wallace ist ein schmales Bändchen, mit wenigen Seiten, es ist eine Rede, in der David Foster Wallace über die „Standardeinstellung“ des Menschen spricht, die er als Selbstzentriertheit bezeichnet: Es dreht sich alles um mich selbst, darum, wie ich die Wirklichkeit und die Welt wahrnehme. Zentral dabei ist der Begriff der Entscheidung. Man hat die Entscheidung darüber, worauf man achten möchte, man hat die Entscheidung darüber, wie man Dinge interpretieren möchte. Mir hat sich vieles offenbart durch die Rede von David Foster Wallace, er hat mich angestiftet zum Denken und ich versuche in meinem Alltag häufiger mir seine Gedanken zu vergegenwärtigen, einen Schritt zurückzutreten und die Situation aus der Perspektive der anderen Beteiligten zu betrachten. Wenn ich acht Stunden anstrengende Kunden im Buchladen ertragen musste, klappt das aber manchmal nur noch bedingt. 😉 Wenn der Leser gewillt ist, sich die Zeit zu nehmen, um sich auf die Gedanken des Autors einzulassen, kann „Das ist Wasser“ sehr viel bereithalten.
Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen Interesse an diesen Gedanken haben – auf meinem Blog ist die Vorstellung von „Das ist Wasser“ beinahe 2000mal angeklickt wurden. Fast täglich kommen Menschen mit Suchbegriffen, die genau nach dieser Rede suchen. Ich finde es spannend, dass es scheinbar ein Bedürfnis danach gibt.

„vielleicht lieber morgen“ ist eigentlich ein Jugendbuch, das ich zum ersten Mal mit fünfzehn oder sechzehn Jahren gelesen habe. Ich habe es immer wieder gelesen, mehrmals, insgesamt bestimmt fünf oder sechs Mal. Stephen Chbosky erzählt aus dem Leben von seiner Hauptfigur Charlie, der die Musikgruppe „The Smiths“ liebt und häufig weint. Meine erste Lektüre des Buchs liegt noch vor dem Computerzeitalter und ich denke gerne daran zurück, wie ich mit dem Buch in der Tasche durch Secondhandmusikläden streifte, um mir CDs von Musikgruppen zu kaufen, die Charlie hört. Für seinen Englischlehrer schreibt Charlie Aufsätze über Bücher wie „Wer die Nachtigall stört“, „Der Fänger im Roggen“ oder „Walden“. Ich erinnere mich auch noch, dass Ayn Rand (russ.-amerikan. Bestsellerautorin) erwähnt wird und ich verzweifelt versucht habe, eines ihrer Bücher in deutscher Sprache zu finden, um es lesen zu können. Diesen Effekt der Suchbewegung, dass ich in einem Buch auf andere Titel oder Musikstücke stoße, weiß ich auch heute noch sehr zu schätzen.

Mit „Buzz Aldrin wo warst du in all dem Durcheinander“ verbinde ich eine sehr persönliche Geschichte – ein bisschen sehe ich das Buch fast schon als Fortsetzung von „vielleicht lieber morgen“, da Matthias, die Hauptfigur von Johan Harstad und Charlie sich ähneln. Beide schauen lieber zu, beobachten, ziehen sich zurück und verbringen gerne Zeit mit sich alleine. Beide verkörpern etwas, mit dem ich mich lange Zeit identifizieren konnte, da ich auch immer lieber unsichtbar sein wollte, gerne in der zweiten Reihe stehe und dabei lieber nicht gesehen und beachtet werden wollte.

Die drei genannten Bücher möchte ich jedem Leser empfehlen! Für mich sind sie etwas ganz besonderes, darüber hinaus glaube ich aber auch, dass es sich um Bücher mit Substanz handelt, d. h. dass sie ihre Bedeutung nicht so schnell verlieren werden. Solche Bücher zu finden, ist für mich besonders wichtig. Viele der Bücher, die ich heutzutage lese, wandern nach dem Lesen ins Regal meiner Bibliothek und setzen dort schnell Staub an. Charlie und Matthias ziehe ich auch heutzutage immer noch gerne zwischen den anderen Büchern hervor. Beide Bücher sind in einem anderen Zeitalter geschrieben worden, Handys, Computer oder das Internet spielen in den Geschichten keine Rolle. Manchmal bin ich fast traurig angesichts dieser immer moderneren Entwicklung. Bei Howard Jacobson las ich neulich, dass eine Figur schnell ein Foto mit dem Handy knipst – Johan Harstad spricht dagegen noch von einem „Kodak-Moment“, einem Moment für die Ewigkeit, der zumindest eine Weile überdauern soll. Ähnliches trifft auch auf die Rede von David Foster Wallace zu, die bei jedem Lesen Neues bereithält und zum Entdecken einlädt.

Most interesting for me is finding a book I call a highlight. A highlight is for me a book generally not well known but which I can definitely recommend to read. This is a special challenge I like: choosing books for presenting them on my blog.
I am often asked about my favourite books. This is a difficult question since the list in my head is dynamic not static and corresponds to the situation I am just in. However, I do have a fundament which is constructed of David Foster Wallace „This is Water“, „Perks of Being a Wallflower“ from Stephen Chbosky as well as the novel „Buzz Aldrin what happened to you in all the confusion“ von Johan Harstad.
„This is Water“ by David Foster Wallace is rather a booklet. The text reflects on the ordinary attitude of human beings which the author considers as egocentric: whatever happens is refering to myself. How I experience reality and everythings happening around me is my own interpretation. The term decision is tied to a specific meaning in the context of this work. You are able to decide what you want to perceive, what you like to draw your attention to, how you want to interpret things that happen. Since reading „This is Water“ I try to reflect my attitude. I may give an example what I am talking about: Yesterday I women just crossed my way without paying attention to the rest of the traffic. I had to stop my bike abruptly and my first thought was: “Can`t you watch out, people are so self centered!” Reflecting on my attitude as recommended by David Foster Wallace I thought: “Well, this lady may have an important reason to be in such a hurry, maybe her child had an accident, maybe she is late for work and afraid of getting fired …” I try my best to keep reflecting on my usual attitude. After having worked eight hours as a sales assistant in a large book store this is sometimes difficult. For anyone willing to reflect on ones daily attitude I can definitely recommend reading „This is Water“. After having discussed the content of „This is Water“ on my blog I got the impression that many people were interested in this topic. Almost every day people come to my blog by entering search terms related to „This is Water“. I see this as a positive sign.
 „Perks of Being a Wallflower““ is a book for adolescents. A book I read for the first time being fifteen or maybe sixteen. I read it over and over again. Stephen Chbosky tells the story of Charlie, who loves the band “The Smiths” and cries a lot. I read the book before every household had a computer and I love to remember myself walking through all kinds of musicstores with  „Perks of Being a Wallflower“ in my pocket trying to find CDs of the bands Charly listened to. –  Charly writes essays for his English teacher treating books such as  „To kill a mockingbird”, „The catcher in the rye“ or „Walden“. I remember that Ayn Rand is mentioned and I desperately tried to find one of her books in German. I still listen to CDs mentioned in books or try to find books mentioned in other books.
I have got an intimate relation to „Buzz Aldrin what happened to you in all the confusion“. This book is somewhat the sequel to „Perks of Being a Wallflower“ to me since the protagonists have much in common. Both characters are rather shy, like to stand in the second row and sometimes wish to be invisible. Feelings I can relate to.

To sum it up I can really recommend reading these three books. Of course they are very special to me. Nevertheless they have a deeper meaning, a message for our life. Where ever you go those silent companions you will never loose. They are not books you will put in your shelves to forget about them. „Buzz Aldrin what happened to you in all the confusion“ and „Pers of Being a Wallflower“ have been written at a time mobilephones or computers did not have the impact they have today. I don’t know how you feel but I like looking back at these times. Howard Jacobson describes a scene in which a women quickly takes a picture with a mobile – Johan Harstad describes this moment as a special event, the “Kodak-moment” which will preserve an important moment in one’s life. Similar appeals to the speech of David Foster Wallace in which I detect new aspects every time I read it. I just wish to pass my favourite literature on, inviting you to read and discuss these novels.

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Das wichtigste Buch in meiner kleinen Bibliothek ist ein kleines rotes Notizbuch. Dort habe ich über mehrere Jahre wichtige und für mich bedeutende Zitate aus Büchern und Bilder gesammelt. Leider sind die Eintragungen zunehmend sporadischer geworden, vor allem seitdem ich verstärkt die neuen Medien nutze. Und doch ist das Buch immer noch etwas ganz Besonderes für mich – ich blättere gerne durch die Seiten, lese dieses oder jenes Zitat und erinnere mich zurück an meine damalige Lektüre.

The most important book in my little library is a small red pocketbook. This book contains remarkable quotations, sentences I discovered in books within the last years. Unfortunately I did not keep up entering quotations. However I still enjoy looking at the pages thinking of the books these quotations come from, why I wanted to remember them.

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In Bücherforen wird gerne und häufig nach Ranglisten und Hitlisten von Büchern gefragt, ich tue mich mit so etwas schwer. Eine Top 10 meiner Lieblingsbücher kann ich nur schwer aufstellen, da sich dies ständig wandelt und verändert – so eine Liste wäre stets nur eine kurze Momentaufnahme, ein „Kodak-Moment“. Was ich aber habe, ist eine Liste von Schriftstellern und Schriftstellerinnen, bei denen ich ohne Zögern zum Buchladen rennen würde, wenn ihr neues Buch erscheint. Es gibt einige wenige, bei denen ich nicht nachdenken muss, sondern die den sofortigen Impuls auslösen, ihr neues Buch so schnell wie möglich zu kaufen. Bei den zuerst genannten Autoren laufe ich sogar Gefahr noch vor der Öffnungszeit vor dem dunklen Schaufenster zu stehen, um das Buch als erste in der Hand zu haben.

1. Jonathan Franzen
Nach „Die Korrekturen“ und „Freiheit“, kriege ich schon schwitzige Hände, wenn nur das Gerücht nach einem neuen Buch von Franzen aufkommt. Ich würde alles von ihm kaufen, selbst ein Sachbuch über das Beobachten von Vögeln, falls er irgendwann so etwas in der Art veröffentlichen wollen würde.
2. Jonathan Safran Foer
3. Richard Ford
4. Richard Powers
5. Tobias Wolff
6. David Mitchell
Jedes Buch mit dem Namen von einem dieser Autoren wandert umgehend und ohne zu zögern in mein Bücherregal.
7. Marisha Pessl
Ihr bisher einziges veröffentlichtes Buch “Die alltägliche Physik des Unglücks” ist bereits einige Jahre alt. Regelmäßig schaue ich bei Amazon, ob ein neuer Titel von ihr angekündigt wird. Jetzt endlich scheint es so weit zu sein, für den August 2013 ist ein neues Buch von ihr angekündigt, bisher aber leider nur auf Englisch, unter dem Titel „Night Film“.
8. Helene Hegemann
Auch wenn ich mit meiner Einschätzung höchstwahrscheinlich relativ alleine dastehe, hat mir ihr Roman „Axolotl Roadkill“ gefallen und ich hoffe sehr, irgendwann etwas Weiteres von ihr zu lesen.
Auf dem neunten Platz dieser kleinen Liste findet sich der norwegische Schriftsteller Karl Ove Knausgard, den ich durch seinen Roman „Alles hat seine Zeit“ entdeckt habe und für den ich alles stehen und liegen lassen würde, wenn ein neuer Titel von ihm erscheint – ein großartiger, wenngleich auch rätselhafter und kontroverser Schriftsteller.

In book portals one is often asked for hitlits of books to rank books according to which one considers best. I have difficulty in doing so. To me books are alive, they fit into periods of my life or they don’t, they are in transition, they accompany me and some leave me after a while. Did you ever re-read a book you enjoyed and somehow felt alienated the second time?  I do have a list of authors though for whose books I would immediately run into a bookstore. I already picture myself in front of bookstores prior to opening because I could not a wait the release of a book by one of the following authors:
1. Jonathan Franzen:  After reading  „The  Corrections“ and „Freedom“ I become exciting once I hear he might release a new book. I would probably read any book by Jonathan Franzen and even if it were about birdwatching.
2. Jonathan Safran Foer
3. Richard Ford
4. Richard Powers
5. Tobias Wolff
6. David Mitchell
Every book of those six authors I buy immediately for my library.
7. Marisha Pessl: The only book she published so far is “Special Topics in Calamity Physics” which is already a little older. I regularly check whether there are any information that she is about to write another book. In August 2013 „Night Film“ is supposed to be released (for me unfortunately in English only).
8. Helene Hegemann: Even if I stand alone with this oppinion I enjoyed her book „Axolotl Roadkill“. I very much hope to read more of her.
On the ninth rank I would place the Norwegian author Karl Ove Knausgard. I discovered him by reading the novel „A Time to Every Purpose Under Heaven“. A talented but also mysterious and controversial discussed writer.

***

Auf dem Dinas Blog findet ihr Maras Vorstellung von Karl Ove Knausgaard. Mara hat soeben auf ihrem Blog eine Vorstellung von Johan Harstad „Buzz Aldrin wo warst du in all dem Ducheinander“ veröffentlicht
On Dina`s blog you will find Mara`s introduction into life and work of Karl Ove Knausgard. Mara just published on her blog a review of Johan Harstad`s Buzz Aldrin Book.

Greetings to all of you
Siri and Selma, Bookfayries 🙂 🙂

Dublin`s Fine Libraries: Chester Beatty Library

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Siri + Selma

Siri + Selma

Nachtrag zur Marsh`s Library von Selma Buchfee:
Sie gehört zu den „haunted libraries“, in der ihr Gründer Narcissus Marsh nächtens als Geist herumwandert und in den alten Büchern einen Brief von seiner Nichte sucht. Wir sind ihm nicht begegnet, obwohl wir als Buchfee ein Gespür für Geister haben.
Selma`s amendment:
It is said, that Marsh`s Library is haunted. Narzissus Marsh has been seen wandering around to find a letter from his niece in the old books. Unfortunately we didn`t met this famous bookcollector.

***

Wisst ihr, dass Chester Beatty (1875-1968) einer der erfolgreichsten Sammler alter Handschriften und Bücher des 20. Jh. war? Wir staunten nicht schlecht, als wir hörten, wie er als erfolgreicher Bergbau-Ingenieur und Unternehmer bereits in seiner Jugend Millionen verdiente (dass er Kriegsgewinnler war, verschweigen wir lieber). Er sammelte westliche, islamische und ostasiatische Papyrustexte, Handschriften und frühen Bücher, wobei er nur die seltensten Ausgaben kaufte. Übrigens als „analer Charakter“, wie Masterchen ihn diagnostizierte, sammelte er nicht nur das, sondern alle möglichen seltenen Kunstobjekte.

Chester Beatty (1875-1968) was one of the greatest collectors of old scriptures of the 20th century. Already in his youth he made millions as a mining engineer and entreponeur. He spent his money for his Western, East-Asian and Islamic collection. But he was very choosy only buying excellent work of art. We, the bookfayries Siri and Selma, were very thrilled about his collection of Western illuminated manuscripts from the Caroligan and Ottonian periods.

Masterchen, mit seiner Liebe zu illuminierten Handschriften, belehrte uns, dass wir in dieser Bibliothek bestens die Entwicklung der Buchmalerei und der Schrift studieren könnten. Staunend betrachteten wir die reich illuminierten Handschriften der karolingischen und ottonischen Periode (Ende des 8. bis Ende des 11. Jh.). Eine der frühsten Buchmalereien entdeckten wir in einer Handschrift des Evangeliums des Johannes (um 600), ein koptischer Text mit seitlichen Verzierungen am Schriftblock und sogar bereits Minaturen, alles in harmonischen Erdfarben gehalten. In dieser Zeit begannen die ersten Schreiber, ihre Texte zu dekorieren, was jedoch bis ins 8. Jh. sehr schematisch geschah: neben kleinen Verzierungen am Schriftblock wurden auf meist ganzseitigen Miniaturen fast immer einer der vier Apostel schreibend oder lesend an einem Pult dargestellt. Spannender wird es dann um 1000, die Schreiber benutzten nun ausgiebigst Silber und Blattgold, Pigmente aus Edelsteinen und Mineralien, mit denen sie freudig Iniatialen ausmalten.

Our Master, having been a specialist for Gothic illuminated manuscripts, told us lots and lots about the development of the art of illumination. We were surprised about the sophistication of this art. We found the earliest illumination in a coptic text of the Gospel of St. John (around 600) but the real goodies were produced from the 8th century onwards, although they followed more or less the same sheme in the beginning. One of the apostles is sitting on a writing desk writing or reading. Around 1000 the illuminations are getting much more vivid as the artist began to use silver as well as gold, pigments from precious stones and minerals (before they rather used earthern pigments) and they presented a broad spectrum of scenes.

ausgemalte Initialen (allerdings in einem späteren Text)Foto: Hanne Siebers

ausgemalte Initialen (allerdings in einem späteren Text)
Foto: Hanne Siebers

Bewohnte Buchstaben kamen in Mode, da findet man Menschen, Tiere, Pflanzen in den Buchstaben. Wir haben sie als Suchbildchen betrachtet, doch müssen wir auch sagen, dass manche Initialen derart ausgemalt und verziert sind, dass wir den Buchstaben gar nicht mehr lesen konnten und oftmals war dazu alles miteinander verbunden, wie ihr es sicher von der keltischen Buchmalerei her kennt. Originell fanden wir eine Abbildung in „De Civitate Dei“ (1100, geschrieben in Latein in karolingischen Minuskeln) in der ein nackter sitzender Mann quasi um 90 Grad gedreht ein E bildet. Ab etwa 1100 (in der Gotik) verbinden sich in der Buchmalerei  Miniatur und Dekoration zu bunten Bildern und Mustern. Wir fanden ganzseitige Miniaturen und kleinere im Text und der Innenraum der Initialen wurde ebenfalls für kleine Miniaturen benutzt. Nun wurden die Handschriften richtig bunt. „Miniatur“ heißt „in Farbe malen“, wie Masterchen erklärte.

Inhabited letters came into fashion. You find people, animals and plants drawn into the loop of letters. In those initials we found little worlds but some were that much decorated that you cannot make out which letter it should be. In the Gothic period the illumniations become more and more colourfull, partly intertwined like in „The Book of Kells“ and miniatures became very important.

ill. HS

Gotische Prachthandschrift
Foto: Hanne Siebers

In der Gotik, wie ihr oben seht, kommt Leben in die Handschriften. Neben künstlerische gestalteten Initialen und Miniaturen in zweifarbig geschriebenen Texten fanden wir auch Kolumnentexte wie in der Abb. oben. Wir Buchfeen bekamen entzücktes Flügelflattern bei der Betrachtung der üppigen Seitenverzierungen in Gold, die ihr in den beiden folgenden Bildern bewundern könnt.

Above you see a Gothic Manuscript which intials are artfully painted by the scribe who used two colours for writing text too and did write column-texts on either sides (which is extraordinary).  

Chester Beatty Library, Dublin, 2012 Foto: Hanne Siebers

Handschrift von Jacopo Avanzi illuminiert (Padua 14. Jh.)
Foto: Hanne Siebers

Das Besondere an dieser Prachthandschrift oben ist nicht nur die blattvergoldete Initiale, sondern auch die in der Grisaille-Technik (Graumalerei) gestaltete Miniatur. Avanzi war ein Schüler Giottos und von daher erklärt sich die Plastizität in der Darstellung von Menschen Tieren. Typisch dagegen sind trotz des Grautons die starken roten und blauen Farbakzente, die auch die Verzierungen im unteren Blatt prägen.

Do you see the golden initial on the Manuscript (above)? Gold was important as well as red and blue because those were the most precious colours. Unusal is the the Grisaille-Technique (Gray-Painting) of the miniature. The artist Avanzi has been a follower of Giotto and therefore this plastivicy of figures and animals.

Gotische Prachthandschrift mit BlattgoldverzierungFoto: Hanne Siebers

Gotische Prachthandschrift mit Blattgoldverzierung
Foto: Hanne Siebers

Solche Rankenmuster, wie in dem Blatt oben waren in der gotischen Buchmalerei äußerst beliebt, wurden jedoch nur bei Prachtausgaben benutzt.

Such sophicated tendrils, like in the page above, were only used in special manuscript for rich customers who provided the gold as well as Lapis Lazuli for the blue and purple for the red.

Ab der Gotik werden nicht nur stereotyp christliche Themen dargestellt, sondern Szenen aus dem Alltagsleben. Da streiten sich Jungen und Esel reiten auf Hunderücken, wie wir im Stundenbuch des französischen Admirals Coetivy von 1443 sahen, der übrigens neben dem Duc de Berry der größte Buchsammler seiner Zeit war. Ja, das 15. Jh., das erkannte unser Buchfeenauge gleich, war der Höhepunkt der europäische Buchmalerei, obwohl damals gerade die ersten Bücher gedruckt wurden – oder vielleicht gerade deswegen, da ein illuminiertes Manuskript ein Unikat darstellt, ein gedrucktes jedoch nicht mehr. Es setzt das Zeitalter der Reproduzierbarkeit in der Textkunst ein. Zum Glück hatten wir in der Buchfeenschule über Walter Benjamins kluges Buch „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner Reprozierbarkeit“ gesprochen, um diesen enormen Einschnitt zu verstehen.

By the end of the Gothic periode not only Christian manuscript were produced but worldly texts as well beginning with texts from the Greec and Roman classic periode. The following Renaissance was the high time of illuminated texts although printing started then. But as the illumniated manuscript was unique with printing started the reproduction. A new aera of art had began. 

Und was uns gleich auffiel: Mit dem Aufkommen des Buchdrucks in der Renaissance bleibt zwar das Seitenlayout weitgehend dem der illuminierten Handschriften gleich, aber zunehmend wird die massive gotische Minuskel aufgegeben zu Gunsten von leichteren Schrifttypen. Der Platz für die Initialen wurde zunächst im frühen Buchdruck ausgespart und nach dem Druck wurden die Schmuckinitialen per Hand gemalt.

The first printed books – so called „Wiegendrucke“ – followed in their layout the Gothic manuscripts. The initials were left out and later painted on the page by hand. The typesetting changed from the heavy Gothic minuscles to a lighter typeface.  

Und um zu zeigen, dass die Buchmalerei nicht ausgestorben ist, zeigen wir euch unten eine limitierte Ausgabe, die von Henri Matisse gestaltet wurde. Solche modernen illuminierten Ausgaben werden heute hauptsächlich von Druckern in England und Frankreich hergestellt.

The picture down under shows you that the art of illumnation has not died. It`s a poetry book with illumnations by Henri Matisse. Nowadays such artwork in books is printed by specialized printers mainly in England and France.

Poéms de Charles d`Orléans, Buchmalerei Henri Matisse (2001)Foto: Hanne Siebers

Poéms de Charles d`Orléans, Buchmalerei Henri Matisse (2001)
Foto: Hanne Siebers

Außerdem sammelte Chester Beatty Koran-Ausgaben. Durch das Abbildungsverbot im Islam, finden wir, wie bei der Prachtausgabe unten, keine figürlichen Illuminationen in den Texten aber nicht-figürliche Verzierungen.

Chester Beatty did collect Qur`an editions as well. As figural illustration is forbidden in the Islamic world the scribes did decorate their texts with non-figural, mostly geometric patterns like in this Qur`an (from the middle ages) you see here:

Mittelalterliche Prachtausgabe des Koran
Foto: Hanne Siebers

Außerdem wurde häufig, wie an dem Beispiel unten die Schrift als grafisches Element stilisiert. In dieser Bibliothek, die berühmt für ihre Koran-Texte ist, kann man gut die unterschiedlichen arabischen Schriften unterscheiden, in der Koran geschrieben wurde. Die meisten Koran-Ausgaben stammen aus dem 9. bis 14. Jh.

Besides non-figural illumnations the  Qur`an shows quite often masterpieces of calligraphy. The writing is used for its graphic effect.
Most  Qur`ans from this collection are from the 9th to the 14th century.

Koran-Prachtausgabe in arabischer Kunstschrift geschrieben(Foto: Hanne Siebers

Koran-Prachtausgabe in arabischer Kunstschrift geschrieben
(Foto: Hanne Siebers

Leider ist die Chester Beatty Bibliothek keine „richtige“ Bibliothek, d.h. hier stehen keine Bücher in Regalen, sondern Handschriften und Bücher werden der Öffentlichkeit in Vitrinen mit Panzerglas in temperierten Räumen präsentiert. Allerdings ist die Präsentation sehr stimmungsvoll. Aber das ist keine Kuschelbibliothek wie Marsh`s Library. Hier würden wir nicht einziehen wollen. Aber diese Bibliothek war 2002 zum European Museum of the Year gekürt worden.
Eine Ausstellung in dieser Bibliothek ist der Entwicklung der Buchbindung und Präsentation von Texten gewidmet. Im unteren Bild seht ihr zwar kein Palmblatt und Papyrus (die es hier auch zu bewundern gibt), sondern die Schriftrolle, das gefaltete und das gebundene Buch (das schräggestellte Buch rechts ist ein deutsches Werk über Trachten).

Unfortunately the Chester Beatty Library is more a museum than a library. You don`t find shelves filled with old books. Everything is presented under glas in showcases. But it is presented very well. This library was chosen the European Museum of the Year in 2002.
In the different rooms you find an exhibition of the development of the presentation of texts and bookbinding. In the following picture you see these different forms of text presentation: the scroll, the folding book and bound and printed books.

Kasten: Textpräsentation
Foto: Hanne Siebers

Die folgende Schriftrolle fanden wir besonders ehrwürdig. Es ist ein hebräischer Text aus dem 17. Jh. (die sogen. „Thora und Esther Scxhriftrolle“)Diese Rarität haben wir lange auf uns wirken lassen.

We bookfayries were thrilled by this scroll . It`s a Hebrew parchment from the 17th century, the so called „Thora and Esther Scroll“.

Schriftrolle, lateinischer Text
Foto: Hanne Siebers

Zum Abschluss noch zwei Schätze der Bibliothek: Der Weltatlas von Blae(us) (17. Jh.). Zu Beginn des 17. Jh. löste sich die Kartografie von den ptolomäischen Weltbild und es wurden Atlanten mit Kupferstichdruck und reichen Barockverzierungen verlegt. Mercator und Ortelius waren die Vorreiter dieser neuen Form von Karten und Atlanten. Unten seht ihr den berühmten Atlas von Blaeus, der 1665 sogar mit Seekarten erschien.

Last not least two treasures: First the Atlas of the world by Bleaus or Bleak. At the beginnig of the 17th century cartographers started to give up the Ptolomaen idea of our world.  Now started the printing from etchings with rich Baroque decorations. Mercator and Otelius have been among the first producers of those atlasses. You see here the famous atlas of Blaeus which was edited even with maps of the sea in 1665. 

Weltatlas von Blae(us)
Foto: Hanne Siebers

und eine ungewöhnliche astromische Handschrift (gebunden, 16. Jh.) mit eingearbeiteten Drehscheiben.

And this a extraordinary astromonical bound manuscript from the 16th century with moving plates on one page.

Gebundenes astronomisches Manuskript (16. Jh.?)
Foto: Hanne Siebers

Leider konnten wir nicht alles zeigen. Wir entschuldigen uns bei Tantchen, dass wir keine Artefakte aus der buddhistischen Abteilung präsentieren, aber in den stark verdunkelten Räumen war es nicht leicht für Dina durch das Panzerglas zu fotografieren.

Sorry that we could show you more and there is so much more like a huge Buddhistic collection and pictures, too.
The following books are in German, sorry!

Noch ein Tipp von uns Buchfeen: Detailliertere Infos zu illuminierten Handschriften findet der interessierte Laie in dem „Lexikon der Buchkunst und der Bibliophile“, Hg. Karl Klaus Walther (Saur Vlg., München 2006) und in Grimme, Ernst Günther: Geschichte der abendländischen Buchmalerei (Dumont Vlg., Köln 1988) – beide Bücher haben wir kurz mal aus Masterchens Bibliothek gemopst.

Love
Liebe Grüße
eure Buchfeen Siri und Selma 🙂 🙂

Weitere Fotos aus dieser Bibliothek findet ihr auf Dinas Blog.
More pictures of this Library: here.

Wir danken ganz herzlich der Chester Beatty Library für die Fotoerlaubnis 🙂 und möchten euch bitten zu beachten, dass das Copyright dieses Artikels bei Klausbernd Vollmar und Hanne Siebers liegt. Ferner bedanken wir uns für sachkundige Privatführung.
Many thanks to Chester Beatty Library for the permission to take pictures and for the great private tour through the collection. Please respect the copyright of text and pictures by Klausbernd Vollmar and Hanne Siebers

Dublin`s Fine Libraries: Marsh’s Library

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Siri + Selma

Siri + Selma

Preface
Thanks a lot for all the English native speakers visiting our bookfayries-blog. Great 🙂 For an easier for understanding we will write our texts in German and English. First in German because that`s our fayrie language and then in English a kind of summary of every paragraph. Is that okay?
Welcome! Have fun, looking at Dina`s pictures  and reading our scribbles 🙂

***

Huch, hier schreiben endlich wieder wir, die emsigen Buchfeen Siri und Selma. Wir stellen euch jetzt unsere Lieblingsplätze vor, nämlich Bibliotheken im schönen Dublin. Da fangen wir gleich mit der altehrwürdigen Marsh`s Library an. Diesen Erzbischof Narcissus Marsh (1638-1713, der wirklich ein Narziss war) müsst ihr euch als gebildeten Büchersammler vorstellen mit einem regen Interesse speziell an den Naturwissenschaften. Das war damals, erzählte uns Masterchen, keineswegs unüblich. Viele höhere Kleriker beschäftigten in Marschs Zeiten mit Alchimie, die wir als Vorläufer der modernen Wissenschaft sehen.
Diese Bibliothek ist eine typische Gelehrtenbibliothek der damaligen Zeit, die seit 300 Jahren fast nicht verändert wurde. Wir standen leider dreimal vor dem verschlossenen Tor – auch Buchfeen müssen bei ihren heiligen Plätzen stets dreimal anklopfen, bevor sie eingelassen werden, was schon der geehrte Alchimist Doktor Faustus wusste -, aber als wir dann den L-förmigen Büchersaal betraten bekamen wir Flügelzittern. Ihr seht am letzten Bild deutlich, dass sich die Regale biegen unter Last von 25.000 Büchern aus dem 16. bis frühem 18. Jh. aus allen Wissenschaften. Dieser Marsh war ein Ordnungsmensch und interessierte sich sehr für Mathe und Physik. In einigen uralten Mathebüchern könnt ihr Randbemerkungen von Marsh lesen (wenn ihr sie lesen könnt ;-)). Marsh hat im Ggs. zu einigen heutigen Sammlern wie Umberto Eco seine Bibliothek benutzt.

This is the library of Archbishop Marsh which hasn`t much changed in last 300 years. Marsh was like many of his colleages interested in science, especially in mathmatics and physik. You find notes in some of the old books which shows that Marsh used this library like Umberto Eco and unlike some modern collectors of rare books. Well, this library stores 25.ooo volumes from 16th to the early 18th century.


Wir fanden hier schönste und besterhaltene Bücher englischer Drucker wie Berthelet, Daye, Notary, Pynson, Siberch und Wolfe, dazu noch 300 Handschriften, die wir uns aber nicht anschauten. Übrigens studierte nicht nur Marsh hier sondern auch Jonathan Swift, ja der, der mit dem satirischen Roman „Gullivers Reisen“ weltberühmt wurde. Er war sogar Verwalter dieser Bibliothek.

You find the printing products from the the earlies English printers here like Berthelet, Daye, Notary, Pynson, Siberch and Wolfe. It stores 300 manuscripts as well. Not only Marsh used this library frequently, it was Jonathan Swift the author of the satiric novel „Gulliver`s Travels“ who not only studied here, he has been the supervisor of this library also.

Ihr seht ja hier die Glaskästen. Masterchen war entzückt, dort Werke zu finden, die seiner Zeit die Welt veränderten. Wir sahen:
These Books changing the world we found remarcable:

Apian, Peter: Cosmographica (Köln 1574): Apian war ein deutscher Kosmograph und Mathematikprofessor in Ingolstadt, wo die Illuminaten herkommen (ob er auch einer war?). Apian erklärt das ptolomäische System des Kosmos, das bald darauf sein Ende finden sollte. Er beschäftigte sich mit Navigation, allerdings auf Grundlage einer falschen Vorstellung unseres Planetensystem. Deswegen erlitten so viele Schiffbruch.
The German cosmographer Apian has been professor of mathematics at Ingolstadt/Bavaria. It was bestseller translated in at least four other languages besides Latin. This is the well preserved English edition, funnily enough printed at Cologne/Germany. Apian provides an introduction in Ptolomaic philosopy that soon after came to an end. We wandered how he could write a paragraph about navigation based on the wrong cosmological theories. We understood, therefore so many sailors shipwrecked.

Galilei, Galileo: Systema cosmicum (London 1663): Galileo, der das Teleskop als erster benutzte, versetzte dem ptolomäischen System den Todstoß, wenn auch die Kirche noch einige Zeit an ihm festhalten solte. Übrigens entgegen aller Vorurteile hat die Kirche in Person von Kardinal Barberini Galilei keineswegs schlecht behandelt. Er bekam wie wir auch manchmal von Masterchen Hausarrest. Mit diesem fein bebilderten, exzellent erhaltenen Buch setzte sich das heliozentrische Weltbild durch. Wir waren völlig erstaunt, dieses Buch in der Bibliothek eines Erzbischofs zu finden. Wisst ihr warum? Es wurde gebannt.
Tycho Brahes Werk „Astronomiae instauratae mechanica“ (Nürnberg 1602) lag gleich neben seinem Zeitgenossen Galilei. Von Brahe erzählte uns Masterchen, dass in einem Duell in Deutschland seine Nase verlor. Und nun? Er ließ sich aus verschiedenen Metallen eine für jeden Tag der Woche fertigen. Findig dieser Kerl, der Zeitgenossen zufolge ein Raufbold war. Uns haben die feinen Illustrationen angezogen.
It was actually Galileo who replaced the Ptolomaic geocentric system with his heliocentric model. The church didn`t like that at all and banned his book what didn`t mean that an Archibishop wasn`t allowed studying it in his library. Marsh has been quite liberal, he owned several editions of Galileos work in his library.
Brahe was an contemporary Danish aristrocat famous for his fighting. In a duell in Germany he lost his nose and got several noses made of metall.  Altough Brahe had built an excellent oberservatory he followed the Ptolomaic idea of the earth in middle of our universerse, a centre um which all the planets were circuling around. 

Kepler, Johannes: Prodromus dissertationum cosmographicarum (Frankfurt/Main 1621): Eine gut erhaltene Ausgabe, bei der uns bes. Keplers Vorstellung der platonischen Körper (Gleichflächner) interessierte. Masterchen erklärte uns langmutig die Abbildung der ineinandergeschachtelten platonischen Körper. Wir machen es kurz, nach Kepler ergibt sich bei dieser Schachtelung, dass die Mittelsenkrechten der Körperflächen eine Zentrallinie schneiden und zwar in dem Verhältnis der Entfernung der Planeten voneinander. Habt ihr das verstanden? Wir auch nicht. Aber hier die Abb. dazu

Also so sieht es aus. Masterchen hat das vor Zeiten abgemalt. Es steht in seiner Lexikon-Bibliothek.
Kepler has been an influential German cosmograph who believed in the harmony of the cosm. His famous plate (you see above) show the so called „Platonische Körper“ in their relation to the structure of our universerse. Kepler did not only write science he is seen as one of early science fiction writers, too.

Was fanden wir noch? Eine schöne Aristoteles Ausgabe (Venedig 1550) mit einem Kommentar des arabischen Gelehrten Ibn Rushd. Es soll die letzte Ausgabe mit diesen Kommentaren sein, wie der Herausgeber Tommaso Giunta versicherte, da Christen diese Kommentare für „trash“ hielten. Dann eine Ausgabe von Francis Bacon (Oxford 1640), der Aristoteles angreift und auf Empirie setzt, was damals skandalös war. Und dann diese berühmten „Discours“ von René Descartes, mit denen es Schluss mit Aristoteles war. Aber Descartes auch, der nämlich bei der klugen Königin Christina von Schweden als Hofphilosoph lebte und dort an Lungenentzündung starb. Einige meinen übrigens, er sei vergiftet worden.
Whatelse did we find: An Aristotle-edition (1550) with the comments of the famous Arabic scholar Ibn Rushd, thought of as the last book with his commants. And then a Francis Bacon edition (1640) and a René Descates edition (1658) both books are the first ones contradicting Aristotle by using empiristic methods. A revolution in the world of science.

So schön gebundene Bücher stehen leider nicht in unserer Bibliothek, dagegen ist unsere Wohnstätte auf Regalbrett drei und vier wie sozialistischer Plattenbau 😉
Also, in solcher Umgebung geht unser Buchfeenherz auf 🙂

This world we love. Shall we say more …
Unfortunately we haven`t such nicely bound old books standing in our library. It`s a pity we haven`t had an collector of old books in our family 😦

Jetzt bedrängen wir Masterchen, dass er auch solch eine feine Leiter baut. Nicht dass wir Buchfeen die brauchen, wir können ja schweben und flattern, aber Masterchen und Dina würde die helfen.

Now we want our Master to provide such a wooden ladder, no, not for us, fotunately we are winged, but for him and his beloved Dina.

Eine Besonderheit dieser ehrwürdigen Bibliothek sind die drei Lesezellen oder Alkoven, die ihr in der Collage unten (oben in der Mitte) seht. Wer seltene Manuskripte oder Bücher lesen wollte, wurde in diese Zellen eingeschlossen. Außerdem waren zu Beginn der Bibliothek seltene Bücher angekettet. Das ist aber noch harmlos, im 13. und teilweise noch im 14. Jh. wurden in Mitteleuropa zwar illuminierte Handschriften ausgeliehen, aber als Pfand musste der älteste Sohn mitausgeliehen werden.
In the middle of the following collage you see the wired alcoves where readers of rare books were locked. Originally many of the books were chained to the shelves. That`s quite a human method because in the 13th and 14th century you had to lend out your son if you wanted to borrow one of the illuminated manuscripts.  

Marsh`s Library

Marsh`s Library
Collage und Fotos: Hanne Siebers

Mit liebe Grüßen vom kleinen Dorf am großen Meer, wo wir gerade daran arbeiten, über die Chester Beatty Bibliothek zu schreiben, die von Marsh`s Library übrigens eine Sammlung alter orientalischer Schriften bekam. Beim Beitrag über die CB Library werden wir uns mit der Entwicklung des Buchs beschäftigen. Warum wir so emsig sind? Wir bekommen von Masterchen 50 Fayrietaler Taschengeld für die Beiträge und überhaupt …

Love from our little village at the big sea where we working on an article about the Chester Beatty Library. You`ll read that soon. It will be about the development of books.
Why are we doing all this? We are getting fifty Fayrie-Guineas for every arcticle from our beloved Master and we love it 🙂

Also bis bald
die Buchfeen Siri und Selma 🙂 🙂

Ach, übrigens und überhaupt:
Wir Buchfeen fänden es supermagetoll, wenn ihr uns Beiträge über eure Lieblingsbibliotheken schicken würdet, die wir auf unseren Buchfeenblog hier veröffentlichen würden. Es kann auch eure eigene Bibliothek sein. Und mit Fotoknipsis, bitte 🙂 an mail(at)kbvollmar.de. DANKE! 🙂 Ach und  noch `was: Auf Dinas Blog könnt ihr noch zwei Collagen von dieser zauberhaften Bibliothek sehen – so jetzt ist aber Schluss, puh!

Last not least I would be extraordinary great if you could send pictured articles about our favourite library, even if it is your own. We would  publish them here. Please send to: mail(at)kbvollmar.de. A big thank you 🙂 You will find more pictures on Dina`s Blog.  

Siris Lieblingszitate: Carlos Ruiz Zafón

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Siris Lieblingszitate: Carlos Ruiz Zafón

„Jede Interpretation und Beobachtung der Realität ist notwendigerweise fiktiv.“
Carlos Ruiz Zafón “Das Spiel des Engels“

In Zafóns Roman „Das Spiel des Engels“, der sich rasend schnell in Spanien verkaufte, geht es um Realität und Wahrheit in einer Weise, dass der Leser wie die Hauptperson selbst nicht mehr wissen, was real ist und was Fiktion. Aber seien Sie unbesorgt, die Wahrheit versteckt sich – wie immer – in der Fiktion, wie es die Hauptperson gegen Ende dieses unterhaltsamen Romans ausdrückt. Es ist ein Werk voller versteckter und offener literarischer Anspielungen, wobei es den Lesegenuss nicht mindert, wenn man die Intertextualität, die nach Umberto Eco Bestandteil eines postmodernen Romans ist, nicht erkennt.

Wie Tantchen zum Welttag des Buches kommentierte, geht der Autor davon aus, dass Bücher eine Seele besitzen, die außer von der des Autors auch von derjenigen der Leser gebildet wird. Deswegen möchten Bücher von vielen gelesen werden, das stärkt ihre Seele. Tantchen würde sich sicher auch an den krimihaften Elementen dieses Romans erfreuen, wobei ich anmerken möchte, dass heute fast jeder Roman Krimihaftes aufweist. Ist das nicht eine literarische Monokultur?

Ruiz Zafón beschreibt, teils in Anlehnung an die „Bibliothek von Babel“ von Borges und jener Bibliothek aus „Der Namen der Rose“ von Eco, eine Bibliothek, die er „Friedhof der vergessenen Bücher“ nennt. Ob man gerade dort die besonderen Leseschätze findet, frage ich mich.

Der Friedhof der vergessenen Bücher spielt in den ersten drei bereits erschienen Romanen der Barcelona Tetralogie eine geheimnisvolle Rolle. In Zafóns Erstlingswerk und ersten Band dieser Reihe „Der Schatten des Windes“ wird diese Bibliothek eingeführt und weiterhin immer wieder auf sie verwiesen. Und wie ihr euch denken könnt, wenn Bibliotheken vorkommen, dann geht`s um Bücher. Besonders „Der Schatten des Windes“ und „Das Spiel der Engel“ sind Bücher über Bücher und der dritte Band „Der Gefangene des Himmels“, dessen deutsche Übersetzung für den 25. Oktober dieses Jahres angekündigt ist (wir lasen ihn neugierig, wie wir sind, auf Englisch), spielt in den späten fünfziger Jahren, einer Zeit, als Buchläden noch das kulturelle Zentrum einer Stadt waren. Als Buchfee las ich mit Glitzeraugen den Abschnitt darüber, was verloren geht, wenn die Bücher verschwinden und was man alles von Büchern lernen kann.

Wie bei vielen postmodernen Romanen sind die Erzählstränge komplex verwoben und so eignen sich die drei Romane Zafóns eher für das konventionelle Lesen, bei denen man sich abends ein bis zwei Stunden Zeit für die Lektüre nimmt. In der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit immer nur um die zehn Seiten zu lesen, würde den Leser im Labyrinth der unterschiedlichen Stories sich verlaufen lassen – speziell bei „Der Gefangene des Himmels“.

Als Buchfee faszinierte mich an den drei Romanen Zafóns wie ein Nachtrauern der „guten alten Zeit“, als Bücher noch geschätzt wurden, in einem modernen Stil präsentiert wird. Es macht mich froh, dass Zafóns Bücher über Bücher einen derartigen Erfolg in Europa haben. Das gibt doch zur Hoffnung Anlass – oder?

Herzliche Grüße vom kleinen Dorf am Meer
Siri Buchfee

Das gute Leben

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If you have a garden and a library, you have everything you need.
Cicero

„Wenn du einen Garten hast, geht’s dir gut“ sagt Selma Buch- und Gartenfee lachend 🙂 auf der Wiese Purzelbäume schlagend.

„Wenn du einen Garten hast, hast du immer gut zu tun“ meint der Master grinsend, die Gartenschere in der Hand haltend.

„Wenn du dazu noch eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen.“ sagt Siri die Buchfee, Masters Archivarin, die gerade seine Bücher neu ordnet und mit einem Ratgeber über Baumschnitte unterm Arm etwas hilflos wirkt „wo soll denn der eigeordnet werden?“

Aber
„Bibliotheken rechnen sich nicht, aber sie zahlen sich aus.“  bemerken Siri und Selma etwas altklug – oder?

Mit lieben Grüßen aus dem sonnig heißen Garten, wo wir gerade die letzten Erdbeeren, Salate, Artischoken, Unmengen Petersilie und Oregano ernteten. Der Master ist schon wieder zu seinen Büchern geeilt, unansprechbar.

Da unten rechts seht ihr ihn in seinem Büro emsig arbeiten und sonst, naja, erzählt er den Leuten etwas, auch ein Teil seiner Arbeit. Seht, seht, da trägt er sogar sein Harris-Tweed-Jacket, so sehen wir ihn hier nie. Rechts oben präsentiert er sich als stolzer Besitzer seiner Bibliothek, naja, wenn Siri nicht helfen würde, sähe die anders aus, eher bücherstapelig …
„Ja, das Schreiben fluppt so richtig, nach einem Tag im Garten“, ist sein kurzer Kommentar und husch verschwindet er hinter dem Bildschirm.

Habt eine wunderschöne Woche voller fröhlicher Momente, das wünschen euch allen
Klausbernd und seinen beiden hilfreichen, liebklugen Buchfeen Siri & Selma 🙂 🙂 🙂

Lieben Dank an Dina von uns am Meer für die feinen Collagen!

Leseratte trifft Bücherwurm

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Leseratte trifft Bücherwurm

Seid ihr auch so völlig gesättigt an Filme und Berichte über Eismänner und die Arktis? So richtig satt? Also Tantchen kann das Wort Eis nicht mehr hören. Im allabendlichen Fernsehprogramm gab es wochenlang nichts als Pole und Gletscher, als gäbe es die Weißwüste bald nicht mehr. Aber ich kenne da jemanden, der richtig verbissen eishungrig ist. Ein wahrer Feinschmecker, wenn ihr mich fragt.
Du meine Güte, bei uns war was los, als Dina die vielzitierte, ehrenwerte Ausgabe von Nansens  „Farthest North“ – erste englische Auflage! – in die Hand nahm.

Glücklicherweise wurde der Nansen nicht angeknabbert, klar doch, der ist zu zäh!

Familie Buchwurm lebt in diesem Schatz wie im Schlaraffenland. An den ersten dreißig Seiten hatte sie sich schon dick und rund gefressen. „Für den  Buchwurm ein  Essen wie es im Buche steht“, kicherte ich, da musste selbst Dina schmunzeln.
„Darüber hat doch Masterchen in seinem Roman geschrieben!“, wirft Siri flattrig ein, „ich lese dir mal paar Abschnitte vor, an denen ich mitgearbeitet habe, darf ich?“

Er zog die beiden Bände von Nansens „Farthest North“ aus dem Regal, die englischen Erstausgabe von 1897. Der eine Band war nicht im besten Zustand, das einzige Buch in Viktorias Sammlung, in dem die Larven der Nagekäfer verheerende Schäden am Buchblock hervorgerufen hatten. Die Seiten waren unten an den Ecken rund gefressen und Wurmgänge zogen sich tief hinein. Ob der Bücherwurm noch aktiv ist? Er hatte einmal gelesen, Schwefelkohlenstoff helfe zuverlässig gegen die Buchwürmer, die eigentlich Käfer sind, ein Mittel, das fürchterlich stank. Da die Nachbarbücher nicht befallen waren, entschied sich Gerrit gegen den Einsatz von Chemie. Er wollte nicht, dass alle Bücher der Eisecke am Ende womöglich wie faule Eier riechen würden. Und wer weiß, ob das Gift nicht auch die Nerven der Menschen angreift? Er sagte sich, dass Wurmlöcher einem edlen alten Buch Würde verleihen. Sind die Gänge, die die Larven in die Bücher hineinfressen, nicht ein schönes Sinnbild für die Ideen, die sich in Büchern fortsetzen und sich durch sie hindurch ziehen? Hatte ihn nicht Martin als Bücherwurm bezeichnet? Nein, die Bücherwürmer bleiben, beschloss er, wir Bücherwürmer sollten zusammen halten.

Gerrit, der Bücherwurm. Freundlich klag das nicht gerade. Bücherwurm und Leseratte – warum werden Menschen, die viel lesen, mit solchen ekelhaften Tieren verglichen? Er hatte früher Tanja als Leseratte bezeichnet. Sie hatte heftig protestiert, sie wollte keine Ratte sein. Ratten, Würmer – will man damit die Intellektuellen pauschal als Abweichler abwerten oder trifft das nicht auch einen wahren Kern, leben die Intellektuellen nicht wie Ratten und Würmer im Dunkeln, zwischen ihren Büchern, wo sie das Leben verpassen? Dieser Nansen, dessen dickes Buch er nach wie vor in der Hand hielt, der hatte es richtig gemacht, der war nicht zwischen den Druckseiten stecken geblieben. Sportler, Politiker, Menschenrechtler, Forscher, Erfinder und Philosoph, eigentlich ein modernes Universalgenie, nein, der hatte seine Zeit wirklich nicht mit selbstverliebten intellektuellen Spielereien vertan.

Gerrit und Mary unterhielten sich über das Verlieren von Bücher und den Buchklau. Gerrit las ihr aus seinem Notizbuch einen Spruch vor: „Wer Bücher stiehlt oder ausgeliehene Bücher zurückbehält, in dessen Hand soll sich das Buch in eine reißende Schlange verwandeln. Der Schlagfluss soll ihn treffen und all seine Glieder lähmen. Laut schreiend soll er um Gnade winseln, und seine Qualen sollen nicht gelindert werden, bis er in Verwesung übergeht. Buchwürmer sollen in seinen Eingeweiden nagen wie der Wurm, der niemals stirbt. Und wenn er die letzte Strafe antritt, soll ihn das Höllenfeuer verzehren, auf immer.“
„Wer denkt sich denn so was aus?“, fragte Mary.
„Angeblich die Mönche des Klosters San Pedro in Barcelona. Aber da hat es nie ein Kloster gegeben. Das hat sich vor hundert Jahren ein Krimiautor ausgedacht, Pearson heißt der.“
„Erfunden, aber gut erfunden. Den Spruch stelle ich auf meinem kleinen Bücherregal auf“, begeisterte sich Mary. Sie fand die Vorstellung von Würmern, die in den Eingeweiden herumnagen, besonders ekelig und abschreckend.
„Das wird mit uns allen geschehen“, warf Gerrit lachend ein, „denn wer hat nicht ein Buch in seiner Bibliothek stehen, das geklaut oder ausgeliehen und nicht zurückgegeben worden ist? Buchliebhaber“, so folgerte er, „sind deswegen immer angenagt. Sie liegen im Sarg – durchlöchert von der nicht ruhenden Mühe der Buchwürmer, die wie die Raupe Nimmersatt die Haut in perforiertes Pergament verwandeln.“
Mary fasste zusammen: „Buchliebhaber sind also besonders offen.“
„Tote Buchliebhaber!“, berichtigte Gerrit.

Ob die Hitze des Feuers wohl Familie Buchwurm vertreibt?

„Aber ich weiß noch etwas, das unser Masterchen nicht geschrieben hat!“ rufe ich, die liebkluge Selma ganz angeregt durch Masters Texte. „Buchwürmer werden die Menschen wie Masterchen und Feen wie du, liebe Siri, genannt,  weil sie sich die Bücher oft so nah vors Gesicht halten, dass es aussieht, als ob sie diese aufessen würden. Außerdem ernähren sie sich von Büchern.“
„Aber ich weiß was, was du nicht weißt: Diese nicht gerade charmante Bezeichnung wurde erstmals 1747 von dem Aufklärer Gotthold Ephraim Lessing in seinem Lustspiel „Der junge Gelehrte“ (3. Aufzug, 1. Auftritt) verwendet. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts war Buchwurm als Spottname für lesende Leute und Feen üblich. Überhaupt, finde ich es höchst frech, eigentlich unverschämt, dass es noch andere Bezeichnung aus dem Tierreich für uns gibt, nämlich Leseratte. Aber immerhin sind Ratten sehr klug, fast so klug wie ich, aber nur fast!“

Möge der Buchwurm Euch alle verschonen
wünscht Euch
die liebkluge Selma

Last not least:

Happy Birthday Umberto Eco zu deinem achtzigsten Geburtstag heute! Weißt du, Masterchen ist ein großer Fan von dir, ja fast bist du sein Vorbild. Schon vor „Der Namen der Rose“ studierte er „Einführung in die Semiotik“ und dann beschäftigte er sich mit deinen Schriften zur Intertextualität. Aber da man nicht nur Hochkluges lesen kann, wendete er sich deinen Romanen zu, die er mit roten Bäckchen und Glitzeraugen las. – Siri BuchFee und der Master freuen sich auf Neues von dir, obwohl wir zugeben müssen, dass wir „Der Friedhof in Prag“ noch nicht gelesen haben.

Conan Doyle und Sherlock Holmes

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Conan Doyle und Sherlock Holmes

Wisst Ihr, welcher weltberühmte Schriftsteller sich für die Existenz von Feen einsetzte und bis zu seinem Tod an uns glaubte?

Na, habt Ihr es gewusst?

Arthur Conan Doyle

Es war erstaunlicherweise gerade der Mann, der eine ebenso weltberühmte Person schuf, die durch ihren wissenschaftlich geprägten Scharfsinn brillierte. Klar doch, nur wer klug ist, der weiß, dass es uns gibt – und noch einen Hinweis: Ein großes Versehen, dass wir beiden BuchFeen Siri und Selma in keiner seiner vielen Geschichten vorkommen.

Was wir ganz doof finden: Conan Doyles Sherlock Holmes konnte Frauen nicht leiden. Frauen und Liebe, so bemerkte er seinem Assistenten Dr. Watson gegenüber, stören das Denken. Aber lehrte er nicht auch „trau niemals dem Offensichtlichen“? In „Ein Skandal in Böhmen“ scheint sich unser cooler Meisterdetektiv in Irene Adler zu verlieben, die die einzige Person in all seinen Geschichten ist, die ihn besiegte. Ja, und da Holmes wohl wegen seiner problematischen Mutterbeziehung (obwohl seine Mutter begnadete Geschichtenerzählerin war) uns Frauen im Gegensatz zu uns Feen nicht leiden konnte, munkelten einige spätere Schreiberlinge, dass kein anderer als er Jack the Ripper war, der immerhin zu seiner Zeit (1888) zu einer ähnlichen Berühmtheit wie er wurde, nicht nur weil er Frauenleichen zerstückelte und innere Organe entnahm, sondern auch weil er stets der Polizei entkam. Naja, dass Holmes The Ripper war,  glauben wir beide, Siri & Selma, eher nicht, wenn auch der Vater von Sherlock Holmes ein Schlitzohr war. Um der Wissenschaftsgemeinde eins auszuwischen (die ihn dummerweise wegen seines FeenGlaubens verlachte), hat er 1912 in einer Kiesgrube bei Piltdown/Sussex in der Nähe seines letzten Wohnorts Fossilien und einen Schädel so manipuliert, dass es aussah, dass dem Menschen der Übergang vom Affen zum Homo sapiens in Merry Old England gelungen sei, woran die Viktorianer in englischer Arroganz eh nie gezweifelt hatten. Sherlock Holmes wäre diese den Engländern schmeichelnde Fälschung sicher sogleich aufgefallen, aber Conan Doyle wusste zu verhindern, dass seinem Detektiv dieser Fund nie zu Ohren kam.

Sherlock Holmes

Klar, das ist doch alles Quatsch mit der Entstehung des Menschen aus dem Affen, wir sagen es Euch: „Der Mensch entsteht aus Geschichten, wenn Ihr so wollt, aus Gedrucktem“, dafür ist Sherlock Holmes doch das beste Beispiel, der als einzige der wenigen fiktiven Person in die Enzyclopedia Britiannica aufgenommen wurde.

Und außerdem ist Holmes eh wie wir Feen unsterblich. Ihr könnt ihn in rund 200 Filmen und um die 50 Bühnenstücke sehen, schon Doyle ließ ihn in 60 Geschichten agieren. Und um Conan Doyle Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen, anders als Sherlock Holmes hatte er wohl ein gutes Verhältnis zu Frauen. Seine letzten Worte, an seine zweite Frau Jean gerichtet, waren: „Du bist wunderbar.“

Für seine Leser war Sherlock Holmes keineswegs fiktiv, enthusiastisch verteidigten sie, dass er eine reale Person sei. Als Conan Doyle seinen Meisterdetektiv am 4. Mai 1891 in das „Das letzte Problem“ an den Reichenbachfällen in der Schweiz sterben ließ, brach eine ähnliche Massenhysterie aus wie nach Goethes „Die Leiden des jungen Werther“. Und nicht nur Goethes fürchterlich romantischer Roman (bei dessen Lesen wir BuchFeen Lachkrämpfe bekamen), sondern auch die Sherlock-Holmes-Geschichten scheinen zumindest einen Selbstmord provoziert zu haben. Der weltführende Conan-Doyle-Forscher Richard Lancelyn Green kam im März 2004 unter merkwürdigen Umständen in seiner Londoner Wohnung um. Einige nahmen an, dass der Forscher seinen Tod wie einen Fall von Sherlock Holmes inszenierte.

Ist Euch schon aufgefallen, dass Sherlock Holmes und Sigmund Freud einiges gemeinsam hatten (darüber werden wir später noch mehr bloggen), außer dass sie sich (freilich nur durch ihre Schriften) kannten und Zeitgenossen waren? Freuds Methode ähnelt jener von Sherlock Holmes, die Umberto Eco als „Abduktion“ bezeichnete, einen Ausdruck, der von Charles S. Peirce (amerikanischer Wissenschaftsphilosoph) stammt und der auf Aristoteles (immer der) zurückgeht. Die Abduktion ist die Bildung einer erklärenden Hypothese, der dann die Deduktion folgt. Sagen wir es einfach: Holmes leitet aus genauer Beobachtung ab, genauso wie Ecos Wilhelm von Baskerville in „Der Name der Rose“, der dazu noch im Aussehen wie Sherlock Holmes geschildert wird, dessen Bild weitgehend auf den genialen Illustrator Sidney Paget zurückgeht. Es wurde  gemunkelt, dass Paget die Figur des Holmes nach seinem jüngeren Bruder gestaltete. Paget selbst besaß eine Vorliebe für diese karierte Schirmmütze (dear stalker cap), die zum Markenzeichen von Holmes wurde, obwohl sie nur in der Geschichte „Silberstern“ erwähnt wurde. Erstaunlicherweise wird unser Bild von Holmes und Watson mehr von Pagets Illustrationen und vom Film als von den Beschreibungen des Detektivs in Connan Doyles Romanen geprägt. Im Film kommt wohl Jeremy Brett unserem literarischen DandyChemiker am nächsten.

Aber zurück zu Freud und Holmes: Beide waren rührige Kokser. Weswegen Nicholas Meyer seinen Holmes-Freud-Roman „Die Sieben-Prozent-Lösung“ nennt, die Koksern wohl bekannt ist. In einer der letzten Sherlock Holmes-Erzählung „Der verschollene Three-Quarter“ berichtet uns Dr. Watson, dass Holmes seine Süchte überwunden habe, was Meyer in seinem Roman einer Analyse des Meisterdetektivs bei Freud zuschreibt. In „Eine Studie in Scharlachrot“, die 1887  als erste Holmes-Geschichte in England veröffentlicht wurde, schreibt Conan Doyle, dass „die inneren Gefühle eines Menschen durch einen augenblicklichen Ausdruck, das Zucken eines Muskels oder einen einzigen Blick“ zu erschließen seien. 18 Jahren später finden wir genau diesen Gedanken in Freuds „Bruckstück einer Hysterie-Analyse“ erstaunlich ähnlich ausgedrückt.
Wisst Ihr, dass ein Viertel der Sherlock-Holmes-Fälle gar nicht kriminell waren. Selma fragt sich gerade, ob wohl auch ein Viertel der Freud-Fälle gar nicht neurotisch waren.

Holmes und Watson

Uns beiden BuchFeen gefällt besonders an den Holmes-Geschichten, wie in ihnen die englischen Umgangsformen so treffend geschildert und zugleich ironisiert werden. Die Dialoge zwischen Holmes und Watson und speziell zwischen Holmes und dem Polizeioffizier Inspektor Lestrade sind meist pfiffig witzig und von einer atemberaubenden Arroganz geprägt, die Holmes als klassischen Vertreter der englischen Oberschicht kennzeichnet. Übertrieben für den heutigen Geschmack finden wir jedoch die bisweilen schulmeisterlichen Entgleisungen von Holmes, eine Eigenart, die Holmes mit vielen Aufklärern seiner Zeit teilt. Erzählt wird bis auf wenige Ausnahme aus der Perspektive von Dr. Watson, mit dem sich Conan Doyle (selber Arzt) identifizierte. Die Vorlage zu Sherlock Holmes bot Doyles Universitätslehrer, der Medizinprofessor Bell, der für seine analytischen Fähigkeiten und Beobachtungsgabe berühmt war.

Edgar Allen Poe

Conan Doyle orientierte sich mit seinen Sherlock-Holmes-Geschichten an Edgar Allan Poe, der für Selma mit „Der Doppelmord in der Rue Morgue“ (1841) und „Das Geheimnis um Marie Roget“ (1842) die ersten modernen Krimis schrieb. Auch hier tritt bereits ein Detektiv auf und die brillant geschriebene Geschichte wird aus der Perspektive seines Assistenten beschrieben (und wurde von Beardsley illustriert). Ich, Siri BuchFee, dagegen meine, man könne schon  E.T.A. Hoffmanns „Fräulein von Scuderi“ (1818) als Vorläufer der heutigen Krimis sehen – und erstaunlicherweise ermittelt hier eine Frau, nach der diese  romantische Novelle benannt ist.
Poe erfand wie Conan Doyle und fast alle Krimischriftsteller bis heute einen Detektiv, nämlich Auguste Dupin. Schon im ersten Holmes-Fall „Eine Studie in Scharlachrot“ sprechen Holmes und Watson über Dupin, der Sherlock Holmes als „Vertreter der Ratio“ (Siegfried Kracauer „Der Detektiv-Roman“) und Prototyp des Amateurdetektiv ähnelt (wogegen Holmes sich in diesem Gespräch wehrt). Allerdings übertrifft ihn der dandyhafte Holmes in seiner Exzentrik bei weitem. Die einzige Exzentrik des sparsam mit Eigenschaften beschriebenen Dupin besteht darin, dass er als Nachtmensch lebt. Holmes ähnlicher finden wir seine Nachfahren wie Agatha Christies Hercule Poirot und Dorothy Sayers Lord Peter.
Zur gleichen Zeit tritt in den USA der Detektiv als der knallharte Mann auf, dem jeder Charme unseres Holmes fehlt. Dashiell Hammett und Raymond Chandler bringen den Mord zu jenen Menschen zurück, die aus Gründen morden und nicht nur, um Autoren wie Conan Doyle und Agatha Christie eine
Leiche zu liefern. „Realismus statt Romantik“ war die These Chandlers, die solche Leute wie unseren Petrarca lesenden und Geige spielenden Holmes und seine weibliche Kollegin, die hochgebildete, ältliche Miss Marple, ins Abseits geraten ließen. – Aber nicht ganz, denn auf der ganzen Welt gibt es heute um die 600 aktive Sherlock-Holmes-Clubs und immer wieder werden die Holmes-Geschichten neu verfilmt.
Allerdings, muss ich, Sirir BuchFee, hier den genialen Rex Stout als Ausnahme anführen. Dieser amerikanische Krimiautor, der von 1934-1975 33
Romane und 14 Erzählungen schrieb, schuf mit dem orchideenzüchtenden Privatdetektiv Nero Wolfe nicht nur einen ebenso exzentrischen und belesenen Detektiv wie Sherlock Holmes, sondern er übernahm auch Conan Doyles Technik, die Geschichten aus der Sicht des Assistenten zu schreiben, in diesem Fall Archie Goodwin. Conan Doyle und Stout lieben das immergleiche Setting, ihre Detektive haben eine feste Adresse und bei beiden steht die Polizei ziemlich dumm da. Ich überzeuge gerade mein Schwesterlein Selma davon, Rex Stout zu lesen, denn wer Sherlock Holmes liebt, wird sich auch mit Nero Wolfe anfreunden.

Wie wir auf Conan Doyle und seinen Holmes kamen? Wir berichteten Euch ja bereits (in „Literary Norfolk, Poppyland“), dass Conan Doyle sich in Cromer, unserer nächsten Stadt, golfspielend vom Typhus erholte und außerdem lebte er ja die letzten 23 Jahre seines Lebens in East Anglia (wozu auch Norfolk gehört), wo er mit Rudyard Kipling Golf spielte, bis er am 7. Juli 1930 starb. Und wir beide sind über die Parallelen zwischen unserem Master und Sherlock Holmes verblüfft: Beide sind Lehnstuhlexplorer, coole Logiker und einiges mehr, worüber wir demnächst noch genauer berichten werden. Außerdem finden wir, jeder Gebildete sollte zumindest einige von Conan Doyles Geschichten kennen. Dieser Ansicht war man selbst bis vor kurzem in den USA. In diesem Jahr wurde jedoch „Eine Studie in Scharlachrot“ auf Grund einer Klage der Mormonen Virginias vom Lehrplan gestrichen, da es in einer Nebenszene um eine Zwangsheirat im Mormonen-Milieu geht.

Bevor wir uns von Euch für heute verabschieden, hier unser Lieblingszitat von Conan Doyles Sherlock Holmes: „Mein lieber Watson, ich kann nicht zustimmen, Bescheidenheit zu den Tugenden zu zählen. Als Logiker sollte man die Dinge sehen, wie sie sind; sich zu unterschätzen weicht genauso weit von der Wahrheit ab, wie seine Kräfte zu überschätzen.“

In diesem Sinne Eure BuchFeen Siri und Selma

Nachtrag: Der ehemalige Maurer Guy Richie drehte 2009 nach der Trennung von Madonna den Film „Sherlock Holmes“, der insofern konsistent ist, dass die Besetzung schlecht, das Drehbuch noch schlechter und die Zeichnung von Holmes völlig daneben ist. Der australische Filmkritiker David Stratton meint, der Regisseur war hauptsächlich an Action interessiert, wobei er eine Vorlage der Weltliteratur vergewaltigte. Richie wäre wohl besser Maurer geblieben. Schock  Horror, es ist noch eine Fortsetzung geplant „und verschone uns von dem Übel“ …

© Klausbernd Vollmar, Cley/Norfolk 2011

Literary Norfolk, Poppyland

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Literary Norfolk, Poppyland

Heute werde ich, SiriFee, darüber schreiben, was wir in der BuchFayrieSchule über Literatur in Cromer lernten. Puh, da gibt es sooo viel, aber ich habe wacker während des Unterrichts Notizen geschreibselt und werde Euch das Wichtigste berichten.

Könnt Ihr Euch an die Karte von der Küste erinneren?
Von Cley gesehen liegt Cromer entgegengesetzt zu Stiffkey und präsentiert sich bei unserem Höhenflug schön sonnig und  so.
Wie Ihr Klugen bereits mitbekommen habt, SiriFee ist nicht allein unterwegs! Ich, die liiebe KnipsiSelma, sorge wieder für anschauliche Knipsis. Das möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen.

Schwesterlein Selma blogte ja schon vorher, dass Conan Doyles „Der Hund von Baskerville“ auf eine Erzählung aus dieser Gegend beruht. Speziell in Sheringham und Cromer, den größeren Ort an unserer Küste, kursierte die Legende vom „Black Shuck“, einem großen schwarzen Hund mit einem leuchtend roten Auge – huch, ganz gruselig.

 Also, wir beide, die Oberchronistin und ich, hocken ganz nah am Master, wenn er uns die gruseligen Geschichten vom Black Shuck vorliest. Vorher haben wir alle Türen abgeschlossen und die Fenster zugemacht, die Vorhänge zugezogen und so. Unsere Flügelchen zittern vor Angst, also ich finde das ziemlich geil, wenn ich das sagen darf.

Geschichten von diesem Hund kursierten an unserer Küste seit Jahrhunderten und können bis auf Erzählungen der Angeln und Wikinger zurückverfolgt werden. Ihr müsst nämlich wissen, Norfolk war zu Anfang des 11. Jh. Wikingerland (Knut der Große besaß es und ließ es von Torkjell Høege regieren). In den Wikingererzählungen war dieser Hund fast pferdegroß und erschrak bei seinem Erscheinen Menschen zu Tode. Dass er „Shuck“ genannt wurde, geht auf das alte Norfolk-Wort „shucky“ für haarig zurück.
Das erzählte uns unsere liebkluge Lehrerin, die meinte, immer noch würde diese Geschichte nach einigem Bier in Norfolks Pubs erzählt. Heutzutage soll in der Tradition von Geistererzählungen der Black Shuck auf Friedhöfen und an Kreuzungen unverhofft auftauchen. „Dass Conan Doyle die Geschichte nach Dartmoor verlegte“, erklärte sie weiter, „hängt mit dem Zeitgeist zusammen: Dartmoor war der klassisch romantische Ort für Geistergeschichten, wohl wegen seiner gespenstischen Moorlandschaft und vielleicht auch, weil es dort seit 1195 das berüchtigte Gefängnis von Lydford gibt.“

Ihr kennt doch alle Sherlock Holmes, oder? Der Hund von Baskerville ist sein dritte Fall. Erinnert Ihr Euch an die Lady Adams aus meinem früheren Blog? Ja, solche Kappe trug auch sie immer.

Wir lernten viel über Cromer, dass so stolz auf seine literarische Vergangenheit ist, dass es auf der Promenade Steinringe mit Zitaten von Oscar Wilde, Elizabeth Gaskell und A.C. Swinburne anbrachte.

Der so schöne wie exzentrische O. Wilde wohnte 1882 in Cromers Hotel de Paris, das noch heute eines der bedeutendsten Gebäude Cromers ist, ein schlossartiger Backsteinbau oberhalb des Strands. Als Hotel hat es allerdings weitaus bessere Zeiten gesehen. Wilde schrieb dort an der Komödie „Eine Frau ohne Bedeutung“, die durch viele Personen etwas verwirrend angelegt ist und dem konventionellen Muster folgt, Frau aus einfachen Verhältnissen wird von einem Adeligen verführt, bekommt ein Kind und der Vater lehnt die Heirat ab.
Ein Verehrer Wildes, der zeitgenössische Autor und Schauspieler Stephen Fry (der es fertigbrachte, von vier Schulen in Norfolk verwiesen zu werden), bekam einen Studentenjob als Kellner in diesem Hotel. In seiner Autobiografie schreibt er, dass er gut verdiente, aber das Geld sogleich wieder für Cannabis, Zigaretten und Süßigkeiten ausgab. In dem 1997 veröffentlichten Kinofilm „Oscar Wilde“ spielte Fry die Hauptrolle, nämlich Oscar Wild. Außerdem wurde Fry als Sprecher von Harry Potter und des Kultromans „Per Anhalter durch die Galexis“ bekannt, er sprach auch Poo den Bären im englischen Hörbuch von Milnes „Winnie the Pooh“. Neben Wilde verehrt Fry den Autor P.G. Wodehouse. Wer dessen Bücher über den Butler Jeeves noch nicht kennt, hat einen Lacherfolg versäumt. Unser Master meint jedoch, ein Buch von Wodehouse zu lesen, ist köstlich, die anderen Bücher werden langweilig, da sich alle sehr ähneln. P.G. Wodehouse gibt es in deutscher Übersetzung und seine witzigen Bücher wurden auch verfilmt – und natürlich mit Stephen Fry in der Hauptrolle.

Mrs Gaskell, wie die Engländer ihre erfolgreiche Autorin des 19. Jh. nennen, schildert in „Nord und Süd“ einen Besuch ihrer Heldin Magaret Hale mit ihrer Tante in Cromer, „da dies der ideale Ort ist, um sich auszuruhen“.  Jane Austen war ebenfalls dieser Ansicht. In „Emma“ preist deren Vater, Cromer als das  beste Seebad Englands.
Swinburne schrieb sogar ein Gedicht über Cromer („A Haven“), von dem uns unsere Lehrerin den Refrain vorlas: „das Städtchen lächelt, ein warmes ruhiges Nest am Meer“.

SelmaFee begeisterte sich besonders für die Geschichte des englischen Dichters John Taylor, der zu Beginn des 17. Jh. wegen rauer See in Cromer anlanden musste. Er und seine Besatzung wurden als Seeräuber angesehen, verhaftet, später dann freigelassen. Darüber schrieb er ein Gedicht, in dem er Cromer als uralte Stadt auf einem Kliff preist.

Ich muss Euch allerdings sagen, Cromer hat seine große Zeit gehabt. In viktorianischer Zeit jedoch war Cromer der modischste Badeort Englands, der besonders beliebt wurde, nachdem Clement Scott den freilich etwas trivialen Roman „Poppyland“ 1886 veröffentlichte, der, wie könnte es anders sein, eine Liebe an der Küste Cromers schildert, die bekannt für ihre „Poppies“, die Mohnblumen, ist. Diese Küste wird in romantischten Tönen gelobt. Sie wurde  schnell „most fashionable“, es gab Poppyland Pafüm, Poppyland Seife und Shampoo, Tassen, Handtücher und all den Souvenierkram mit Poppyland. Noch 1985 produzierte der BBC einen Poppyland-Film und noch heute heißt eine Ferienwohnungsagentur, ein Verlag und was nicht alles Poppyland.

Das habe ich diese Woche in der FayrieSchule gelernt, toll nicht?! Wir fahren oft nach Cromer, um günstig einzukaufen, mehr hatte ich nicht gewusst. Was ich jedoch wusste: Der 1999 gedrehte Film „All the King`s Men“ wurde teilweise in Cromer gedreht und fürchterlich kritisiert, da der Norfolk Akzent der Schauspieler schlimmer als schlecht war (den Film über das Norfolk Regiment im Ersten Weltkrieg muss man nicht gesehen haben).

Liiebe Grüße aus Poppyland von Siri, BuchFee

Mich hat sie schon wieder vergessen zu erwähnen!
Tschüß! Bis zum nächsten Mal, Selma KnipsiFee

© Klausbernd Vollmar, Cley/Norfolk, 2011

Dorfklatsch

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Dorfklatsch

Jeder liebt ihn, überall hört man ihn, manch eine Zeitschrift lebt von ihm. Der Klatsch! Die englische Autorin Elizabeth Gaskell zelebriert ihn in ihrem Roman „Cranford“, der von der BBC mit Dame Judy Dench vor drei Jahren als äußerst erfolgreiche Serie verfilmt wurde. Mrs Gaskell, die wie Jane Austen schreibt, verkehrte mit Charles Dickens und war mit Charlotte Bronte befreundet, deren erste, vielbeachtete Biografie sie schrieb. Ich, Siri BuchFee, sah gestern auf den Schultern des Masters gemütlich hockend die Cranford-DVD. Meine Schwester Selma lachte sich über die geizige Mrs  Jamieson mit ihrem Schoßhündchen schief und wie die Frauen über den jungen Doktor und Lady Ludlows Gartenparty redeten. Freilich spielt das alles in der  Mitte des 19. Jh., aber heute geht es in unserem kleinen Dorf am Meer nicht anders zu. Was meint Ihr, wie die über unseren Master klatschen …

„Show me someone who never gossips, and I’ll show you someone who isn’t interested in people.“  ~Barbara Walters

1810-1865Elizabeth Gaskell (1810-1865)

Und übrigens selbst bei der hochgebildeten Jane Austen wird wie z.B. in „Emma“ auch nicht an Klatsch gespart.

„Gossip is just news running ahead of itself in a red satin dress.“  ~Liz Smith

Vor ein paar Tagen kamen Freunde von der liiieben DinaFee und unserem Master zum Essen. Bereits bei der Einladung meinte Charles am Telefon, er hoffe auf den neusten Klatsch. „Oh dear!“, antwortete der Master betreten, er habe gar nichts gehört, das Dorfgerücht schweigt wie ein Grab. Charles meinte lachend: „Na, dann sorge einfach für Klatsch!“
„Ein Skandal?“

„Scandal is gossip made tedious by morality“  – Oscar Wilde

Bei einem Essen gehört in England der Klatsch dazu wie Salz und Pfeffer und er soll gesünder als Obst und Gemüse sein. Was soll ich Euch sagen, Klatsch ist hier salonfähig.

Still vor sich hinbrütend ging der Master seine Hände hinterm Rücken verschränkt, den Kopf vorgestreckt im klassischen englischen Explorergang im Bücherzimmer auf und ab. Meine Schwester Selma und ich hatten uns flugs in den Garten verzogen. Auf unseren gemütlichen Regalbrettern war es jetzt ungemütlich, dicke Luft herrschte, es knisterte vor Spannung.
Welch eine Erleichterung als Masterchen plötzlich in den Garten gestürmt kam. „Ich hab`s, ich hab`s!“ rief er fröhlich, „Charles und Caroline wissen sicher noch nicht, dass unsere Nachbarn verkaufen möchten.“ „Wow, der ideale Klatsch!“, pflichtete die liiiebe Selma im Apfelbaum sitzend bei und unsere liiiebe Dina erklärte, wie das eine Dorfgerücht meinte, der Nachbar habe Geldprobleme, das andere Dorfgerücht munkelte, dass er aufs Land ziehen wolle, um Frau und Tochter das Reiten zu erleichtern. „Oh, dieses Reiten, es scheint eine grassierende Krankheit in Norfolk zu sein! Stark ansteckend besonders unter Frauen“, rief Selma aus. DinaFee erinnerte, dass Anna Sewell – „eine Autorin aus Norfolk!“, warf der Master ein – weltberühmt mit „Black Beauty“ wurde, die Autobiografie eines Pferdes, die tausende von Mädchen in die Reitställe trieb, obwohl Sewell schrieb, es sei unverständlich, dass Reiten so beliebt sei, da man sich dabei leicht verletzt und oft die Pferde zu Grunde richtet.

 Anna Sewell (1820-1878)

Aber zurück zum Klatsch: Wir einigten uns schnell, dass des Nachbars Verkaufsabsichten der gesuchte Klatsch sei, da von unterschiedlichen Meinungen berichtet und Stellung bezogen werden könne. Flügelzitternd stellten wir uns vor, wie zwischen Hauptgang und Nachtisch, der übrigens auch bei keinem englischen Essen fehlen darf, über das Für und Wider, über Verarmung oder Pferdehaltung gesprochen wurde. Das Essen war gerettet, unser Master wieder fröhlich und noch fröhlicher wurden Master und Dina, als meine geschickte Schwester Selma anbot zu kochen.

Wie erwartet lief alles bestens. Charles und seine Freundin Caroline unterstützten, wie es sich gehört, jeder eine andere Version des Dorfgerüchts und ich saß mit Selma kichernd auf dem Leuchter. Wir suckelten kichernd unseren geliebten Cranberry-Himbeer-Traubensaft und ab und an machte ich mir Notizen in mein feines FeenBuch. Ich wusste inzwischen, dass der Nachbar gar nicht verkaufen will. Aber diese Nachricht war als Betthupferl gedacht. Sie wird von mir mit Zwinkern meiner großen blauen Augen erst beim Nachtisch präsentiert.

Das war`s von Eurer
Siri BuchFee

© Klausbernd Vollmar, Cley/Norfolk, 2011