RSS-Feed

Schlagwort-Archive: Goethe

Artichoke

Veröffentlicht am
Siri + Selma

Siri + Selma

Durch den Besuch der Gärten Kents angeregt, begannen wir unseren Garten feenfein zu machen. Da fielen uns gleich die riesigen Artischocken auf, die Goethes Leidenschaft waren. Er baute sie an und nannte sie geradezu zärtlich „Fürtreffliche Stachelköpfchen“, „Liebchen“ (!) und „musterhafte Distelköpfe“. Der Herr Geheimrat war doch wohl nicht auch in die Artischocken verliebt gewesen?
Eigentlich haben wir von Masterchen gelernt, jede Distel sogleich auszustechen, aber das sind wohl privilegierte Disteln. Sie zeigen sich wirklich als Königin der Gemüse durch ihren enormen Raumanspruch. Wenn ihr einen kleinen Garten habt, Hände weg von Artischocken! Wir haben die Sorte Global Ball, die ihrem Namen Ehre macht.

Rosen 26

Inspired by our holiday in the beautiful gardens of Kent we started „serious gardening“ at home. For one week we were very busy. So we came into touch with our huge artichokes which were the passion of the German poet Goethe. He used terms of endearment talking and writing about his darlings.
We learned from our Master that thistles have to be dug out immediately but those thistles are privileged. The artichoke is seen as the queen of vergetables. And a queen it really is if you see how much space she takes up. If you own a small garden, hands off artichokes. We have about 6 plants of Global Ball taking up a big corner of our garden.   

Rosen 030

Über die arabische Welt erreichte die Artischocke im Hochmittelalter Europa, ab dem 16. Jh. begann ihre Kultivierung in Europa und im 18. Jh. wird es in Deutschland richtig schick, Artischocken zu essen, so etwas Besonderes, dass Christiane Vulpius ihrem Lebensgefährten Goethe mitteilte, dass sie bereits zweimal Artischocken aus dem Garten gegessen habe.

Originated in Egypt the artichoke came via the Arabic world to Europe in the 13th century, but not before the 16th century it was grown in gardens and in the 18 th c. it became very posh in Central Europe to eat artichokes. So posh that Christiane vulpius, Goethes lover, mentioned in a letter to Goethe that she ate two artichokes from their garden.

Rosen 028

Aber wir verraten euch, unsere Nachbarn wie auch Masterchen ernten keine einzige Artischocke; sie lassen sie blühen. Mit ihren riesigen Blättern und der leuchtend blauen großen Blüte ist die Artischocke der Star im Garten. Wir alle haben natürlich schon von unseren Artischocken gegessen. Klar, sind die lecker, aber zu viel Aufwand, sie zu bereiten – außer vielleicht, wenn man die jungen dicken Knospen einfach ins Kochwasser wirft (das lasen wir gerade).
Zur Goethezeit hat man die Artischockenböden meist gebacken genossen. Gut vertragen sie sich mit Spargel, Krabben und Krebsen – sehr lecker! Wenn ihr sie kocht, dürft ihr auf keinen Fall Aluminiumtöpfe benutzen! Die verleihen den Artischocken einen metallischen Beigeschmack und bleichen die Pflanzen dazu noch aus.
Die großen unteren Blätter der Artischocke, die als erste vergammeln, sind bestes Kompostmaterial.

Garten 077

But we have to tell you that our neighbours as our Master don`t harvest their artichokes, they let them blossom. With its huge bright blue flower is the artichoke the star in our garden. Of course, we all eat our artichokes too, they are tasty but it`s quite some work to prepare them – although we just read one can throw the young butts into boiling water and eat them cooked.
At Goethe`s time the bottoms of the artichokes were baked in the oven. Very yummy they are in combination with asparagus and shelled seafood. If you cook artichokes never ever use aluminum casseroles because they produce a metallic taste and take away the colour.
The lower big leaves of this plant are rotting in autumn. Your compost heap will love them.

Garten 093

Außer dass die Artischocken einige Vitamine besitzen (Provitamin A, Vitamin B, C, E) hat Masterchen vor einiger Zeit geradezu alchimistisch mit Artischocke und Mariendistel herumprobiert und zwar welche Wirkung sie auf das Betrunkensein und den Kater am nächsten Morgen haben. Mehr aus Witz hat eine kleine Gruppe richtige Testreihen mit biologischen Artichoken-Heilmitteln (gegen Lebererkrankung wegen ihrer Bitterstoffe) durchgeführt. Ergebnis: starke Reduzierung des Katers und späteres Betrunkenwerden. Wir müssen euch sagen, es gab einen Freund von Masterchen in Cley, wenn er bei dem eingeladen war, überlebte er nur nur nach dem Einwurf solcher Artischockenprodukte. Jetzt versteht ihr, warum die Artischocke ein Symbol des Wohlergehens und des Wohllebens ist. In Südeuropa ist man der Ansicht, dass sie nicht nur schlechte Laune, sondern ebenfalls Dämonen vertreibt.

Rosen 021

You get from the artichoke vitamins like B, C, E and pro-vitamin A , but our Master was much more interested what the artichoke does to our liver. Like the alchimists he with a little group of friends started experiments finding out that biological medicine made of artichokes diminishes the hang over after heavy drinking and let one becoming drunk slower. Well, our Master has had a friend in Cley, he could only survive visiting him by eating this artichoke-medicine. Now we understand why the artichoke is a symbol of well being and a frugal lifestyle. In southern Europa people believe this plant expels bad mood and even demons. 

Rosen 023

So, jetzt müssen wir uns wieder unserem Garten zuwenden. Aber zum Schluss noch schnell eine Artischocken-Anekdote: Letztes Jahr waren einige Artischocken von Blattläusen eingehüllt. Dann kam ein riesiger Marienkäferschwarm, der nun die Artischocken umhüllte. Als er sich nach zwei Tagen satt gefressen hatte, flogen die Marienkäfer weiter und ließen prächtige ungezieferfreie Artischocken zurück. Marienkäfer sind sooo viel besser als „Bayer Garden Pest Control“- nur dass die meistens nicht kommen, wenn man sie dringend benötigt 😦

Garten 197

Now the garden is calling again. Last not least a tale about my artichokes: Some artichokes were covered with lice last year. One day a big swarm of ladybirds arrived covering now all the artichokes. After two days their feast was ended and they flew off leaving behind healty bug free artichokes. This is better than Bayer Garden Pest Control – unfortunately the ladybirds don`t come on call 😦

Garten 080

Ganz liebe Grüße aus dem Garten von
Greetings from our garden
Siri und Selma, gärtnernde Buchfeen/gardening Bookfayries

Many thanks to Dina for photographing the artichokes in our garden with the help of Selma.

On Luck

Veröffentlicht am
Siri + Selma

Siri + Selma

Wir Buchfeen trauten unseren Augen kaum, da bekamen wir, gerade aus dem Urlaub zurück, eine Einladung zum Glückscoaching. Das weiß doch jeder, Buchfeen sind glückliche Wesen zurückgehend auf den ehrenwerten Stamm der Glücksfeen! Wir bezweifeln kichernd, dass ein Glückscoaching die Menschen glücklich machen kann, selbst den Coach nicht, der sich niedlich verbissen um ein glückliches Aussehen auf seinem Foto bemüht. Je mehr du dich ums Glück bemühst, je weiter entfleucht es, habt ihr das nicht auch schon bemerkt? Wenn du dich bemühst, glücklich zu sein, verschwindet das Glück wie der Rauch im Wind, das erkannte bereits im 19. Jh. der englische Volkswirtschaftler John Stuart Mill.

We Bookfayries hardly believed our eyes, we just returned from our holiday as we received an invitation to a coaching for becoming a lucky and happy person. We thought everyone would know that Bookfayries are happy beings who are related with these fairies of luck. We doubt it giggeling that such a coaching brings luck and happiness to the participants – not even to the coach who was trying so hard to look happy on his picture. The more you try to become a lucky person the farther any luck runs away from you – have you noticed this too? If you try to be a lucky person you chase the luck away, this recognized John Stuart Mill in the 19th c. already.

Glück_collage

Unser Master zeigte uns etwas ganz Verblüffendes, als wir mit ihm im Pub vorhin beim Pint über das Glück sprachen, nämlich eine Glücksformel
G = V + L + W (Glück ist Vererbung plus Lebensumstände plus Wille)
Selma hätte fast ihr warmes Bier ganz unfein über den Tresen geprustet.

As we talked to our Master in the pub to a pint of real ale he showed us something utterly amazing: a formular for luck
L = H + S +W (Luck is heredity plus your situation in life plus willpower)
Selma snorted and nearly blew her mouthful of the warm beer over the bar.

wolframZu Hause zurück beschwingt vom Bier, und Masterchen hatte auch einen doppelten Whisky dazu genossen, haben wir in „alten buochen“, seiner mittelalterlichen Literatur, nach einem Glücksrezept gesucht. Bei Wolfram von Eschenbachs „Willehalm“ sind wir fündig geworden:

Küsse keck das holde Weib und drück es fest an deinen Leib.
Denn das gibt Glück und hohen Mut, so fern sie züchtig ist und gut.

Das sagte uns schon eher zu, „mehr down to earth“ wie Selma meinte, wenn wir jedoch das mit der Züchtigkeit augenzwinkernd in Frage stellten.

Back home a little tipsy from the pints – and Masterchen even drank a double whisky as well – we were searching the medieval books of our Master for recipe for becoming a happy and lucky person. We found this verse in the epic „Willehalm“ by Wolfram von Eschenbach (German poet, 13th c.):

Kiss brave the graceful lady, hold her tight to your body.
So you are getting luck and happiness as long as she shows chastity and is good.

This idea we liked much more. „More down to earth“ as Selma said with a blink, „if we forget about the chastity.

Siri kam dann mit Dostojewski und gerade in „Die Dämonen“ fand sie mit Buchfeenlist ein Zitat, dem wir voll zustimmen konnten:

Alles ist gut. Alles. Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, dass er glücklich ist. Nur deshalb. Das ist alles, alles! Wer das erkennt, der wird gleich glücklich sein, sofort, im selben Augenblick.

Masterchen holte noch das dicke Buch von diesem amerikanischen Kreativitätsforscher mit dem unaussprechlichen Namen, diesem Herrn Schick oder so (Mihaly Csikszentmihalyi heißt er richtig, Siri hat`s nachgeschaut), also dieser Forscher, der den Begriff des Flow geprägt hat. Er meint, da können wir ihn nur recht geben, wenn du völlig versunken mit roten Bäckchen und Glitzeraugen etwas tust, dann stellt  sich das Glück ein.

Siri found in Dostoyevsky`s novel „Demons“ (1872) with her Bookfayrie wisdom a quote we could fully agree to:

Everything is fine. People are unhappy because they do not know that they are happy. That is the only reason, that is all, nothing more! Who sees this will become happy, immediately.

Our Master fetched that big volume from this American scientist with the unpronounable name Mr Czik or so (his real name is Mihaly Csikszentmihalyi actually, Siri looked it up), that is the one who coined the phrase „Flow“. He writes if you become like a child immersed in something with a reddish face and sparkling eyes then you experience luck and happiness. We agree to this as well.

Glück_coll2

Viele haben über das Glück geschrieben wie Bertrand Russel (Eroberung des Glücks), Arthur Schopenhauer (Die Kunst, glücklich zu sein) stellte 50 Regeln fürs Glücklichsein auf, natürlich dürfen Goethe und der Dalai Lama nicht fehlen. In den USA scheint man unglücklicher zu sein, weswegen es dort im Ggs. zu Europa von Glücksforschern nur so wimmelt (Ed Diener, David T. Lykken und David Myers, um nur einige zu nennen). – Kennt ihr unseren Freund Hector (aus dem Roman von F. Lelord)? Er begab sich auch auf der Suche nach dem Glück.

Many did write about luck like Bertrand Russel, Arthur Schopenhauer even gave his readers 50 rules for becoming a lucky and happy person, and of course Goethe and the Dalai Lama thought about luck as well. In the USA people seem to be quite unhappy because there you find masses of „scientist“ researching about luck (not so in good old Europe) like Ed Diener, David T. Lykken and David Myers to mention some of the most decent ones only. – Do you know our friend Hector (from the novel by F. Lelord)? He was searching for luck too.


Kurzum, wir Buchfeen glauben, je weniger man sich um das Glück bemüht, je weniger man selbstbezogen ist und immer nur ICH, ICH, ICH im Kopf hat, je mehr man sich auf das Wesentliche beschränkt, desto schneller stellt sich oft unbemerkt das Glück ein. Aber wie bemerkte bereits der kluge Marcel Proust:

Glück ist gut für den Körper, aber Kummer stärkt den Geist.

Stimmt das für die Menschen, fragten wir Buchfeen uns, oder ist das nur so ein neoromantischer Spruch vom Kult des leidenden Genies geprägt, wie Proust eins war?

To cut a long story short, we Bookfayries believe the less you try to be lucky and happy, the less you are egocentric only thinking I, I and I again, the more you constrict yourself to the essentials the more likely you become – quite often unaware of it – lucky and happy. The clever Marcel Proust found out:

Luck is good for the body but sorrow strengthens the mind.

Does that apply to humans, did we Bookfayries asked ourselves, or is that a neo-romantic idea coined by the cult of the suffering genius (like Marcel Proust)? 

Ihr kennt sicher das Märchen vom Hans im Glück, dieser Bursche, der nach Verlust all seines Besitzes sein Glück findet. Fast könnte man denken, der biedere Hans hätte Erich Fromm gelesen. Aber ein wenig regressiv ist dieses Märchen schon, das höchste Glück besteht für Hans darin, zu seiner Mutter zurückzukehren. Well …

Und zum Schluss noch ein Zitat des des ironischen Aufklärers Voltaire:

Es ist komisch, dass kein Mensch mit Esprit ein Glück möchte, das auf Dummheit gegründet ist, und doch ist es klar, dass man dabei einen guten Tausch machen würde.

You surely came across the fairytale of „Hans in Luck“ (Grimm brothers, collection of 1812). In Northumberland there exist a similar tale of  „The Hedley Kow“, like Hans the character persuades herself that every change is a proof of her luck until she owns nothing anymore. Hans looses everything and one could imagine he had read Erich Fromm because that makes him happy. But we find his fairytale a bit too regressive because his highest luck is returning back to his mother.

Last not least a quote of the proponent of Enlightenment Voltaire

It is funny that no person with esprit wants luck which is based on foolishness although that would be a good barter.

Und nun sind wir einfach glücklich mit unserer Dina und unserem Masterchen ohne Wenns und Aber und die Ratgeber zum Glücklichsein benutzen wir zum Feuermachen, denn ein schönes Feuer im Kamin ist ein großes Glück.
Wir sind sooo neugierig, von euch zu lesen, was ihr über das Glück denkt. Bitte, bitte verratet es uns.

And now we are just happy with Dina and our Master without any doubts and we use the guidebooks for luck for lighting the fire because a nice roaring open fire is luck.
We are very, very curious what do you think about luck. Please, be so kind to let us know.

DON´T WORRY, BE HAPPY
mit lieben Grüßen eure Buchfeen Siri und Selma
with love and fairydust from your Bookfayries Siri and Selma

We thank  Dina very much for her collages. This picture of the knight shows „herre Wolfram“ (Wolfram von Eschenbach) as he is shown in the Manesse Manuscript (Codex Manesse, a collection of the songs of the ministrels), an illuminated manuscript from the early 14th c. that our Master loves very much.

World Ocean Day

Veröffentlicht am

Welttag der Meere, 8. Juni

Lies den Rest dieses Beitrags

Newton`s Bridge, Cambridge

Veröffentlicht am

We build too many walls and not enough bridges.
Sir Isaac Newton

Newtons Brücke ist schon eine Kuriosität, denn wirklich alles, was der Volksmund über sie sagt, ist falsch.

Newton`s bridge is a curiosity, indeed. Everything that`s told about it is wrong.

So wie Seemannsgarn gesponnen wird, gibt es auch Wissenschaftlergarn.
Man erzählt dem beflissenen Touristen in Cambridge (4 Millionen jährlich), diese Brücke sei ursprünglich von Sir Isaac Newton entworfen und gebaut worden, völlig ohne Schrauben und Nägel, weil sie durch ihr eigenes Gegengewicht hält. Falsch!  Die Brücke wurde 1749 – da ruhte Newton bereits 22 Jahre im Grab (und Goethe wurde gerade geboren) – von James Essex den Jüngeren (1722–1784) erbaut. Mit dieser Tat machte sich Essex unsterblich, der sonst längst vergessen worden wäre. Der Plan zu der Bücke stammte von William Etheridge (1709–1776), der ebenfalls durch diese Brücke unsterblich wurde. Zweimal wurde sie neu errichtet (1866 und 1905), jedoch stets nach den alten Entwürfen.
Noch kühneres Wissenschaftsgarn besagt gar, diese Brücke sei chinesischen Ursprungs. Ihre selbsttragende Form gehe auf bestimmte mathematische Formeln zurück, warum sie „Mathematical Bridge“ (Mathematische Brücke) genannt wird.
*
Scientist have their tales as well as sailors.
The interested tourist in Cambridge (4 millions every year) will hear the tale that this bridge was designed and built by Sir Isaac Newton. He did it without the use of bolts, nuts and nails to show it holds together just by its own weight. Wrong! This bridge was actually built by James Essex (1722-1776) 22 years after Newton`s death. That was the only achievement Essex is known for today. The design of that bridge was done by William Etheridge (1709-1776) who also had been forgotten if not for this famous bridge. But what you see on these pictures is not the original bridge because it was twice rebuild (in 1866 and 1905) but always following the original plans.
Another even more daring tale tells about a Chinese origin of that bridge. Its statics follows certain mathematical formulas and therefore it`s called the Mathematical Bridge. 

Die  Mathematical Bridge verbindet die ältere, zauberhafte Hälfte des Queens Colleges, von den Studenten „die dunkle Seite“ genannt, mit der neueren Hälfte, welche „die helle Seite“ genannt wird. Gern wird die Geschichte erzählt, wie die Studenten einst versuchten, die Brücke auseinanderzunehmen, um sie anschließend wieder zusammenzusetzen. Sie wollten beweisen, dass ihre geliebte Brücke – eines der meist fotografierten Motive in Cambridge – ohne Schrauben und Nägel halten würde. Jedoch weit gefehlt, sie mussten die Brückenteile mit dicken Metallschrauben verbinden, die jedem gleich ins Auge springen, der sie betritt.

The Mathematical Bridge connects the so called Dark Side of Queen`s College (very beautiful) with its Light Side (the modern part). The story goes that the students tried to destruct and rebuild this bridge to proove it would hold by its own weight. But they horribly failed and had to use strong bolts and nuts which everyone can notice today.

Neugierig wollten Dina und ich die Brücke betreten, um das alles zu betrachten. Das ist jedoch nicht so einfach, denn um in das College zu gelangen, mussten wir an einem Zerberus, genannt Pförtner, vorbei. So setzten wir unser klügstes Gesicht auf und schritten mit verklärtem Wissenschaftlerblick durch die Pforte, die Kamera im Rucksack versteckt. So entstanden einige dieser Fotos hier.

Dina and me were determined to walk across the Mathematical Bridge. Not that easy, we can tell, because you have to pass Cerberus the gatekeeper to get into Queen`s College. So we tried hard to look intellectual and passed him by with the looks of dedicated scientist. The camera was smuggled in Dina`s fancy backpack.

Newton ist der große Wissenschaftsheld in Cambridge. An seinem Ansehen kratze allerdings der sonst so coole Goethe, der 22 Jahre nach Newtons Tod geboren wurde. Er bekämpfte Sir Isaac geradezu hysterisch wegen seiner Ansichten zur Farbenlehre. Naja, auch Genies seien ihre Ausrutscher zugestanden. Es fällt jedoch an Newton auf, dass er zur Mythenbildung anregt. Die Geschichte von dem Apfel, der auf seinen edlen Kopf fiel und ihm nach dem Prinzip „leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen die Denkfähigkeit“ auf die Gravitation brachte, habt ihr wahrscheinlich in der Schule gehört. Naja … Und diesen berühmtesten Apfelbaum der Welt kann man vor dem Trinity College bewundern, aber darüber in einem der nächsten Blogs von mir, in dem es um die erstaunliche Rolle des Apfels in der Wissenschaft gehen wird.

Opticks1

Originalmanuskriptseite aus „Opticks“.
An dieser hier dargestellten prismatischen Brechung und ihrer Erklärung entzündete sich Goethes Kritik an Newton.

Newton is great hero of science in Cambridge. But not a hero at all for the usually very distinguished German poet and scientist Goethe, born 22 years after Newton`s death. He was fighting hysterically this English genius because of his ideas of colour in „Opticks“ (1704). Well, even geniuses like Goethe have their weak spots. – But it stands out how many myths and tales are around about Newton. You all might have heard the story of the apple falling on Newton`s clever head and made him „invent“ gravitation. Well, this most famous apple tree is proudly presented by the Trinity College. But more about apples and scientists you can read in one of my next blogs. 

Bis dann und liebe Grüße von dem Ausflug nach Cambridge
Bye for now
Klausbernd
Herzlichen Dank an Dina für die Fotos xxx. Auf ihrem Blog könnt ihr noch mehr Bilder von dieser und anderen Brücken in Cambridge bewundern (das Foto der Manuskriptseite aus „Opticks“ stammt aus Wikipedia)
On Dina`s Blog you will find many more pictures of the beautiful bridges of Cambridge.

Hi folks, here are the Bookfayries Siri and Selma writing. We just found in Master`s library an old book we can recomment:
T. Selby Henry „Good Stories from Oxford and Cambridge“ (London 1918)
It`s little bit churchy but okay and fun to read.

Master`s Books I

Veröffentlicht am

Ich akzeptiere prinzipiell keine Niederlage, um was es sich auch handelt
Alexandra David-Neel

I don`t accept any defeat, in whatever field
Alexandra David-Neel

Wie in „Die Nachtbibliothek“, jene lesenswerte Graphic Novel von Audrey Niffenegger, wurde die Vorstellung von Masterchens Bibliothek zu einer Zeitreise, bei der wir uns in sein „Lesewerk“ versenkten. Allerdings ist dies Masterchens zweite Bibliothek. Seine erste, die fast nur aus Klassikerausgaben von Grimmelshausen bis Brecht bestand, haben wir nicht gekannt. Er verkaufte sie vor seinem Umzug nach Montreal, da Bücher ja sooo schwer sind.

The presentation of our Master`s library became a journey in time like in Audrey Niffenegger`s graphic novel „The Night Bookmobile“.
This is Master`s second book collection. His first one consisted of classic authors only from Grimmelshausen (17th c.) to Bert Brecht. But we didn`t know this one because he sold it before moving to Montreal as books are sooo heavy.

Seht Ihr uns beiden Buchfeen? Wir schweben gerade vor Jung, lesend.

Seine heutige Bibliothek beginnt mit seiner esoterischen Phase.
„Naja, Masterchen ließ keine Torheit aus“, meinen wir kichernd. Eigentlich sind diese Bücher, die viele Regalbretter füllten, längst verschwunden, nur Steiner und Gurdjieff – Zeitgenossen, die sich spinnefeind waren, sich aber darin trafen, C.G. Jung zu misstrauen – haben unsere radikale Reinigung überlebt, wie auch diese gelbe Gesamtausgabe Jungs. Als wir mit Dina gestern Abend diese Ecke fotografierten, begann plötzlich Masterchen abdriftend vom Hemlebens Buch „Diesseits“ zu schwärmen, das, wie er meinte, „wunderbar in die anthroposophische Naturbetrachtung einführt. Damals“, so erzählte er, „gingen wir mit diesem Buch bewaffnet in die Natur, das uns zugleich in guter anthroposophischen Tradition Goethes ‚Metamorphose der Pflanzen‘ nahebrachte und überhaupt seine naturwissenschaftlichen Schriften, die wir bis dato völlig missachtet hatten. In dieser Zeit entdeckte ich Goethes Farbenlehre, die Steiner für Kürschner Gelehrtenlexikon als junger Mann herausgeben hatte.“ Stolz zeigte uns Masterchen seine dreibändige Ausgabe mit den hilfreichen Kommentaren Steiners. „Übrigens“, fügte Masterchen hinzu, „Goethe fand die Farbenlehre sein wichtigstes Werk, wie er kurz vor seinem Tod Eckermann gegenüber bemerkte.“
Kleine Bemerkung von uns Buchfeen: Weder Hemleben noch Goethe brachten Masterchen bei, Pflanzen zu bestimmen. Wir haben es geschafft, indem wir ihn weg von den Büchern in den Garten zerrten. Aber dennoch setzten wir uns ein, dass Steiner, Gurdjieff und Jung ehrenhalber quasi ein Altenteil in einem Regal eigerichtet bekamen.
Zwei Bücher der Gartenecke möchten wir euch noch empfehlen: Eva Maasers „Der Paradiesgarten“. Dieser Roman schildert, unterhaltsam zu lesen, die Geschichte der Gartenkultur und hat uns einige Anregungen für unseren Garten gegeben wie auch Hermann von Pückler-Muskaus zweibändige illustrierte Ausgabe „Reisebriefe aus England und Irland“, die uns lehrte, bewusst auf Perspektiven im Garten zu achten z.B. beim Rasenmähen.

His new collection starts with his esoteric stage. Well, our Master didn`t leave out any folly.
Nearly all these esoteric books are long gone except the collected works of Rudolf Steiner and Gurdjieff – who hated each other but agreed in not liking C.G. Jung. We still own the collected works of all three authors. When Dina was photographing this corner Master got carried away to talk about a small book by the anthroposophist Hemleben „Diesseits“ (This World) which was his bible walking out into the nature and made him aware of Goethe`s writings about science, exspecially „The Metamorphosis of Plants“. Although he never learned to identify plants before we Bookfayries lured him away from his computer out into our garden.
Two books about gardens we like to recommend: Eva Maaser „Der Paradiesgarten“ (The Garden as Paradise) a novel full of information about the history of garden design and the famous Count Pückler-Muskau`s „Letters From England and Ireland“. Those books inspired us to rethink our way of cutting our lawns and the perspectives in our garden.



Masterchen war ja immer schon etwas verrückt, zur gleichen Zeit las er nämlich von Deleuze und Guattari „Rhizom“ und „Der Faden ist gerissen“. „Aber hallo!, nicht verrrückt!“, wandte er ein, „ Deleuze und Guattari führten das Wurzelrhizom in die Philosophie ein und beeinflussten mit dieser Pflanzen-Metapher den Diskurs um den Strukturalismus nachhaltig.“ Diese Bücher stehen in der Abteilung für Philosophie neben Michel Foucault, Derrida und dem Großmeister des Strukturalismus Claude Levi Strauss, dessen „Traurige Tropen“ eine Zeitlang Masterchens Lieblingsbuch war, das er stolz in der ersten Auflage besitzt wie auch das vielzitierte Werk Malinowskis „Das Sexualleben der Wilden“, aber damit sind wir bereits bei der Abteilung für Ethnologie, in der wir mit dem Zudrücken aller Augen auch Carlos Castaneda einsortierten. Castaneda war mega-in. Masterchen war schon in den 70ern in den USA auf ihn gestoßen und besitzt noch alle seine Bücher, die wir Buchfeen wie gut geschriebene Phantasy lesen, naja, nicht so gut wie „Der Herr der Ringe“, den wir wie viele Ausgaben der Hobbit-Press bei Klett-Cotta wegen der herausragenden Buchgestaltung behalten haben. Aber zurück zur Ethnologie: Kennt ihr Alexandra David-Neel, eine kühne Frau, die wie Trapper Geierschnabel aussah und Tibet erforschte? „Mein Weg durch Himmel und Hölle“ fanden wir sehr spannend zu lesen und Materchen ist solch ein Fan von ihr, dass er selbst als Kochstümper ihr Tibet-Kochbuch kaufte. Und noch eine Empfehlung aus dieser Abteilung gefällig? Schaut mal in Florinda Donners „Shabono“ herein, es erinnert leicht an Castaneda, wir finden es aber besser.

Sorry to write it, but our Masters has always been a little crazy, indeed. At the same time he was reading the French and Italian (neo-)structuralists like Deleuze and Guattari who coined the phrase „rhizome“ in philosophy and influenced with this plant-metaphorical notion the philosophical disussion quite a bit. Their books like „Anti-Ödipus“ are standing next to Foucault`s, Derrida`s and Claude Levi Strauss´s books. „A World On the Wane“ was Master`s favourite book for quite some time. He owns the first edition of this book as Malinowski`s often quoted work „The Sexlife of the Wild“. But now we are already in the department of anthropology where we found Carlos Casteneda, this in-author for quite a while. Well, we are not sure if this is „real“ anthropology. We Bookfayries read it as fascinating phantasy but not as good as „The Lord of the Rings“. Here we found Alexandra David-Neel too. Do you know this brave lady looking like a trapper „Vulture Beak“? She explored Tibet and wrote many books about it all standing in this departmet. Did you ever came across Florinad Donner`s „Shabono“? A fascinating read a little bit like Castenada`s book but we prefer her. 

In dieser Abteilung steht wohl nicht ganz logisch Cerams „Götter, Gräber und Gelehrte“. Dieses Buch besitzt Masterchen in einer schön gebundenen Ausgabe seit seinem 16. Lebensjahr, als er gleichzeitigt jenen mega-depressiven Roman „Steppenwolf“ las, den wir genauso unleserlich finden wie „Die Leiden des jungen Werther“, voll pathetisch. Iiih! Cerams Buch war viel packender und damals das Geschenk für Jugendliche seines Alters. Er erzählte, dass er es mindestens fünfmal geschenkt bekam und es mit glühender Begeisterung las. Übertroffen wurde es wohl nur von Gustav Schwabs „Sagen des klassischen Altertums“., das jedoch in unserer umfangreichen Märchen und Sagen Abteilung steht. Die wird erschreckend von den Kunstmärchen der Romantik dominiert, ein Steckenpferd von Masterchen, der uns Tiecks „Der blonde Eckbert“ und „Der Runenberg“ kürzlich vorlas. Wunderschön!

Und er erklärte, wie dort der Schauer entdeckt wurde, der dann in Schlemihls wundersame Geschichte von Chamisso und natürlich bei Mary Shellys „Frankenstein“ und Bram Stockers „Dracula“ mehr und mehr zelebriert wurde. Neben „Dracula“ stehen unsere geliebten Werke von Edgar Allan Poe. Mit ihm haben wir den Übergang vom Schauerlichen zum Krimi, eine Gattung, die Masterchen erst durch den Einfluss seiner Schwester nahegebracht wurde. Wir können das ganz und gar nicht verstehen, dass Masterchen überhaupt kein Interesse daran zeigt, wer der Mörder sein könnte.

DSC_0016

Gerade liest er „Arthur and George“, ein moderner Sherlock-Holmes-Roman von Julian Barnes, aber „whosdoneit“ interessiert ihn nicht die Bohne. Er ist fasziniert von dem genialen Einfall eine Art Dreyfuss-Geschichte mit Conan-Doyle zu verbinden und in seiner Begeisterung bemerkte er gar nicht, dass er Gleiches mit Sigmund Freud und Sherlock Holmes in seinen Beitrag über das Rauchen machte. „Betriebsblind!“, sagen wir nur.
Naja, alle Werke von Conan Doyle, Agatha Christie und Patricia Highsmith stehen auch bei uns herum, wobei in den Sherlock-Holmes-Geschichten Masterchen noch heute öfters blättert. „Der Detektiv als Metapher für den Intellektuellen“ so wollte er uns diese Krimis verkaufen, die wir jedoch monoton finden, immer das gleiche Schema wie auch bei Agatha Christie, die Masterchen ebenfalls liebt. „Es ist wie beim Kinderbuch“, erklärte er sich, „es gibt eine angenehme Sicherheit zu wissen, was man zu erwarten hat.“ Allerdings gibt es eine Ausnahme für uns. Christies „Mord im Orientexpress“, bei der alle Verdächtigen die Mörder sind, das finden wir genial.

In this corner we found „Gods, Graves and Scholars“ by Ceram as well. When our Master has been young nearly every adolescent boy and girl got it for Christmas or birthday. Master did read it with a great interest like the „Legends from Classic Greec“ by Gustav Schwab when he was 16. At the same time he read Hesses`s „Steppenwolf“ as well. Oh dear, we Bookfayries find this book as pathetic and unreadable as Goethe`s „The Sufferings of Werther“.
Legends and fayrietales share one corner in our library. The poetic fayrietales of the romantic poets like Tieck, Novalis, E.T.A. Hoffmann and Camisso – just to name a few – dominate this corner. Our Masters loves those authors who „invented“ the shiver in literature which was cultivated in Mary Shelley`s „Frankenstein“ and Bram Stoker´s „Dracula“. Stoker was a friend of Conan Doyle, one of the honarary guests at Conan Doyle`s second wedding.
You see here we have reached the department of criminal stories. There we love Edgar Allan Poe`s stories marking the beginning of the criminal story („The Murder in the Rue Morgue“ f.e.). Although we have got the collected works of Agatha Christie, Conan Doyle, Patricia Highsmith, Donna Leon and many more our Master doesn`t really like criminal stories. You wouldn`t believe it but he isn`t interested in the slightest to find out who has done it. Well, actually he reads some times Conan Doyle and Agatha Christie. For us un-understandable, it`s all the time the same structure. We find those stories monotonous whereas our Master replies that it is for him like being a child reading a book again and again and the fun of it is knowing what will happen. „That`s a comforting security making the crime easier to bear“, he tells us. „The detective is the metaphore for the intellectual“ he goes on to make us like those classic authors of suspense. But we like one book from this collection: Chrstie`s „Murder in the Orient Express“. We consider it a great idea that all suspects commited the murder, really original.

Wir haben noch viel mehr Abteilungen. Über die Bücher der Eisecke berichteten wir bereits. Über die anderen Abteilungen werdet ihr demnächst hier Stück für Stück lesen – wenn`s euch interessiert. Was wir noch zu bieten haben? fragt ihr.

There are much more departments in our library. You will read about bit by bit on our Bookfayrie blog – if you are interested. What more we have got, you ask?

Eine umfangreiche Abteilung mittelhochdeutscher Literatur (Hochmittelalter)
Eine ganz Zimmer voller Lexika über die absonderlichsten Dinge, wie ein Betrugslexikon z.B.
Eine große Abteilung Symbolik mit der Unterabteilung Farben, wo wir demnächst das Regalbrett wechseln müssen, so biegt es sich
Die Sammlung von Atlanten der Erde und des Universums mit zwei schönen Globen unserer Erde und einem Sternenglobus wie auch ein großes Modell unseres Planetensystems, das in unserer Eingangshalle hängt und uns, ehrlich gesagt, beim Fliegen mächtig behindert, hier stehen auch die Bücher über die Entdecker, darunter eine vollständige Reihe weiblicher Entdecker (zu der die oben genannte Alexandra David-Neel neben Ella Maillard und James Morris [a she!] u.a. gehört)
Bücher über Mathematik, Physik und Alchimie (teilweise völlig abgefahrenes Zeugs)
Unmengen Bücher über Sexualität und Klassiker der Pornografie, wobei „Orgasm“ von Jack Lee Rosenberg (Masterchens Therapeut in New York) damals in keiner amerikanischen und deutschen Bibliothek fehlen durfte. Wir haben es noch!
Und dann die Romane, hauptsächlich englische, skandinavische, deutsche und arktische Autoren

medieval literature (a huge collection)
a room filled with encyclopedias about the most amazing subjects
a big collection of books about symbolism and exspecially about colour and dream symbolism
Geography, atlases of the world and our universe, terrestical and star globes, a moving model of our planetary systems we don`t like because it`s blogs our way flying around. In this section we store books about exploreres too
books about mathmatics, physic and weird books about alchemie (quite weird books)
a big collection of books about male and female sexuality and the classic pornographic books
and last not least novels, mostly by English, scandinavian, German and arctic authors

Also ihr seht, da könnt ihr euch noch auf einiges gefasst machen.
Ganz liebe Grüße der Bibliothek, die unsere Heimat ist, auf der wir sehr stolz sind
Greetings from our library
Siri und Selma, Buchfeen

The English and the German texts differ because of information that is only available in German or only of interest for the English spreaking reader.

Dublin`s Fine Libraries: The Royal Irish Academy and Cathach Books

Veröffentlicht am
Siri + Selma

Siri + Selma

Mit Ehrfurcht näherten wir Buchfeen uns der Royal Irish Academy (RIA), einer edlen Gesellschaft von Wissenschaftlern, die 1785 gegründet wurde. Masterchen erzählte, dass ein Mitglied in dieser Gesellschaft zu werden,  die höchste wissenschaftliche Auszeichnung Irlands ist. Naja, ehrlich gesagt, schmückt sich die RIA mit fremden Federn, indem sie Goethe, Herschel, Darwin, Planck, Bohr, Heisenberg und Pavlov, um nur einige zu nennen, aufnahm – clever, nicht?! In ihrem Gebäude in der Stadtmitte Dublins auf der Rückseite des Trinity College beherbergt sie eine Bibliothek, die für den Forschenden frei zugänglich ist. Den Tipp, diese Bibliothek zu besuchen, bekamen wir bei Sweny`s. Vielleicht erinnern sich einige von euch an den „Ulysses“ von Joyce? Wir glauben, es ist im 4. Kapitel, wo Leopold Bloom für Molly diese Zitronenseife kauft, die bis heute noch bei Sweny`s feilgeboten wird? Ihr seht in Dublin kann man Joyce nie entkommen. Also dort bei Sweny`s, eine kühne Mischung von Drogerie und Antiquariat, traf Masterchen den Regisseur Paddy O`Dwyer, der in seiner Jugend einige Brecht-Stücke inszeniert hatte und jetzt Joyces Geschichten aus „Dubliners“ für das Theater umschrieb und witzig inszenierte. Wir sahen „Die Mutter“. Ihr könnt euch denken, dass Masterchen sich in diesem seit Joyces Zeiten nicht veränderten Laden festquatschte, bis wir endlich auf unser Drängen hin zur RIA weitergehen konnten. Wollt ihr mehr über Sweny`s wissen? Klickt bitte hier.

With humble reverence we bookfayries approached the Royal Irish Academy (RIA), which was founded in 1785. Our Master had told us to be elected to this Academy is the highest public recognition of academic excellence in Ireland. Well, this Academy acted rearly clever: It made Goethe, Herschel, Darwin, Planck, Bohr, Heisenberg und Pavlov, just to name some the scientific heroes, to its members. The building of the RIA is situated downtown Dublin on the back of Trinity College. Here we found a working library where the students can read the collected books and manuscripts. We were recommended this RIA library in Sweny`s shop. Does that ring a bell? In the forth chapter of „Ulysses“, if we remember correctly, this shop is mentioned: Leopold Bloom buys there the lemmon soap for Molly, a sopap that can be still puchased there. This shop is worthwhile visting. It`s a crazy mixture of a chemist`s and an antiquarian bookshop that hasn`t changed since Joyce`s times. And right here our Master met Paddy O`Dwyer director who directed Brecht`s plays in his youth and now did rewrite Joye`s short stories („Dubliners“) for the theater to direct them. We saw „The Mother“,, which was really fun. If you want more infos about Sweny`s click here, please. 

Library RIA Collage by Hanne Siebers

Ihr findet hier die weltweit größte Sammlung irischer Manuskripte (allerdings gibt es da auch nicht so viele ;-)). Eine Besonderheit ist der „Cathach“, ein lateinisch geschriebener Psalter aus dem 6. Jh., der angeblich von St. Columban geschrieben wurde. Das älteste irische Manuskript ist das „Leabhar na hUidhere“ (Das Buch der falben Kuh) ein mit typischen Seitenverzierungen illuminiertes Manuskript aus dem frühen 12. Jh. Es gilt als älteste Schrift in Irisch. Dort wird die Geschichte einer Kuh erzählt, die Ciaran, ein Student, zu seinem Lehrer St. Finian ins Kloster Clonard mitbrachte. Die nährte Schüler und Lehrer. Ihr Stall wurde, als sie starb, als Relique verehrt. Verständlicherweise zeigte man uns Buchfeen, die diese Gesichte ulkig fanden, nur eine Seite dieses größten Schatzes der Bibliothek, den Dina nicht fotografieren durfte. „Naja“, sagte Selma tröstend, „da waren doch eh nur keltische Schnörkel und Unleserliches zu sehen.“

Here we found the largest collection of Irish manuscripts in the world (we couldn`t read a thing ;-)). The greatest treasure is the „Cathach“ a sixth century psalter reputed to have been copied by the famous St. Columba – but that`s in Latin (thank god!). The oldest maunscript in Irish is the „Leabhar na hUidhere“ know as the Book of the Dun Cow – not that phantasy novel by Walter Wangerin written in 1975 but an early 12th century manuscript. Unfortunately we weren`t allowed to take photographs and only one page was shown to us by the sterne librarian. „Doesn`t matter“, comforted Selma, „It`s just illuminated with those intertwined Celtic twirls.“ The story has it that a student brought with him a cow when he went to study with his teacher St. Finian. This dun cow was an ecellent milker feeding all the students of St. Finian and himself. When that cow died its hide was kept as a relic.

RIA_Dublin_Hanne Siebers

Schaut, ganz links auf dem Bild oben sucht Masterchen die katalogisierten Handschriften. Er staunte nicht schlecht, dort in der Sammlung des Büchersammlers A.G. Moore Briefe von Charles Darwin zu finden und sonst noch eher nicht so spannende Dokumente der Gilde von St. Anne (eine mittelalterliche religiöse Vereinigung in Dublin) aus dem 13. Jh. Noch mehr erstaunte ihn jedoch sein Fund, dass 1852 das Akademiemitglied George Knox Goethe in Weimar die Urkunde seiner Ehrenmitgliedschaft überreichte. Da war Goethe leider schon 30 Jahr tot. „Ob Knox wohl Spiritist war?“, fragte Selma kichernd. Masterchen fragte darauf bei der Akademie per E-Mail an, wie das sein könne und wartet bis heute auf eine Antwort.

Look in the picture above on the very left you see our Master researching the catalogue of manuscripts. He was amazed finding among the famous collection of A.G. Moore letters of Charles Darwin besides not that interesting deeds of the Guild of St Anne (a religous group in Dublin) from the 13th century. But even more amazed him reading that George Knox (member of the RIA) delivered the Academy`s certificate of honorary membership to Goethe. By that time Goethe had died 30 years ago. „Probably this Knox was a spiritist“, was Selmas commentary with a big smile. Our Master did send an email to the Academy how could that have been but he is waiting for an answer still.

CollageRIA_HS

Ihr seht, dass diese Bibliothek sehr frequentiert ist. Es sind auch ständig mehrere Bibliothekarinnen für Suchprobleme ansprechbar, wenn auch der computerisierte Katalog übersichtlich gestaltet ist. Selbst die alten Bücher sind frei zugänglich und die Raritäten sind in Glasvitrinen zu bewundern. Dürfen wir euch zu einem Rundgang in dieser Bibliothek einladen? Dann klickt ganz schnell hier.

You see it`s a much frequented library. All the time there are librarians to help and the catalogue is very well computerized. You have free access even to the old books. Rarities are exhibited under glas. May we invite you to a guided tour of this library? Then be quick and click here.

Viel interessanter fanden wir gleich gegenüber der RIA Cathach Books, eines der führenden Antiquariate Europas. Wir bekamen großes Flügelflattern, als wir all die Schätze dort sahen. „Cathach Books beliefert Sammler aus aller Welt“, erklärte Masterchen erstaunlich kurz, ihn hatte bereits die Auslage im Schaufenster die Sprache verschlagen.

Much more interesting was Cathach Books for us situated just opposite of the RIA Library. Cathach Books is one the leading antiquarian bookshops in Europe. „It provides collectors with rarities worldwide“, was Master`s short comment because actually he was speechless seeing all those treasures in the shop window.

Cathach BookshopFoto: Hanne Siebers

Cathach Bookshop
Foto: Hanne Siebers

Wir stürmten sogleich in den Laden und erkundigten uns lieb, wie viel solche Erstauflagen berühmter Dichter kosten würden – ihr wisst als Weihnachtsgeschenk für Masterchen und Dina. Aber ach und weh, unsere Fayrietaler reichten nie und nimmer. Erstausgaben von Joyce und anderen berühmten Dichter kosten zwischen 30.000 und 50.000 €. Für diese Erstausgabe von Joyce unten im Bild muss man z.B. schlappe 45.000 €  hinblättern. Es gibt auch illuminierte Handschriften hier zu erwerben, die aber noch um einiges teurer sind.

We bookfayries echanged a quick look of understanding before we stormed the shop. We couldn`t wait to ask how much such first editions of famous authors would be – thinking of a Christmas present for our Master und Dina. But, oh dear, what a pity, our FayrieDollars couldn`t even buy one page. The friendly told us that such first editions cost between 30.000 and 50.000 €. For this first edition of „Ulysses“ (you see in the following picture) we had to pay 45.000 €, puh – but understandable. Very rich bookfayries – not us – could even buy illuminated manuscripts at Cathach (well, nomen est omen).

Cathach Books2

Gleich am Eingang fanden wir eine Postkarte von Masters Helden Sir Ernest Shackleton. In den gefüllten Regalen gab`s signierte Erstauflagen und limitierte Sonderauflagen von allen Werken von Joyce, von Willam Butler Yeats, Oscar Wilde (dessen Haus und Denkmal gleich um die Ecke von Sweeny`s liegt) und Samuel Beckett, neben ausländischen Autoren von Rang und Namen. Als wir uns von diesen Schätzen losreißen konnten und hochflatterten, sahen wir das bemalte Fries in diesem Antiquariat, in dem eine freundliche Dame uns die Raritäten zuvor stolz gezeigt hatte.

We found a postcard of one of Master`s heros Sir Ernest Shakleton just at the entrance. The shelves were filled with signed first editions and special editions from nearly all works by Joyce, Willam Butler Yeats, Oscar Wilde (whose house and statue you find just around the corner from Sweeny`s) and Samuel Beckett next to other famous non-Irish writers. Dina was first one of us noticing the pictures in the frieze of that art nouveau shop. 

NG_Cathach

Cathach Books brachte es sogar auf die Titelseite von Masterchen Lieblingszeitschrift, der National Geographic, wie ihr oben seht.

Cathach Books made it even to the front page of National Geographic, our Master`s favourite magazine.

Als letzte Bibliothek Dublins werden wir euch das nächste Mal den berühmten Long Room der Bibliothek des Trinity College vorstellen, in der das „Book of Kells“ zu bewundern ist.

As the highlight of Dublin`s libraries we will finish with the Long Room of the famous library of Trinity College, the home of „the Book of Kells“.

Liebe Grüße
Greetings from the bookfayries
Siri und Selma 🙂 🙂

Thanks to Dina for the pictures 🙂

Bauhaus Weimar

Veröffentlicht am

Keine Kunst ist vorübergehend, denn der Eindruck, den sie zurücklässt, ist bleibend.
Siri und Selma, auf dem Buchfeenausflug in Weimar – fayriefrei nach Goethe

Da haben wir in den Geschichten auf Dinas Blog, jenen berühmt beliebten „Martinschen Geschichten“, die Bauhausstühle öfters erwähnt. Auf Dinas Collage unten könnt ihr sie bewundern. Was mir besonders gut gefällt: Sie schwingen und geben sich nicht starr wie Holzstühle.
Selmas Kommentar: „Sie sind po- und rückenfreundlich“.

Der Bauhausbewegung, wie auch das parallele Arts-And-Crafts-Movement in England, kam es auf Funktionalität an und so ist es verständlich, dass beide zum Feind des Schnörkels wurden. An diesen oft kopierten Stühlen fällt sofort die Klarheit des Designs auf, die sie meinem Geschmack nach zeitlos werden lassen. Und die Schreibtischlampe, ebenso oft kopiert, gefällt mir auch. Sie steht sehr gut, ist stabil und das Licht ist bestens auszurichten.

Bauhausmöbel haben zudem den Vorteil, dass sie mit vielen anderen Stilen kompatibel sind.

Vor ein paar Jahren war der letzte Schrei aus Amerika, der auch in Deutschland einige erfolgreiche Nachahmer fand, die „simplify your life“ Bewegung. Alles Unnotwendige sollte entsorgt werden. Hat dies nicht bereits das Bauhaus schon weit zuvor gemacht, alles, was nicht funktional ist, wurde wegelassen?
Siri meint: „War doch bitternotwendig, nach dem wahrnehmungsbeleidigenden Neo-Barock damals.“
Selma dagegen ist eine romantische Buchfee, die den Schnörkel liebt. Sie nennt es „verspielt“, worauf Siri ihr einen Vogel zeigt.

Auf jeden Fall, ehe hier noch der große Buchfeenstreit ausbricht, geb ich zu: Ich kann Barock und Rokkoko nicht leiden, Ich find`s zu viel, over the top! Das Auge kommt nicht zur Ruhe, es hetzt von Detail zu Detail, um eine Ganzheit zu erfassen.

Die Bauhausbewegung in ihrer Vielfältigkeit war auch politisch engagiert, sie war weitgehend sozialistisch oder zumindest sozial ausgerichtet. Funktionale, günstige Möbel und Haushaltsgegenstände klar designt und dennoch für jederman erschwinglich, das war ihr Ziel.  Aber dennoch gab`s dort diesen pikanten Widerspruch zwischen materialistischer Ausrichtung und zugleich die Anlehnung an Goethe und Steiner, die hauptsächlich Kandinsky im Bauhaus mit Hilfe von Klee und Itten propagierte.
Außerdem hat die kluge Siri schon recht, nach dem schnörkelverliebten Neo-Barock und Jugenstil musste der Stil sich wieder befreien zur Klarheit hin, die schon die Klassik, wenn auch mit stiller Einfalt, prägte.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Abend noch wünschen
Klausbernd und seine beiden liebklugen Buchfee Siri & Selma 🙂 🙂

Buchtalk: Knut Hamsun

Veröffentlicht am
Buchtalk: Knut Hamsun

Zu Hamsuns 60. Todestag am 19. Februar

„Einen Dank für die einsame Nacht, für die Berge, für das Rauschen der Finsternis und des Meeres, es rauscht durch mein Herz! Einen Dank für mein Leben, für meinen Atemzug, für die Gnade, heute Nacht leben zu dürfen, dafür danke ich von Herzen! Lausche nach Osten und lausche nach Westen, nein, lausche! Es ist der ewige Gott! Diese Stille, die gegen mein Ohr murmelt, ist das siedende Blut der Allnatur, Gott, der die Erde und mich durchwebt.“
Knut Hamsun, Pan

Knut Hamsun. Freundliche Leihgabe von Kirsten H. Rasmussen

Also, Ihr Lieben, heute Nacht war was los bei uns. Da hat doch unser Master völlig troddelig die Bücher Hamsuns zwischen Henrik Ibsen und Sigrid Undset ins Regal gestellt. An Schlaf war nicht zu denken, große Randale auf Regalbrett 3 Nord. Ich sage Euch, dieser störrische Hamsun ist wirklich ein Störenfried, ein grumpy old man, wie wir hier sagen. Ich glaube, Ibsen war ihm zu modern. Bei Ibsen war Nora vom Geist der Befreiung beseelt, während für Hamsun die Frauen unerreichbare, hehre Wesen waren. Naja, vielleicht war es einfach Neid, denn Ibsen war damals sooo viel bekannter als er. Dennoch sollte Ibsen – ich finde das völlig unberechtigt! – nie den Literaturnobelpreis erhalten, den Hamsun als zweiter Norweger im Jahre 1920 zugesprochen bekam – nach Bjørnstjerne Bjørnson, für dessen Bauernerzählungen er schwärmte. In seinem Werk „Mysterien“ bringt Hamsun wie in der mittelalterlichen Dichtung üblich einen Dichterkatalog, bei dem Ibsen zusammen mit Tolstoi und Maupassant schlecht wegkommen, wobei Bjørnson und de Musset sehr gelobt werden. Ja, Hamsun konnte Ibsen partout nicht leiden, was er laut herausposaunte und seine Beliebtheit nicht gerade steigerte. Hamsun war schon ein eigensinniger Querkopf.
Zur dritten norwegischen Nobelpreisträgerin Sigrid Undset verhielt sich Hamsun wie Feuer zu Wasser. Während Hamsun nicht nur auf die Verleihung des Friedensnobelpreises an von Ossietzky (1935) mit massiver Kritik reagierte und die Einrichtung von Konzentrationslagern rechtfertigte (Ossietzky befand sich im KZ Esterwegen) und 1943 Hitler und Göbbels in Deutschland besuchte, hat Sigrid Undset das besetzte Norwegen als Unterstützerin des norwegischen Widerstands verlassen müssen. Hamsun wurde im besetzten Norwegen als Dichter Nummer eins hoch gelobt, er war neben Karl May einer der Lieblingsschriftsteller von Hitler, der „Segen der Erde“ als Blut-und-Boden-Literatur goutierte. Allerdings sollte sich das nach dem Krieg drastisch ändern. In seinem Eigensinn schrieb Hamsun noch einen Nachruf auf Hitler und dann ging`s bergab mit ihm. Er wurde nach dem Krieg als Landesverräter verhaftet, zu einer ruinösen Geldstrafe verurteilt und eine Zeitlang in die Psychiatrie eingewiesen, worauf er 1949 in „Auf überwachsenen Pfaden“ eingeht und reuelos seine Haltung rechtfertigte. Erst zu Hamsuns 150. Geburtstag 2009 schlossen die Norweger offiziell mit ihm Frieden, indem die Königin die feine Unterscheidung zwischen Hamsun als Autor und als Person machte. Und wir beide Feen müssen zugeben, dass wir in Hamsuns Romanen keine faschistischen Stellen gefunden haben – wirklich nicht! Als Sigrid Undset gleich nach dem Krieg nach Norwegen zurückkehrte, wurde sie hoch gelobt und ausgezeichnet, Hamsuns Werke dagegen wurden von einigen Norwegern vernichtet, wie es Lars Saabye Christensen in seinem Roman „Der Halbbruder“ beschreibt: „Der Autor war während des Krieges ein Lümmel. Deshalb haben wir seine Gesammelte Werke hier im Kaminofen verbrannt.“

„Jetzt hast du dich über Hamsuns politische Einstellung mokiert, aber wo bleibt der Dichter Hamsun?“, kritisiert mich Selma. „Naja, der Hamsun ist einer, der mehr gelobt als gelesen wird“, rechtfertige ich mich, die mit Hamsun ihre Schwierigkeiten hat. Ehrlich gesagt, finde ich Hamsun langweilig. Klar, das weiß ich doch als BuchFee, hat Thomas Mann Hamsun hoch gelobt. Er bezeichnete ihn als den würdigsten Nobelpreisträger und sicher hat dieser norwegische Querkopf moderne Techniken des Romans wie den inneren Monolog und die erlebte Rede vorbereitet, auf ihn konnten Joyce und Proust aufbauen und selbst zeitgenössische norwegische Autoren wie Saabye Christensen und (Masters verehrter) Jan Kjærstad beziehen sich Hamsun, wie auch Ernest Hemingway, Hermann Hesse, H.G. Wells, Henry Miller, Bert Brecht und Robert Musil. Dennoch fand ich Hamsun einschläfernd. Er wird ja wegen seiner Landschaftsbeschreibungen und Naturmystik gelobt, ich fand jedoch außer in „Pan“ und „Die Schwärmer“ nicht viel davon. Nach all der Hamsun-Leserei griff ich abends im gemütlichen Kuschelbettchen zu Georg Engels Roman „Zauberin Circe“. Im Gegensatz zu Hamsun ist sein Zeitgenosse, der Bestsellerautor Engel, heute völlig vergessen, aber wer Naturschwärmereien liebt, der sollte lieber zu Engel als zu Hamsun greifen.

Unser Master sprach ganz verwirrt von „Hamundsen“ als wir gemeinsam die alte Hamsun-Ausgabe auf der Suche nach Naturmystik durchblätterten, als ob Amundsen und Hamsun etwas gemeinsam hätten – oder doch? Wie dem auch sei, naturmystische Schilderungen fanden wir in „Pan“ und „Die Schwärmer“ (dort nur in winzigen Abschnitten), ein Loblied auf die Erde und das bäuerliche Leben in „Segen der Erde“, das Masterchen, Dina und ich als seinen lesenswertesten Roman fanden. Dies war der einzige Roman Hamsuns, bei dem ich wissen wollte, wie er ausgeht. Große Schwierigkeiten hatte ich, „Mysterien“ zu lesen, einen Roman bei dem ich bis heute nicht verstanden habe, warum Hamsun – für mich völlig unmotiviert – ständig zwischen Präteritum und Präsenz wechselt. Oder sollte das an den schlechten Übersetzungen liegen, angesichts derer unsere liebe zweisprachige Dina sich die Haare raufte.
Sicherlich waren Hamsuns psychologische Überlegungen damals acht Jahre vor Freuds Erscheinen der „Traumdeutung“ neu, heute wirken sie jedoch wie abgestanden Altbekanntes. Das Skurrile und Fantastische der Geschichte hätte selbst ich besser verdichten können. Diese überzogene Liebesgeschichte war ja fast so exaltiert wie Goethes Bestseller „Die Leiden des jungen Werther“, der heute nicht ohne Lachkrämpfe zu lesen ist. Dennoch schuf Hamsun mit Nagel, dem wundersamen Exzentriker und Hysteriker in „Mysterien“ einen postmodernen Helden, wie auch in jenem erfolglosen, ja lächerlichen Schreiberling in „Hunger“. Der Versager als Held, das hört sich nach einem Nihilismus á la Nietzsche an, meint Masterchen – oder sollte sich dahinter Hamsuns panische Angst vor dem Alter verbergen?
In „Viktoria“ werden Liebe und Sexualität als Naturmächte, denen der Mensch ausgeliefert ist, überhöht. Und immer schreibt Hamsun gegen die böse Großstadt und den Fortschritt an, auch ein Thema in „Hunger“, der Roman, der seinen Weltruhm begründete, unter anderem deswegen, da er auf den damals üblichen vermittelnden Erzähler verzichtete und eindringlich aus der Ich-Perspektive erzählt. Man kann dieses Buch nicht weglegen oder schmeißt es nach den ersten drei Seiten ins Feuer, schrieb treffend ein Rezensent.
Mich hat es ja fast von meinem Regal geworfen, als ich „August Weltumsegler“ las, die Geschichte eines Spekulanten, die sich fast wie eine Vorausschau der heutigen Finanzkrise liest. Dort unterstrich ich dick: „Der Mensch will höher fliegen, als ihm die Flügel dazu gewachsen sind. Da fällt er herunter.“

„Wenn wir dann eine Zeitlang gewandert sind, dann wandern wir noch eine Weile; wir wandern einen Tag, darauf eine Nacht, und endlich in der Dämmerung des nächsten Tages ist die Stunde gekommen, und wir werden getötet, in Ernst und Güte getötet. Das ist der Roman des Lebens mit dem Tod als letztem Kapitel. Das ist alles so mystisch.“ (Knut Hamsun, Das letzte Kapitel) Hamsun starb vor 60 Jahren auf seinem Gut Nørholm bei Grimstad.

Meine Schwester Selma pocht darauf zu erwähnen, dass es noch heute glühende Hamsun-Fans gibt. Wer sich für „Hamsunika“ interessiert, der schaue sich mal diese österreichische Seite an.

Grüße vom Master und meiner Schwester Selma
Eure Siri BuchFee

Grausig Grau?

Veröffentlicht am
Grausig Grau?

Schwarz und Weiß, eine Totenschau,
Vermischt ein niederträchtig Grau.
Goethe

Was für ein Wetter heute, alles grau in grau. Ideal für mich, Selma BilderFee, den Master zu überreden, mit mir zusammen über diese ungeliebte Farbe zu schreiben. Aber hallo, was heißt hier eigentlich ungeliebt? Gewöhnlich gilt Grau als langweilig und Synonym für Eintönigkeit und trübe Stimmung. So schreiben die meisten, aber ist das nicht ein Klischee? Ich finde Grau toll! Graues Wetter ist gemütlich, am besten vom Kaminzimmer aus betrachtet mit loderndem Feuer und ein paar Kerzen. Schlechtwetterliebhaber wie Master und Dina zieht es hinaus, um tolle Fotos zu machen, vom Meer, Sturm und Regentropfen. Nie erscheint Venedig den Fotografen magischer als im grauen Winternebel (und Graubilder vom Master aus der Arktis könnte ihr auf Dinas Blog bewundern).

*Mein graues Lieblingsbild von Jan Mayen. Grau + Farbe = eine vortreffliche Wirkung!

Seit Goethes „Grau, Freund, grau ist alle Theorie …“ (Faust I) ist Grau in Verruf geraten. Als blutleere, langweilige Farbe wird es abgetan. Wir sprechen von der „grauen Maus“ und verbinden Grau mit Tristesse. Nach antiker Vorstellung sind die Toten graue Geister, die im nebliggrauen Schattenreich der Unterwelt leben. Grau ist dem „Grausen“ und „Grausamen“ verbunden.
Aber ist nicht diese aus Schwarz und Weiß gemischte Farbe ein Ausdruck der Differenzierung? Licht (Weiß) und Finsternis (Schwarz) mischen sich, um einen neuen Farbcharakter (die Grauzone) entstehen zu lassen. Grau sagt: „Es ist doch nicht alles schwarz oder weiß!“ Klare Absage ans Schwarz-Weiß-Denken.
Der Eigenbrötler bei uns zu Hause backt Graubrot, so lecker, und kennt ihr eigentlich Graue Literatur? Wir Buchfeen kennen uns da aus bei der Literatur, die nicht über den Buchhandel vertrieben wird- (meist besonders lesenswerte und wertvolle Sammlerstücke im Gegensatz zum Bestsellerramsch.)

Hach, Siri nervt gerade: Ich soll euch unbedingt fragen, warum es zwar das Morgengrauen aber kein Abendgrauen gibt.

Hvaler, Norwegen

Hvaler, Norwegen, Dinas geliebtes Sommerparadies

Fiel euch auf, den meisten Menschen steht graue Kleidung gut. Grautöne wirken fein und strahlen eine zurückhaltende Eleganz aus. Es sind nicht nur die Männer in grauen Anzügen aus Michael Endes Roman „Momo“, die Grau als Zeichen der Angepasstheit tragen, sondern auch modebewusste Menschen, die graue Schals oder graue Pullover wählen.
Und wie ist es mit den grauen Panthern und den grauen Eminenzen? Diese Grauen sind typisch für die Verbindung von alt mit grau, da Altes staubig ist und weil man mit dem Alter graue Haare bekommt. In Zeiten der Jugendkultur ist Grau out. Die graue Eminenz mag zwar älter sein, aber in dem Ausdruck zeigt sich auch die Macht, die im Hintergrund steht. Grau ist die am wenigsten auffällige Farbe. Es ist zudem Symbol der Armut und Bescheidenheit. Die Grisetten sind schlichte graue Kleider, die arme Frauen bei der Arbeit trugen. Später wurde Grisette zum Ausdruck für die billigsten Prostituierten.

Die berühmte Treppe in der Bauhaus-Universität, Weimar (Henry van de Velde)

Maler im Umkreis von „de Stijl“ und „Bauhaus“ waren überzeugt, dass alle Farben einen Grauanteil aufweisen. Sie zitierten Wilhelm Ostwald, der Grau als wesentliche Farbe erkannte und den Grauton jeder Farbe beobachtete. Da er für die niederländische Künstlergruppe „de Stijl“ zur Kultfigur wurde, brachte das eine Beschäftigung der Avantgarde mit Grau mit sich. Piet Mondrian (berühmtester Stijl-Künstler) schuf um 1918 eine Reihe monochrom grauer Bilder („Raute mit grauer Linie“).
Schönste Grautöne produziert die Schwarz-Weiß-Fotografie, bei der Grauabstufungen den Charme ausmachen. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Aufkommen der Daguerreotypie (frühe Fotografie) beschäftigten sich kunstinteressierte Kreise mit Grau und bemerkten, wie Grau ebenso differenziert ist wie die bunten Farben

Eisblitz in der Arktis (NO Küste Grönlands)

Pssst … viel mehr graue Eis-Knipsis und graubunte Bilder aus der Arktis gibt es Mitte Februar in Recke zu sehen. Übrigens eine Premiere für Masters Vortrag „Eine Reise ins Eis“.

Die Heilige Elisabeth. Heller-Altar von Matthias Grünewald

Masterchen meinte, das müssen wir noch für Kunstinteressierte bringen: Grau in Grau zu malen nennt man Grisaille-Technik, man spricht von „der Malerei in Totfarben“. Im Hochmittelalter kam diese Technik auf, als die Zisterzienser begannen, keine Buntheit in ihren Kirchen zu dulden. Das Glas der Fenster, die Wände und Pfeiler wurden in Grautönen gehalten. In Totfarben gemalte Ornamente wirken wie in Stein gehauen. Giotto malte zu Beginn des 14. Jahrhundert die Arena-Kapelle zu Padua mit den sieben Todsünden aus – Grau in Grau. Nach Giotto passt Grau zum Bösen, ebenso scheint auch Picasso bei seinem wohl berühmtesten Bild „Guernica“ gedacht zu haben. Die vielleicht bekanntesten Beispiele für Grisaillemalerei sind der Matthias Grünewald-Heller-Altar „Heilige Elisabeth“ (um 1508) und „Johannes der Täufer predigend“ (1634/5, Preußischer Kulturbesitz) von Rembrandt.
Übrigens, die Mitglieder der Kongregation der Schwestern von der Heiligen Elisabeth werden wegen ihrer grauen Kleidung auch die Grauen Schwesterngenannt.

Anmerkung von Selma: Wer Genaueres über die Wirkungen der Farben hören möchte, der sollte zu Masters Veranstaltungen in Berlin oder Frankfurt/Main im März kommen.

Unbunte Grüße
von Selma Buch- & BilderFee und dem Master

Siris Lieblingszitate, Voltaire

Veröffentlicht am
Siris Lieblingszitate, Voltaire

Na heute knuddeln sich ja die literarischen Gedenktage:

Voltaire und Pasternak, welche Mischung, haben ihren Todestag und Adalbert von Chamisso feiert, in welchen Welten auch immer, seinen 230. Geburtstag. [hier muss sich unbedint der strenge Master einschalten, Siri hat sich wohl heute Morgen nicht ihre Brille geputzt oder schielt sie? Oh je, Voltaire und Pasternak starben zwar am gleichen Tag, aber am 30.5.,  Chamissos Geburtstag ist jedoch wirklich heute – Happy Birthday! Da mir aber auch das Zitat so gut gefällt, lassen wir es einfach stehen und ein bisschen über Pasternak zu wissen schadet ja auch nicht. Siri entschuldigt sich, sie ist völlig flügellahm am Boden zerstört, heul heul …]

Verwendet nie ein neues Wort, sofern es nicht drei Eigenschaften besitzt:
Es muss notwendig, verständlich und wohlklingend sein

Dieses Zitat stammt von dem einflussreichsten Aufklärer Europas, nämlich Voltaire, der sich zweieinhalb Jahre in England aufhielt und England als Wiege des parlamentarischen Systems bewunderte. Er besuchte auch Friedrich II. von Preußen in Potsdam, wo er aber schnell wegen windiger Bankgeschäfte und seiner spitzen Zunge in Ungnade fiel.

Boris Pasternak veröffentlichte nur einen Roman, der ihn jedoch weltberühmt machte: „Doktor Schiwago“. Ansonsten schrieb er Lyrik und übersetzte. Bekannt wurde er durch seine Übertragung von Goethes „Faust“ und seine Shakespeare-Übersetzungen. Pasternak sprach fließend deutsch, da er u.a. in Marburg studiert hatte.
Den Nobelpreis für Literatur 1958 musste er aus politischen Gründen ablehnen.

Adalbert von Chamisso war ein Reisender, ich würde ihn als „den ersten Weltbürger“ bezeichnen. Er nahm an der Weltumsegelung unter Otto von Kotzebue teil, kartografierte dabei einen Großteil der Küste Alaskas, beschrieb ihre Flora und die Lebensweise der Inuit. Das Wort „Parka“ führte er in die deutsche Sprache in seinem Buch „Reise um die Welt“ ein. Und wisst ihr auch, dass es eine Chamisso-Insel gibt, die nach ihm benannt ist?
Allerdings wurde euch sicher Chamisso (wie bei uns in der Feenschule) als typischer Romantiker vorgestellt, der in Berlin in deren Kreisen verkehrte und der den Peter Schlemihl erfand, den Mann, der seinen Schatten verkaufte. Habt ihr diese Märchenerzählung auch in der Schule gelesen? Der Master steht auf den Kunstmärchen der Romantik, bes. die von Chamisso, E.T.A. Hoffman und Ludwig Tieck (Empfehlung: Tiecks frühromant. Kunstmärchen „Der blonde Eckbert“)

Einen feinen Tag euch
Siri Buchfee