RSS-Feed

Schlagwort-Archive: Henry Rider Haggard

englischer Autor

Norwich – Unesco City of Literature

Veröffentlicht am
Norwich – Unesco City of Literature

Auweia, wir sind völlig aus dem Häuschen, fliegen FreudenLoopings zwischen den Apfelbäumen: Stellt euch vor, das schöne Norwich wurde von der Unesco als Kulturhauptstadt der Literatur gewählt. Ja, da seid ihr baff! Aber unverhofft kam`s nicht, denn (Sir) Malcolm Bradbury gründete an der UEA (University of East Anglia) den Studiengang Kreatives Schreiben, der berühmte Schriftsteller wie Ian McEwan und Kazuo Ishiguro hervorbrachte. Die UEA wurde seit Ende des vergangenen Jh. zur weltführenden Universität für kreatives Schreiben.
Schreiben hat in Norfolk eine lange Tradition. In Norwich veröffentlichte die erste Frau Englands, Juliana von Norwich, ein Buch, Bestsellerautoren wie Hammond Innes und Henry Rider-Haggard lebten bei Norwich, Rudyard Kipling und Conan Doyle kamen öfter zu Besuch und D.H. Lawrence erholte sich (von der nyphomanen Frieda?)  an unserer Küste. Stephen Fry wie auch Bill Bryson leben unweit von Norwich – wie auch Masterchen 😉 und nicht zu vergessen der für seinen Roman „Die Ringe des Saturn“ hochgelobte deutsche Autor W.G. Sebald, der ebenfalls Professor an der UEA war und kreatives Schreiben lehrte.

Tschüß, wir feiern jetzt. Wer mehr wissen möchte, der sich kann die Website des Writer`s Centre in Norwich anschauen http://www.writerscentrenorwich.org.uk/unescocityofliterature.aspx

Liebe aufgeregt flattrige Grüße
Siri und Selma 🙂  just a little bit tipsy 😉

Wenn die liebe Dina in etwa einem Monat wieder hier ist, zeigen wir euch Knipsis vom schönen Norwich, das stolz an jeder Einfahrtsstraße sich als „the fine city“ präsentiert – also seid gespannt.

Buchtalk: Die Dina-Trilogie von Herbjørg Wassmo

Veröffentlicht am
Buchtalk: Die Dina-Trilogie von Herbjørg Wassmo

Im schrulligen alten England pflegen wir Bücher zu lesen, durch wir uns mit viktorianischer Disziplin von Seite zu Seite quälen, um beim Dinner  ironisch über sie zu berichten. Gekämpf habe ich mit den fast 2000 Seiten der Dina-Trilogie nicht, die  – und das stimmt wirklich, ich schwöre – Dina (meine norwegische Freundin) vor einiger Zeit für meine Bibliothek nordischer Literatur spendete. Zu Unrecht wurde die norwegische Schriftstellerin Herbjørg Wassmo erst durch den Film „Dina – meine Geschichte“ (mit Maria Bonnevie und Gérard Depardieu) in Deutschland bekannt. In Skandinavien gilt sie seit Beginn der achtziger Jahre als eine der führenden Autorinnen, die mit Literaturpreisen überhäuft wurde.

Ihre Romane durchweht eine für die nordische Literatur übliche Schwermut. Sie stehen bei mir im Wohnzimmerregal – was einer Ehrung gleichkommt -zwischen Sigrid Undsets und Knut Hamsuns Werken, wo sich die drei dicken Taschenbücher rundum wohl fühlen. Wassmo ist fest in der Tradition der norwegischen Literatur verankert, verehrt aber auch Virginia Woolf. Ihre Hamsun-Verehrung ging so weit, jenen Hof zu kaufen, in dem der Dichter von 1911-1917 lebte.
Beim Lesen ihrer Werke hatte ich das Gefühl, dass die Autorin keine glückliche Person ist, und noch eins fiel mir auf, sie scheint an einer Fotophobie zu leiden. Es gibt ungewöhnlich wenig Bilder von ihr. Dina fand jedoch das Bild unten, auf dem die Wassmo wie ihre Romanheldin Dina wirkt.

Herbjørg Wassmo

Ich meide schwermütige Bücher, bei der Dina-Trilogie war es jedoch anders. Ich wurde sogleich in den Text hineingezogen, bis zum Morgengrauen las ich atemlos viel zu viele Nächte lang. Ja, Wassmo schreibt immer ausführlich und deswegen dicke Bücher, da sie sich wie Undset in eine Zeit hineindenkt (19. Jh. in diesen Fall), die sie im Detail beschreibt. Lange Romane ziehen mich an und ließen mich zur Wassmo greifen, da sie, wenn sie gut sind, den Zeitpunkt der Tristesse herauszögern, der unweigerlich nach der letzten Seite kommt, da nie sogleich Ebenbürtiges zur Hand ist.

Im Gegensatz z.B. zu Hamsuns „Hunger“ gibt es bei Dina zum Glück auch viele ausgelassen fröhliche Passagen speziell im ersten Band. Dina, die Heldin dieser zweiten Trilogie Wassmos, ist eine außergewöhnlich starke, gebildete und geschäftstüchtige Frau, die sich ihre Freiheiten nimmt und zugleich größte Angst vor dem Verlassenwerden zeigt, was bis zum Mord führt. Dina ist extrem, eine schillernde Verkörperung der Anima wie Rider Haggards „She“, gut und böse zugleich, furchtbar und fruchtbar. Das macht den Reiz ihres Charakters aus.
Dina lebt in einem Geflecht von Lüge und Verschweigen, es sind die berüchtigten „Leichen im Keller“, die wohl jede Familie kennt. Diese gefährlichen Familiengeheimnisse, die Wassmo auf Liebe und Schuld zurückführt, beschreibt sie derart treffend, dass mir sogleich einige der Geheimnisse meiner Familie klarer wurden, ich erkannte Situationen wieder, verstand. Das lag nicht zuletzt daran, dass Wassmo anschaulich wie sinnlich Situationen, die Natur und speziell Menschen beschreibt, wobei auffällt, dass das Riechen in allen drei Bänden eine wesentliche Rolle spielt. Für mich war das Lesen dieser Trilogie besser als Therapie, genau wie Marcel Proust es für „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ geltend machte, nämlich mit Hilfe des Romans tiefer in sich selbst blicken zu können.

Die Stärke der Autorin ist zugleich ihre Schwäche: Brillant finde ich die ausführlichen Schilderungen der pubertären Zwanghaftigkeiten und späteren Verwirrungen als Mann von Benjamin (Dinas Sohn). Jedoch der dritte Band der Trilogie „Dinas Vermächtnis“ hat Längen durch zu ausführliche Schilderungen von „Beziehungskram“, der die Geschichte nicht vorantreibt. Bei der Mitte des dritten Bands angelangt, hatte ich genug „Beziehungskram“ genossen – mein junger Freund Gerrit hätte von Tuss-Literatur gesprochen und die Dina-Romane als Frauenliteratur abgetan. Nach 1500 Seiten hatte ich das Strickmuster erkannt und weiß nicht so recht, wie er es finden soll, dass voraussehbar Dina ähnlich wie ihre Mutter stirbt, die sie versehentlich als Kind umgebracht hatte. Ist das ein Schönheitsfehler, jenes Ringen mit dem Romanschluss, bei dem so mancher Autor unterliegt? Es wirkt konstruiert auf mich, aber halt!, so entwerfe ich die Architektur meiner Romane doch auch. Und sei es auch eine Schwäche, bei Autoren-Promis wie Wassmo pflegen Kritiker Schwächen als Charakteristika zu bezeichen.

Stilistisch sind alle drei Romane nahezu perfekt (störend sind jedoch die vielen, teils sinnentstellenden Druckfehler in der Knaur-Taschenbuch-Ausgabe), die Metaphorik ist teilweise ungewöhnlich, aber immer treffend und beim Wechsel der Erzählperspektive, z.B. wenn im dritten Band Karna, Dinas Enkeltochter, denkt (viel ist im inneren Monolog geschrieben), wird der Leser von der Intensität kindlicher Weltsicht berührt – man merkt, dass H. Wassmo wie Selma Lagerlöf Lehrerin gewesen ist. Im Gegensatz zu der brillanten Wergeland-Trilogie ihres Landsmanns Jan Kjærstad ist die Dina-Trilogie leserfreundlich konservativ geschrieben, kein Hauch von Postmodern, ähnlich zeitgeistfrei wie Undsets Romane und ähnlich christlich geprägt.

Wie ihre Romanheldin Dina lebte Herbjørg Wassmo einige Zeit in Berlin, das immer wieder in ihren Romanen auftaucht.

Besonders den ersten Band der Trilogie „Das Buch Dina“ möchte ich jedem empfehlen – und nicht vergessen, er wurde sehr schön verfilmt. Davon berichtet mein Tagebucheintrag:

„… habe zum zweiten Mal ‚I AM DINA‘ gesehen, wow, große Gefühle und Dramen. Brillant gespielt und wunderbare Naturaufnahmen. Ich finde allerdings, der Film bringt die Story gefälliger. Aber das macht nichts, da er wunderschön gefilmt ist – bes. Personenbilder sind wie gute Portraitfotografie. Manchmal erinnert die Ästhetik der Bilderwelten an die Werbung bis hin zur ästhetischen Soft-Porn-Fotografie. Alles in allem ist das ein Film für die Sinne und speziell durch die Schnitttechnik eine Achterbahnfahrt durch die Gefühle. Ich habe auch zum zweiten Mal den Film mit großem Genuss gesehen

Zum Abschluss: Mitte April kommt in deutscher Übersetzung der erste Band von Wassmos erster Trilogie (die Tora-Trilogie) unter dem Titel „Deutschenkind“ heraus. Darin beschreibt sie, wie mir meine norwegische Freundin Dina (ja die, nicht die Roman-Dina) bestätigte, ein brisantes Tabu-Thema in Norwegen, nämlich wie die Bevölkerung mit Frauen umging, von denen man ein Verhältnis mit deutschen Besatzungssoldaten vermutete und wurde gar in solcher Verbindung ein Kind gezeugt, dann … Ja, das können Sie in „Deutschenkind“ lesen.

Viel Spaß beim Lesen.
Klausbernd

Buchtalk Rudyard Kipling

Veröffentlicht am
Buchtalk Rudyard Kipling

Da Siri und Selma gerade „Rikki-Tikki-Tavi“ von Rudyard Kipling lesen, nutze ich den Moment, um Kipling kurz vor seinem Todestag zu ehren.

Am 18. Januar vor 76 Jahren starb Rudyard Kipling, ein Autor, der in Deutschland weitgehend als Kinderbuchschreiberling oder als gar als Imperialist missverstanden wurde. Wer Kiplings Namen in Deutschland hört, denkt sofort an „Das Dschungelbuch“ (u.a. wegen der populären Disney-Verfilmung), das man jedoch keineswegs zur ernsthaften Literatur zählt. Das zeigt naive Ignoranz, denn zum einen bekam der indo-englische Autor mit knapp über vierzig Jahren als damals jüngster Laureat u.a. für dieses Buch den Nobelpreis und zum anderen verehrten ihn Konrad Lorenz, Churchill, Joyce und Borges. Bert Brecht plagiierte ihn und nannte ihn in seinem Werk. Kipling war einer der beliebtesten Autoren seiner Zeit, dem die TIMES 1890 sogar eine ganze Ausgabe widmete.

Rudyard Kipling 1895 in seinem Arbeitszimmer

Rudyard Kipling 1895 in seinem Arbeitszimmer

Aber kommen wir zurück zum Vorurteil, Kipling sei Kinderbuchautor. Nach Shakespeare ist er der meistzitierteste englische Autor und sein Wortschatz kommt jenem Shakespeares gleich. Seine Gedichte prägten erstaunlich viele englische Sprichwörter. James Joyce sah ihn gar von gleicher Qualität wie Tolstoi und D`Annunzio.

Der arme Kipling zog viele Missverständnisse an: Man hielt ihn speziell in Deutschland vor, dass er sich von seinem Nobelpreisgeld einen Rolls Royce kaufte, man neidete ihn, dass er zu seiner Zeit einer der Schriftsteller war, der am meisten verdiente und vor allem schimpfte man ihn einen Imperialisten. Dabei wird völlig übersehen, dass Kipling die englische Kolonialmacht äußerst zynisch betrachtete. Freilich war er wie sein Freund Henry Rider Haggard, den er oft in Norfolk besuchte, ein Verfechter der Viktorianischen Tradition, wenn er auch Queen Victoria mächtig angriff und so bewusst vereitelte, dass er geadelt wurde. Wie Rider Haggard glaubte er an das britische Empire und schrieb exotische Geschichten und Abenteuerromane. Der Roman „Kim“ war zu seiner Zeit – und ist es in England noch heute – genauso beliebt wie „Das Dschungelbuch“ und seine Geschichten und Erzählungen sind komplexe und hoch unterhaltsame Meisterwerke von liebevoller Innigkeit. Ich las kürzlich meinen beiden BuchFeen und Dina im Bett die „Genau-so-Geschichten oder Wie das Kamel seinen Höcker kriegte“ vor, wir konnten gar nicht aufhören zu lachen und zu lesen. Die Geschichten sind kinderfreundlich, witzig und äußerst ideenreich, kurzum Unterhaltung für Groß und Klein vom feinsten.

Rudyard Kipling und Henry Rider Haggard sind beide Opfer der modernen autoritären Macht, der sogenannten politischen Korrektheit, die mccarthyhaft kulturzerstörerisch wirkt. Vielleicht ist es kein Zufall – nomen est omen –, dass McCarthy und Stalin den gleichen Vornamen trugen (allerdings Kipling hieß auch Joseph, oh dear!)?

Auf jeden Fall lohnt es sich, Rudyard Kipling zu lesen, der Ihnen erzählt, wie der erste Brief geschrieben wurde, wie der Leopard seine Flecken bekam und wie das Nashorn seine Haut kriegte. Und haben Sie sich auch schon gefragt, wie die Buchstaben entstanden und warum sie gerade diese Form haben? Auch das können Sie – mit Kiplings eigenen Illustrationen – in den „Genau-so-Geschichten“ nachlesen (die 2011 beim Schweizer Unionsverlag in einer schönen Ausgabe wieder verlegt wurden).

Viel Spaß
Klausbernd Vollmar

Literary Norfolk

Veröffentlicht am
Literary Norfolk

Hi, liebe Leser, endlich lässt mich Siri an ihr McFeeNotebook und nun kritzele ich über unsere Bücherwelt – ja ICH! Siri hat doch nicht die Belesenheit gepachtet. Ich bin auch BuchFee! Und findet Ihr nicht, meine Schwester entwickelt zunehmend zur Vatertochter? Jetzt versucht sie doch glatt wie der Master zu schreiben – eine Kopistin, aber keine Plagiatorin in hehrer Guttenbergscher Tradition, oh dear, aber eine Liiiebe. Vielleicht liegt es auch daran, weil sie auf des Masters Schultern hockend in Terry Pratchetts Buch diese Scheibenwelt-Fantasien gelesen hat. Scheibenwelt, das ist eine Abart der FlachErdeWelt, die Siri in ihrem Normaler-Tag-Geschreibsel erwähnte. Eigentlich hätte ich den beiden „Die Farben der Magie“ geben sollen, wo der untalentierte Zauberer Rincewind über den Rand der Welt purzelt, über „the Edge“, wie unsere Gegend von dem vogelguckenden Autor Richard Mabey, Englands prominentesten Naturschriftsteller, beschrieben wird. Prachett dagegen meint wohl nicht unseren Strand hier. Wie dem auch sei, „Die Farben der Magie“ war unauffindbar verstellt, ich hoffe, nicht über „the Edge“ gefallen. PotteryPetronella schwärmt für dieses Buch. Ist doch klar, ihre Welt ist die Töpferscheibe, also auch so eine Scheibenwelt.

Iiih, SiriFee und der Master sind bisweilen voller Vorurteile: „Kinderliteratur“ war ihr Kommentar als ich ihnen „Der Winterschmied“ empfahl. Da die liieben Ignoranten noch nie etwas vom alzheimerkranken Prachett gelesen haben, drückte ich ihnen das arme ungelesene Buch von Regalbrett 2 in die Hand. Ich dachte mir, da können sie lernen, wie man witzig und fantasievoll dichtet. „Fantasy – nicht mein Ding!“, wehrte der Master brüsk ab, aber dann lasen sich die beiden laut lachend fest. Da es um den Winter, einen Eisberg und viel Schnee geht, vermutete ich, dass sie trotz ihrer manchmal elitären Haltung den Roman zumindest ganz nett fänden. Klar, der Master schreibt anders, aber er brauchte unbedingt eine Auflockerung, denn aufgeregt wartet er darauf, ob sein Roman angenommen wird, immerhin liegt er auf dem Tisch der Cheflektorin eines Großverlags, die sogar versprach, ihn zu lesen. Das ist doch etwas – oder? Also kräftig Flügeldrücken! Unter uns, mit Hilfe von Siri hat der Master bereits einen zweiten Band von „Tantes Tod“, wie der Alliterationsverliebte seinen Roman tituliert, geplant.

In Good Old Norfolk hat Schreiben Tradition – weil sonst nichts los ist.

Henry Rider Haggard schrieb auf seinem Gut (Ditchingham) u.a. „Sie“, einen – wie ich finde – voll kitschigen Roman, den C.G. Jung als den besten über die Anima empfahl. Die Verfilmung – ich sage Euch – zum Kichern. Häufig wurde der Gentleman Farmer Rider von seinem Freund Rudyard Kipling besucht, den das ländliche Norfolk ebenfalls inspirierte – aber bestimmt nicht zum Dschungelbuch! Beide verband die Trauer über den Tod ihrer Söhne. Auf langen Spaziergängen und beim Tee im Gutshaus entwickelten sie gemeinsam die Handlungen ihrer Romane. Haggart wurde berühmt durch seinen Roman „King Salomons Mines“. Die kluge Siri sagt mir gerade, dass er mit seinem Bruder gewettet hatte, ein so beachtliches Werk wie Stevensons „Die Schatzinsel“ schreiben zu können und da soll er in sechs Wochen „King Salomons Mines“ vollendet haben, ein riesiger Erfolg, zu dem ihn R.L. Stevenson gratulierte. In einigen späteren Romane spielt Norfolk ein Rolle.

Und dieser fürchterliche Moralist Daniel Defoe soll in der St. Nicholas Kapelle zu Kings Lynn eine Inschrift gesehen haben, die einen Robinson Cruso erwähnt. Daraus wurde unter kreativer Hinzufügung des E der „Robinson Crusoe“, der auf seiner Insel ständig jammert, nicht die goldenen Früchte des Mittelstands zu Hause genossen zu haben. Der Master las zusammen mit Siri Defoes „A General History of the Pyrates“, die ich viiiel zu langweilig fand, voll gähn. Dieses Piratenbuch, das Defoe als Captain Johnson veröffentlichte, ist jedoch die Quelle für die Geschichte der Piraterie, die am zeitnahsten an der Blütenzeit der Freibeuter geschrieben wurde, erklärt mir gerade Siri, die mir ständig beim Schreiben über die Schulter guckt.

Und ob unser krimiliebendes Tantchen weiß, dass Arthur Conan Doyle 1901 seine Idee zum „Hund von Baskerville“ in Cromer bekam? Norfolks Seeräuber und Schmuggler erfanden den Geisterhund, um Neugierige von der Küste abzuhalten, das wurde Conan Doyle beim Golfen an unserer Küste erzählt. Cromer Hall war die im Roman beschriebene Baskerville Hall, außerdem beschrieb der erfolgreiche Autor später die Küste bei Happisburgh in seinen Sherlock Holmes Krimis. Der Vater von Sherlock Holmes liebte es, sich an der Küste Norfolks zu entspannen.

Tantchen Doris wird es auch sicher interessieren, dass die erste englische Frau, die bereits im 14. Jh. ein Buch veröffentlichte, aus Norwich kam: Julian(a) von Norwich, die in der feministischen Theologie des zwanzigsten Jh. ein Popstar wurde, da sie Gott androgyn sah.

OK, was soll ich Euch noch länger langweilen mit“ Oscar Wilde war hier wie auch Ruth Rendel, D.H. Lawrence und Wersonstnoch“. Aber lasst mich noch schnell, eh Siri wieder an das Notebook will (sie nervt mich heute!), Jack Higgins und W.G. Sebald erwähnen.

Jack Higgins war mit „Der Adler ist gelandet“ einer der ersten weltweiten Erfolgsautoren – und wisst Ihr, wo diese spannende Geschichte um die Entführung Churchills spielt? In Church Lane! Ja, keine drei Minuten Fußweg von unserem FeenKuschelHaus. Voll blöd, dass es nicht hier verfilmt wurde (war zu teuer, ehrlich)! Also, ich bin ja eigentlich kein Leser von Kriegsliteratur, uhhh, die ist mir zu brutal, Feuer und Blut sind gar nicht meine Sache – Siri ruft gerade: „Meine auch nicht, iiih!“ Aber da im Roman nun mal unsere Kirche eine wichtige Rolle spielt, lasen wir ihn zu dritt. Der Master war verwundert, wie positiv teilweise die deutschen Offiziere von Higgins geschildert wurden – und das in den siebziger Jahren, als in anderen britischen Kriegsromanen die Deutschen durchweg als böse dargestellt werden.

Zum Schluss will ich noch den vor zehn Jahren umgekommenen deutschen W.G. Sebald erwähnen, der nicht nur die UEA in Norwich zu einer der weltweit führenden Universitäten für kreatives Schreiben machte, sondern auch in „Die Ringe des Saturn“ über den Küstenpfad schrieb, der unweit von uns entlang geht. Der Master war ganz angetan von Sebalds Technik, wie er andere Literatur in seinen Roman einfügt und von „the Edge“ bis nach China seine Gedanken fliegen lässt – völlig ungeerdet, nix für mich!Master und Siri schreibseln auch noch wacker. Sorry, ihr beiden, wenn ich eure Illusion zerstörte, ihr wärt die einzigen hier. Großes Bitte, Bitte, nicht sauer sein!

Liiiebe Grüße
Selma, Buch- und FotoKnipsiFee, die auf ihrem Regalbrett ständig „on the edge“ lebt.

Die belesene Siri BuchFee lässt Euch bestellen, dass sie noch Genaueres, Intimeres und mehr über die schreibende Zunft im idyllischen Norfolk  schreibseln wird. Manchmal ist meine eigentlich sooo liebe Schwester echt nervig. Sie tusst gerade herum und protestiert. „Literatur ist mein Gebiet, bleib du bei deiner Gartenschaufel!“ – frech, nicht?!
Sie meint noch, ich soll Euch bestellen, dass Howard Carter, der in Ägypten beim Rumgraben das Grab von Tutenchamun fand, in Norfolk aufgewachsen ist (Swaffham) und die Vorfahren von Abraham Lincoln kamen auch aus Norfolk – well, hat zwar nix mit Literatur zu tun, aber spannend.

© Klausbernd Vollmar, Cley/Norfolk, 2011

7 Kommentare

Veröffentlicht in Bücher, Norfolk/England und getaggt als , , , , , , , , , , , . Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.