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Schlagwort-Archive: Hermann Hesse

Splendid Isolation

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I enjoy this splendid isolation. The lost time is found, not by seeking but by force. I feel more focused. I adjust to a relaxed way of gardening whilst listening to audio-books. My AirPods carry me off to the captivating World of Norwegian crime stories by Ingar Johnsrud, perfectly suited for gardening. In this new state, I scrutinise every corner searching for the various nasty weed. Times becomes irrelevant. I lavishly spend time on all and everything. Has the period of acceleration come to an end? I pause more often, look longer at whatever. I observe the birds collecting little twigs for their nests. They fly away careful not to reveal where their nests are situated. With free-floating attention, I think about this and that. I notice details scrutinising the lichen colonies. These round lichen on the old stones of our terrace make me remember the country where the lemons bloom. I notice I can only read Proust on this sunny terrace with a cold glass of Aperol Fizz in reach.
Before isolation, I couldn’t give into my meandering thoughts without feeling guilty. I didn’t allow myself spending time for this luxury. Looking back, I am getting aware of all the distraction produced by an un-isolated world. I begin to understand the attraction of closed communities like in monasteries. Hermann Hesse’s „The Glass Bead Game“ fascinated me when I was 17. I was mesmerized by this isolated province of scholars. Later it was the isolated morbid world of Thomas Mann’s „The Sacred Mountain“ which caught my interests.         
 

 

 

Die Isolation erfreut mich. Mein Leben ist konzentrierter geworden. Die verlorene Zeit wurde gefunden, nicht durch Suche sondern zwangsweise. Ich entdecke mit Muße zu gärtnern, wobei ich in die Welt der Hörbücher versinke. Die AirPods entfühen mich in die Welt norwegischer Krimis von Ingar Johnsrud, die sich zum Gärtnern eignen. Ich nehme genauer die verschieden bösen Unkräuter wahr, insgesamt nehme ich mir mehr Zeit für alles. Sollte die Zeit der Beschleunigung ihr Ende erreicht haben? Ich halte öfters länger inne, betrachte etwas, beobachte wie die Vögel Stöckchen für ihren Nestbau sammeln und diese so abtransportieren, dass ich ja nicht ihr Nest sehe. Mit freischwebender Aufmerksamkeit denke über dies und das nach. Details fallen mir auf, z.B. wie die Flechten unsere Terrasse als Wohnort lieben, als Kolonie oder größere Einzelflechten. Immer kreisrund. Sie verbreiten auf dem Stein einen Hauch der Erinnerungen an das Land, in dem die Zitronen blühen. Mir fällt auf, dass ich Marcel Proust nur auf dieser besonnten Terrasse mit einem kühlen Aperol Fizz in Reichweite genießen kann.
Vor der Isolation konnte ich mich nie ohne schlechtes Gewissen auf meine Gedankensprünge einlassen; für solchen Luxus meinte ich keine Zeit zu haben. Im Nachhinein bemerke ich, wie viel Ablenkung eine un-isolierte Welt schafft. Das lässt mich noch besser klösterliche Gemeinschaften verstehen. Bereits mit 17 faszinierte mich Hermann Hesses „Glasperlenspiel„. Mich zog diese isolierte Welt an. Später hat mich die morbiden abgeschlossenen Welt von Thomas Manns „Zauberberg“ begeistert. Die jetzige Isolation habe ich bislang nur als als Stoff, aus dem Romane sind, betrachtet.

Suddenly our World became unphysical. Isolation means a minimum of body contacts now. There were trends in the Theosophical Society believing that mankind is meant to become Spirit, meaning we have to overcome our physical being. A favourite idea of all monotheistic religions. If we spin this tread a little further we are in the here and now with its radical reduction of the physical contact. Seen without any distorting romantic feelings, this change from reality to virtuality is a new way of life. Could that be one step towards the aim of mankind as the Theosophists would see it?

Unsere Welt ist köperloser geworden. Isolation bedeutet gerade ein Minimum körperlichen Kontakts. Gab es nicht Richtungen in der Theosophie, die vertraten, dass die Menschheit sich zur Vergeistigung hin entwickeln solle? Die Körperüberwindung war damit angesprochen, ein Steckenpferd aller monotheistischer Religionen. Spinnen wir den Gedanken weiter, ist es genau das, was wir zur Zeit erleben, die Reduzierung unserer Körperlichkeit. Ohne romantische Vernebelung betrachtet, ist diese Art des Wandels vom Realen zum Virtuellen ein neue, umweltfreundliche Lebensart, die einige esoterische Kreise als notwendigen Schritt aufs Ziel der Menschheit hin sehen würden.

For many of my generation, this change from direct contact to virtual un-physical contacts is the devil’s work. Freud told us, fear makes us demonize the new. Now we have to learn to express our emotional and spiritual feelings in a chat-format. I can well imagine that we will learn to communicate everything we need virtually. That’s one topic of Tad Williams brilliant novel „Otherland“. You outsource the living of your life to your Avatar, you are your Avatar. Is this that bad?
Our gardener’s teenage daughters are in constant virtual contact with their friends. That’s their form of communicating the feelings and intimacy they need – or seem to need? They practised virtual contacts long before the virus. For them, all this talk about isolation is „bullshit“ or „mind-fuck„. They don’t really understand what isolation means for others. They are these students who are happy about their closed schools and don’t mind having their lessons in the chatroom.       

Viele meiner Generation empfinden diesen Wandel vom gewohnten direkten Kontakten zu virtuell unkörperlichen Kontakten als Teufels Werk. Freud bedauerte schon, dass die Angst uns Neues verteufeln lässt. Freilich müssen wir noch lernen, unsere emotionalen und geistigen Bedürfnisse zoomgerecht zu formulieren. Gut kann ich mir vorstellen, dass wir Fähigkeiten entwickeln, intensiv und befriedigend virtuell zu kommunizieren, ein Thema, das in Tad Williams Roman „Otherland“ überzeugend wie spannend dargestellt wird. Man lebt durch seinen Avatar, man ist sein Avatar. Ist das so schlimm? 
Die Mädchen unseres Gärtners, zwei Teenys, sehe ich im ständigen Kontakt per phone und chat mit ihren Freundinnen. Das ist ihre Form der Nähe, die sie zu brauchen scheinen. Sie haben lange vor dem Virus sich in virtueller Kommunikation geübt. Für sie ist „das ganze Isolationsgequatsche“ nur „mind-fuck„. Ihre Welt ist weniger isoliert und dass sie nicht in die „blöde Schule“ müssen, ist ganz nach ihrem Geschmack. Gegen Schule als Chat haben sie grundsätzlich nichts einzuwenden, „wenn’s denn seien muss„.

The Dark Side now:
The virus is reaching a small idyllic village. What happens? First people stand together. A local dies. A pre-militant movement against the incoming „The Londoners“ is formed. For some, this movement against the aliens produces strange feelings but at the same time, they share the opinions of the self-appointed sheriffs that those strangers brought the virus with them. Therefore strict isolation of their village would make sense. Happy End: the protagonist discovers his inner fascist.
Could that be a novel by Stephen King or a text like Golding’s „Lord of the Flies„?
Friedrich Engels surely would have noticed how isolation make class differences more obvious. I notice, tougher behaviour shows less inhibited but at the same time friendliness is spreading. What was isolated before shows clearly now. 

Nun zur Dark Side:
Der Virus erreicht ein kleines idyllisches Dorf. Was geschieht? Zuerst ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Dann stirbt ein Einheimischer, darauf entsteht eine `vor-militante´ Bewegung gegen die `Londoner´. Bei einigen weckt das ungute Erinnerungen an Zusammenrottungen gegen `die Anderen´, die Unzugehörigen, auf der anderen Seite teilen sie diese Ansichten der selbsternannte Blockwarte. Die von außen brachten den Virus, strengere Isolation des Dorfes wäre sinnvoll. Happy End: Der Protagonist erkennt den Faschisten in sich. – Das wäre für einen Roman a la Stephen King geeignet oder sollte es eher Goldings „Herr der Fliegen“ ähneln?
Friedrich Engels hätte sicherlich bemerkt, dass die Isolation Klassengegensätze deutlicher zu Tage treten lässt. Ich beobachte, dass sich raueres Verhalten ungehemmter zeigt, aber auch zugleich eine zunehmende Freundlichkeit sich verbreitet. Was vorher isoliert war, läßt die Isolation deutlicher zu Tage treten.

Wishing you an easy handling of your isolation.
Stay well and away from others
Dann wünsche ich einen so weit wie möglich entspannten Umgang mt der Isolation.
Bleibt gesund und dem Anderen fern

Klausbernd

 

 

© Text and illustrations, Hanne Siebers and Klausbernd Vollmar, Cley next the Sea, 2020

World Ocean Day

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Welttag der Meere, 8. Juni

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Master`s Books I

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Ich akzeptiere prinzipiell keine Niederlage, um was es sich auch handelt
Alexandra David-Neel

I don`t accept any defeat, in whatever field
Alexandra David-Neel

Wie in „Die Nachtbibliothek“, jene lesenswerte Graphic Novel von Audrey Niffenegger, wurde die Vorstellung von Masterchens Bibliothek zu einer Zeitreise, bei der wir uns in sein „Lesewerk“ versenkten. Allerdings ist dies Masterchens zweite Bibliothek. Seine erste, die fast nur aus Klassikerausgaben von Grimmelshausen bis Brecht bestand, haben wir nicht gekannt. Er verkaufte sie vor seinem Umzug nach Montreal, da Bücher ja sooo schwer sind.

The presentation of our Master`s library became a journey in time like in Audrey Niffenegger`s graphic novel „The Night Bookmobile“.
This is Master`s second book collection. His first one consisted of classic authors only from Grimmelshausen (17th c.) to Bert Brecht. But we didn`t know this one because he sold it before moving to Montreal as books are sooo heavy.

Seht Ihr uns beiden Buchfeen? Wir schweben gerade vor Jung, lesend.

Seine heutige Bibliothek beginnt mit seiner esoterischen Phase.
„Naja, Masterchen ließ keine Torheit aus“, meinen wir kichernd. Eigentlich sind diese Bücher, die viele Regalbretter füllten, längst verschwunden, nur Steiner und Gurdjieff – Zeitgenossen, die sich spinnefeind waren, sich aber darin trafen, C.G. Jung zu misstrauen – haben unsere radikale Reinigung überlebt, wie auch diese gelbe Gesamtausgabe Jungs. Als wir mit Dina gestern Abend diese Ecke fotografierten, begann plötzlich Masterchen abdriftend vom Hemlebens Buch „Diesseits“ zu schwärmen, das, wie er meinte, „wunderbar in die anthroposophische Naturbetrachtung einführt. Damals“, so erzählte er, „gingen wir mit diesem Buch bewaffnet in die Natur, das uns zugleich in guter anthroposophischen Tradition Goethes ‚Metamorphose der Pflanzen‘ nahebrachte und überhaupt seine naturwissenschaftlichen Schriften, die wir bis dato völlig missachtet hatten. In dieser Zeit entdeckte ich Goethes Farbenlehre, die Steiner für Kürschner Gelehrtenlexikon als junger Mann herausgeben hatte.“ Stolz zeigte uns Masterchen seine dreibändige Ausgabe mit den hilfreichen Kommentaren Steiners. „Übrigens“, fügte Masterchen hinzu, „Goethe fand die Farbenlehre sein wichtigstes Werk, wie er kurz vor seinem Tod Eckermann gegenüber bemerkte.“
Kleine Bemerkung von uns Buchfeen: Weder Hemleben noch Goethe brachten Masterchen bei, Pflanzen zu bestimmen. Wir haben es geschafft, indem wir ihn weg von den Büchern in den Garten zerrten. Aber dennoch setzten wir uns ein, dass Steiner, Gurdjieff und Jung ehrenhalber quasi ein Altenteil in einem Regal eigerichtet bekamen.
Zwei Bücher der Gartenecke möchten wir euch noch empfehlen: Eva Maasers „Der Paradiesgarten“. Dieser Roman schildert, unterhaltsam zu lesen, die Geschichte der Gartenkultur und hat uns einige Anregungen für unseren Garten gegeben wie auch Hermann von Pückler-Muskaus zweibändige illustrierte Ausgabe „Reisebriefe aus England und Irland“, die uns lehrte, bewusst auf Perspektiven im Garten zu achten z.B. beim Rasenmähen.

His new collection starts with his esoteric stage. Well, our Master didn`t leave out any folly.
Nearly all these esoteric books are long gone except the collected works of Rudolf Steiner and Gurdjieff – who hated each other but agreed in not liking C.G. Jung. We still own the collected works of all three authors. When Dina was photographing this corner Master got carried away to talk about a small book by the anthroposophist Hemleben „Diesseits“ (This World) which was his bible walking out into the nature and made him aware of Goethe`s writings about science, exspecially „The Metamorphosis of Plants“. Although he never learned to identify plants before we Bookfayries lured him away from his computer out into our garden.
Two books about gardens we like to recommend: Eva Maaser „Der Paradiesgarten“ (The Garden as Paradise) a novel full of information about the history of garden design and the famous Count Pückler-Muskau`s „Letters From England and Ireland“. Those books inspired us to rethink our way of cutting our lawns and the perspectives in our garden.



Masterchen war ja immer schon etwas verrückt, zur gleichen Zeit las er nämlich von Deleuze und Guattari „Rhizom“ und „Der Faden ist gerissen“. „Aber hallo!, nicht verrrückt!“, wandte er ein, „ Deleuze und Guattari führten das Wurzelrhizom in die Philosophie ein und beeinflussten mit dieser Pflanzen-Metapher den Diskurs um den Strukturalismus nachhaltig.“ Diese Bücher stehen in der Abteilung für Philosophie neben Michel Foucault, Derrida und dem Großmeister des Strukturalismus Claude Levi Strauss, dessen „Traurige Tropen“ eine Zeitlang Masterchens Lieblingsbuch war, das er stolz in der ersten Auflage besitzt wie auch das vielzitierte Werk Malinowskis „Das Sexualleben der Wilden“, aber damit sind wir bereits bei der Abteilung für Ethnologie, in der wir mit dem Zudrücken aller Augen auch Carlos Castaneda einsortierten. Castaneda war mega-in. Masterchen war schon in den 70ern in den USA auf ihn gestoßen und besitzt noch alle seine Bücher, die wir Buchfeen wie gut geschriebene Phantasy lesen, naja, nicht so gut wie „Der Herr der Ringe“, den wir wie viele Ausgaben der Hobbit-Press bei Klett-Cotta wegen der herausragenden Buchgestaltung behalten haben. Aber zurück zur Ethnologie: Kennt ihr Alexandra David-Neel, eine kühne Frau, die wie Trapper Geierschnabel aussah und Tibet erforschte? „Mein Weg durch Himmel und Hölle“ fanden wir sehr spannend zu lesen und Materchen ist solch ein Fan von ihr, dass er selbst als Kochstümper ihr Tibet-Kochbuch kaufte. Und noch eine Empfehlung aus dieser Abteilung gefällig? Schaut mal in Florinda Donners „Shabono“ herein, es erinnert leicht an Castaneda, wir finden es aber besser.

Sorry to write it, but our Masters has always been a little crazy, indeed. At the same time he was reading the French and Italian (neo-)structuralists like Deleuze and Guattari who coined the phrase „rhizome“ in philosophy and influenced with this plant-metaphorical notion the philosophical disussion quite a bit. Their books like „Anti-Ödipus“ are standing next to Foucault`s, Derrida`s and Claude Levi Strauss´s books. „A World On the Wane“ was Master`s favourite book for quite some time. He owns the first edition of this book as Malinowski`s often quoted work „The Sexlife of the Wild“. But now we are already in the department of anthropology where we found Carlos Casteneda, this in-author for quite a while. Well, we are not sure if this is „real“ anthropology. We Bookfayries read it as fascinating phantasy but not as good as „The Lord of the Rings“. Here we found Alexandra David-Neel too. Do you know this brave lady looking like a trapper „Vulture Beak“? She explored Tibet and wrote many books about it all standing in this departmet. Did you ever came across Florinad Donner`s „Shabono“? A fascinating read a little bit like Castenada`s book but we prefer her. 

In dieser Abteilung steht wohl nicht ganz logisch Cerams „Götter, Gräber und Gelehrte“. Dieses Buch besitzt Masterchen in einer schön gebundenen Ausgabe seit seinem 16. Lebensjahr, als er gleichzeitigt jenen mega-depressiven Roman „Steppenwolf“ las, den wir genauso unleserlich finden wie „Die Leiden des jungen Werther“, voll pathetisch. Iiih! Cerams Buch war viel packender und damals das Geschenk für Jugendliche seines Alters. Er erzählte, dass er es mindestens fünfmal geschenkt bekam und es mit glühender Begeisterung las. Übertroffen wurde es wohl nur von Gustav Schwabs „Sagen des klassischen Altertums“., das jedoch in unserer umfangreichen Märchen und Sagen Abteilung steht. Die wird erschreckend von den Kunstmärchen der Romantik dominiert, ein Steckenpferd von Masterchen, der uns Tiecks „Der blonde Eckbert“ und „Der Runenberg“ kürzlich vorlas. Wunderschön!

Und er erklärte, wie dort der Schauer entdeckt wurde, der dann in Schlemihls wundersame Geschichte von Chamisso und natürlich bei Mary Shellys „Frankenstein“ und Bram Stockers „Dracula“ mehr und mehr zelebriert wurde. Neben „Dracula“ stehen unsere geliebten Werke von Edgar Allan Poe. Mit ihm haben wir den Übergang vom Schauerlichen zum Krimi, eine Gattung, die Masterchen erst durch den Einfluss seiner Schwester nahegebracht wurde. Wir können das ganz und gar nicht verstehen, dass Masterchen überhaupt kein Interesse daran zeigt, wer der Mörder sein könnte.

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Gerade liest er „Arthur and George“, ein moderner Sherlock-Holmes-Roman von Julian Barnes, aber „whosdoneit“ interessiert ihn nicht die Bohne. Er ist fasziniert von dem genialen Einfall eine Art Dreyfuss-Geschichte mit Conan-Doyle zu verbinden und in seiner Begeisterung bemerkte er gar nicht, dass er Gleiches mit Sigmund Freud und Sherlock Holmes in seinen Beitrag über das Rauchen machte. „Betriebsblind!“, sagen wir nur.
Naja, alle Werke von Conan Doyle, Agatha Christie und Patricia Highsmith stehen auch bei uns herum, wobei in den Sherlock-Holmes-Geschichten Masterchen noch heute öfters blättert. „Der Detektiv als Metapher für den Intellektuellen“ so wollte er uns diese Krimis verkaufen, die wir jedoch monoton finden, immer das gleiche Schema wie auch bei Agatha Christie, die Masterchen ebenfalls liebt. „Es ist wie beim Kinderbuch“, erklärte er sich, „es gibt eine angenehme Sicherheit zu wissen, was man zu erwarten hat.“ Allerdings gibt es eine Ausnahme für uns. Christies „Mord im Orientexpress“, bei der alle Verdächtigen die Mörder sind, das finden wir genial.

In this corner we found „Gods, Graves and Scholars“ by Ceram as well. When our Master has been young nearly every adolescent boy and girl got it for Christmas or birthday. Master did read it with a great interest like the „Legends from Classic Greec“ by Gustav Schwab when he was 16. At the same time he read Hesses`s „Steppenwolf“ as well. Oh dear, we Bookfayries find this book as pathetic and unreadable as Goethe`s „The Sufferings of Werther“.
Legends and fayrietales share one corner in our library. The poetic fayrietales of the romantic poets like Tieck, Novalis, E.T.A. Hoffmann and Camisso – just to name a few – dominate this corner. Our Masters loves those authors who „invented“ the shiver in literature which was cultivated in Mary Shelley`s „Frankenstein“ and Bram Stoker´s „Dracula“. Stoker was a friend of Conan Doyle, one of the honarary guests at Conan Doyle`s second wedding.
You see here we have reached the department of criminal stories. There we love Edgar Allan Poe`s stories marking the beginning of the criminal story („The Murder in the Rue Morgue“ f.e.). Although we have got the collected works of Agatha Christie, Conan Doyle, Patricia Highsmith, Donna Leon and many more our Master doesn`t really like criminal stories. You wouldn`t believe it but he isn`t interested in the slightest to find out who has done it. Well, actually he reads some times Conan Doyle and Agatha Christie. For us un-understandable, it`s all the time the same structure. We find those stories monotonous whereas our Master replies that it is for him like being a child reading a book again and again and the fun of it is knowing what will happen. „That`s a comforting security making the crime easier to bear“, he tells us. „The detective is the metaphore for the intellectual“ he goes on to make us like those classic authors of suspense. But we like one book from this collection: Chrstie`s „Murder in the Orient Express“. We consider it a great idea that all suspects commited the murder, really original.

Wir haben noch viel mehr Abteilungen. Über die Bücher der Eisecke berichteten wir bereits. Über die anderen Abteilungen werdet ihr demnächst hier Stück für Stück lesen – wenn`s euch interessiert. Was wir noch zu bieten haben? fragt ihr.

There are much more departments in our library. You will read about bit by bit on our Bookfayrie blog – if you are interested. What more we have got, you ask?

Eine umfangreiche Abteilung mittelhochdeutscher Literatur (Hochmittelalter)
Eine ganz Zimmer voller Lexika über die absonderlichsten Dinge, wie ein Betrugslexikon z.B.
Eine große Abteilung Symbolik mit der Unterabteilung Farben, wo wir demnächst das Regalbrett wechseln müssen, so biegt es sich
Die Sammlung von Atlanten der Erde und des Universums mit zwei schönen Globen unserer Erde und einem Sternenglobus wie auch ein großes Modell unseres Planetensystems, das in unserer Eingangshalle hängt und uns, ehrlich gesagt, beim Fliegen mächtig behindert, hier stehen auch die Bücher über die Entdecker, darunter eine vollständige Reihe weiblicher Entdecker (zu der die oben genannte Alexandra David-Neel neben Ella Maillard und James Morris [a she!] u.a. gehört)
Bücher über Mathematik, Physik und Alchimie (teilweise völlig abgefahrenes Zeugs)
Unmengen Bücher über Sexualität und Klassiker der Pornografie, wobei „Orgasm“ von Jack Lee Rosenberg (Masterchens Therapeut in New York) damals in keiner amerikanischen und deutschen Bibliothek fehlen durfte. Wir haben es noch!
Und dann die Romane, hauptsächlich englische, skandinavische, deutsche und arktische Autoren

medieval literature (a huge collection)
a room filled with encyclopedias about the most amazing subjects
a big collection of books about symbolism and exspecially about colour and dream symbolism
Geography, atlases of the world and our universe, terrestical and star globes, a moving model of our planetary systems we don`t like because it`s blogs our way flying around. In this section we store books about exploreres too
books about mathmatics, physic and weird books about alchemie (quite weird books)
a big collection of books about male and female sexuality and the classic pornographic books
and last not least novels, mostly by English, scandinavian, German and arctic authors

Also ihr seht, da könnt ihr euch noch auf einiges gefasst machen.
Ganz liebe Grüße der Bibliothek, die unsere Heimat ist, auf der wir sehr stolz sind
Greetings from our library
Siri und Selma, Buchfeen

The English and the German texts differ because of information that is only available in German or only of interest for the English spreaking reader.

Reise in Eis – Teil 2

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Eine Reise gleicht einem Spiel. Es ist immer etwas Gewinn und Verlust dabei – meist von der unerwarteten Seite.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Das Reisen führt uns zu uns zurück.
Albert Camus (1913-1960)

Foto Rolf Stange

Arktischer Halo über dem Schiff vor Kapp Brewster/Grönland

Christoph Ransmayr beschwört in seinem Roman „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“ schauerlich die andere Seite einer Reise ins Eis: wenig heroisch, nur eklig. „Realistisch“ ist wohl das rechte Wort. Hätte ich diesen sprachlich brillanten Roman vor dem Beginn meines Tagebuchs gelesen, ich hätte mich nicht mehr getraut, über die Arktis zu berichten. Aber wie ermahnte mich Sir Siegfried eines Morgens beim Frühstück: „Lese nie in der Zeit, während du schreibst“. Sir Siegfried, der Hydrologe, ist derjenige unter uns, der im Stil eines ehemaligen Waldorf-Schülers keine grellbunte High-Tech Expeditionskleidung trägt. Wie ein englischer Gentleman-Explorer schreitet er bedächtig in brauner Cordhose und Wollpullover farblich angepasst über die tiefverschneite Tundra. So stelle ich mir Sir John Franklin vor: bedächtig, ruhig, umweht vom Hauch der Melancholie. Sir Siegfried und ich kommen uns näher – er väterlich, ich spiele seinen Sohn. Solche Beziehungen sind bei längeren Expeditionen üblich – hörte ich sagen.

Auf See, Foto Rolf Stange

Ein ganz normaler Tag auf See …

Hundert Seemeilen nördlich von uns sieht der Satellit dichtes Treib- und Packeis. Wir sind mitten drin. Diffuses Licht durch eine starke Sonne hinter Hochnebelschleiern lässt einsame Inseln wie ein Wunder erscheinen. Durch starken Nord-Wind wird das Eis zusammengetrieben. Naiv beneide ich Nansen, Nordenskjöld und Parry, die Monate bis Jahre nichts als Treibeis erlebten. „Möge diese Fahrt nie enden“ wünsche ich. Jeden Gedanken an ein Ende dieser Reise verbiete ich mir in dieser surrealen Traumlandschaft.

Mein Platz auf der Brücke. Heute hat sich der junge Navigationsoffizier den Spaß erlaubt, jedem etwas unbemerkt auf seinen Pullover zu kleben. Wochenlang Eis macht kindlich.

 Auf der Brücke bei Kakao mit Rum. Die Lücken zwischen den Schollen verringern sich. Bei ihrem Rammen geht ein Zittern durch das Schiff, das den jungen Rudergänger die Titanic erwähnen lässt. Für mich ist diese Eisfahrt meditativ, nicht für den Rudergänger, der die freie See bei voller Fahrt liebt. Die Dünung ist träge. Alles scheint verlangsamt bis zur Zeitlosigkeit. Zähe Trägheit umfängt mich, unfokussiert schaue ich in die Ferne, das gedämpfte Norwegisch der Offiziere auf der Brücke lullt ein. Der zweite Offizier sucht mit unbewegter Mine mit dem Fernglas ständig den Horizont ab. Unser Ornithologe fotografiert den Speicher seiner Kamera mit Elfenbein- und Dreizehenmöwen voll, um sich in der warmen Kajüte seine Zeit mit Löschen zu vertreiben. Träge schieben wir uns auf das freie Wasser zu, das dreißig Seemeilen vor uns liegt. Die Dünung nimmt zu, der Eisblitz liegt hinter uns.
Foto Klausbernd Vollmar, Eisblitz

Eisblitz, der helle Schimmer am Horizont, vor der Küste Ostgrönlands. Er zeigte schon Walfängern an, wo die Packeisgrenze liegt.

78055´ N, 12009´ E, -40 C, Sonnenschein

Kongsfjord im Sonnenlicht. Ich bewundere die subtilen Blautöne des Gletschereises, das in der Sonne glitzert. Nach Frühstück untersuchen wir eine Gletscherzunge. Wegen des guten Wetters kommen wir erschreckend nahe an sie heran. Und wenn der Gletscher jetzt kalben würde?

Und schon sind wir in Ny Ǻlesund, wo morgens das Thermometer –30 C im Schatten anzeigt, was ich inzwischen als warm empfinde. Es liegt Schnee wie auf der Postkarte, die ich im nördlichsten Postamt der Welt einwerfe. Nach Wochen unbesiedelter Wildnis kommt mir der Ort wie eine Weltstadt vor.
„Nördlichste Dauersiedlung der Welt, die auf 800 N liegt“, hatte ich gegoogelt. Der Ort besteht nur aus Forschungsinstituten von fünfzehn Nationen
Ny Ålesund ist ein kleiner bewohnter Fleck verloren in einer Urzeitlandschaft“ schreibe ich ins Logbuch.

Ny Alesund und Umgebung

Ny Ǻlesund ist postmoderne Arktis, ein Reich, in das Wissenschaftler flüchten, um den Intrigen an ihren Instituten zu entgehen“ erläutert mir Bohrkern-Bodo augenzwinkernd. „Wenn du es als Geologe über hast, Buchhalter der Landschaft und Leidender in deiner Familie zu sein, besinnst du dich auf die Goldgräbermentalität deines Fachs und verziehst dich in die Arktis oder Antarktis. Doch das heroische Zeitalter der Polarforschung ist Geschichte, die Romantik wurde im Kampf um Drittmittel ermordet.

Den rostenden Ankermast, an dem die Norge befestigt warjenes Luftschiff, mit dem Amundsen und Nobile den Pol überflogen, besuche ich pflichtschuldig. Er gibt sich dankbaren Fotografen zünftig vereist. Hinter ihm grasen einige Rentiere, etwas weiter vor ihm haben chinesische Forscher vor ihrer Station einen Schneemann gebaut, der in Eintracht neben den grimmig stilisierten Löwen steht.
Ny Ǻlesund – ein Leben im eisigen Elfenbeinturm, Hermann Hesses Gelehrtenrepublik …

Ich bin froh, als wir gen Grönland ins mächtige Eis weiterfahren.

Eisiges

Und noch mehr Eisiges

Bei manchen Dingen verhält es sich wie mit einem Eisberg. Rein oberflächlich betrachtet hängt nicht viel dran.“
Siegfried Wache

Schnell gewöhnt sich der Geist an das Enorme. Riesige Eisberge in Sicht, gegen die Caspar David Friedrichs Schollen, die er auf der Elbe skizzierte, putzig wirken. Vor uns eine Eisbarriere, die Rudergänger und Kapitän durch ihre Gläser beäugen. Stechendes Licht reflektiert auf Wellenrippeln. Am Radar wird die Entfernung gemessen, der Zeiger des Maschinentelegrafen nach unten auf „langsamste Fahrt“ geschoben. Elf Seemeilen vor uns eine weiße Wand über sechs Kilometer Fjordbreite. Die Eiswand rückt näher, zum Lunch werden wir sie erreichen. Kapitän und Rudergänger beraten die Passage, Ausweichmanöver nach backbord. Die Strömung wird stärker, Schaumkronen rollen uns entgegen. Abermalige Kurskorrektur, Stirnrunzeln. Der Rudergänger geht zum Ruder, durch Lücken im driftenden Eis wird per Hand gesteuert. Anweisungen vom Kapitän, der hinter ihm steht.

Suppe und viel Fleisch mit Gemüse werden im Speisesaal serviert, der Doc passt auf, dass jeder isst, sonst wird er nicht bei den Landgängen mitgenommen. Die Eisbarriere provoziert Tischgespräche über die Natur, die meist romantisch rezipiert wird. Adalbert Stifter und Novalis werden zitiert, während draußen driftendes Eis zerkleinert wird. Eine Schweizer Biologin behauptet, dass private Naturschützer oftmals der Blut-und-Boden-Ideologie zuneigen. „Der Mensch treibt durch sein Handeln die Evolution voran …“ alles andere geht im Kratzen und Rumpeln des Eises an der Schiffswand unter.

Bilder einer riskanten Eisfahrt durch den blockierten Fjordausgang

Ist es der Verlust des Ziels, der eine Eisfahrt faszinieren lässt? Wird Ähnliches variiert oder ständig Neues kreiert? Nebel kommt auf, die Perspektive verkürzt sich. Unser Expeditionsleiter spricht witzig (?) von der Rationierung der Lebensmittel. Seit vielen Jahren hat es an dieser Stelle nicht mehr so viel Eis gegeben, „obwohl allerorten von global warming gesprochen wird“, wie unsere chilenische Glaziologin kichernd kommentiert. Das Schaukeln des Schiffs lässt den Geist traumhaft schweifen, sich verlieren in den Tiefen des Unbewussten, dieses inneren Meeres, aus dem das Bewusstsein wie einzelne Inseln aufragt. Der Rudergänger fragt, was ich da schreibe.
„Wird sich die Eisbarriere nicht drehen, werden wir überwintern müssen“, meint er.  Ich hätte nichts dagegen.
Gegen Nachmittag nimmt die Eisdichte ab, es erscheint ein arktischer Halo. Die alten Walfänger nannten diese Regenbogen „fog lifter“, da sie klares Wetter ankündigen.

Aquarell eines Halos über dem Eisbrecher vor den nördlichen Fjorden Grönlands (aus dem Tagebuch der Expeditionszeichnerin Moni Obser)

„Maurice spricht um 18h Shiffszeit über Vogelkolonien“, verkündet das schwarze Brett. Maurice darf man sich nicht entgehen lassen. Geradezu genial ist, dass Maurice englisch vorträgt. Er meint zumindest auf englisch vorzutragen. Maurice beginnt über Girls zu reden. Atemberaubende Stille, der Verblüffungseffekt ist groß. Maurice ist ein gut gebauter, sportlicher Jungwissenschaftler, der als Schwarm der Frauen uns sicher noch in Sachen Girls aufklären kann. Er beginnt damit, dass es viele verschiedene Girls in der Arktis gibt. Stolz präsentiert er eine Karte, wo man die unterschiedlichen Girls auf Grönland findet.
Endlich mal sinnvolle Feldforschung“ wirft BohrkernBodo ein und fragt gleich interessiert, wer denn solche Forschung finanziert.
De Quebeck Bored of Girl Rechurch in Montreal
Ah, The Quebeck Board of Girl Research?” fragt BohrkernBodo nach und macht sich eine Notiz in seine kleine schwarze Kladde.
Maurice fängt mit den RaubGirls an.
Hört sich gefährlich an“, raunt mir Svea augenzwinkernd zu.
Nachdem er auf Flugverhalten und  Federstruktur zu sprechen kommt, wird uns klar, dass die Girls von Maurice seine Gulls sind, die er monatelang von einer eiskalten, verfallenen Hütte beobachtete. Maurice weiß alles über seine Girls. Was er nicht sprachlich ausdrücken kann, und das ist nicht wenig, verdeutlicht er anschaulich mit Gestik und Körperbewegung, dass man meint, ein Girl selbst würde vortragen.
Rauschender Beifall.

63 arktische Girls

Der Radarschirm zeigt einen Eisberg groß wie eine gotische Kathedrale acht nautische Meilen voraus.
Doch überwintern?

Copyright Klausbernd Vollmar, 2012

Liebe Grüße an euch alle von der Küste der Seefahrer
Klausbernd

Ich bedanke mich für die Kollagen bei Dina (Hanne Siebers, die weitere Eisbilder auf ihrem Blog zeigt) und für die ersten beiden Fotografien und einige in den Kollagen bei Rolf Stange, der als erfahrener Expeditionsleiter auf seiner informativen Website über die arktische Inselwelt berichtet. Vielen Dank an Moni Obser für die Abbildung aus ihrem Tagebuch und die Aquarelle, die alle von ihr stammen, und nicht zuletzt für das Klassentreffen der arktischen Girls 😉

Der Gärtner träumt

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Der Gärtner träumt

Hallo, hallo aus dem Garten, liebe Bloggemeinde und Leser,

jetzt noch einen Hermann Hesse, den ich, die liebkluge SiriFee, in der Gedichte-Ecke auf Regalbrett 12 fand. Nicht von ungefär, Mätes hat uns darauf gebracht. Mätes kommentierte:

„…Bald darauf lernt er seine dritte Frau kennen, die ist fast 15 Jahre jünger als er, da sind die Depressionen weg und er hat überhaupt keinen Bock mehr darauf, sich “lächelnd von dem Liebesmahl zu entfernen”  – dann sitzt er im schönen Tessin auf dem Balkon seiner Villa, malt kitschige Aquarelle und trinkt nicht “wie einen Kuss den Tod”, sondern einen guten italienischen Weißwein.
Das sollten wir ihm nachmachen.“

„Der Gärtner träumt“ ist von Hesse für diese dritte Frau, die Kunsthistorikerin Ninon, geschrieben worden. Ein witziges Gedicht finden wir Buchfeen, mal nicht so von Moral angekränkelt. Ja, selbst Masterchen hat herzlich gelacht. Vielen Dank, lieber Mätes!

Der Gärtner träumt

Was hat die Traumfee in der Wunderbüchse?
Vor allem ein Gebirg von bestem Mist!
Dann einen Weg, auf dem kein Unkraut wüchse,
Ein Katzenpaar, das keinen Vogel frißt.

Ein Pulver auch, mit dem bestreut alsbald
Blattläuse sich in Rosenflor verwandeln,
Robinien jedoch zum Palmenwald,
Mit dessen Ernte wir gewinnreich handeln.

O Fee, und mache daß uns Wasser flösse
An jedem Ort, den wir bepflanzt, besät;
Gib uns Spinat, der nie in Blüten schösse
Und einen Schubkarrn, der von selber geht!

Und eines noch: ein sicheres Mäusegift,
Den Wetterzauber gegen Hageltücken,
Vom Stall zum Hause einen kleinen Lift,
Und jeden Abend einen neuen Rücken.

Hier wollten wir ein feines Foto von Hermann Hesse präsentieren, was jedoch aus Copyright-Gründen nicht statthaft ist, deswegen fragten wir Masterchen, ob er nicht das Hesse-Bild nachstellen wollte. Das kam mit Hilfe von Dina dabei heraus:

Foto: Hanne Siebers

Findet ihr lieben Leser nicht, Masterchen sieht doch schon fast wie der Hesse aus. Oh dear, hoffentlich liest er es nicht, denn trotz wackeren Gärtners ist immer noch kein Hesse-Fan geworden!

Jetzt wollen wir es dem Hesse und dem Mätes nachmachen, Dina hat einen schönen Weißwein gerade geöffnet und wir machen Feierabend!

Frohe Gärtnergrüße aus dem kleinen Dorf am großen Meer
senden euch
Siri 🙂 und Selma 🙂
Buchfeen

(Das Gedicht wurde entnommen von: Hesse, Hermann: Freude am Garten, insel Taschenbuch 1329, Frankfurt/M. 1992)

Happy Birthday Hermann Hesse

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Happy Birthday Hermann Hesse

Hermann Hesse würde heute, am 2. Juli 2012, seinen 135. Geburtstag feiern. Masterchen und wir beiden Buchfeen Siri und Selma gratulieren.

Aber pssst! Bloß nicht weitersagen, Masterchen sortierte seine blaue Hesse-Gesamtausgabe aus, sie schlummert jetzt auf dem Speicher als Spielzeug der Spinnen neben einigen Eso-Klassikern. Dennoch meinte er kürzlich, „Das Glasperlenspiel“ sei noch heute lesenswert, da es eine Atmosphäre schildert, die ihn an Peterhouse – das älteste College in Cambridge – erinnert. Den größten Einfluss hatte jedoch „Steppenwolf“ – ein fragwürdiges Werk, das zeigt, warum Hesse häufiger C.G. Jung aufsuchte, nämlich um seine schweren Depressionen wegtherapieren zu lassen.

                                             

Hermann Hesse

(Das Gedicht wurde entnommen:  Hesse, Hermann: Zwölf Gedichte, o.O. (Zürich) 1930)

Buchtalk: Knut Hamsun

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Buchtalk: Knut Hamsun

Zu Hamsuns 60. Todestag am 19. Februar

„Einen Dank für die einsame Nacht, für die Berge, für das Rauschen der Finsternis und des Meeres, es rauscht durch mein Herz! Einen Dank für mein Leben, für meinen Atemzug, für die Gnade, heute Nacht leben zu dürfen, dafür danke ich von Herzen! Lausche nach Osten und lausche nach Westen, nein, lausche! Es ist der ewige Gott! Diese Stille, die gegen mein Ohr murmelt, ist das siedende Blut der Allnatur, Gott, der die Erde und mich durchwebt.“
Knut Hamsun, Pan

Knut Hamsun. Freundliche Leihgabe von Kirsten H. Rasmussen

Also, Ihr Lieben, heute Nacht war was los bei uns. Da hat doch unser Master völlig troddelig die Bücher Hamsuns zwischen Henrik Ibsen und Sigrid Undset ins Regal gestellt. An Schlaf war nicht zu denken, große Randale auf Regalbrett 3 Nord. Ich sage Euch, dieser störrische Hamsun ist wirklich ein Störenfried, ein grumpy old man, wie wir hier sagen. Ich glaube, Ibsen war ihm zu modern. Bei Ibsen war Nora vom Geist der Befreiung beseelt, während für Hamsun die Frauen unerreichbare, hehre Wesen waren. Naja, vielleicht war es einfach Neid, denn Ibsen war damals sooo viel bekannter als er. Dennoch sollte Ibsen – ich finde das völlig unberechtigt! – nie den Literaturnobelpreis erhalten, den Hamsun als zweiter Norweger im Jahre 1920 zugesprochen bekam – nach Bjørnstjerne Bjørnson, für dessen Bauernerzählungen er schwärmte. In seinem Werk „Mysterien“ bringt Hamsun wie in der mittelalterlichen Dichtung üblich einen Dichterkatalog, bei dem Ibsen zusammen mit Tolstoi und Maupassant schlecht wegkommen, wobei Bjørnson und de Musset sehr gelobt werden. Ja, Hamsun konnte Ibsen partout nicht leiden, was er laut herausposaunte und seine Beliebtheit nicht gerade steigerte. Hamsun war schon ein eigensinniger Querkopf.
Zur dritten norwegischen Nobelpreisträgerin Sigrid Undset verhielt sich Hamsun wie Feuer zu Wasser. Während Hamsun nicht nur auf die Verleihung des Friedensnobelpreises an von Ossietzky (1935) mit massiver Kritik reagierte und die Einrichtung von Konzentrationslagern rechtfertigte (Ossietzky befand sich im KZ Esterwegen) und 1943 Hitler und Göbbels in Deutschland besuchte, hat Sigrid Undset das besetzte Norwegen als Unterstützerin des norwegischen Widerstands verlassen müssen. Hamsun wurde im besetzten Norwegen als Dichter Nummer eins hoch gelobt, er war neben Karl May einer der Lieblingsschriftsteller von Hitler, der „Segen der Erde“ als Blut-und-Boden-Literatur goutierte. Allerdings sollte sich das nach dem Krieg drastisch ändern. In seinem Eigensinn schrieb Hamsun noch einen Nachruf auf Hitler und dann ging`s bergab mit ihm. Er wurde nach dem Krieg als Landesverräter verhaftet, zu einer ruinösen Geldstrafe verurteilt und eine Zeitlang in die Psychiatrie eingewiesen, worauf er 1949 in „Auf überwachsenen Pfaden“ eingeht und reuelos seine Haltung rechtfertigte. Erst zu Hamsuns 150. Geburtstag 2009 schlossen die Norweger offiziell mit ihm Frieden, indem die Königin die feine Unterscheidung zwischen Hamsun als Autor und als Person machte. Und wir beide Feen müssen zugeben, dass wir in Hamsuns Romanen keine faschistischen Stellen gefunden haben – wirklich nicht! Als Sigrid Undset gleich nach dem Krieg nach Norwegen zurückkehrte, wurde sie hoch gelobt und ausgezeichnet, Hamsuns Werke dagegen wurden von einigen Norwegern vernichtet, wie es Lars Saabye Christensen in seinem Roman „Der Halbbruder“ beschreibt: „Der Autor war während des Krieges ein Lümmel. Deshalb haben wir seine Gesammelte Werke hier im Kaminofen verbrannt.“

„Jetzt hast du dich über Hamsuns politische Einstellung mokiert, aber wo bleibt der Dichter Hamsun?“, kritisiert mich Selma. „Naja, der Hamsun ist einer, der mehr gelobt als gelesen wird“, rechtfertige ich mich, die mit Hamsun ihre Schwierigkeiten hat. Ehrlich gesagt, finde ich Hamsun langweilig. Klar, das weiß ich doch als BuchFee, hat Thomas Mann Hamsun hoch gelobt. Er bezeichnete ihn als den würdigsten Nobelpreisträger und sicher hat dieser norwegische Querkopf moderne Techniken des Romans wie den inneren Monolog und die erlebte Rede vorbereitet, auf ihn konnten Joyce und Proust aufbauen und selbst zeitgenössische norwegische Autoren wie Saabye Christensen und (Masters verehrter) Jan Kjærstad beziehen sich Hamsun, wie auch Ernest Hemingway, Hermann Hesse, H.G. Wells, Henry Miller, Bert Brecht und Robert Musil. Dennoch fand ich Hamsun einschläfernd. Er wird ja wegen seiner Landschaftsbeschreibungen und Naturmystik gelobt, ich fand jedoch außer in „Pan“ und „Die Schwärmer“ nicht viel davon. Nach all der Hamsun-Leserei griff ich abends im gemütlichen Kuschelbettchen zu Georg Engels Roman „Zauberin Circe“. Im Gegensatz zu Hamsun ist sein Zeitgenosse, der Bestsellerautor Engel, heute völlig vergessen, aber wer Naturschwärmereien liebt, der sollte lieber zu Engel als zu Hamsun greifen.

Unser Master sprach ganz verwirrt von „Hamundsen“ als wir gemeinsam die alte Hamsun-Ausgabe auf der Suche nach Naturmystik durchblätterten, als ob Amundsen und Hamsun etwas gemeinsam hätten – oder doch? Wie dem auch sei, naturmystische Schilderungen fanden wir in „Pan“ und „Die Schwärmer“ (dort nur in winzigen Abschnitten), ein Loblied auf die Erde und das bäuerliche Leben in „Segen der Erde“, das Masterchen, Dina und ich als seinen lesenswertesten Roman fanden. Dies war der einzige Roman Hamsuns, bei dem ich wissen wollte, wie er ausgeht. Große Schwierigkeiten hatte ich, „Mysterien“ zu lesen, einen Roman bei dem ich bis heute nicht verstanden habe, warum Hamsun – für mich völlig unmotiviert – ständig zwischen Präteritum und Präsenz wechselt. Oder sollte das an den schlechten Übersetzungen liegen, angesichts derer unsere liebe zweisprachige Dina sich die Haare raufte.
Sicherlich waren Hamsuns psychologische Überlegungen damals acht Jahre vor Freuds Erscheinen der „Traumdeutung“ neu, heute wirken sie jedoch wie abgestanden Altbekanntes. Das Skurrile und Fantastische der Geschichte hätte selbst ich besser verdichten können. Diese überzogene Liebesgeschichte war ja fast so exaltiert wie Goethes Bestseller „Die Leiden des jungen Werther“, der heute nicht ohne Lachkrämpfe zu lesen ist. Dennoch schuf Hamsun mit Nagel, dem wundersamen Exzentriker und Hysteriker in „Mysterien“ einen postmodernen Helden, wie auch in jenem erfolglosen, ja lächerlichen Schreiberling in „Hunger“. Der Versager als Held, das hört sich nach einem Nihilismus á la Nietzsche an, meint Masterchen – oder sollte sich dahinter Hamsuns panische Angst vor dem Alter verbergen?
In „Viktoria“ werden Liebe und Sexualität als Naturmächte, denen der Mensch ausgeliefert ist, überhöht. Und immer schreibt Hamsun gegen die böse Großstadt und den Fortschritt an, auch ein Thema in „Hunger“, der Roman, der seinen Weltruhm begründete, unter anderem deswegen, da er auf den damals üblichen vermittelnden Erzähler verzichtete und eindringlich aus der Ich-Perspektive erzählt. Man kann dieses Buch nicht weglegen oder schmeißt es nach den ersten drei Seiten ins Feuer, schrieb treffend ein Rezensent.
Mich hat es ja fast von meinem Regal geworfen, als ich „August Weltumsegler“ las, die Geschichte eines Spekulanten, die sich fast wie eine Vorausschau der heutigen Finanzkrise liest. Dort unterstrich ich dick: „Der Mensch will höher fliegen, als ihm die Flügel dazu gewachsen sind. Da fällt er herunter.“

„Wenn wir dann eine Zeitlang gewandert sind, dann wandern wir noch eine Weile; wir wandern einen Tag, darauf eine Nacht, und endlich in der Dämmerung des nächsten Tages ist die Stunde gekommen, und wir werden getötet, in Ernst und Güte getötet. Das ist der Roman des Lebens mit dem Tod als letztem Kapitel. Das ist alles so mystisch.“ (Knut Hamsun, Das letzte Kapitel) Hamsun starb vor 60 Jahren auf seinem Gut Nørholm bei Grimstad.

Meine Schwester Selma pocht darauf zu erwähnen, dass es noch heute glühende Hamsun-Fans gibt. Wer sich für „Hamsunika“ interessiert, der schaue sich mal diese österreichische Seite an.

Grüße vom Master und meiner Schwester Selma
Eure Siri BuchFee

Black Shuck/Wolf

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Black Shuck/Wolf

Hallo, hallo, hier schreibt Selma BilderFee,

so viele von euch haben unsere Seite gefunden, indem sie den schwarzen Geisterhund, jenen von Baskerville, gesucht haben, dass ich euch jetzt drei Bilder von diesem Gruseltier zeigen möchte. Brühmt-berüchtigt wurde dieses virtuelle Untier, das in Sagen und der Literatur sein Unwesen treibt, durch Arthur Conan Doyle, dem Vater von Sherlock Holmes. Dass Conan Doyle von diesem grausamen Fabeltier, das an unserer Küste sein Unwesen trieb oder gar noch treibt, in Cromer/Norfolk beim Golfen hörte, schrieben wir ja bereits in einem früheren Blogbeitrag.

„Warum gruselt es den meisten Leuten derart vor diesem schwarzen Hund, der wie im unteren Bild meist mit roten Augen dargestellt wird?“ fragte ich meine liebkluge Schwester Siri. Sie meinte, die Angst wirke aus alten Schichten unseres Bewusstseins, aus jenen Zeiten, als die Menschen noch real von Wölfen bedroht wurden. Diese Angst wurde dann auf wölfisch reißende, menschenverschlingende Hunde aus der Literatur übertragen – übrigens nicht ohne Angstlust.

The Dog of Baskerville, also ich möchte ihn nicht begegnen, auf gar keinen Fall

Also Leute, wenn es euch jetzt nicht gruselt … Das ist „The Black Shuck“

Das Gespenst selbst, der schwarze Hund, also, ich zittere vor Angst, wenn ich nur über ihn lese

Findet ihr nicht auch, Rotkäppchens Wolf ist dagegen geradezu niedlich, weil er so vermenschlicht wurde und der Mensch über ihn siegt – so ist`s halt bei den Grimms, die die Märchen nach ihrem Gutdünken veränderten.

Auf den menschenfreundlichen Wolf bzw. Hund machte uns die liebe Dina, die Hundefreundin, aufmerksam. Ihn finden wir bei Jack London in seinen beiden Geschichten „Wolfblut“ und „Ruf der Wildnis“, wo der Mensch sogar zum Rudelführer wird – naja, das erinnerte Siri BuchFee sogleich an Romulus und Remus, die Gründer Roms, die der Sage nach von einer Wölfin groß gezogen wurden, wie Plutarch und Dionys von Halikarnass berichteten – so muss es ja stimmen. Außerdem wurde diese kapitolinische Wölfin, die Säugende, mit Romulus und Remus als kleine Wichte unter ihren Zitzen gern dargestellt.

Aber damit genug der „lieben Wölfe“, eigentlich sind sie spätestens seit Ovids Metamorphosen voll böse – so wie der Black Shuck Norfolks. Ovid erzählt, wie der König Lycaon seine Gefangenen als Speise zubereitet, wofür er ob seiner Grausamkeit in das entsprechende Tier verwandelt wird, nämlich den Wolf. Auch Daniel Defoe lässt uns angesichts der Wölfe erschauern, wenn nach der Befreiung von Robinson Crusoe und Freitag beim Überqueren der Pyrenäen einige ihrer Mitreisenden von Wölfen gefressen werden – fein gruselig beschrieben. Und natürlich darf beim Klassiker der Schauerliteratur, bei Bram Stokers „Dracula“, der Wolf nicht fehlen. Graf Dracula, so liest man dort, erlebt das Wolfsgeheul als feine Musik. Übrigens sieht Graf Dracula die Wölfe als freie Menschen an und bezieht sich damit auf die Verwandten der Vampire, die Werwölfe.

Siri BuchFee erzählt mir gerade, dass der Wolf als Todessymbol von Ted Hughes in seinem Gedicht „Life After Death“ verwandt wird, das er unmittelbar nach dem Suizid seiner Frau Sylvia Plath schrieb. Dort hören seine beiden Kinder und er die Wölfe im Londoner Zoo nachts heulen. Außerdem schrieb er das endlose Gedicht „Wolfwatching“ über den alten und jungen Wolf, naja, etwas deprimierend …

In „Tausendundeine Nacht“ fand Siri den Schätze bewachenden Wolfshund mit tellergroßen Augen vor (übrigens nur in der verbreiteten Salonausgabe, die Goethe liebte, nicht im Original, das aber wahrscheinlich nicht in eurem Bücherregal steht) und wer noch mehr virtuelle Gruselhunde und Wildwölfe treffen möchte, der mag ja mal „wolves in fiction“ googeln, da kann er mit vielen Wölfen tanzen, wenn er nicht gefressen wird.

Wetterfahne in East Anglia

Black Shuck: Wetterfahne auf einem Haus in East Anglia – bei uns in der Nähe, wo er nun schon in der Luft sein Unwesen treibt

Einen gruselfeinen Abend wünscht euch
Selma BilderFee

Da der Black Shack symbolisch dem Wolf zugerechnet wird, habe ich, die emsige Siri BuchFee, Auszüge aus des Masters Lexika „Welt der Symbole“ und „Handbuch der Traumsymbole“ zusammengeschrieben – huch, hoffentlich ist der Master deswegen nicht böse, pssst, nicht weitersagen.

Wolf und Mensch verhalten sich zueinander wie Natur und Kultur, wie unbewusst Triebhaftes und bewusste Kultur. Mit ihm erinnern wir uns an die Ursprünge unserer Kultur, da der Mensch nicht nur Verhalten vom Wolf lernte, sondern sich auch als erste Bekleidung den Wolfpelz überwarf. Diese Erinnerungen treten im Wolfsmotiv der Märchen und Volkserzählungen wieder an die Oberfläche. Der Wolf war aber auch einer der größten Konkurrenten des Menschen ums Fleisch.
Kaum ein anderes Tier regte die menschliche Fantasie mehr an als der Wolf. Er spielte eine hervorragende Rolle in unserer Kulturgeschichte als Sinnbild des Bösen. Heute ist eher faszinierendes Symbol des Wilden und Objekt unkritischer Idealisierung und Romantisierung.
1988 berichteten im „Journal Of Psychological Medicine“ führende Psychiater des McLean Krankenhauses (Boston) von Fällen der Lycanthropie, d.h. Verwandlungen von Menschen in ein Tier. Der betreffende Mensch fühlt sich nicht nur wie ein Tier, er verhält sich auch so. Bei diesen Verwandlungen ist die in einen Wolf beliebt, was zeigt, dass das Wölfische dem Menschen immanent ist und in seinem Unbewussten eine wichtige Rolle spielt (Werwolf).
Der Wolf ist ein listiges Raubtier, gilt als habgierig und hungrig. So verbildlicht er den Schatten der männlichen Sexualität. Allerdings wurden im antiken Rom auch die Prostituierten „lupae“ (Wölfinnen) genannt.
Die Wölfin symbolisiert die nährende Kraft der Natur. Dies schwingt im Märchen vom Rotkäppchen mit, in dem der Wolf nicht nur die Großmutter frisst, sondern sie auch ist. Bruno Bettelheim allerdings sieht das Wolfsmotiv im Rotkäppchen als Symbol für den pubertären Kampf des Mädchens, das sich zwischen Lust- und Realitätsprinzip hin- und hergerissen fühlt.
Die Inuit sehen den Wolf als das dem Menschen ähnlichste Tier an, da Wölfe einander töten und unterstützen und in der Gruppe jagen. Im Christentum wird er dämonisiert, da er sich auf die Lämmer (die Gläubigen) stürzt.
Das Gleichnis vom Wolf und Lamm gehört zum Standard einer Fabelsammlung seit der griechisch-römischen Zeit. Immer betont das Lamm, dass der Wolf kein Recht habe, es zu fressen, worauf der Wolf betont, das Lamm habe kein Recht, sich als Fressen zu verweigern. Luther, Hans Sachs, La Fontaine, Lessing und Hagedorn nahmen dieses Bild, um vor den Mächtigen zu warnen. Bei Äsop wird der Wolf stets negativ gesehen.
Im Bild des Steppenwolfs aus Hermann Hesses Roman wird der Wolf zum Sinnbild des einsam Suchenden und Leidenden. Es steht nicht das Bösartige des Wolfes im Vordergrund, sondern die einsame Suche nach dem Sinn des Lebens. Der Wolf wird zum Bild des heroisierten Einzelgängers.
Neben dem Film „Der mit dem Wolf tanzt“ wurde der Wolf in der Kunst durch Farley Mowats Roman „Never Cry Wolf“ (1963) (und dessen Verfilmung) populär gemacht. Die Comic-Figur Ede Wolf trat zuerst in einem Zeichentrickfilm von Walt Disney 1933 auf. Er bedroht die Drei Kleinen Schweinchen. Sein hervorstechendes Charakteristikum ist die zwangsneurotische Fixierung auf das Fangen der Schweinchen.

da ist er doch schon wieder ...

da ist er doch schon wieder, der rotäugige Hund von Baskerville

© Klausbernd Vollmar, Cley/Norfolk 2012