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Schlagwort-Archive: Sherlock Holmes

klassischer Meisterdetektiv

On Dreams

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Da so viele meiner Besucher auf den letzten Traumartikel auf meinem Blog und die Zitate und Bilder zum Traum auf Dinas Blog reagierten, hier noch eine abschließende Post zum Traum, bevor ich mich wieder den Büchern zuwenden.
As so many visitors commented my last post about dreams on my blog and the quotes and pictures on dreams on Dina`s blog I decided to write one last concluding blog about dreams before I go on blogging about books again.

Rosie of Made in Cley, Foto: Hanne Siebers

Dreaming we make contact with the animal within

Dina: Warum tappe ich ständig in die gleiche Falle bei der Deutung meiner Träume?
Why do I get trapped all the time when I try to understand my dreams?

Klausbernd: Du missachtest die symbolische Ausdrucksweise des Traums. Was der Traum ausdrückt, ist nicht direkt, sondern symbolisch gemeint. Wenn der Träumer z.B. von seinen Kindern träumt, sind nicht primär diese gemeint, sondern seine kindliche Seite, träumt er von Tieren, geht es um seine animalische Seite. Es hilft bei der Deutung eigener Träume, wenn man sich bei jedem Traumsymbol sagt „in mir“. In unserem Beispiel das Kind bzw. das Tier in mir. Alles im Traum bezieht sich auf eine Eigenschaft des Träumers – von der allerdings auch unsere Objektbeziehungen geprägt sind.

Like you do most dreamers disdain the symbolic communication of dreams. A dream doesn`t express a meaning directly but indirectly i.e. in a symbolic way. F.e. if you dream of your children then the dream does not primarily want to speak about your children but about the child within. If you dream about animals your dream speaks about your animal site. It helps if you say after any dream symbol “within myself”. Every dream relates to personality traits of the dreamer – but, of course, they influence your object-relations as well.

Weeterfahne, Norfolk, UK Foto: Hanne Siebers

Every dream gives directions to an easier life

Dina: Warum ist es für den ungeübten Träumer derart schwer, diese Symbolsprache zu verstehen und auf sich selbst zu beziehen?
Why is it so hard for the inexperienced dreamer to understand the language of symbols and relate it to himself?

Klausbernd: Wir lieben Gewohnheiten. Im Alltag sind wir gewohnt, dass das, was man wahrnimmt, auch gemeint ist. Im Traum dagegen muss man hinter das Wahrgenommene schauen. Der Traum spricht zu uns wie ein Kunstwerk. Wenn ich in einem Roman lese, draußen regnet es, schaue ich auch nicht nach, ob es gerade regnet. Außerdem sind wir meist faul, wir drücken uns vor dem Aufwand, einen verborgenen Sinn zu suchen. Das ist anstrengend. Allerdings kann man auch Freude daran finden, wie Sherlock Holmes Geheimnisse zu lüften. Die Lust an der detektivischen Haltung würde ich jedem Träumer empfehlen.

Because we love habits. In everyday life we are used to take it for real what we are perceiving. In dreams we have to look beyond the obvious. Dreams are communicating like works of art. If you are reading in a novel it is raining you don`t expect that`s raining now. We are lazy and try to avoid to search for a hidden meaning. But you may like it to find out hidden mysteries like Sherlock Holmes. The joy of being a detective is a helpful attitude for any dreamer.

Brancater beach, Norfolk Foto: Hanne Siebers

The beauty and the ugly – a theme of many dreams. The ugly will be remembered much better than the beauty.

Dina: Kannst du bitte ein wichtiges Hilfsmittel für den unerfahrenen Träumer empfehlen, wie z.B. für jemanden, der selten seine Träume erinnert und plötzlich einen eindringlichen Traum hat. Sagen wir, er oder sein Kind stirbt oder er hat einen Albtraum. Wie geht er am besten vor, um diesen Traum zu deuten?
Please, could you recommend a tool for the inexperienced dreamer like one who rarely remembers his dreams and suddenly gets a haunting dream. F.e. his child is dying or another nightmare.

Klausbernd: Bevor man seinen Traum deutet, sollte man sich fragen, was ist gerade mein größtes Problem. Ist das klar, sollte man seinen Traum nur daraufhin zu verstehen suchen. Von Hölzchen aufs Stöckschen zu kommen, ist eine List des Bewusstseins, das Unbewusste sich nicht mitteilen zu lassen.
Hilfreich ist es ferner, auf Muster zu achten. Muster sind sich wiederholende Strukturen, die sowohl im Traum als auch im Alltag auftreten. Muster, die uns nicht glücklich machen, müssen erkannt werden. Mein Tipp: Betrachte mehrere Träume von dir und suche nach Gleichem oder Ähnlichem. Dieses Gleiche oder Ähnliche korrespondiert mit Mustern in deinem Alltagsleben. Außerdem distanziert dich eine logische Betrachtung deiner Träume von deinen Gefühlsverwicklungen und Verwirrungen. Speziell in Krisensituationen öffnet einem die Erkenntnis des Immergleichen die Sicht aufs Rettende.

Before you try to interpret your dream you should ask yourself what`s my most daring problem now. When you know it you try to understand your dream concerning this problem only. To be distracted floating from one idea to the next is a cunning of your consciousness to avoid that you will understand the communication of your unconsciousness.
Furthermore it helps to acknowledge patterns. Patterns are reoccurring structures you find in dreams as well as in your everyday life. Patterns which make us unhappy have to be seen. I recommend that you search for the same in your dreams or in one dream. The same corresponds with patterns in your everyday life. Besides such a logical attitude concerning your dreams creates a helpful distance to the confusion of your feelings. Especially in a crisis finding the same opens the door to saving.

Patterns can be helpful or a dead end

Patterns can be helpful or a dead end

Dina: Deinen „Quickfinder Traumdeutung“ finde ich genial aufgemacht, bestechend klar und logisch. Folgen Träume einer Logik?
Your book „Quickfinder Dream Analysis“ is ingenious, so clear and logic. Do dreams follow a logic?

Klausbernd: Dieses Buch folgt einer mathematischen Logik, mit der man jeden Traum schnell erfassen kann. Mathematik ist die Sprache der Ordnung und ein Muster ist eine Ordnungsstruktur. Konsequenterweise beginnt Antonio Tabucchi sein Traumbuch „Träume von Träumen“ mit dem Traum des Architekten Dädalus, der von dem Rätsel träumt, das Russell und Whitehead in ihrer Grundlage der Logik „Principia Mathematica“ anführen. Die Traumperson kommt in ein Zimmer mit zwei Türen, an denen je ein Wächter steht. Der eine Wächter lügt, der andere nicht. Die eine Türe führt in die Freiheit, die andere in den Tod. Die Traumperson muss mit nur einer Frage herausbekommen, welche Türe in die Freiheit führt, ohne zu wissen, welcher Wächter lügt und welcher nicht. Überlege dir die Lösung. Dieses Problem zu lösen, ist ein feines Bild für das Vorgehen, wie man einen wirr erscheinenden Traum entschlüsselt, nämlich durch Logik. Träume sind weitaus weniger chaotischer als wir gemeinhin annehmen. Was anfangs unentwirrbar erscheint, wird durch Logik klarer, denn Logik ist der Feind der Gefühlsverwirrung. Ich meine zwar nicht, dass Logik alles ist, aber mit mathematischer Logik einen Traum zu betrachten, macht den Weg für Intuition und Gefühl frei – für ein gereinigtes Gefühl.

Brancaster Beach, Norfolk Foto: Hanne Siebers

Water always wants to inspire us to contemplate our feelings

This book is based on mathematical logic. A tool that helps to understand dreams quite quickly. Mathematics is the language of order and patterns are structures of order. Consequently Antonio Tabucchi begins his book “Dreams of Dreams” with the dream of Daedalos the architect. He is dreaming of a riddle that Russell and Whitehead write about in their book about basic logics “Principia Mathematica” (without quoting). A person in Daedalos` dream comes into a room with two doors. One leads to freedom the other to death. In front of each door a porter is standing, one porter always lies the other doesn`t. The person doesn`t know who is who. He has to find out with one question only which door leads to freedom. You may think about how to solve this riddle. Solving it is a fine metaphor for how to understand a dream – namely with logics. Dreams are not as chaotic as we use to think. What seems to be entangled  becomes clear through logic as logic is the enemy of the deranged. Nevertheless I don`t think that logic is everything but to look at a dream from the distance of mathematical logics opens up the way to intuition and feelings –  to clarified feelings.

Sandringham, Norfolk, UK Foto: Hanne Siebers

A dream house symbolises the personality of the dreamer

Dina: Oh je, Siri nennt mich Mathedoofie! 😉 Nenne bitte einige konkrete Hilfsmittel für diejenigen, die keine Mathegenies sind, die nicht sofort die Ordnung eines System erkennen können.
Oh dear! Siri calls me a math-blockhead“ ;-). Could you tell me tools for those who are not clever in mathematics and therefore have problems identifying the structure of a system.

Klausbernd: Ich fasse es zusammen: erstens schaust du, was dein Hauptproblem ist. Dann näherst du dich deinem Traum mit diesem Problem vor Augen und bleibst darauf fokussiert, da du dich sonst in Redundanzen verlierst. Du suchst Gleichheiten und Widersprüche in deinem Traum und beziehst sie auf dein Leben. So wirst du Ordnungsstrukturen erkennen.

I give a résumé: You start with looking what your main problen is, then you look at the dream with that problem in mind without getting distracted and lost in redundancies. You search for similarities and antagonism in your dream relating them to your everyday life, by doing this you become aware of your patterns.

Sandringham, Norfolk, UK Foto: Hanne Siebers

A dream is a gate to paradise

Dina: Die Musterschülerin fragt :-): Wie erkenne ich meine Muster und wie gehe ich damit um?
As a model Student 😉 I ask you: How do I recognize my patterns and how do I go about with them?

Klausbernd: Muster im Traum wie im Leben zeigen sich durch Schwere. Über uns behindernde Muster kann man nicht lachen. Humor ist ein Feind unseliger Muster. Worüber man nicht lachen kann, daran muss man leiden. Aber weh dem, der ein Muster sogleich verändern möchte; er wird scheitern. Ein Muster löst sich auf, indem es bewusst wird. Wirst du dir sich eines Musters zunehmend bewusst, wenn es auftritt, wird es sich dadurch ändern.

Patterns in dreams as in everyday life are creating a severity. You can`t laugh about an obstructing pattern. Humor is the enemy of negative patterns. You have to suffer on what you cannot laugh about. But beware wanting to change your patterns right away. You will get rid of a pattern by becoming aware of them. To become aware of it is the way, dissolving the pattern happens then without much effort.

Treppenhaus, Uhrenmuseum, Glashütte, Foto Hanne Siebers

Some dreams are a stairway to heaven

Dina: Woher nimmt der Traum seine fantasiegeprägten Bilder?
From where does a dream gets its fancyful images?

Klausbernd: Aus dem Tagesrest und der Biographie des Träumers. So mancher Träumer denkt z.B., wenn er einen Film sah, dessen Bilder vom Traum aufgenommen wurden, das sei die Verarbeitung des Films. Weit gefehlt. Der Traum kombiniert zuvor gesehene Bilder wie in einer Collage, um eine Nachricht von der Psyche des Träumers zu übermitteln. Jeder Traum ist ein Lehrfilm für den Träumer, aber man muss nicht immer lernen, wenn auch Lernen hilft.

From what you experienced the days before and from your biography. Quite some dreamers suppose they just think about the film when they are dreaming in pictures from a film they have seen the day before. Wrong! Every dream combines pictures you have seen before like in a collage to pass on a message from the dreamer`s psyche. Every dream is an educational film for the dreamer – but you have not always to learn even if learning helps.

North Norfolk, UK Foto: Hanne Siebers

Nature in dreams inspires the the dreamers to contemplate their inner nature

Dina: Ich möchte meine Träume kreativ benutzen, weil ich den Traum als eine Inspirationsquelle ansehe. Kann ich Träume gezielt für meine Kreativität bestellen?
I want to use my dreams to enhance my creativity, getting inspired by them. Can I order a dream and what does a dream show?

Klausbernd: Der Traum zeigt, womit man sich beschäftigen sollte. So beginnt alle Kreativität. Übrigens drehen sich fast alle Träume um Arbeit und Beziehung. Man kann sich auch Träume zu bestimmten Problemen bestellen, indem man sich möglichst eingehend vor dem Einschlafen mit diesem Problem beschäftigt und es danach loslässt. Man liest dann ein Buch oder Aleister Crowley empfiehlt Sex 😉

A dream tells you where to focus your attention. That`s the beginning of every creativity. Most of our dreams are dealing with challenges of work and relationship problems.  You can also order a dream to solve a problem by intensely working on that problem before going to sleep. But before you fall asleep let this problem go, you may read a book or Aleister Crowley recommends sex.

North Norfolk, Foto: Hanne Siebers

Water and earth are archetypes you will find in many dreams. Archetypes are opening the way to your creativity.

Dina: Zeigen alle Träume stets eine Lösung?
Do all dreams show a solution?

Klausbernd: Das glaube ich. Schon allein, dass man träumt, ist der Versuch einer Lösung, denn jeder Traum versucht uns anzuregen, Unbewusstes bewusst zu machen. Aber auch darüber hinaus, kann man oft im Traum Lösungen von Problemen finden, wie es z.B. Einstein und vielen Naturwissenschaftlern und Künstlern geschah. Lösungen für psychische Probleme zeigen Träume oft im Verhalten von Traumpersonen, die so handeln, wie es der Träumer nie täte.

I think so. That you are dreaming is already the try of a solution as every dream tries to make conscious what has been unconscious before. But more than that you find ideas of a solution of your problems like it happened to Einstein and many other scientists and artists. Solutions for psychological problems are often shown in the behavior of persons of your dream, persons who react in a way you would never have done.

Don't touch, Blickling Hall, Norfolk Foto: Hanne Siebers

Not every knowledge is available for you

Dina: Zu Freud: Sind alle Träume sexuell zu deuten und wie häufig ist ein Traum ein Wunschtraum? Wie erkenne ich einen klassischen Wunschtraum?
Have all dreams a sexual meaning and do we often dream following our wishes?

Klausbernd: Zu Freuds Zeiten war die Sexualität ein Problem, heute ist es die Beziehungsfähigkeit, bei der allerdings die Sexualität eine Rolle spielt. Ich will es mal so sagen, wer ablehnt, dass jeder Traum auch eine sexuelle Komponente besitzt, für den ist sicher die Betrachtung seiner Sexualität wichtig.
Viele Träume sind Wunschträume, aber längst nicht alle. Der Wunsch ist Ausdruck eines Mangels. Man erlebt ein Bedürfnis nach dem, was man nicht hat. In diesem Sinne sind fast alle Träume ein Wunschtraum, denn sie wollen eine innere Harmonie herstellen, die einem fehlt.

During Freud`s time sexuality was a problem, today it is relationship (in which sex is only one aspect). I would say, the one who refuses that dreams have a sexual meaning (besides others) for this person it is important to reflect his sex life.
Many dreams are following our wishes but not every dream. Wishing means there is a deficit. You want something you don`t have. In this respect every dream is following our wishes in order to create a missing harmony.

Window, Blickling Hall, Norfolk, Foto: Hanne Siebers

What`s within corresponds with the outside world

Alle Fragen beantwortet, ihr wisst nun alles über Träume. Wir wünschen euch ein traumhaftes Wochenende
All questions answered, you know everything about dreams now. We wish you sweet dreams and a happy weekend

Dina und Klausbernd

Dining table, Blickling Hall, Norfolk Foto: Hanne Siebers

May your dreams turn into a feast for your inner self

Unsere munteren Buchfeen lassen auch alle Träumer lieb grüßen
Our jolly Bookfayries send their love to every dreamer

Master`s Books I

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Ich akzeptiere prinzipiell keine Niederlage, um was es sich auch handelt
Alexandra David-Neel

I don`t accept any defeat, in whatever field
Alexandra David-Neel

Wie in „Die Nachtbibliothek“, jene lesenswerte Graphic Novel von Audrey Niffenegger, wurde die Vorstellung von Masterchens Bibliothek zu einer Zeitreise, bei der wir uns in sein „Lesewerk“ versenkten. Allerdings ist dies Masterchens zweite Bibliothek. Seine erste, die fast nur aus Klassikerausgaben von Grimmelshausen bis Brecht bestand, haben wir nicht gekannt. Er verkaufte sie vor seinem Umzug nach Montreal, da Bücher ja sooo schwer sind.

The presentation of our Master`s library became a journey in time like in Audrey Niffenegger`s graphic novel „The Night Bookmobile“.
This is Master`s second book collection. His first one consisted of classic authors only from Grimmelshausen (17th c.) to Bert Brecht. But we didn`t know this one because he sold it before moving to Montreal as books are sooo heavy.

Seht Ihr uns beiden Buchfeen? Wir schweben gerade vor Jung, lesend.

Seine heutige Bibliothek beginnt mit seiner esoterischen Phase.
„Naja, Masterchen ließ keine Torheit aus“, meinen wir kichernd. Eigentlich sind diese Bücher, die viele Regalbretter füllten, längst verschwunden, nur Steiner und Gurdjieff – Zeitgenossen, die sich spinnefeind waren, sich aber darin trafen, C.G. Jung zu misstrauen – haben unsere radikale Reinigung überlebt, wie auch diese gelbe Gesamtausgabe Jungs. Als wir mit Dina gestern Abend diese Ecke fotografierten, begann plötzlich Masterchen abdriftend vom Hemlebens Buch „Diesseits“ zu schwärmen, das, wie er meinte, „wunderbar in die anthroposophische Naturbetrachtung einführt. Damals“, so erzählte er, „gingen wir mit diesem Buch bewaffnet in die Natur, das uns zugleich in guter anthroposophischen Tradition Goethes ‚Metamorphose der Pflanzen‘ nahebrachte und überhaupt seine naturwissenschaftlichen Schriften, die wir bis dato völlig missachtet hatten. In dieser Zeit entdeckte ich Goethes Farbenlehre, die Steiner für Kürschner Gelehrtenlexikon als junger Mann herausgeben hatte.“ Stolz zeigte uns Masterchen seine dreibändige Ausgabe mit den hilfreichen Kommentaren Steiners. „Übrigens“, fügte Masterchen hinzu, „Goethe fand die Farbenlehre sein wichtigstes Werk, wie er kurz vor seinem Tod Eckermann gegenüber bemerkte.“
Kleine Bemerkung von uns Buchfeen: Weder Hemleben noch Goethe brachten Masterchen bei, Pflanzen zu bestimmen. Wir haben es geschafft, indem wir ihn weg von den Büchern in den Garten zerrten. Aber dennoch setzten wir uns ein, dass Steiner, Gurdjieff und Jung ehrenhalber quasi ein Altenteil in einem Regal eigerichtet bekamen.
Zwei Bücher der Gartenecke möchten wir euch noch empfehlen: Eva Maasers „Der Paradiesgarten“. Dieser Roman schildert, unterhaltsam zu lesen, die Geschichte der Gartenkultur und hat uns einige Anregungen für unseren Garten gegeben wie auch Hermann von Pückler-Muskaus zweibändige illustrierte Ausgabe „Reisebriefe aus England und Irland“, die uns lehrte, bewusst auf Perspektiven im Garten zu achten z.B. beim Rasenmähen.

His new collection starts with his esoteric stage. Well, our Master didn`t leave out any folly.
Nearly all these esoteric books are long gone except the collected works of Rudolf Steiner and Gurdjieff – who hated each other but agreed in not liking C.G. Jung. We still own the collected works of all three authors. When Dina was photographing this corner Master got carried away to talk about a small book by the anthroposophist Hemleben „Diesseits“ (This World) which was his bible walking out into the nature and made him aware of Goethe`s writings about science, exspecially „The Metamorphosis of Plants“. Although he never learned to identify plants before we Bookfayries lured him away from his computer out into our garden.
Two books about gardens we like to recommend: Eva Maaser „Der Paradiesgarten“ (The Garden as Paradise) a novel full of information about the history of garden design and the famous Count Pückler-Muskau`s „Letters From England and Ireland“. Those books inspired us to rethink our way of cutting our lawns and the perspectives in our garden.



Masterchen war ja immer schon etwas verrückt, zur gleichen Zeit las er nämlich von Deleuze und Guattari „Rhizom“ und „Der Faden ist gerissen“. „Aber hallo!, nicht verrrückt!“, wandte er ein, „ Deleuze und Guattari führten das Wurzelrhizom in die Philosophie ein und beeinflussten mit dieser Pflanzen-Metapher den Diskurs um den Strukturalismus nachhaltig.“ Diese Bücher stehen in der Abteilung für Philosophie neben Michel Foucault, Derrida und dem Großmeister des Strukturalismus Claude Levi Strauss, dessen „Traurige Tropen“ eine Zeitlang Masterchens Lieblingsbuch war, das er stolz in der ersten Auflage besitzt wie auch das vielzitierte Werk Malinowskis „Das Sexualleben der Wilden“, aber damit sind wir bereits bei der Abteilung für Ethnologie, in der wir mit dem Zudrücken aller Augen auch Carlos Castaneda einsortierten. Castaneda war mega-in. Masterchen war schon in den 70ern in den USA auf ihn gestoßen und besitzt noch alle seine Bücher, die wir Buchfeen wie gut geschriebene Phantasy lesen, naja, nicht so gut wie „Der Herr der Ringe“, den wir wie viele Ausgaben der Hobbit-Press bei Klett-Cotta wegen der herausragenden Buchgestaltung behalten haben. Aber zurück zur Ethnologie: Kennt ihr Alexandra David-Neel, eine kühne Frau, die wie Trapper Geierschnabel aussah und Tibet erforschte? „Mein Weg durch Himmel und Hölle“ fanden wir sehr spannend zu lesen und Materchen ist solch ein Fan von ihr, dass er selbst als Kochstümper ihr Tibet-Kochbuch kaufte. Und noch eine Empfehlung aus dieser Abteilung gefällig? Schaut mal in Florinda Donners „Shabono“ herein, es erinnert leicht an Castaneda, wir finden es aber besser.

Sorry to write it, but our Masters has always been a little crazy, indeed. At the same time he was reading the French and Italian (neo-)structuralists like Deleuze and Guattari who coined the phrase „rhizome“ in philosophy and influenced with this plant-metaphorical notion the philosophical disussion quite a bit. Their books like „Anti-Ödipus“ are standing next to Foucault`s, Derrida`s and Claude Levi Strauss´s books. „A World On the Wane“ was Master`s favourite book for quite some time. He owns the first edition of this book as Malinowski`s often quoted work „The Sexlife of the Wild“. But now we are already in the department of anthropology where we found Carlos Casteneda, this in-author for quite a while. Well, we are not sure if this is „real“ anthropology. We Bookfayries read it as fascinating phantasy but not as good as „The Lord of the Rings“. Here we found Alexandra David-Neel too. Do you know this brave lady looking like a trapper „Vulture Beak“? She explored Tibet and wrote many books about it all standing in this departmet. Did you ever came across Florinad Donner`s „Shabono“? A fascinating read a little bit like Castenada`s book but we prefer her. 

In dieser Abteilung steht wohl nicht ganz logisch Cerams „Götter, Gräber und Gelehrte“. Dieses Buch besitzt Masterchen in einer schön gebundenen Ausgabe seit seinem 16. Lebensjahr, als er gleichzeitigt jenen mega-depressiven Roman „Steppenwolf“ las, den wir genauso unleserlich finden wie „Die Leiden des jungen Werther“, voll pathetisch. Iiih! Cerams Buch war viel packender und damals das Geschenk für Jugendliche seines Alters. Er erzählte, dass er es mindestens fünfmal geschenkt bekam und es mit glühender Begeisterung las. Übertroffen wurde es wohl nur von Gustav Schwabs „Sagen des klassischen Altertums“., das jedoch in unserer umfangreichen Märchen und Sagen Abteilung steht. Die wird erschreckend von den Kunstmärchen der Romantik dominiert, ein Steckenpferd von Masterchen, der uns Tiecks „Der blonde Eckbert“ und „Der Runenberg“ kürzlich vorlas. Wunderschön!

Und er erklärte, wie dort der Schauer entdeckt wurde, der dann in Schlemihls wundersame Geschichte von Chamisso und natürlich bei Mary Shellys „Frankenstein“ und Bram Stockers „Dracula“ mehr und mehr zelebriert wurde. Neben „Dracula“ stehen unsere geliebten Werke von Edgar Allan Poe. Mit ihm haben wir den Übergang vom Schauerlichen zum Krimi, eine Gattung, die Masterchen erst durch den Einfluss seiner Schwester nahegebracht wurde. Wir können das ganz und gar nicht verstehen, dass Masterchen überhaupt kein Interesse daran zeigt, wer der Mörder sein könnte.

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Gerade liest er „Arthur and George“, ein moderner Sherlock-Holmes-Roman von Julian Barnes, aber „whosdoneit“ interessiert ihn nicht die Bohne. Er ist fasziniert von dem genialen Einfall eine Art Dreyfuss-Geschichte mit Conan-Doyle zu verbinden und in seiner Begeisterung bemerkte er gar nicht, dass er Gleiches mit Sigmund Freud und Sherlock Holmes in seinen Beitrag über das Rauchen machte. „Betriebsblind!“, sagen wir nur.
Naja, alle Werke von Conan Doyle, Agatha Christie und Patricia Highsmith stehen auch bei uns herum, wobei in den Sherlock-Holmes-Geschichten Masterchen noch heute öfters blättert. „Der Detektiv als Metapher für den Intellektuellen“ so wollte er uns diese Krimis verkaufen, die wir jedoch monoton finden, immer das gleiche Schema wie auch bei Agatha Christie, die Masterchen ebenfalls liebt. „Es ist wie beim Kinderbuch“, erklärte er sich, „es gibt eine angenehme Sicherheit zu wissen, was man zu erwarten hat.“ Allerdings gibt es eine Ausnahme für uns. Christies „Mord im Orientexpress“, bei der alle Verdächtigen die Mörder sind, das finden wir genial.

In this corner we found „Gods, Graves and Scholars“ by Ceram as well. When our Master has been young nearly every adolescent boy and girl got it for Christmas or birthday. Master did read it with a great interest like the „Legends from Classic Greec“ by Gustav Schwab when he was 16. At the same time he read Hesses`s „Steppenwolf“ as well. Oh dear, we Bookfayries find this book as pathetic and unreadable as Goethe`s „The Sufferings of Werther“.
Legends and fayrietales share one corner in our library. The poetic fayrietales of the romantic poets like Tieck, Novalis, E.T.A. Hoffmann and Camisso – just to name a few – dominate this corner. Our Masters loves those authors who „invented“ the shiver in literature which was cultivated in Mary Shelley`s „Frankenstein“ and Bram Stoker´s „Dracula“. Stoker was a friend of Conan Doyle, one of the honarary guests at Conan Doyle`s second wedding.
You see here we have reached the department of criminal stories. There we love Edgar Allan Poe`s stories marking the beginning of the criminal story („The Murder in the Rue Morgue“ f.e.). Although we have got the collected works of Agatha Christie, Conan Doyle, Patricia Highsmith, Donna Leon and many more our Master doesn`t really like criminal stories. You wouldn`t believe it but he isn`t interested in the slightest to find out who has done it. Well, actually he reads some times Conan Doyle and Agatha Christie. For us un-understandable, it`s all the time the same structure. We find those stories monotonous whereas our Master replies that it is for him like being a child reading a book again and again and the fun of it is knowing what will happen. „That`s a comforting security making the crime easier to bear“, he tells us. „The detective is the metaphore for the intellectual“ he goes on to make us like those classic authors of suspense. But we like one book from this collection: Chrstie`s „Murder in the Orient Express“. We consider it a great idea that all suspects commited the murder, really original.

Wir haben noch viel mehr Abteilungen. Über die Bücher der Eisecke berichteten wir bereits. Über die anderen Abteilungen werdet ihr demnächst hier Stück für Stück lesen – wenn`s euch interessiert. Was wir noch zu bieten haben? fragt ihr.

There are much more departments in our library. You will read about bit by bit on our Bookfayrie blog – if you are interested. What more we have got, you ask?

Eine umfangreiche Abteilung mittelhochdeutscher Literatur (Hochmittelalter)
Eine ganz Zimmer voller Lexika über die absonderlichsten Dinge, wie ein Betrugslexikon z.B.
Eine große Abteilung Symbolik mit der Unterabteilung Farben, wo wir demnächst das Regalbrett wechseln müssen, so biegt es sich
Die Sammlung von Atlanten der Erde und des Universums mit zwei schönen Globen unserer Erde und einem Sternenglobus wie auch ein großes Modell unseres Planetensystems, das in unserer Eingangshalle hängt und uns, ehrlich gesagt, beim Fliegen mächtig behindert, hier stehen auch die Bücher über die Entdecker, darunter eine vollständige Reihe weiblicher Entdecker (zu der die oben genannte Alexandra David-Neel neben Ella Maillard und James Morris [a she!] u.a. gehört)
Bücher über Mathematik, Physik und Alchimie (teilweise völlig abgefahrenes Zeugs)
Unmengen Bücher über Sexualität und Klassiker der Pornografie, wobei „Orgasm“ von Jack Lee Rosenberg (Masterchens Therapeut in New York) damals in keiner amerikanischen und deutschen Bibliothek fehlen durfte. Wir haben es noch!
Und dann die Romane, hauptsächlich englische, skandinavische, deutsche und arktische Autoren

medieval literature (a huge collection)
a room filled with encyclopedias about the most amazing subjects
a big collection of books about symbolism and exspecially about colour and dream symbolism
Geography, atlases of the world and our universe, terrestical and star globes, a moving model of our planetary systems we don`t like because it`s blogs our way flying around. In this section we store books about exploreres too
books about mathmatics, physic and weird books about alchemie (quite weird books)
a big collection of books about male and female sexuality and the classic pornographic books
and last not least novels, mostly by English, scandinavian, German and arctic authors

Also ihr seht, da könnt ihr euch noch auf einiges gefasst machen.
Ganz liebe Grüße der Bibliothek, die unsere Heimat ist, auf der wir sehr stolz sind
Greetings from our library
Siri und Selma, Buchfeen

The English and the German texts differ because of information that is only available in German or only of interest for the English spreaking reader.

Black Shuck/Wolf

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Black Shuck/Wolf

Hallo, hallo, hier schreibt Selma BilderFee,

so viele von euch haben unsere Seite gefunden, indem sie den schwarzen Geisterhund, jenen von Baskerville, gesucht haben, dass ich euch jetzt drei Bilder von diesem Gruseltier zeigen möchte. Brühmt-berüchtigt wurde dieses virtuelle Untier, das in Sagen und der Literatur sein Unwesen treibt, durch Arthur Conan Doyle, dem Vater von Sherlock Holmes. Dass Conan Doyle von diesem grausamen Fabeltier, das an unserer Küste sein Unwesen trieb oder gar noch treibt, in Cromer/Norfolk beim Golfen hörte, schrieben wir ja bereits in einem früheren Blogbeitrag.

„Warum gruselt es den meisten Leuten derart vor diesem schwarzen Hund, der wie im unteren Bild meist mit roten Augen dargestellt wird?“ fragte ich meine liebkluge Schwester Siri. Sie meinte, die Angst wirke aus alten Schichten unseres Bewusstseins, aus jenen Zeiten, als die Menschen noch real von Wölfen bedroht wurden. Diese Angst wurde dann auf wölfisch reißende, menschenverschlingende Hunde aus der Literatur übertragen – übrigens nicht ohne Angstlust.

The Dog of Baskerville, also ich möchte ihn nicht begegnen, auf gar keinen Fall

Also Leute, wenn es euch jetzt nicht gruselt … Das ist „The Black Shuck“

Das Gespenst selbst, der schwarze Hund, also, ich zittere vor Angst, wenn ich nur über ihn lese

Findet ihr nicht auch, Rotkäppchens Wolf ist dagegen geradezu niedlich, weil er so vermenschlicht wurde und der Mensch über ihn siegt – so ist`s halt bei den Grimms, die die Märchen nach ihrem Gutdünken veränderten.

Auf den menschenfreundlichen Wolf bzw. Hund machte uns die liebe Dina, die Hundefreundin, aufmerksam. Ihn finden wir bei Jack London in seinen beiden Geschichten „Wolfblut“ und „Ruf der Wildnis“, wo der Mensch sogar zum Rudelführer wird – naja, das erinnerte Siri BuchFee sogleich an Romulus und Remus, die Gründer Roms, die der Sage nach von einer Wölfin groß gezogen wurden, wie Plutarch und Dionys von Halikarnass berichteten – so muss es ja stimmen. Außerdem wurde diese kapitolinische Wölfin, die Säugende, mit Romulus und Remus als kleine Wichte unter ihren Zitzen gern dargestellt.

Aber damit genug der „lieben Wölfe“, eigentlich sind sie spätestens seit Ovids Metamorphosen voll böse – so wie der Black Shuck Norfolks. Ovid erzählt, wie der König Lycaon seine Gefangenen als Speise zubereitet, wofür er ob seiner Grausamkeit in das entsprechende Tier verwandelt wird, nämlich den Wolf. Auch Daniel Defoe lässt uns angesichts der Wölfe erschauern, wenn nach der Befreiung von Robinson Crusoe und Freitag beim Überqueren der Pyrenäen einige ihrer Mitreisenden von Wölfen gefressen werden – fein gruselig beschrieben. Und natürlich darf beim Klassiker der Schauerliteratur, bei Bram Stokers „Dracula“, der Wolf nicht fehlen. Graf Dracula, so liest man dort, erlebt das Wolfsgeheul als feine Musik. Übrigens sieht Graf Dracula die Wölfe als freie Menschen an und bezieht sich damit auf die Verwandten der Vampire, die Werwölfe.

Siri BuchFee erzählt mir gerade, dass der Wolf als Todessymbol von Ted Hughes in seinem Gedicht „Life After Death“ verwandt wird, das er unmittelbar nach dem Suizid seiner Frau Sylvia Plath schrieb. Dort hören seine beiden Kinder und er die Wölfe im Londoner Zoo nachts heulen. Außerdem schrieb er das endlose Gedicht „Wolfwatching“ über den alten und jungen Wolf, naja, etwas deprimierend …

In „Tausendundeine Nacht“ fand Siri den Schätze bewachenden Wolfshund mit tellergroßen Augen vor (übrigens nur in der verbreiteten Salonausgabe, die Goethe liebte, nicht im Original, das aber wahrscheinlich nicht in eurem Bücherregal steht) und wer noch mehr virtuelle Gruselhunde und Wildwölfe treffen möchte, der mag ja mal „wolves in fiction“ googeln, da kann er mit vielen Wölfen tanzen, wenn er nicht gefressen wird.

Wetterfahne in East Anglia

Black Shuck: Wetterfahne auf einem Haus in East Anglia – bei uns in der Nähe, wo er nun schon in der Luft sein Unwesen treibt

Einen gruselfeinen Abend wünscht euch
Selma BilderFee

Da der Black Shack symbolisch dem Wolf zugerechnet wird, habe ich, die emsige Siri BuchFee, Auszüge aus des Masters Lexika „Welt der Symbole“ und „Handbuch der Traumsymbole“ zusammengeschrieben – huch, hoffentlich ist der Master deswegen nicht böse, pssst, nicht weitersagen.

Wolf und Mensch verhalten sich zueinander wie Natur und Kultur, wie unbewusst Triebhaftes und bewusste Kultur. Mit ihm erinnern wir uns an die Ursprünge unserer Kultur, da der Mensch nicht nur Verhalten vom Wolf lernte, sondern sich auch als erste Bekleidung den Wolfpelz überwarf. Diese Erinnerungen treten im Wolfsmotiv der Märchen und Volkserzählungen wieder an die Oberfläche. Der Wolf war aber auch einer der größten Konkurrenten des Menschen ums Fleisch.
Kaum ein anderes Tier regte die menschliche Fantasie mehr an als der Wolf. Er spielte eine hervorragende Rolle in unserer Kulturgeschichte als Sinnbild des Bösen. Heute ist eher faszinierendes Symbol des Wilden und Objekt unkritischer Idealisierung und Romantisierung.
1988 berichteten im „Journal Of Psychological Medicine“ führende Psychiater des McLean Krankenhauses (Boston) von Fällen der Lycanthropie, d.h. Verwandlungen von Menschen in ein Tier. Der betreffende Mensch fühlt sich nicht nur wie ein Tier, er verhält sich auch so. Bei diesen Verwandlungen ist die in einen Wolf beliebt, was zeigt, dass das Wölfische dem Menschen immanent ist und in seinem Unbewussten eine wichtige Rolle spielt (Werwolf).
Der Wolf ist ein listiges Raubtier, gilt als habgierig und hungrig. So verbildlicht er den Schatten der männlichen Sexualität. Allerdings wurden im antiken Rom auch die Prostituierten „lupae“ (Wölfinnen) genannt.
Die Wölfin symbolisiert die nährende Kraft der Natur. Dies schwingt im Märchen vom Rotkäppchen mit, in dem der Wolf nicht nur die Großmutter frisst, sondern sie auch ist. Bruno Bettelheim allerdings sieht das Wolfsmotiv im Rotkäppchen als Symbol für den pubertären Kampf des Mädchens, das sich zwischen Lust- und Realitätsprinzip hin- und hergerissen fühlt.
Die Inuit sehen den Wolf als das dem Menschen ähnlichste Tier an, da Wölfe einander töten und unterstützen und in der Gruppe jagen. Im Christentum wird er dämonisiert, da er sich auf die Lämmer (die Gläubigen) stürzt.
Das Gleichnis vom Wolf und Lamm gehört zum Standard einer Fabelsammlung seit der griechisch-römischen Zeit. Immer betont das Lamm, dass der Wolf kein Recht habe, es zu fressen, worauf der Wolf betont, das Lamm habe kein Recht, sich als Fressen zu verweigern. Luther, Hans Sachs, La Fontaine, Lessing und Hagedorn nahmen dieses Bild, um vor den Mächtigen zu warnen. Bei Äsop wird der Wolf stets negativ gesehen.
Im Bild des Steppenwolfs aus Hermann Hesses Roman wird der Wolf zum Sinnbild des einsam Suchenden und Leidenden. Es steht nicht das Bösartige des Wolfes im Vordergrund, sondern die einsame Suche nach dem Sinn des Lebens. Der Wolf wird zum Bild des heroisierten Einzelgängers.
Neben dem Film „Der mit dem Wolf tanzt“ wurde der Wolf in der Kunst durch Farley Mowats Roman „Never Cry Wolf“ (1963) (und dessen Verfilmung) populär gemacht. Die Comic-Figur Ede Wolf trat zuerst in einem Zeichentrickfilm von Walt Disney 1933 auf. Er bedroht die Drei Kleinen Schweinchen. Sein hervorstechendes Charakteristikum ist die zwangsneurotische Fixierung auf das Fangen der Schweinchen.

da ist er doch schon wieder ...

da ist er doch schon wieder, der rotäugige Hund von Baskerville

© Klausbernd Vollmar, Cley/Norfolk 2012

Tudorkamine

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Tudorkamine

„Am Giebel und am Dach
Spürt man des Wirtes Hausgemach“

englisches Sprichwort

Jetzt ist der Master auf Vortragsreise und wir Buchfeen haben das Wort. Meine Schwester OberKnipsiFee Selma hat mich, Siri BuchFee, so lieb gebeten, etwas zu ihren feinen Knipsis von Tudor-Kaminen zu schreiben. Gar nicht so einfach, sage ich Euch.  Also, sie sind sooo schön, finde ich und unsere Dina liebt sie auch, sehr. Viele, die nach England kommen um den Tudorstil zu bewundern, suchen Hampton Court Palace  in Südwesten von London auf. Wir jedoch haben unsere ganz eigenes Tudor-Village direkt vor der Haustüre, ja, da staunt Ihr, nicht wahr? Bei uns gibt es nicht nur Natur pur, Norfolk bietet zusätzlich viel Architektur! meint unsere Dina und da sie alles, wirklich alles, kennenlernen möchte,  sind wir viel unterwegs, puuh. Also, neulich, nach einer langen Tageswanderung  am schönsten Strand Englands – ja dieses Prädikat hat The Beach, wie man ihn hier schlicht und stolz nennt, Holkham Beach – überraschte uns der Master mit einer Einladung nach Holkham Village. KnipsiFee Selma und Knipsimausi Dina waren völlig entzückt und wie entrückt über die Kamiiiiiine, schau nur, die Kamiiiiine:

Tudorkamine in Holkham Village, Norfolk. Die vielen Kamine sind ein Zeichen für Wohlstand. Das und viel mehr, erzählte  der Master. Ich habe alles notiert, bitte weiterlesen.

Jede Feuerstelle oder offener Kamin im Tudorhaus hat einen eigenen Kamin auf dem Dach. 

Kohle war damals in Norfolk rar und eine neue Generation Landadel zelebrierte ihren Wohlstand mit großen Häuser und üppig verzierten Kamine. Jeder durfte, oder sagen wir mal, sollte sehen, wie gut es einen geht.

Schmucke Schornsteine, nicht? Von Understatement keine Spur….

Eigentlich schade, dass ich Euch kein Knipsi von den beiden mit ihren Kameras zeigen kann, nein, ein Film wäre besser. Objektiv gesehen, gleicht unser geduldiger Master, je weiter wir fortschreiten, einem Linsenträger, voll bepackt mit „nimmst du mal!“, „kannst du mal“, „hälst du mal“. „Wie doof, dass wir unsere Akkus nicht an dem Master aufladen können,“ kichert KnipsiSelma und flattert fröhlich zum nächsten Objekt. Ich, die Muse-Chronistin des Masters, lausche lieber, was er über die Kamine zu erzählen weiß: Der Tudor-Stil gilt als letzte Epoche der Gotik, die immer hoch hinauswollte, zu Gott hin. Dieses Bedürfnis, versteinert in den Kathedralen, zeigt sich säkular im Tudor-Kamin, der so lang ist, als wolle er Gott und die Englein ausräuchern. (Das hat er so schön gesagt, dass ich es wortwörtlich übernommen habe.)

Chimney pot nennt man den oberen runden oder oktagonalen Deckel auf den Kamin.

Übrigens der von uns mehrmals erwähnten Conan Doyle  beschreibt  in seinen Sherlock-Holmes-Geschichten öfter Tudor-Kamine, die von da an immer wieder in Detektiv- und Gruselgeschichten aus der Dunkelheit hoch aufragen.

Der obere Kamindeckel, der sogenannte chimney pot, ist der krönende Abschluss eines jeden Tudorkamins. Unter den vielen Kaminen gibt es richtige Pot-Juwelen, Kostbarkeiten, die jeder Kenner sofort erblicken kann (und soll, natürlich:-))

Für dieses Knipsi ist Selma ganz hoch geflogen. „Paaaaaass auf!“ rufen die Bodentreter. Sie wissen nicht, sie ist nicht nur da oben wegen der Knipsis, sie sucht dort auch ihren Freund Karlsson auf dem Dach.

…und dabei ist ihr fast die Puste ausgegangen, puuuuuuh!….

Das Besondere an der Tudor-Architektur ist ihre Betonung der Verschiedenartigkeit. Tudor-Baumeister fanden Symmetrie gähnend langweilig, sie liebten das Spiel der Möglichkeiten. Das entsprach dem Zeitgeist, der Shakespeare, Bacon und besonders den Volkshelden Sir Francis Drake hervorbrachte, den beamteten Piraten, der neue Länder bei seiner Weltumsegelung entdeckte und selbstredend gleich für England einnahm. Dieses Lebensgefühl nach der Trennung von Rom durch Heinrich VIII. ließ neue Möglichkeiten entstehen, die die Vatertochter Elizabeth I. als Förderin der Künste emsig ausbaute. Genau das drücken die verzierten Tudor-Kamine aus, von denen jeder anders als die anderen verziert ist.

Sooooo viele Kamine… „Ich wäre froh, wenn ich einen hätte…“, meinte Dina.

Findet Ihr das zu kühn gefolgert, wenn ich sage, der Tudor-Kamin ist Ausdruck der entstehenden Individualität? Unter Elizabeth I. entwickelt sich im 16. Jh. ein Bürgertum, das im Gegensatz zur mittelalterlichen Gesellschaft individuell und unabhängig zu handeln beginnt, genauso wie jeder Tudor-Schornstein individuell seinen Rauch in den Himmel pustet.

„Hast du doch, bei uns in Cley!“ tröstet Selma im Vorbeifliegen

Das sind so meine FeenIdeen. Ich hoffe, es hat Euch gefallen, wie auch die KnipsiEindrücke meiner Schwester.

Liebe Grüße von uns,

Siri BuchFee und Selma OberKnipsiFee

Conan Doyle und Sherlock Holmes

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Conan Doyle und Sherlock Holmes

Wisst Ihr, welcher weltberühmte Schriftsteller sich für die Existenz von Feen einsetzte und bis zu seinem Tod an uns glaubte?

Na, habt Ihr es gewusst?

Arthur Conan Doyle

Es war erstaunlicherweise gerade der Mann, der eine ebenso weltberühmte Person schuf, die durch ihren wissenschaftlich geprägten Scharfsinn brillierte. Klar doch, nur wer klug ist, der weiß, dass es uns gibt – und noch einen Hinweis: Ein großes Versehen, dass wir beiden BuchFeen Siri und Selma in keiner seiner vielen Geschichten vorkommen.

Was wir ganz doof finden: Conan Doyles Sherlock Holmes konnte Frauen nicht leiden. Frauen und Liebe, so bemerkte er seinem Assistenten Dr. Watson gegenüber, stören das Denken. Aber lehrte er nicht auch „trau niemals dem Offensichtlichen“? In „Ein Skandal in Böhmen“ scheint sich unser cooler Meisterdetektiv in Irene Adler zu verlieben, die die einzige Person in all seinen Geschichten ist, die ihn besiegte. Ja, und da Holmes wohl wegen seiner problematischen Mutterbeziehung (obwohl seine Mutter begnadete Geschichtenerzählerin war) uns Frauen im Gegensatz zu uns Feen nicht leiden konnte, munkelten einige spätere Schreiberlinge, dass kein anderer als er Jack the Ripper war, der immerhin zu seiner Zeit (1888) zu einer ähnlichen Berühmtheit wie er wurde, nicht nur weil er Frauenleichen zerstückelte und innere Organe entnahm, sondern auch weil er stets der Polizei entkam. Naja, dass Holmes The Ripper war,  glauben wir beide, Siri & Selma, eher nicht, wenn auch der Vater von Sherlock Holmes ein Schlitzohr war. Um der Wissenschaftsgemeinde eins auszuwischen (die ihn dummerweise wegen seines FeenGlaubens verlachte), hat er 1912 in einer Kiesgrube bei Piltdown/Sussex in der Nähe seines letzten Wohnorts Fossilien und einen Schädel so manipuliert, dass es aussah, dass dem Menschen der Übergang vom Affen zum Homo sapiens in Merry Old England gelungen sei, woran die Viktorianer in englischer Arroganz eh nie gezweifelt hatten. Sherlock Holmes wäre diese den Engländern schmeichelnde Fälschung sicher sogleich aufgefallen, aber Conan Doyle wusste zu verhindern, dass seinem Detektiv dieser Fund nie zu Ohren kam.

Sherlock Holmes

Klar, das ist doch alles Quatsch mit der Entstehung des Menschen aus dem Affen, wir sagen es Euch: „Der Mensch entsteht aus Geschichten, wenn Ihr so wollt, aus Gedrucktem“, dafür ist Sherlock Holmes doch das beste Beispiel, der als einzige der wenigen fiktiven Person in die Enzyclopedia Britiannica aufgenommen wurde.

Und außerdem ist Holmes eh wie wir Feen unsterblich. Ihr könnt ihn in rund 200 Filmen und um die 50 Bühnenstücke sehen, schon Doyle ließ ihn in 60 Geschichten agieren. Und um Conan Doyle Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen, anders als Sherlock Holmes hatte er wohl ein gutes Verhältnis zu Frauen. Seine letzten Worte, an seine zweite Frau Jean gerichtet, waren: „Du bist wunderbar.“

Für seine Leser war Sherlock Holmes keineswegs fiktiv, enthusiastisch verteidigten sie, dass er eine reale Person sei. Als Conan Doyle seinen Meisterdetektiv am 4. Mai 1891 in das „Das letzte Problem“ an den Reichenbachfällen in der Schweiz sterben ließ, brach eine ähnliche Massenhysterie aus wie nach Goethes „Die Leiden des jungen Werther“. Und nicht nur Goethes fürchterlich romantischer Roman (bei dessen Lesen wir BuchFeen Lachkrämpfe bekamen), sondern auch die Sherlock-Holmes-Geschichten scheinen zumindest einen Selbstmord provoziert zu haben. Der weltführende Conan-Doyle-Forscher Richard Lancelyn Green kam im März 2004 unter merkwürdigen Umständen in seiner Londoner Wohnung um. Einige nahmen an, dass der Forscher seinen Tod wie einen Fall von Sherlock Holmes inszenierte.

Ist Euch schon aufgefallen, dass Sherlock Holmes und Sigmund Freud einiges gemeinsam hatten (darüber werden wir später noch mehr bloggen), außer dass sie sich (freilich nur durch ihre Schriften) kannten und Zeitgenossen waren? Freuds Methode ähnelt jener von Sherlock Holmes, die Umberto Eco als „Abduktion“ bezeichnete, einen Ausdruck, der von Charles S. Peirce (amerikanischer Wissenschaftsphilosoph) stammt und der auf Aristoteles (immer der) zurückgeht. Die Abduktion ist die Bildung einer erklärenden Hypothese, der dann die Deduktion folgt. Sagen wir es einfach: Holmes leitet aus genauer Beobachtung ab, genauso wie Ecos Wilhelm von Baskerville in „Der Name der Rose“, der dazu noch im Aussehen wie Sherlock Holmes geschildert wird, dessen Bild weitgehend auf den genialen Illustrator Sidney Paget zurückgeht. Es wurde  gemunkelt, dass Paget die Figur des Holmes nach seinem jüngeren Bruder gestaltete. Paget selbst besaß eine Vorliebe für diese karierte Schirmmütze (dear stalker cap), die zum Markenzeichen von Holmes wurde, obwohl sie nur in der Geschichte „Silberstern“ erwähnt wurde. Erstaunlicherweise wird unser Bild von Holmes und Watson mehr von Pagets Illustrationen und vom Film als von den Beschreibungen des Detektivs in Connan Doyles Romanen geprägt. Im Film kommt wohl Jeremy Brett unserem literarischen DandyChemiker am nächsten.

Aber zurück zu Freud und Holmes: Beide waren rührige Kokser. Weswegen Nicholas Meyer seinen Holmes-Freud-Roman „Die Sieben-Prozent-Lösung“ nennt, die Koksern wohl bekannt ist. In einer der letzten Sherlock Holmes-Erzählung „Der verschollene Three-Quarter“ berichtet uns Dr. Watson, dass Holmes seine Süchte überwunden habe, was Meyer in seinem Roman einer Analyse des Meisterdetektivs bei Freud zuschreibt. In „Eine Studie in Scharlachrot“, die 1887  als erste Holmes-Geschichte in England veröffentlicht wurde, schreibt Conan Doyle, dass „die inneren Gefühle eines Menschen durch einen augenblicklichen Ausdruck, das Zucken eines Muskels oder einen einzigen Blick“ zu erschließen seien. 18 Jahren später finden wir genau diesen Gedanken in Freuds „Bruckstück einer Hysterie-Analyse“ erstaunlich ähnlich ausgedrückt.
Wisst Ihr, dass ein Viertel der Sherlock-Holmes-Fälle gar nicht kriminell waren. Selma fragt sich gerade, ob wohl auch ein Viertel der Freud-Fälle gar nicht neurotisch waren.

Holmes und Watson

Uns beiden BuchFeen gefällt besonders an den Holmes-Geschichten, wie in ihnen die englischen Umgangsformen so treffend geschildert und zugleich ironisiert werden. Die Dialoge zwischen Holmes und Watson und speziell zwischen Holmes und dem Polizeioffizier Inspektor Lestrade sind meist pfiffig witzig und von einer atemberaubenden Arroganz geprägt, die Holmes als klassischen Vertreter der englischen Oberschicht kennzeichnet. Übertrieben für den heutigen Geschmack finden wir jedoch die bisweilen schulmeisterlichen Entgleisungen von Holmes, eine Eigenart, die Holmes mit vielen Aufklärern seiner Zeit teilt. Erzählt wird bis auf wenige Ausnahme aus der Perspektive von Dr. Watson, mit dem sich Conan Doyle (selber Arzt) identifizierte. Die Vorlage zu Sherlock Holmes bot Doyles Universitätslehrer, der Medizinprofessor Bell, der für seine analytischen Fähigkeiten und Beobachtungsgabe berühmt war.

Edgar Allen Poe

Conan Doyle orientierte sich mit seinen Sherlock-Holmes-Geschichten an Edgar Allan Poe, der für Selma mit „Der Doppelmord in der Rue Morgue“ (1841) und „Das Geheimnis um Marie Roget“ (1842) die ersten modernen Krimis schrieb. Auch hier tritt bereits ein Detektiv auf und die brillant geschriebene Geschichte wird aus der Perspektive seines Assistenten beschrieben (und wurde von Beardsley illustriert). Ich, Siri BuchFee, dagegen meine, man könne schon  E.T.A. Hoffmanns „Fräulein von Scuderi“ (1818) als Vorläufer der heutigen Krimis sehen – und erstaunlicherweise ermittelt hier eine Frau, nach der diese  romantische Novelle benannt ist.
Poe erfand wie Conan Doyle und fast alle Krimischriftsteller bis heute einen Detektiv, nämlich Auguste Dupin. Schon im ersten Holmes-Fall „Eine Studie in Scharlachrot“ sprechen Holmes und Watson über Dupin, der Sherlock Holmes als „Vertreter der Ratio“ (Siegfried Kracauer „Der Detektiv-Roman“) und Prototyp des Amateurdetektiv ähnelt (wogegen Holmes sich in diesem Gespräch wehrt). Allerdings übertrifft ihn der dandyhafte Holmes in seiner Exzentrik bei weitem. Die einzige Exzentrik des sparsam mit Eigenschaften beschriebenen Dupin besteht darin, dass er als Nachtmensch lebt. Holmes ähnlicher finden wir seine Nachfahren wie Agatha Christies Hercule Poirot und Dorothy Sayers Lord Peter.
Zur gleichen Zeit tritt in den USA der Detektiv als der knallharte Mann auf, dem jeder Charme unseres Holmes fehlt. Dashiell Hammett und Raymond Chandler bringen den Mord zu jenen Menschen zurück, die aus Gründen morden und nicht nur, um Autoren wie Conan Doyle und Agatha Christie eine
Leiche zu liefern. „Realismus statt Romantik“ war die These Chandlers, die solche Leute wie unseren Petrarca lesenden und Geige spielenden Holmes und seine weibliche Kollegin, die hochgebildete, ältliche Miss Marple, ins Abseits geraten ließen. – Aber nicht ganz, denn auf der ganzen Welt gibt es heute um die 600 aktive Sherlock-Holmes-Clubs und immer wieder werden die Holmes-Geschichten neu verfilmt.
Allerdings, muss ich, Sirir BuchFee, hier den genialen Rex Stout als Ausnahme anführen. Dieser amerikanische Krimiautor, der von 1934-1975 33
Romane und 14 Erzählungen schrieb, schuf mit dem orchideenzüchtenden Privatdetektiv Nero Wolfe nicht nur einen ebenso exzentrischen und belesenen Detektiv wie Sherlock Holmes, sondern er übernahm auch Conan Doyles Technik, die Geschichten aus der Sicht des Assistenten zu schreiben, in diesem Fall Archie Goodwin. Conan Doyle und Stout lieben das immergleiche Setting, ihre Detektive haben eine feste Adresse und bei beiden steht die Polizei ziemlich dumm da. Ich überzeuge gerade mein Schwesterlein Selma davon, Rex Stout zu lesen, denn wer Sherlock Holmes liebt, wird sich auch mit Nero Wolfe anfreunden.

Wie wir auf Conan Doyle und seinen Holmes kamen? Wir berichteten Euch ja bereits (in „Literary Norfolk, Poppyland“), dass Conan Doyle sich in Cromer, unserer nächsten Stadt, golfspielend vom Typhus erholte und außerdem lebte er ja die letzten 23 Jahre seines Lebens in East Anglia (wozu auch Norfolk gehört), wo er mit Rudyard Kipling Golf spielte, bis er am 7. Juli 1930 starb. Und wir beide sind über die Parallelen zwischen unserem Master und Sherlock Holmes verblüfft: Beide sind Lehnstuhlexplorer, coole Logiker und einiges mehr, worüber wir demnächst noch genauer berichten werden. Außerdem finden wir, jeder Gebildete sollte zumindest einige von Conan Doyles Geschichten kennen. Dieser Ansicht war man selbst bis vor kurzem in den USA. In diesem Jahr wurde jedoch „Eine Studie in Scharlachrot“ auf Grund einer Klage der Mormonen Virginias vom Lehrplan gestrichen, da es in einer Nebenszene um eine Zwangsheirat im Mormonen-Milieu geht.

Bevor wir uns von Euch für heute verabschieden, hier unser Lieblingszitat von Conan Doyles Sherlock Holmes: „Mein lieber Watson, ich kann nicht zustimmen, Bescheidenheit zu den Tugenden zu zählen. Als Logiker sollte man die Dinge sehen, wie sie sind; sich zu unterschätzen weicht genauso weit von der Wahrheit ab, wie seine Kräfte zu überschätzen.“

In diesem Sinne Eure BuchFeen Siri und Selma

Nachtrag: Der ehemalige Maurer Guy Richie drehte 2009 nach der Trennung von Madonna den Film „Sherlock Holmes“, der insofern konsistent ist, dass die Besetzung schlecht, das Drehbuch noch schlechter und die Zeichnung von Holmes völlig daneben ist. Der australische Filmkritiker David Stratton meint, der Regisseur war hauptsächlich an Action interessiert, wobei er eine Vorlage der Weltliteratur vergewaltigte. Richie wäre wohl besser Maurer geblieben. Schock  Horror, es ist noch eine Fortsetzung geplant „und verschone uns von dem Übel“ …

© Klausbernd Vollmar, Cley/Norfolk 2011