Schlagwort-Archive: Reed

Reeds, Cley next the Sea

Veröffentlicht am

W.B. Yeats (1865–1939), aus seiner Gedichtsammlung „The Wind Among the Reeds“, 1899

The Host of the Air

O`Driscoll drove with a song
The wild dug and the drake,
From the tall and the tufted reeds
Of the drear Hart Lake.
And he saw how the reeds grew dark
At the coming of night tide,
And dreamed of the long dim hair
Of Bridget his bride.

 Cley Mill 2013 Photo: Hanne Siebers
Abgeerntetes Reetbett vor der Cley Mühle

Also, liebe Besucher, wir Buchfeen haben uns ja an unseren Flügelchen gekratzt. Wir schreiben hier darüber, was die Engländer kurz und einfach „reed“ nennen.  Aber im Deutschen ist das mit dieser Bezeichnung gar nicht so einfach. Wir meinen das Schilf (Phragmites communis), das besonders im Norden Deutschlands als „Reet“ und im Süden eher als „Ried“ bezeichnet wird. Für beide Wörter gibt es jedoch keinen Plural. Aber, oh dear, das Reet tritt doch immer in Massen auf! Da muss man zu dem deutschen Ausdruck „Riet“ greifen, der erstaunlicherweise eine Pluralform besitzt – was solch eine Änderung von D zu T alles bewirken kann. Da seit ihr aber baff.

This is a paragraph about the grammar of the German word for „reed“ – there exist several words but most of them haven`t got a plural-form.

Hides, Cley Marshes, 2013 Photo: Hanne Siebers

Das ist berühmte Vogelschutzgebiet „Cley Marshes“. Auf Dinas Foto seht ihr nicht nur das Reet wachsen, sondern diese Vogelbeobachtungshütten, „hides“ gennant, sind auch mit Reet gedeckt, um sich feiner in die Landschaft einzupassen.  Die Vögel machen gerade zur Mittagspause ein Picknick am Meer.

This is Cley Marshes: birdwatcher`s area. You see that all the hides are thatched to fit better into the nature. What are not seeing here are the birds. They are having a picnic at the beach.

Cley Marshes, 2013 Photo: Hanne Siebers

Cley Marshes

Mittagspause beendet. Vögel über Riets – ein übliches Bild, wenn man auf der Küstenstraße gen Stiffkey oder Sheringham fährt. Stiffkey ist ganz besonders wegen seines berühmten Pfarrers. Aber das ist eine andere Geschichte, die ihr hier lesen könnt.

Picnic finished, birds are back. This is a typical view driving the North Norfolk coast road between Stiffkey and Sheringham.  Stiffkey is that village with the famous vicar. If you don`t know his story you can read it here.

Reeds, River Glaven, Cley next the Sea, Norfolk Photo: Hanne Siebers

River Glaven, Cley next the Sea

Masterchen liebt das Reet nicht so sehr, denn es engt die Fahrtrinne zum Meer immer mehr ein. Wenn wir mit dem Boot hinausfahren, kommen wir uns wie Livingstone auf seiner Fahrt zu den Quellen des Nils vor. Alles nur Fantasie …, aber Reet verführt zum Träumen.

Our dear Master doesn`t like reeds that much because it makes going out to sea and returning to our mooring (just a few steps from here) quite hard. Well, when we go out or come in we always get this feeling being Livingstone searching for the sorces of the Nile. We know, it`s a fantasy – but reeds seem to trigger fantasies. 

Cley Mill, 2013 Photo: Hanne Siebers

 Geschnittenes Reet vor Cley Mill

Reet zu schneiden und es für Dachbedeckungen fertig zu machen (zu entblättern), gehört zu einer alten Handwerkstradition in Nordnorfolk. Es sind meistens die Fischer, die von Anfang Februar bis Ende März, wenn das Meer zu rau zum Rausfahren ist, das Reet früher per Hand, heute mit Maschinen zum Reisernten schneiden. Dieses Handwerk wäre ausgestorben, wenn es nicht mit EU-Fonds für traditionelles Handwerk unterstützt würde.

Huge numbers of reeds are growing on our coastline. Its harvesting, preparing and marketing is mostly done by the fishermen in February and March when the sea is too rough for going out. Reedcutting and working with reeds is a significant and long established local industrie. The reed is mostly used for thatching roofs and for reed panels. This local craft is funded by the EU otherwise it would have vanished.

Klausbernd Vollmar, reeds, 2013 Photo Hanne Siebers

Gebündeltes Reet

Masterchen prüft die Reetbündel. Alles Reet wird in solchen Bündel abtransportiert und auf die Dächer gehoben. Das Reet sieht aus wie mächtige Strohlhalme für Riesen. Aber nicht, dass ihr gar glaubt, Masterchen wäre zum Reetschneider geworden, nix da, das ist viel zu schwere Arbeit für ihn 😉

Our Master inspects the bundles of reeds. In those bundles it will be transported to roof to be thatched. Doesn`t it look like straws for giants?
Don`t you think our Master has become a reedcutter! It would be too hard work for him, we suppose 😉

Klausbernd Vollmar, reedworker 2013 Photo: Hanne Siebers

Masterchen, posing for Dina as reedworker

Das Reet ist eine drei bis fünf Meter hohe Pflanze, die auf allen Kontinenten zu finden ist – außer in Antarktika. An der Donaumündung gibt es schwimmende Reetfelder. Es wächst meistens in Marschen, an Flüssen, Bächen und Seen. Die Blüte des Reets schimmert zart violett in der Sonne.

The reed is a 10 to 15 feet high perennial herb of the order Gramineae. It`s native to all continents except Antartica, growing on the margins of lakes, rivers and up wet sea-cliffs. Reeds flowers in a light purplish colour.

Bundle of reed, Cley next the Sea, 2013 Photo: Hanne Siebers

Bundle of reeds, Cley next the Sea

Church in Ingworth, Norfolk Photo: Hanne Siebers

Ingworth Church, Norfolk

Diese alte Kirche ist traditionell reetgedeckt. Obwohl Reet eine hervorragende Wärmeisolierung bietet, gibt es immer weniger Reetdächer, da die Versicherung für reetgedeckte Häuser zu teuer ist (wenn auch das Reet für Dächer chemisch gegen Brand präpariert wird).

The old church of Ingworth/North Norfolk is traditionally thatched. Although reeds are perfect for insulation thatched roofs are disappearing because of insurance costs.

Reedroof Photo: Hanne Siebers

Eber auf dem Dach

Typisch für Reetdächer sind die Verzierungen unterhalb des Dachfirstes, allerdings einen Eber auf dem Reetdach ist schon etwas Besonderes.

The artistic embroidery of the roof ridge is typical but not the wild boar on the roof ridge.

Reedroof, Cley next the Sea, Photo: Hanne Siebers

House next to the church, Cley next the Sea

Die Netze über dem Reet sind notwendig, damit die Vögel nicht den Vorbau oder Reetdächer abdecken, indem sie Halm für Halm herausziehen, um ihn für ihren Nestbau zu benutzen.

Netting or chicken wire on a thatched roof is necessary to keep birds from using the reeds for trying to build their nests with them.

Liebe Grüße an euch alle vom Reetland
Love to you all from the reed country
Siri and Selma, Bookfayries 🙂 🙂

© Photos: Hanne Siebers, „The world according to Dina“

Auf dem Pit

Veröffentlicht am
Auf dem Pit

Old sailors never die, they just get a little dinghy.
Mast- und Schotbruch, Pit

Im Norden auf der Karte könnte ihr den Pit sehen, nein, nicht den Pit aus Süd-Texas, sondern den Blakeney Pit. Das ist das stark gezeitenabhängige Haff, das wir durchqueren müssen, um mit Circe unserem Boot in See zu stechen. Wir wohnen ja in Cley next the Sea, dem kleinen Dorf am großen Meer, seht ihr, wo wir mit Circe starten?
Es gilt als ehernes Gesetz, dass die Kinder der Küstenorte, nicht den Pit beim Segeln verlassen dürfen. Wir Bookfayries dürfen auch nur mit Masterchen am Ruder den Pit verlassen, denn die Dünung und der Wellendruck, die Strömungen und Untiefen sind jenseits des Pits gefährlich. “Immerhin”, hält uns Masterchen immer vor, “sterben vor dieser Küste alljährlich um die 25 Leute auf See.”

(Für den geographisch Interessierten: Morston liegt genau auf ein Grad östlicher Länge, die Koordinaten von unserem Haus in Cley: rund 53 Grad nördliche Breite, rund 1 Grad östliche Länge)

Bevor wir allerdings zum Pit kommen, müssen wir den Glaven befahren, der diese Haff-Nehrungsküste bildet, und da geht es durch`s Reet (dieses Schilfgras wird auch „Ried“  genannt). Im folgenden Bild könnt ihr unsere geliebte Circe sehen, das Boot, das wir schon seit über 20 Jahren fahren. Naja, so sieht es auch aus …

Also, durch`s Ried an der Mühle entlang, geht es raus auf den Pit durch die große Schleuse, die unser Dorf vor Überflutungen schützt. Die letzte große Flut war 1953, als man auf der Hauptstraße Kahn fahren konnte. Aber da waren wir noch nicht hier. Die old boys und girls haben ihre eigene Zeitrechnung in Jahren nach oder vor der großen Flut.

Die Fischer haben am Glaven ihre Reedbeds, die Flächen, wo sie im Februar das Ried schneiden, mit dem traditionell Dächer gedeckt werden.

Das Gebiet ist fest in der Hand der Birdwatcher. Treffen wir solche Vogelgucker, die meist mächtiges Gerät wie ein Teleskop, Fotoapparat auf Stativ mit baumlangem Teleobjektiv und natürlich ein Fernglas mit sich schleppen, begrüßen die uns keineswegs mit “hi!” oder “good afternoon”, nein, ein echter Birdwatcher fragt sogleich: “What have you spotted so far?” Sie erhoffen sich natürlich von uns fliegenden Wesen den heißen Tipp (meine Schwester und ich sind bekannt für unserm Scharfblick), aber unter uns, wir kennen uns mit Vögeln weniger aus, das sind völlig andere Flatterwesen als wir – wir sind nicht verwand!
Cley wird das „Mekka of Birdwatching“ genannt. Ja, es spielen sogar einige Birdwatcher-Krimis in unseren Marschen und gar auf der High Street, wie der von der BBC verfilmte Roman “The Murder in the Hide”.

Und wenn wir erst durchs Ried und danach auf dem Pit herumtuckern, befinden wir uns in einer Landschaft wie designed, klare Linien, Meer, viel Horizont, Strand, die stets die gleiche Wirkung auf uns haben: erfrischend, entspannend und entschleunigend.

Spürt ihr das jetzt auch? Tiiiiief inhalieren, das hilft! Oben seht ihr Masterchen mit Circe am Lifeboat House am Ende der Nehrung. Das blaue Lifeboat House wurde 1898 als Ersatz des älteren gebaut. Allerdings taugte es zur Seenotrettungsstation gar nicht, da sich innerhalb weniger Jahre so viel Kies, Sand und Schlick durch die Strömung ablagerte, dass man dort kein Rettungsboot mehr zu Wasser lassen konnte. Seit 1910 dient es als eine Forschungsstation, die dem University College von London gehört.
Schaut auf Selmas Lieblingskarte unten: NT (für National Trust) bezeichnet das Lifeboat House und dann seht ihr gleich steuerbord und backbord die großen Seehundkolonien. Am östlichen Ufer sahen wir gestern über tausend Common Seals und die riesigen Atlantic Seals. Wir Buchfeen lieben diese Robben, die stets unser Boot begleiten.

Da sind sie, unsere liiiiieben Freunde da draußen! Manchmal ist es ziemlich risky, sie zu besuchen. Der Wellendruck und die Höhe der Dünung zwingen Masterchen häufig zu kühnen Wendungen, und dann wird es eine nasse Angelegenheit. Ich, Selma, knipse mir mit Dina, die Finger wund und wie der kleine Hävelmann schreien wir “mehr, mehr! Noch eine Runde an den Seehunden vorbei!” Durch das schaukelnde Boot ist es nicht so leicht, unsere Freunde gut ins Bild zu bekommen. Ich, Siri, helfe dem Master die Wellen einzuschätzen, was immer wichtig bei Kursänderungen ist, sonst gibt`s eine so unfreiwillige wie heftige Dusche, brrrrrr … Das mögen die Kameras überhaupt nicht und das Geschrei ist groß. Naja und vom Kentern wollen wir gar nicht erst reden.

Die herzerweichend schauenden Seehunde sind natürlich Menschenwatcher. Alle beobachten, auch wir. Spannend ist es, den Seeschwalben beim Fischen zuzuschauen und wir lieben ihren ständigen schrillen Schrei. Über ihrer riesigen Kolonie (30.000 Vögel) gleich hinter dem Badestrand der Robben schwirrt die Luft.

Wir könnten ewig lang draußen auf dem Pit verweilen, aber leider, leider das Meer hat das Sagen und zieht das Wasser zurück. Dann müssen sogar die Piraten gehorchen, … oh ja! Es ist halt unehrenhaft für einen Piraten auf dem Trockenen zu landen und zu Fuß nach Hause zu gehen. Geht gar nicht!

Die Piraterie ist eine große Leidenschaft in dieser Gegend, aber psssst! nicht weitersagen, wir spielen nur Piraten. Wie das aussieht, seht ihr unten: Wie sich Masterchen eine Kaperfahrt erträumt. Na, wir lassen ihn ruhig träumen. Ist ja nett 😉

Foto  © Konrad Lenz

Nun könnt ihr euch das hoffentlich besser vorstellen, wenn wir sagen, wir fahren mit dem Boot raus.

Ganz liiiiiebe Buchfeengrüße von
Siri & Selma 🙂 🙂