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Diesen Text über die Doppelbödigkeit der englischen Idylle fand ich auf dem hervorragenden anglophilen Blog von Achim, dem Rambling Brother. Auch ich fröne in meinem kleinen Dorf am großen Meer in Norfolk den Romantizimen, obwohl ich nicht im rosenumrankten Cottage wohne und auch keine Leiche in der Garage liegen habe. Jekyll und Hide scheinen hier auch noch nicht herumzulaufen, aber wer weiß.
Danke, lieber Achim, für die feine Darstellung von Romantik und Grausen, die besonders in England als die beiden Seiten der gleichen Münze gesehen wurden.
Euch allen viel Vergnügen beim Lesen

Klausbernd

A Readmill of my mind

John Constable The Hay-Wain
John Constable – The Hay-Wain

John Constable präsentiert 1821 im Rahmen der Ausstellung der Royal Academy of Arts erstmals sein Gemälde The Hay-Wain (Der Heuwagen) der Öffentlichkeit. Die Kritik äußerst sich wohlwollend über das Bild und der Examiner konstatiert: „It approaches nearer to the actual look of rural nature than any modern landscape whatever.“ Dieser Tatbestand ist insofern interessant, als es in der Geschichte der Malerei in England davor die Wiedergabe von Natur und Landschaft als eigenständiges Sujet nicht gab. Sie hielten nur als Szenerien für die Darstellung von Personen oder für die Veranschaulichungen von Ideen her.

Constables‘ Bild ist für mich immer noch der höchste Ausdruck und ein Füllhorn dessen, was ich mir unter ländlicher, bukolischer Idylle vorzustellen vermag. Wäre meine Einbildungskraft ausgeprägt genug und meine handwerkliche Kompetenz annähernd kunstvoll, in etwa dieses Meisterwerk der englischen Malerei wäre dabei herausgekommen. So rede ich es mir zumindest ein…

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Über Klausbernd

Autor (fiction & non-fiction), Diplompsychologe (Spezialist für Symbolik, speziell Traum- und Farbsymbolik)

Eine Antwort »

  1. Schön, kommt mir auch irgendwie bekannt vor. Hing das schon, als ich mal in Oxford war, allerdings zum Sprachstudium im Pembroke College? 1985 oder so……hatte ich eine Reise nach Oxford gewonnen……

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  2. Lieber Klausbernd,

    vielen Dank für das Rebloggen. Das freut mich ungemein.

    Liebe Grüße

    Achim

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    • Lieber Achim,
      schön, dass es dich freut. Ich finde dieser Artikel hat wirklich das Rebloggen verdient. Er regt auch dazu an, die englischen Krimis, die meistens an idyllischen Orten spielen, mit anderen Augen zu betrachten. Als ich „Magisch Reisen: England“ (Goldmann) schrieb, war es mir ja nicht erlaubt, über die Schattenseiten des „locus amoenus“ zu schreiben, außer über Geister, die idyllische Orte scheinbar lieben – zumindest nach dem „Who is Who of the British Ghosts“.
      Liebe Grüße von
      Klausbernd und seinen Buchfeen Siri & Selma 🙂 🙂

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      • 2 Sammlerexemplare bei Amazon für 21, 96 zu erhalten, sollte ich mal eines bestellen, sehr nebulös…..was ist denn da der Unterschied zu „gebraucht“?
        Rätsel über Rätsel!
        Sende herzliche Grüße auf die Insel und wünsche allen eine schöne Woche
        Pia

      • Liebe Pia,
        wenn du „Magisch Reisen: England“ noch bekommen kannst, dann schlag zu. Mein Buch ist nur noch schwer zu bekommen. Ich habe selbst nur noch ein Exemplar davon. Was der Unterschied zu gebraucht ist? Ich versteh die Frage nicht – sorry.
        Liebe Grüße aus Cley next the Sea
        Klausbernd

      • Habe ein „gebrauchtes“ bestellt, na, da bin ich aber mal gespannt.
        Bin ich doch auch schon mal mit einem Pony durch die Hochebenen Südenglands geritten….(eine Möglichkeit des „magischen Reisens“…)
        Schönen Tag allen!

      • Dir auch.
        Liebe Grüße
        Klausbernd und Dina und natürlich unsere heute flatterhaften Buchfeen Siri und Selma

  3. What an interesting blog – well, quite hard to understand for me, but I suppose I have got the message: there is always to sides to an idyllic place or every place has its shadow.
    Romanticism and the evil belong close together. Wasn`t it the poets in the romantic period who where interested in the shadow side. Okay, in the beginning it has been more the shadow side of our character like in Stevenson`s Jekyll and Hide or I immediately think of monsters like this of Frankenstein or Bram Stokers Count Dracula. But, of course, we tend to project our inside onto the outside world and experience that beauty and beast always go together. Actually quite a wholistic idea.
    Thank you very much for this article.
    Greetings from Arctic
    Per Magnus

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    • Dear Per Magnus,
      first of all a Happy New Year to you! Keep your feet warm and have a great 2013.
      As I know you understand German quite well I just answer in German because it`s faster for me and I am off to a drinks party to neighbours – you know it`s drinks party time now.

      Ja, du hast recht, die Romantiker entdeckten das Gruselige. Ich werde demnächst hier noch Genaueres darüber schreiben. Nach der „Harmoniegeilheit“ der Klassiker a la „stille Einfalt, edle Größe“ fing es im Sturm und Drang an, das harmonische Ideal in Frage zu stellen und die Romantiker wandten sich darauf in der Kunst dem Interessanten zu. Nachdem im damaligen Freiheitskampf der Bürger – siehe französische Revolution – das Individuum entdeckt wurde mit seinen Schattenseiten, wurde auch das Schreckliche erkannt und als darstellungswürdig empfunden. Umberto Eco schreibt in seiner „Geschichte des Häßlichen“ teilweise darüber. Aber ich will nicht vorweg nehmen, was eines von Dinas und meinen nächsten Projekten ist, wo wir an Hand von Moulagen der Frage nach dem Grauenhaften in der Kunst genauer nachgehen werden. Mit fällt gerade ein, für dich ist das doch tägliche Erfahrung. Der Eisbär: so niedlich zu betrachten und zugleich das gefährlichste Raubtier (übrigens Dina zeigt gerade beeindruckende Eisbärbilder auf ihrem Blog).

      Have a pleasant week!
      Love
      Klausbernd, Dina and our busy Bookfayries Siri and Selma

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  4. Interesting. I have the same feelings when I see an idiot drive near the water on the beach. I think of the encroachment of the heavy tires on the delicate life forms below in the sand. Thanks for sharing.

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    • Dear John,
      thanks for your comment.
      Fortunately nobody is allowed to drive at beach here – you actually can`t get there by car. Well, there are always some folks who can`t respect the nature. That is probably another mechanism of the dark side: some people feel that the have to destroy what they are loving.
      Have a great week
      Klausbernd and his Bookfayries Sir & Selma 🙂

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  5. Eine Leiche in der Garage zu haben wäre ja auch nur romantisch, wenn sie in Geschenkpapier mit Blümchen darauf verpackt ist… 😉

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    • Oh dear, ich habe gar nicht so viel Geschenkpapier mit Blümchen …
      Aber Siri und Selma schlugen vor, die Leiche anzumalen (they have to be quicker than the decay ;-))

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  6. Wie schon bei Achim zu diesem Artikel geschrieben:

    Ist es nicht ein Traum der Menschheit eine vollkommenen Idylle (das Paradies) zu finden?
    Nicht nur als Bild, sondern auch in der Dichtung, der Bildhauerei und Musik.
    Der Mensch hat eine schwierige Natur – es wird in keinem physikalischen Ort dieser Erde das Paradies geben – an jedem Ort wird aufgrund genau dieser Natur des Menschen Blut vergossen worden sein.
    Wo also ist dieser Ort, den wir alle nicht nur in den Künsten suchen?
    Mir ist noch Walhalla eingefallen…..

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    • Guten Morgen liebe Susanne, meine russischen Freunde arbeiten gerade an einem Projekt: Sie teilen den „Garten der Lüste“ in 3 Teile, nur Frauen, jüdische in Männerkleidern mit Bart, muslimische nackt aber mit Schleier vorm Gesicht und die christliche Variante, huch, das habe ich gerade vergessen, sicherlich als Amazonen oder so…..das schaue ich nochmal nach…..
      Apropos Arbeit, tschüüüühüs……

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      • Liebe Pia,
        wie so häufig zeugt das von der Erotisierung des locus amoenus. Immerhin gilt ja der Garten als der archetypische Ort der Verführung.
        Tschüß
        Klausbernd

      • Danke, Pia, da ist ja mächtig viel Aktion im Garten der Lüste…..
        Schon alleine das Wort Amazone erzeugt viele, viele Bilder in meinen Kopf, von den anderen nicht zu reden,
        viel Spaß bei der Arbeit und tschüsssssss Susanne

    • Liebe Susanne,
      schon die Römer waren vom schönen Ort, den locus amoenus, fasziniert. Am besten gefallen mir jedoch die Engländer. Die Landschaftsgärtner Capability (Lancelot) Brown und Willam Kent gingen davon aus, dass Gott eben nur 7 Tage hatte, die Welt zu schaffen und da etwas schlampen musste. So kamen dann die Landschaftsgärtner und betrieben Co-Creation, d.h. sie verbesserten das, wozu Gott keine Zeit hatten und schaffen so das Paradies auf Erden. Englisch elitär vom Feinsten, isn`t it 😉
      Der schöne Ort, wie wir alle wissen, liegt im Inneren oder ist in der Kunst zu finden. Heute wissen wir um das Unirdische des locus amoenus, der übrigens immer noch in den Zen-Gärten zelebriert wird.
      Liebe Grüße vom fast locus amoenus 😉
      Klausbernd

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      • Eine gute Lösung, Gott unter die Arme zu greifen.
        Gartenkunst. Naturkunst.
        Englische Gärten habe ich bisher noch nicht life erlebt, über Stratfort upon Avon, Oxford und London bin ich auf der Britischen Insel noch nicht hinausgekommen. Aber es gibt auch viele interessante Gärten in Deutschland, z.B. der Themengarten der Kurfüstin Luise Henriette im Schloß Oranienburg ist wunderschön und ich kann mir dort das Paradies vorstellen, besonders im Liegestuhl im Schatten mit Zeichenblock und Feder.
        Ich habe großes Glück – ich kann mir mein Paradies zeichnen 🙂
        In Berlin Marzahn gibt es die Gärten der Welt, die ich zu meiner Schande noch nicht besucht habe. Ich glaube ich brauche mit der S-Bahn länger nach Marzahn als mit dem Zug nach Schwerin …. 🙂
        Schön, dass du deinen fast locus amoenus gefunden hast! Ein ordentlicher Schritt im Leben eines jeden!
        Ich habe einige Male meinen Maileingang klingeln hören, werde die aufdringliche Klingel ignorieren und ins Bett gehen,
        Gute Nacht Dina, Klausbernd und ihr Feen, schöne Träume wünscht euch Susanne

    • Liebe Susanne,
      mir fällt gerade noch vorm Kochen ein: Interessant ist bei den Romantikern der schaurig-schöne Ort. Schaurig und schön beginnen ja nicht nur mit dem gleichen Anlaut, sondern scheinen sich gemäß romantischer Auffassung keineswegs zu widersprechen – eine Ansicht, die seit den Ästhetiken der Frühromantik vertreten wurde – aber ich eile wieder voraus, wohl da ich heute den ganzen Tag darüber forschte, wie das Hässliche (und Schaurige) in die Kunst kam. Das kannst du bald bei mir hier genauer lesen.
      In der englischen Landschaft gehört zum schönen Ort stets die Ruine (die als Ruine gebaut wurde), in der auch der Spuk nicht fehlen darf. Gehört womöglich der Schauer zum schönen Ort?
      Liebe Grüße, jetzt werden die Spaghetti aufgesetzt,
      Klausbernd
      Die Geschichte vom alten Mann und dem Meer, die du so sensibel gerade illustrierst, ist doch auch schaurig schön, obwohl Hemingway über jeden Romantikvorwurf erhaben ist 😉 – das Meer ist immer schaurig-schön – oder? Und sein Getier wie Moby Dick und der weiße Hai ebenso …

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      • Lieber Klausbernd,
        schaurig schön ist schön! 🙂
        Ruinen im Mondlicht, Wasser im Sturm, Piranhas in den Tropen und die Familie Adams.
        Da haben wir natürlich auch wieder das interessante Unbekannte, was bei schaurig und auch schön unsere Fantasie in Bewegung setzt.
        Ich mag es auch lieber intelligent gruselig als platt blutig und denke an die Ruinen von Eldena, die ich mir anschaute, die ich mir überwältigend vorstellte und die in meiner Fantasie gewaltiger als in der Wirklichkeit waren.
        Da hattest du bestimmt einen interessanten, inspirierenden Tag mit dem schaurigen im Genick und dem schönen im Blick… (oje, ich sollte für heute aufhören zu schreiben, nicht das sich nochmehr Schüttelreime einschleichen).
        Ich hoffe, ihr hattet leckere Spagetti, auch ein Hauptnahrungsmittel in allen Variationen von mir….

      • Danke, liebe Susanne, ja, der gestrige Tag war schaurig schön. Nach den Spaghetti sahen wir von Henrik Ibsen „Gespenster“ – hui, wirklich schaurig, schaurig schön, intensivst, sehr wergetreu inszeniert, but heavy, indeed!
        Ganz liebe Grüße von
        Dina, den gerade schlappen Bookfayries Siri und Selma und mir
        Klausbernd

  7. Wundervoll – vielen dank für diese verweis auf einen sehr interessante post… 🙂

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    • Thanks for your commentary.
      May you find your ideal place 🙂 well: ideal = idyllic (?)
      Have a relaxing evening
      Klausbernd and his Bookfayries

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  8. Na, was ist den ein schöner Ort ohne etwas Schauriges? Auf Dauer langweilig. :-)Schließlich brauchen wir auch immer etwas das unsere Fantasie anregt und was ist da besser geeignet, als eine Ruine in die sich Geschíchten flechten lassen oder eine Leiche in der Garage. Nur romantisch, ist glaube ich, sehr ermüdend, obwohl so ein einsam gelegenes rosenumrangtes Cottage – das hat was.

    Liebe Grüße, Szintilla

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    • Hi, dear Szintilla,
      wenn auch mein Haus nicht rosenberankt ist, so rankeln sich doch Wein, Clematis und Jasmin an seiner Fassade. Wie du empfinde ich das, nur romantisch ist langweilig und wird öde auf die Dauer. Ich hatte, als ich vor 35 Jahren nach Cley next the Sea zog, ein romantisches Cottage aus dem 16. Jh., das bereitete fürchterliche Arbeit. Da muss man ständige werkeln und gibt ein Vermögen für die Heizung aus. Außerdem sind die Decken niedrig, die Räume klein und irgendwo regnet es immer herein. Also romantische Cottages entfalten ihren Schatten im Inneren – auch jene, die man bei Inspector Barneby und Rosamunde Pilcher sieht.
      Liebe Grüße
      Klausbernd

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  9. Habe gerade kurz Pause und musste mal wieder lachen, denn gerade erklärte ich meinen Mädels: Erleuchtung ist, wenn alles Freude ist!
    Jede Erfahrung reine Freude, also auch wenn es durch die Decke regnet!
    Aber so genau weiß ich auch nicht, ob das stimmt.
    Vor Jahren beobachtete ich mal eine „Verrückte“ auf dem Platz unten: Sie stand mitten im Regen und jubelte vor sich hin: Heute ist so ein wunderbarer Tag, finden sie nicht auch, so ein wunderbarer Tag.
    Sie hat es geschafft!
    So, jetzt gehe ich wieder in den paradiesischen Ballettsaal.
    Sie sehen nur den Garten, aber nicht den Spaten…..
    Stand mal in meinem kitschigen Poesiealbum….

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    • Liebe Pia,
      „Sie sehen nur den Garten, aber nicht den Spaten“ finde ich ein sehr treffendes Zitat, ich hab`s mir gleich notiert.
      Ganz liebe Grüße aus dem heute sonnig warmen Cley next the Sea
      Klausbernd und seine munteren Buchfeen Siri und Selma

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  10. An excellent reblog! But what I really enjoyed was the discussion. Thank you…

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    • Dear Clan Mother,
      thank you very much for your comment. I always like a discussion about my blogs that`s life, isn`t it?
      Are you able to read German or do you use a translation programme?
      Have a great day. Love from
      Klausbernd and his Bookfayries Siri and Selma

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  11. I love John Constable a lot too. I also love Turner’s paintings! When I was visiting London a while ago, I went to see Turner’s & Constable paintings in a museum!! Spread the word about him! yeah!!

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    • Well, Turner had unbearable character but I love his pictures too. He was one of the first foreign artists who were intrigued by Goethe`s „Theory of Colour“. In June Dina and me want to visit Constable country not that far from here in Suffolk.
      Thanks for your comment
      Klausbernd

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